weiter "vorne" Sprechen/Singen ?

[Heelie]

Hallo Gemeinde,

zur Zeit liegt meine Musikkarriere ja "brach"

Aber ich plane schon ein "Comeback" ....und damit ihr nicht mehr so an meinem Gesang rumnörgelt beschäftige ich mich gerade viel mit Phonetik und Klangerzeugung, Stimme...und so weiter ....

Also dachte ich mir, erst das Fundament, dann das Haus bauen...ich beschäftige mich daher seit ein paar Monaten mit dem SPRECHEN.....wie hieß diese englische Methode...."SpeechToSinging"...oder so.

Ich hab viele interessante Dinge rausgefunden. Zum Beispiel, dass die Berliner in Sachen "vorne Sprechen" (also Klangerzeugung weit vorne im Mund) die Meister in Deutschland sind und daher, zum Beispiel, die meisten Synchronsprecher aus Berlin kommen.

Kurze Rede langer Sinn...ich bin Sachse
Ich spreche also weit hinten. Das wirkt beim Singen...und auch beim Sprechen....wie ein Widerstand, macht die Stimme weinerlich (Stichwort: Olaf Schubert). Erst vor kurzem, hab ich rausgefunden, dass singen eigentlich ganz einfach sein kann und nicht unbedingt mit Anstrengung verbunden sein muss. Ich rutsche aber oft noch nach hinten und ich hab auch das Gefühl, ich hab noch nicht den "vordersten Punkt" erreicht....

Gibts erfahrene Sänger und Sängerinnen, die einige Übungen kennen mit denen man seine Stimme weiter vor holen kann?

MFG
Heelie

 

[randy]

naja, mir wurde immer beigebracht, bewusst vor dem Mund zu singen.
Also der Ton sollte imaginär vor dem Mund entstehen.

Man nennt das glaube ich, "in die Maske singen".

Viel Errrrrrrrrrrfolg!

Rrrrrrrrandy

 

[Eleusis]

du musst beim "in die Maske singen" die Resonanzräume im vorderen Kopfbereich nutzen. Eine gute Übung dafür ist den Gaumen hochzustellen um zumindest im Mundbereich mehr Platz zu schaffen und dem Klang die Möglichkeit zu geben, die Räume zu nutzen. Schau dir am Besten mal den Querschnitt des Kopfes an und werde dir bewusst, wieviele Räume dort sind, die mitschwingen können. Als gute Übung hilft dabei mit der Hand eine Bewegung vom Kopf weg zumachen, wie z.B. eine imaginären Dartpfeil von der Stirn wegzuwerfen wenn du einen Ton singst. Ist zwar sehr gewöhnungsbedürftig, aber hilft.

 

[Heelie]

Danke euch erstmal für die Tipps das werd ich testen!

 

[Soares]

1.) Küsschen geben - kein Witz. Immer wieder die eigene Hand küssen und dazwischen Sätze sprechen. Mundstellung zwischen Küsschen geben und Sprechen nur soweit als nötig verändern

2.) Zitat aus meinem Sprachaufnahmenartikel hier auf hr:

b) Man nehme einen Apfel, setze sich in aufrechter Haltung auf einen Stuhl (achte dabei besonders auf eine gerade Halswirbelsäule) und esse den Apfel. Während des Kauvorganges stoße man absonderliche Laute aus: Mnaaaahm, mnaaaaahm, mneeeehm, mneeeehm,... bis alle möglichen Vokale (offen und geschlossen) durchgearbeitet sind. Dann fange man von vorne an, bis der Apfel im Wanst verschwunden ist. Man mache diese Übung alleine oder im Kreis von Gleichgesinnten. Die Beziehung zu nicht in stimmliche Arbeit verwickelte aber anwesende Menschen könnte sonst Schaden nehmen, denn eine wiederkäuende Kuh sieht im Vergleich zum Übenden wie Einstein aus. Toll, um die Stimme richtig in Fahrt zu bringen. Außerdem lassen sich sämtliche Vokale perfekt üben.

