Verzerrungen bei Handheld-Aufnahmen mit binauralem Mikro

[Murmeltier]

Hallo zusammen,

bin so langsam am verzweifeln, da ich dieses Problem leider nicht in den Griff bekomme. Ich habe mir einen Handheld-Rekorder gekauft, den Zoom H5. Dazu ein binaurales InEar-Mikrofon, das Roland CS-10EM (http://www.roland.com/products/en/CS-10EM/index.html#products-tab-03). Ich will damit Autofahraufnahmen machen und Abgasanlagen aufnehmen. Und zwar möglichst unverfälscht. Leider scheint das nicht so einfach zu sein bzw. ich bekomm's nicht hin. Ich habe schon mit den verschiedensten Settings gespielt (Input Level, Limiter, Compressor, Low Cut), aber leider habe ich immer Verzerrungen/Fehler, selbst wenn ich die Pegelspitzen bei deutlich unter -12 oder -6dB liegen.

Ich habe einige Aufnahmen zurecht geschnitten, so dass ihr hören könnt, was ich meine. Sind meines Erachtens Verzerrungen bei relativ tiefen Frequenzen. Hier der Link zu den OGG oder WAV-Dateien, je nachdem, was euch lieber ist. Die Original-Aufnahmen sind mit 48kHz und 24bit gemacht.

https://www.dropbox.com/sh/h6t6zua3cj1x4et/AAAPD6LEvjzsJWoRHbo0jKzna?dl=0

In den Dateinamen der Aufnahmen habe ich die Aufnahmeparameter integriert:
IL steht für Input Level. Meist habe ich mit niedrigen Input Level zwischen 3-5 gearbeitet. Der Zoom regelt von 1-10.


C2 = Compressor-Einstellung Vocal des Zoom H5 -> Threshold -8,4. Ratio 16:1. Ausgangspegel 0dB. Attack: 1,8ms. Release: 8,7ms.
L2 = Limiter-Einstellung Concert des Zoom H5 -> Threshold -13,8. Ratio 32:1. Ausgangspegel +1,2dB. Attack: 1,9ms. Release: 8,5ms.
LCxxx = Low Cut vom Zoom H5 -> wobei xxx die eingestellten Hz sind, also z.B. 115Hz.
Wenn die Datei nur ILx heißt, habe ich weder Limiter, Compressor oder Low Cut verwendet, also das pure Signal.

Könnt ihr mir sagen, was ich falsch mache und woher die Verzerrungen/Fehler kommen? Liegt das am Mikrofon, am Zoom H5 oder an den Einstellungen? Was kann ich besser machen?

Ich habe auch einen Roland R-05 Handheld derzeit da und damit ebenfalls getestet...damit gelingen mir die Aufnahmen noch um einiges schlechter.

Wäre schön, wenn ihr euch die eine oder andere Aufnahme mal anhören und mir Vorschläge machen könntet, was ich ändern soll. Bin ahnungslos und wüsste nicht, was ich noch machen kann.

Vielen Dank schonmal!

Murmeltier

 

[Steffi_Weigelt]

C2 = Compressor-Einstellung Vocal des Zoom H5 -> Threshold -8,4. Ratio 16:1. Ausgangspegel 0dB. Attack: 1,8ms. Release: 8,7ms.
L2 = Limiter-Einstellung Concert des Zoom H5 -> Threshold -13,8. Ratio 32:1. Ausgangspegel +1,2dB. Attack: 1,9ms. Release: 8,5ms.
LCxxx = Low Cut vom Zoom H5 -> wobei xxx die eingestellten Hz sind, also z.B. 115Hz.

Weißt du, was du da tust??? Ich habe da so meine Zweifel...

 

[Murmeltier]

Nein, natürlich nicht. Ich kennen mich mit Audio-Dingen nicht aus, deshalb frage ich ja hier nach Rat. Aber wenn Du mir etwas weiter helfen würdest und mir erklärst, warum Du Zweifel hast, würde mir das helfen.

