schleppender Umstieg von Cubase auf Digitalrecorder

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Also: ich arbeite seit Jahren mit Cubase und finde mich darin und damit sehr gut zurecht. Davor werkelte ich mit einem 4-Spur, später 8-Spur Cassetten-Multitracker. Es war seinerzeit schwer, mich von den Vorteilen digitaler Aufnahmetechnik zu überzeugen, gelang dann aber doch weil ich auf diese Weise auf teure Outboards verzichten konnte.

Seit kurzem bin ich nun im Besitz einer Tascam DP-008 "Workstation", die ich mir ursprünglich holte um während eines halbjährigen Auslandsaufenthaltes Ideen aufnehmen zu können. Was mir in dieser Zeit krass auffiel, und was sich bis heute gehalten hat ist die Erkenntnis, dass ich mit derart puristischem Gerät um ein vielfaches kreativer bin als vor meiner Cubase-Kiste. Seit ich das Ding habe sind ca. 50 "Werke" zustande gekommen, davor waren es vielleicht 2 im Monat, jetzt 8. Und das erinnert mich an die Zeit auf dem Dachboden mit meiner Fostex X-18 Maschine. Seit damals hatte ich bei keiner einzigen Aufnahme mehr von vorn bis hinten "durchgespielt", sondern immer nur Part für Part Songs einem Puzzle gleich zusammengefügt. Wieviel Dynamik dadurch verloren ging höre ich beim Direktvergleich meiner totproduzierten Cubase-Kreationen mit alten oder jetzt den neuen Tracks.

Für mich ist klar: ich wende mich ab von Cubase und nutze es eisern nur noch zum Mastern; möglicherweise steige ich sogar gänzlich auf Wavelab um. Nur: das DP-008 reicht beileibe nicht aus, weswegen ich mit einem Tascam 2488neo liebäugle. Soweit habe ich das Gerät auch verstanden, nur bleiben doch ein paar Fragen, die ich hier vielleicht beantwortet bekomme:

1. Ich bin ein Freund von Mixer-Automation. Das neo hat aber keine Motorfader und, zumindest nach Aussage des nicht wirklich überzeugt klingenden Thomann-Mitarbeiters keinerlei Möglichkeiten, mit Automation zu mastern. Kann man das per Midi-Controller lösen?

2. Wie funktioniert die Einbindung von Midi-Instrumenten, die auf einem Notebook laufen?

Wer hat ähnliche Erfahrungen gemacht?
 
Erstmal Willkommen auf Recording.de

Ich finde Deine Idee sympathisch. Bis der Rechner und Cubase hochgefahren ist, hast Du schon einen Song eingespielt, stimmt's?


Nur: das DP-008 reicht beileibe nicht aus, weswegen ich mit einem Tascam 2488neo liebäugle.
Ich weis nicht, ob Du damit glücklich werden wirst. Deine Ansprüche gehen schon wieder in Richtung Cubase.

Die Möglichkeiten werden komplexer und dadurch wird die Bedienung umständlicher.

Mein Tip wäre, die Kreativ-Arbeit weiter am DP-008 zu machen, die Songs aber in Cubase "nachzuproduzieren". (Mit der erforderlichen Feinarbeit und den Automationen)

Aber das ist Deine Entscheidung.

Zu Deinen Fragen:

zu 1. Ja. Schau mal im Handbuch - auf Seite 104 steht eine Liste mit Fernsteuerbaren Parametern.
http://tascam.com/content/downloads/products/4/E_2488neo_web.pdf

zu 2. Schlecht. Du wirst gerade bei Aufnahmen mit der minimalen Latenz des Notebooks zu kämpfen haben. D.h. Deine Synthsounds stehen (weil sie ein paar Millisekunden zu spät kommen ) "hinter dem Mix". Das merkt man. Ob man Spuren im Tascam im Millisekundenbereich verschieben kann, weis ich nicht.

Lese Dir mal in Ruhe das Handbuch durch, und versuche alle Deine Arbeitssituationen schon mal im Kopf durchzuspielen.

