Es ist aber jetzt nicht unbedingt so, dass die Likes in den ganz vielen Fällen von "Dienstleistern" mit Sitz in Bangladesh gekauft wurden. Es stellt sich ja relativ schnell für den Zuschauer raus, ob ein Video sehenswert oder der totale Schrott ist. Viel wichtiger ist die Maschinerie dahinter. Werbung, Verkaufstaktiv, Präsentation.
Ein sehr gutes Beispiel, wie es richtig funktioniert, machen die Herrschaften von einem sehr bekannten Kanal, der sich mit Knieschmerzen und Co. beschäftigt. Dort gibt es Physio-Tips. Die Taktik? Reißerische Clickbait-Titel, jedoch sympathisches und vertrauenserweckendes Auftreten und das Zeigen von Übungen, die erwiesenermaßen was bewirken. Dazu subtile Hinweise auf einen Premium-Bereich; das nicht aufdringliche Angebot eigener Produkte ("Nimm dir ein Buch zur Hand oder kaufe unseren Knieretter. Das sind kleine Investitionen, die sich wunderbar auszahlen!..."); das anpreisen der gezeigten Übungen als eigene Kreationen; das Bilden eines Netzwerkes mit der stark kostenpflichtigen Ausbildung anderer Physiotherapeuten... Dass viele der Übungen allerdings zusammengerafft sind und schon vorher existierten, fällt im Regelfalle gar nicht auf. Ja, sie wirken - gerade bei jemandem, der 20 Jahre lang auf dem Sofa saß und sich von Chips ernährte. Und was passiert? Auf einmal sind die Herrschaften die heiligen Gesandten, welche die Schulmedizin auf den Kopf stellen mit ihren Lehren der Weisheit. Aber gut, der Rubel rollt. Und das nicht zu wenig.
Ich habe mal wieder weit ausgeholt, aber zusammengefasst will ich eigentlich nur sagen, dass das Abschaffen des Like/Dislike Verhältnisses mal absolut gar nichts bewirkt, außer dass ich jetzt ein Video 5 Sekunden länger anschauen muss, um es für mich als kacke zu bewerten.