alles nur persönliche meinungen, aber immerhin basierend auf "ich mach das seit peinlich langer zeit beruflich"
- 2 gitarren haben fast immer mehr bite und wumms als 4 oder 6 oder whatever
- weniger gain ist mehr. wenns nur einen satz gibt, den man sich aus der liste merkt, dann den. klar solls kreischen und drücken, aber trotzdem: ab einer gewissen menge an gain gehen einfach die transienten im attack hops. und die emotion leider auch. mit einer nur semi-highgain gitarre, kann dir ein guter gitarrist ein riff "wütend" spielen. feinheiten wie britisch schmuddelig über mehrere totgedämpfte seiten schlagen, um einer single note mehr attitude zu geben. lauter solchen sachen. die alle ab ungebremsten highgain einfach im weissen rauschen der zerre untergehen.
- absolut mächtige attitude kontrolle ist ein eq vor der zerre, insbesondere im bassband. wenn du vor der zerre dick bässe rein- oder rausdrehst, die du dahinter wieder ausgleichst, verändert sich das zerrverhalten radikal. da kann man grossartig das verhalten und den charakter von palm mutes radikal verstellen und an einen part anpassen, von stoner-dröhn-obwohl-gitarre-gar-nicht-so-bassig bis zu ultra-präzise-obwohl-viele-bässe im signal, einfach weil man den pre-zerr-eq mit post-zerr-eq wieder ausgleicht
- je unterschiedlicher die sounds links rechts sind, desto breiter wirkts, und desto schmackhafter fürs ohr und interessanter fürs unterbewusstsein wirds. man ahnt gar nicht, wie extrem diese unterschiede sein können, und sich dann doch bei gedoppelten parts in der wahrnehmung wieder zu einer einheit verbinden. die meisten wechseln gerade mal den pickup, vielleicht gar den amp, aber ich hab auch schon mal einer klassischen zuviel-gain-mesa-gitarre genau den fehlenden biss und ungewöhnlichkeit geben können, indem auf der anderen seite eine direkt-ins-pult-gitarre, die fast nur aus überbrummter tapezerre bestand spielte - und trotzdem wirkte es im gesamtkontext eigentlich nur wie ne mesa-highgain-gitarre. das gehirn ist da sehr komisch. also auf jeden fall laute empfehlung: heftigere unterschiede zwischen links und rechts wagen
- immer clean und DI mitnehmen. DI benutze ich so gut wie nie, aber ich habe in meinem setup auch immer nen schlichten fender vibrochamp laufen, der mehr oder weniger gar nicht in der lage ist, zu zerren. das ist dann einfach ein agreeable clean guitar tone. und der kann im mix super nützlich werden - gitarren wirken bisschen zu unkonkret? bisschen das cleane signal beigeben und zack, hat man wieder wunderbar greifbare attacks. kann man dann auch mit radikal eq fahren, etwa nur massiv tiefbass von der cleanen spur, und auch nur die attacks (also release mit transient designer wegputzen).
- du hast den bass zwar schon genannt, aber gehört hier trotzdem hin: die unterschätzteste gitarre im brett-breitwand-sortiment, ist der bass. ein cool gezerrter bass macht ein riff erst so richtig böse. muss halt, wenn viel zerre, super präzise die grundtöne des riffs doppeln und auch alle palm mutes etc mitmachen.
- wenn der bass schon ohne mutes so den standard-sustainbass spielt, kann man den bass auch mal als links-rechts-gitarren-pimping genauso gedoppelt links und rechts einspielen. so ziemlich der einzige fall, bei dem ich von der 2-sind-fetter-als-4 regel abweiche. und übrigens auch hier wieder: weniger gain ist mehr.
- die ganze baggage auf nem bus mit tapeplugin verheiraten tut manchmal auch gut, wenn man denkt "ok, war doch bisschen zu experimentell".
- phasen, phasen, phasen. es ist zwar ätzend, aber in dem moment, wo man in irgendeiner form mit multichannel eine gitarre aufnimmt, sind besser alle phasen blitzsauber aufeinander, oder man kanns vergessen. das ist zwar eine stinklangweilige weisskittel-arbeit mit exakt null tontechnischem sexappeal, aber wenig macht klanglich mehr aus als saubere phasen.
- wenn mal gar nix geht und es irgendwie einfach nicht zur wand werden will, hilft manchmal etwas, was man instinktiv eigentlich eher nicht macht: einfach ne dritte gitarre in der mitte. komplett unspektakulär, aber manchmal der kürzeste weg von "da spielen gitarren links und rechts" zu "es ist eine wand".
disclaimer: wenn eine post weiter jemand das exakte gegenteil behauptet, stimmt durchaus auch das. das schöne am erstellen von schönen gitarrenwand-gemälden ist ja gerade, dass unendlich viele wege nach rom führen können
deswegen eben: nur ne persönliche meinung.
Irgendwas verschweigen die alle! Oder sollte man den Mix doch mal durch einen PREQ-73 jagen, wie Lasse Lammert es gesagt hat?