Das bringt unglaublich viel.

Liebe Grüße,

Soares

 

[Heelie]

Hey Soares!

Guter Tipp danke....das mit dem Küsschen geben funktioniert ja Prima!

mal sehn, ob ich noch nen Apfel finde

 

[Astronautenkost]

Zum Beispiel, dass die Berliner in Sachen "vorne Sprechen" (also Klangerzeugung weit vorne im Mund) die Meister in Deutschland sind und daher, zum Beispiel, die meisten Synchronsprecher aus Berlin kommen.

Da gibt es keinen Zusammenhang. Da gibt es auch viele Zugereiste. Das hat einfach mit der großen Anzahl an Synchronstudios zu tun. Das ist in München ähnlich. Es gibt Berlin und München eine große Dichte an Schauspielern wegen der vielen Theater und Filmproduktionen. In Köln hat sich da auch viel getan und Hamburg ist auch noch sehr aktiv.

 

[Heelie]

artcore schrieb:

Zum Beispiel, dass die Berliner in Sachen "vorne Sprechen" (also Klangerzeugung weit vorne im Mund) die Meister in Deutschland sind und daher, zum Beispiel, die meisten Synchronsprecher aus Berlin kommen.

Da gibt es keinen Zusammenhang. Da gibt es auch viele Zugereiste. Das hat einfach mit der großen Anzahl an Synchronstudios zu tun. Das ist in München ähnlich. Es gibt Berlin und München eine große Dichte an Schauspielern wegen der vielen Theater und Filmproduktionen. In Köln hat sich da auch viel getan und Hamburg ist auch noch sehr aktiv.

Achso. Dann war das wohl ne Fehlinformation. Trotzdem sprechen die Berliner aber von Haus aus sehr klar und hell, was sie ziemlich forsch und frech wirken lässt.....ja gut so hab ichs gelesen...aber man soll ja nicht alles glauben was man liest.

Empfinde ich aber auch so.

 

[DaddyDufte]

Grins' mal beim Sprechen (Mund in lach-Stellung)! merkst'e och schon watt.

 

[marcoustic]

Hi Heelie,

die Tips, die hier gegeben werden, sind zwar alle nicht schlecht, doch solltest Du unbedingt mal ein paar Stunden bei einem guten Gesangspädagogen buchen.
Ohne eine professionelle Kontrollinstanz kann das Üben auch gerne mal nach hinten losgehen.
Zu oft trainieren sich Hobbysänger ohne fundierten Unterricht falsche Muster an.

Wenn Du mir die Fahrt bezahlst, komm ich auch nach Sachsen.

Grüße

Markus

 

[Heelie]

Hey Marcoustic,

beim singen bin ich noch gar nicht......ich bin erstmal beim Sprechen.

Nach etwa 30 minuten Lese- und Stimmübungen klingt meine Stimme klar und hell, dadurch dass ich mir die Phonationsatmung schon vor vielen Monaten mühsam antrainierte (..und mich wunderte, dass das mit dem Singen trotzdem noch so schwer geht), hab ich auch genug Druck in der Stimme.

Es ist ein klarer Fall...das Einzige was mich bremst, ist das ich viel zu weit hinten im Mund spreche, dadurch oft ins Pressen gerate und viel zu viel Halsspannung aufbaue.

Diese wirklich beschissene Angewonheit loszuwerden wird mich sehr sehr viel Übung kosten. Ich falle oft zurück ins alte Muster. Das ist so eine Gradwanderung zwischen -notwendiger Spannung- und -Entspannung-, und nur wenn dieses Verhältnis stimmt, kommt meine Stimme nach vorne und bekommt einen angenehmen Klang.

Sollte ich das irgendwann mal beherrschen, würde dem Singen nichts mehr im Wege stehn, davon bin ich überzeugt. Ich merke es ja auch. Wenn ich nach dem Üben singe geht das locker vom Hocker. Da bremst nix mehr und es ist ein sehr angenehmes Gefühl. Aber soweit bin ich glaub ich noch lange nicht...