Clemens
 
Ich verstehe das nicht. Beschränke Dich doch erst einmal darauf, Cubase GENAU wie Deinen kleinen Recorder zu verwenden, d.h. Mischpult, einenen 3- Band EQ pro mixer, vielleicht ein Bus mit Hall und gib´s ihm .... es zwingt Dich ja keiner, gleich eine riesen Produktion zu machen. Steht dann der Song, dann kannst Du ihn ja immer noch vernünftig aufnehmen, aber Du kannst doch erst mal 50 Songs wischiwaschi machen, wo ist das Problem ? Wenn Dir das bei Cubase nicht gelingt, weil es zu sehr juckt, sich dann doch daran zu vergehen, dann nehme halt record oder so was.
 
Danke Clemens & Reiner!

Vom Stil her bewege ich mich im Bereich Singer-Songwriter bis Bluesiger Akustik-Rock, Black Keys meets Black Crowes meets Country. Soll heißen dass ich mit Midi nicht wirklich viel am Hut habe, nutze es nur für Drums und Piano. Bis auf wenige Ausnahmen nutze ich nur Akustische Instrumente. Gäbe es einen puristischen Sequenzer den ich auf einem Notebook installiert zur Steuerung des 2488 nebst einiger weniger VST instrumente verwenden könnte? Ist das richtig dass ich dann nach wie vor "ganz normal" auf dem 2488 rumwurste und der Sequenzer sich das "merkt" (also auch Daten vom 2488 empfängt) und später bei der Wiedergabe abspult? Ich kann alte Röhrenamps einmessen, aber Midi ist für mich noch immer eher der Spitzname einer ehemaligen Mitbewohnerin ;)

Kann ich die Latenz nicht durch ein gutes Interface ausgleichen? Ich denke und hoffe schon, dass es auf dem 2488 möglich ist, Parts zu verschieben. Schaue aber mal ins Manual, das gerade den Drucker beschäftigt (jaja, ich steh' auf profanes Papier...)

Das DP-008 ist ein tolles Teil und gerade wegen seiner Einschränkungen fördert und fordert es eine Menge Krativität und Planung bei der entstehung eines Tracks, auch wenn man selbst darauf ersteunlich umfangreiche Editierfunktionen (z.B. Parts kopieren) hat. Endlich mache ich mir wieder einen Spuren- und Ablaufplan! Somit ist dein Vorschlag, beim DP-008 zu bleiben, grundsätzlich gut. Allerdings sind mir 8 Spuren zu wenig, und da ist das 2488 eindeutig von Vorteil.

@ Reiner: Wie Clemens schon richtig gesehen hat: eh die Kuh am laufen ist habe ich vieles schon wieder vergessen (meine Frau nennt mich nicht umsonst "Das Sieb"). Ich stehe manchmal mitten in der Nacht auf und spiele schnell was ein. Cubase ist toll und mir inzwischen sehr vertraut, und genau darin liegt das Problem.

Übrigens, ich bin der Nick - nett habt ihr's hier ;)
 
Naja ich weiß nicht ob du aus dem gerät alle 8 Spuren rauskopieren kannst, weil sonst würde ich dir empfehlen im Gerät aufzunehmen. Die 8 Spuren Rauskopieren in Cubase auf 2 Spuren runtermixen, und wieder auf das Gerät übertragen.
Dann hast du 6 Kanäle + Playback.
Die wieder Voll machen Kopieren dem Playback hinzufügen und das alte ersetzen.
Somit hast du alle spuren in Cubase und kannst da Konformtabel den Mixdown machen, aber kannst Kreativ arbeiten wie früher.
Best of both worlds sozusagen.
 
@Alex

nää, das war damals zu Cassettenzeiten schon immer der Dorn an der Rose...ich will ja den PC am liebsten gar nicht mehr nutzen und wenn, dann eben nur und ausschließlich zum Mastern
 
Ich kann alte Röhrenamps einmessen, aber Midi ist für mich noch immer eher der Spitzname einer ehemaligen Mitbewohnerin

Dann wird der Weg der Fernsteuerung des 2488 NEO ein Weg des Leidens für Dich werden.