Ich kann Dir aber erklären, warum ich dachte, dass diese Einstellungen passen könnten:
Low Cut: Die Verzerrungen treten u.a. bei tiefen Frequenzen auf, daher dachte ich, dass es hilft, diese raus zu nehmen.
Limiter: Der Zoom hat 3 Limiter-Einstellungen. Ich habe die gewählt, die die kürzeste Attack- und Release-Zeit hat, da die anderen beiden Limiter mit einer Release-Zeit von ca. 400-500ms arbeiten...dachte, so können sehr kurze Störgeräusche über dem Threshold rausgefiltert werden. Der Threshold von -13,8dB bedeutet soviel ich weiß, dass bei -13,8dB Schluss ist und alles darauf "runtergedrückt" wird.
Compressor: Macht leise Töne lauter, laute leiser und nimmt Dynamik raus. Bei hohen Lautstärken funktioniert er wie ein Limiter, nur die Ratio ist niedriger, also regelt er wohl nicht so stark runter wie ein Limiter..so meine Denke.

Ich dachte ja, ich müsste weder Limiter, Compressor noch Low Cut verwenden, aber mir ist es nunmal nicht gelungen, störungsfreie Aufnahmen zu machen.

 

[AndiPaulo]

Wahrschweinlich zerrt schon die Mikrokapsel, da kann man mit Aussteuern auch nix retten.

Mir hat mal einer erzählt daß er bei ner Unimog-Aufnahme ähnliche Probleme hatte. Das Problem waren laute Fahrzeugresonanzen die aber nicht hörbar waren weil sie unter 20 Hz lagen. Der Trick wird im Fahrzeugdesign wohl öfters angewendet: wenn was dröhnt leg es in den unhörbaren Bereich.

Ich hab mal während einer Aufnahme ne Tür mit Glasfüllung zugemacht, ich hab gesehen wie die Füllung schwingt (10 Hz oder tiefer), hab nix gehört und die Mikros ham zu viel gekriegt.

Nicht alles was laut ist kann man auch hören.

 

[Murmeltier]

Danke schonmal! Ja, denke auch, dass es die tiefen Frequenzen sind. Habe mir gerade das Frequenzspektrum angeschaut der Problemstellen und die liegen meist zwischen 20 und 50Hz. Müsste dann nicht der Low Cut helfen? Tut er ja aber leider auch nicht, wie an den Aufnahmen IL4_C2_LC115 und IL4_L2_LC237 zu erkennen.

 

[AndiPaulo]

Lowcut und Limiter sitzen hinter dem AD-Wandler, wenn´s im Mikro zerrt (und nicht im Geräte-Input) können die auch nix bewirken. Da kann nur ein Mikro helfen das mehr Pegel verträgt.

 

[Murmeltier]

Ah, ok, danke Dir! Dann schau ich mal, ob ich ein binaurales Mikro finde, das mehr verträgt. Kann ich das anhand der Spezifikationen erkennen oder kann man sich darauf nicht verlassen? Habe ja das Roland CS-10EM und laut Spezifikation hat es ein Spektrum von 20-20.000Hz. Dann muss ich mal schaun, ob's binaurale InEars gibt, die tiefer können.

Ein US-Magazin macht Fahraufnahmen ebenfalls mit binauralem Mikro, und da scheint es beim selben Fahrzeug keine Probleme zu geben:

 

[AndiPaulo]

Habe ja das Roland CS-10EM und laut Spezifikation hat es ein Spektrum von 20-20.000Hz. Dann muss ich mal schaun, ob's binaurale InEars gibt, die tiefer können.

Nee, um den Grenzschalldruckpegel geht´s, der sollte möglichst hoch sein.

 

[Murmeltier]

Danke AndiPaulo! Finde den Grenzschalldruckpegel des Roland Mikrofons nicht. Hat die Open Circuit Sensitity damit etwas zu tun (Open Circuit Sensitivity: -40 dB 1v/Pa)? Finde es schwierig, die Bedeutung und die konkrete Auswirkung für die Praxis aus den Erklärungen im Web herauszulesen...

Bin über den Soundman OKM gestolpert:
http://www.soundman.de/products/okm-ii-studio-rock/
http://www.soundman.de/deutsch-okm-technik/

Müsste es damit besser funktionieren? Der SPL scheint ja recht hoch zu sein...

