Mit "Kunst" oder "Nicht-Kunst" sollte man bei sowas nicht argumentieren. Es geht ja um Popmusik, und Popmusik ist nie (und war auch nie) in dem Sinne Kunst, sondern immer Unterhaltung.
Das ist, mit Verlaub Quark.
1.) Wer sagt, dass Kunst nicht unterhaltsam sein kann/darf? Arnold Schönberg hatte als junger Typ lange auf Gustav Mahler eingedroschen, weil er dessen Musik für irgendwie zu eingängig hielt. Dann hat er sich eine Aufführung einer Mahler Symphonie angesehen und als er rauskam hat er geschrieben: "Wenn mich eine Musik derart bewegt, dann kann sie wohl doch nicht so schlecht sein."
Ich sehe das so: *jede* gute Musik ist unterhatsam. Manche Sachen wirken sofort (wie einfache, gute Songs) andere (wie Noise oder 12-Ton Kram) muss man erst konzentriert anhören, durchdenken und verstehen. Aber dann kann auch John Cage richtig Spaß machen.
2.)Popmusik hat sich *immer* als Kunst verstanden. Dass sie auch als gefälliges Produkt am Fließband produziert wird, ist eben so. Es gibt ja auch Mutter Küche und Mac Donalds.
Wenn sich viele Leute durch einen Track unterhalten fühlen, scheint der ja irgendwas richtig zu machen.
Genau: er hat Erwartungshaltungen befriedigt, Standards eingehalten und sich professionell vermarkten lassen.
Popmusik ist doch eh voll von Wiederholungen - so richtig musikalisch gut ist doch kaum was. Weder in den Charts noch im Underground oder sonst wo. An erster Stelle steht immer ein bestimmtes Lebensgefühl, das der jeweilige Track propagiert (das kann Pop nämlich hervorragend!). Das war schon immer wichtiger als eine interessante Harmonik oder irgendwelche vertrackte Synkopierungen.
Akademische Musik kann auch voller Wiederholungen sein. Es gibt ein symphonisches Stück namens Zikkurat von einem Estnischen Komponisten, dessen Namen mir leider entfallen ist, das besteht bei 2 Stunden Spielzeit nur aus einem immer wieder gespielten B-Dur Akkord.
Es geht in der Musik im 21. Jahrhundert nicht mehr darum, irgendwie vertrackt oder kompliziert zu sein. Es geht darum, *alles* zu tun, um eine künstlerische Idee so perfekt umzusetzen wie möglich.
Aber dafür müsste man an erster Stelle den Musikgeschmack anderer Leute zu respektieren lernen - auch wenn man ihn nicht teit.
Wenn ich den Geschmack der Leute nicht teile, dann kann ich ihn zwar respektieren aber nicht bedienen. Ich kann nur so tun, als würde ich das gut finden, was ich ihnen vorspiele aber ich will absolut gar nicht, dass mir jemand auch nur 10 Minuten lang was vorspielt, das er selber nicht gut findet. Und ich halte es für eine Frechheit und einen eklatanten Mangel an Respekt, wenn jemand das versucht.
Denn das bedeutet nichts anderes, als dass er versucht, das Publikum für blöd zu verkaufen, um die Gage einstreichen zu können, die ihm/ihr in dem Fall absolut nicht zusteht.