 

[Fabs]

hi!

ich weiß nicht obs schon gesagt worden ist, aber: Überartikulieren. Sprich deinen Text zuerst 2,3 mal durch indem du extrem überartikulierst. Danach sings mal (nicht zu überartikuliert, aber einfach mit sehr deutlicher aussprache). Du wirst sehn, das funktioniert ganz gut

lg

 

[Fabs]

Hey, noch was! Ich weiß nicht, ob das jetzt alles zum weiter-vorne-singen (mit dem ich auch öfters zu kämpfen hab), aber ich schreibs einfach mal:
Hab mir grad ein paar deiner Songs anghört. Die sind ja prinzipell gut, da brauchma nix reden. Aber der Gesang klingt irgendwie immer so "kabarett"-mäßig, als ob absichtlich versuchen würdest, den Text lustig zu singen. Ist das beabsichtigt? Und: Deine Stimme klingt ein bisschen so wie der eine Sprecher bei Stefan Raab mit der lustigen Stimme.
Weiters fällt mir auf, dass deine Stimme zwischendurch ein bisschen heißer klingt!
Und eines frag ich mich noch: Du singst sehr tief, warum hast du da Probleme mit Pressen? Das muss man doch gar nicht bzw kann man gar nicht pressen!

lg,
fabs

 

[Heelie]

Fabs schrieb:
hi!

ich weiß nicht obs schon gesagt worden ist, aber: Überartikulieren. Sprich deinen Text zuerst 2,3 mal durch indem du extrem überartikulierst. Danach sings mal (nicht zu überartikuliert, aber einfach mit sehr deutlicher aussprache). Du wirst sehn, das funktioniert ganz gut

lg

Den gleichen Effekt hat das Sprechen mit einem Korken im Mund. Das hab ich jetzt über einen Monat jeden Tag mindestens 15 min. gemacht und es hat mir sehr geholfen was das "deutliche Artikulieren" angeht. Aber davon allein kommt die Stimme nicht nach vorne.

Hey, noch was! Ich weiß nicht, ob das jetzt alles zum weiter-vorne-singen (mit dem ich auch öfters zu kämpfen hab), aber ich schreibs einfach mal:
Hab mir grad ein paar deiner Songs anghört. Die sind ja prinzipell gut, da brauchma nix reden. Aber der Gesang klingt irgendwie immer so "kabarett"-mäßig, als ob absichtlich versuchen würdest, den Text lustig zu singen. Ist das beabsichtigt? Und: Deine Stimme klingt ein bisschen so wie der eine Sprecher bei Stefan Raab mit der lustigen Stimme.
Weiters fällt mir auf, dass deine Stimme zwischendurch ein bisschen heißer klingt!
Und eines frag ich mich noch: Du singst sehr tief, warum hast du da Probleme mit Pressen? Das muss man doch gar nicht bzw kann man gar nicht pressen!

Die lustige Stimme entsteht durch den Widerstand, der widerum entsteht dadurch, dass ich eben den Klang zu weit hinten im Mund bilde und zu sehr mit dem Hals arbeite...und zum Anderen hab ich vielleicht einfach ne lustige Stimme....Es gibt halt Menschen die haben ne lustige Stimme, zum Beispiel Santiago Ziesmer der Synchronsprecher von SpongeBob oder Jan Odle (Will Smith), Jürgen Thormanns Stimme find ich auch irgendwie lustig. Aber ne "Außergewöhnliche Stimme" kann man ja auch als Vorteil betrachten.