Ist ja ziemlich kompliziert alles...dafür, dass ich "nur" Fahrgeräusche aufnehmen will Aber macht Spaß, sich da einzulesen

 

[mikroguenni]

...Hat die Open Circuit Sensitity damit etwas zu tun (Open Circuit Sensitivity: -40 dB 1v/Pa)? Finde es schwierig, die Bedeutung und die konkrete Auswirkung für die Praxis aus den Erklärungen im Web herauszulesen...
...

Moin,
-40dB bedeutet eine Empfindlichkeit von 10mV/Pa, also 10mV Ausgangspegel bei 94dB Schalldruckpegel.

Frage: wo und wie hast Du das Mikrofon angeschlossen?

 

[Murmeltier]

Servus mikroguenni,

danke für die Erläuterung!

Das Roland-Mikrofon habe ich direkt an den Mic/LineIn-Eingang des Zoom H5 angeschlossen ( http://www.musik-produktiv.co.uk/pic-010074699_03xxl/zoom-h5_03xxl.jpg ).
In den Einstellungen habe ich die Plugin-Power aktiviert.

Ich habe nun mit meinem t.bone SC400 Großmembranmikro ( https://www.thomann.de/de/the_tbone_sc400_grossmembranmikro.htm ) vorhin eine Vergleichsaufnahme gemacht. Das SC400 habe ich dazu ebenfalls an den Zoom H5 angeschlossen. Für die Aufnahme habe ich mich ins Auto gesetzt und einfach nur die Türe geschlossen. Man hört, dass das SC400 damit gut klar kommt, das binaurale In-Ear Mikrofon dagegen nicht.

Hier das In-Ear Mikrofon mit niedrigem Input Level 2 ohne Limiter, Compressor, Low Cut: https://www.dropbox.com/s/lianm1u8eybovtm/LR_IL2.wav?dl=0

Jetzt das SC400 am XLR-Eingang des H5 mit Input Level 4: https://www.dropbox.com/s/ia5gbkvkgae8efj/SC400_IL4.wav?dl=0

 

[mikroguenni]

Moin,

das In-Ear Mikrofon ist an einen einfachst - Mikrofoneingang mit Plug-In Power angeschlossen, das heißt das nur 2.5V für die Versorgung des Mikrofons zur Verfügung stehen. Damit lässt sich ein Mikrofon kaum vernünftig bzw. verzerrungsfrei betreiben.
Das SC400 wurde wohl am XLR Eingang mit aktivierter 48V Phantomspeisung betrieben, da stehen dann intern mindestens 20V für eine vernünftige Aussteuerbarkeit der Kapsel zur Verfügung.

Evtl. wäre der Adapter http://www.soundman.de/products/a3-adapter-2/ eine Lösung. Der stellt 6V Versorgung für die Kapsel zur Verfügung. Die maximale Ausgangsspannung wird dort mit 1.5V angegeben, das entspräche bei Deinem Mikrofon über 130 dB (rein rechnerisch sogar 137dB).
Der Wert ist etwas davon abhängig wie gut der Arbeitswiderstand zu Deinem Mikrofon-FET passt. Da diese aber ziemlich ähnlich sind, müsste es aber passen. Außerdem gibt es beim Adapter auch noch die "Vordämpfung". Ich vermute mal daß dabei zwischen Verstärkerschaltung und Impedanzwandler Schaltung umgeschaltet wird. Damit ergibt sich eine zusätzliche Sicherheit gegen Übersteuerung.
Ich würde das Teil mal ausprobieren.

Gruß Mikroguenni

 

[Murmeltier]

Hallo Mikroguenni,

vielen Dank dafür!
Ja, mit Deiner Annahme hast Du Recht. Das SC400 wurde am XLR mit 48V betrieben.

Dein Tipp mit dem Soundman A3 werde ich probieren. Habe ihn soeben bestellt...dauert aber wohl 10 Tage, bis ich ihn habe. Danke für den super Tipp! War schon kurz davor aus USA das Sound Professionals MS-TFB-2 Mikro zu bestellen, wäre aber ziemlich teuer geworden...

Bin gespannt und werde berichten!
Danke nochmal!
Murmeltier