Und dadurch entsteht auch das Pressen auch wenn ich sehr tief singe. Ich würde mal sagen ich bin ein ziemlich schwerer Fall mit ziemlich ungesunden Sprech-/ Singgewonheiten. Im Laufe der Zeit hat sich dadurch auch die leichte chronische Heiserkeit gebildet. Die Allerdings stört mich überhaupt nicht, im Gegenteil! Kennst du Christian Brückner? (spricht Robert de Niro)...ich finde diese rauhe, heisere Stimme absolut genial. Kommt gut bei den Frauen

Ich bin weiterhin fleißig am trainieren...zur Zeit les ich den ganzen Tag Bücher oder Zeitschriften laut vor und ich denke ich hab schon gute Fortschritte gemacht.

 

[Visia]

Hallo Tach,
bin Berufssprecher und kann das mit Berlin eher nicht bestätigen.

Berliner sprechen eher hinten ums Zäpchen rum,
schwer, weg zu trainieren.

Probiere einfach alte Sprecherziehungstricks:

MaMeMiMoMuMäMöMüMeiMeuMau

Das Dingen mit allen Konsonanten runtersprechen:
Also PePePiPo....
KaKeKiKoKu...FaFeFi und so weiter.

Einen Korken zwischen die Schneidezähne und sich selbst
was vorlesen.

Viel Hochdeutsch hören und gezielt Worte NACHSPRECHEN
dabei alles mitschneiden zur Kontrolle.

Wäre ein Anfang...

Viel Spaß
Gruß

 

[captureman]

Hallo,

insgesamt finde ich den Ansatz erst mal richtig Sprechen zu lernen und dann aufs Singen umzustiegen ganz interessant.

Es wurden auch einige sehr nützliche Tipps hier eingebracht, ABER:

Als Sprecherzieher und Berussprecher kann ich dazu nur folgendes sagen:

1. Nimm Dir / nehmt Euch wirklich einen erfahrenen Trainer. Nur er oder sie kann wirklich ermessen, ob die Übungen korrekt ausgeführt werden und keine falschen Muster antrainiert werden. (die alten muster sind ja schon hinderlich, niemand braucht also auch noch neue)
Das [g=94]Feedback[/g] von jemandem Dritten ist enorm wichtig. Selbst wenn alle Übungen korrekt ausgeführt werden, kann die übende Person meist am Anfang noch keinen Unterschied hören, geschweige denn hören, ob es jetzt richtig klinkt.

Ein Beispiel:

Immer wieder wird diese Korkenübung zitiert. Diese hat auch in gewissen Grenzen ihre Berechtigung. Jedoch beißen viele zu fest auf den Korken und das sorgt für eine Vespannung der Kiefermuskulatur, welche den Nutzen der Übung nicht rechtfertigt, sondern eher schadet.
Erfahrene Logopäden lassen deshalb inzwischen den Korken weg und lassen den Daumen nehmen. Wenn man dann darauf beisst, tut es weh, wenn es zu fest ist.
Wiederum andere lassen die Übung ganz weg, denn

2. Jeder Mensch ist verschieden und nicht jede Methode ist für jeden geeignet. Wenn z.B. jemand mit der "Maskenvorstellung" gut arbeiten kann, warum nicht. Bestimte Leute können weniger mit Vorstellungen arbeiten und brauchen etwas Konkretes. Auch hier kann, wenn man ohne Anleitung irgendwelche Übungen macht, schnell die Frustrationsgrenze erreicht sein, man denkt: "Ich kann diese Übung nicht, also kann ich auch nicht Sprechen/Singen lernen".

Ein erfahrener Trainer oder eine Trainerin wird sich erstmal die Person genau angucken und dann entscheiden, welche Übungen sinnvoll sind. Oder hättet ihr gedacht auch mal an eure Füsse zu denken, oder Übungen für die Körperhaltung zu machen, wenn ihr euren Gesang, eurer Sprechen verbessern wollt? Nein? Der Trainer/ die Trainerin schon.

FAZIT: Wenn Ihr ein Instrument lernt, ist es wichtig einen Lehrer zu haben. Das leuchtet jedem bei Klavier oder anderen Instrumenten ein. Warum nicht bei Gesang und Sprechen? Die Stimme IST ein Instrument!