Allerdings sind mir 8 Spuren zu wenig, und da ist das 2488 eindeutig von Vorteil.

Aber es bietet - meiner Meinung nach - zu wenig, um darauf eine anspruchsvolle Produktion zu fahren. Gerade wegen der fehlenden Automation.

Gäbe es einen puristischen Sequenzer den ich auf einem Notebook installiert zur Steuerung des 2488 nebst einiger weniger VST instrumente verwenden könnte?

Damit beisst sich die Katze doch wieder in den Schwanz ... Du musst wieder einen Rechner hochfahren, einen Sequenzer starten, Dich in andersartige Strukturen einarbeiten etc.


Kann ich die Latenz nicht durch ein gutes Interface ausgleichen?

In einem gewissen Rahmen geht das. An Windows-Rechnern habe ich ausserdem die Erfahrung gemacht, das Klangerzeuger-Software (z.B. Emulator/Proteus oder KorePlayer) im standalone-Modus schneller sind - sofern sie Asio-Anbindung bieten.
Aber ich habe es mit meinem Win-Laptop noch nicht geschafft, ihn zufriedenstellend als Klangerzeuger in Logic einzubinden (aber es ist mir auch die Arbeit nicht wert - in Logic habe ich alles, was ich brauche)



Ich selbst habe übrigens auch schon öfters überlegt, mir ein Gerät wie das DP008 als "musikalisches Skizzenbuch" anzuschaffen - aber den Mix (und auch manche Einzelaufnahmen) würde ich immer noch am Rechner machen wollen.
Man muss sich halt auch in ein Produktionssystem einarbeiten. Die Möglichkeiten, die eine DAW wie Cubase bietet, sind nicht so leicht in Hardware "nachzubauen" - müssen aber auch bedient werden.

Clemens
 
@Clemens

Das mit der Automation hat sich dann erledgt, dann muss ich das eben per Handarbeit beim Mastern machen - ging früher doch auch, zur Not auch mal vierhändig :) meine Leidensbereitschaft beschränkt sich auf meine Frau.

Den Sequenzer brauche ich eigentlich auch nicht. ich batte vor 15 Jahren mal angefangen, Drumcomputer live mit den Fingern zu spielen und kann das inzwischen sehr gut. Habe demnach auch vor, Drums über ein Korg Pad live einzuspielen, brauche aber als Klangerzeuger ein VST Instrument. Ganz selten auch mal für ein Piano.

Im Prinzip täte es auch ein 2488 MKII...ich brauch' primär Spuren, vor allem um mal verschiedene Varianten antesten zu können. Und wenn schon Automation fehlt, dann müssen eben weitere Spuren herhalten wenn im Song aufwändigeres passiert.
 
Noch ein Tip von mir. Konkurrenzprodukte zum 2488 sind/waren:

Akai DPS24

Roland VS-2480

Yamaha AW-4410 oder AW 2400

Auch wenn diese Teile eher auf dem Gebrauchtmarkt zu finden sind, wäre es vielleicht interessant, zu checken, was mit den Teilen geht.

Das AW-2400 von Yamaha soll z.B. Automationsmöglichkeiten bieten.

Clemens
 
Noch ein Tip von mir. Konkurrenzprodukte zum 2488 sind/waren:

Akai DPS24

Roland VS-2480

Yamaha AW-4410 oder AW 2400

Auch wenn diese Teile eher auf dem Gebrauchtmarkt zu finden sind, wäre es vielleicht interessant, zu checken, was mit den Teilen geht.

Das AW-2400 von Yamaha soll z.B. Automationsmöglichkeiten bieten.

Clemens

Hab jetzt seit gestern das 2488neo, und nach ein paar Stunden Handbuchstudium und ein paar Probeaufnahmen bin ich echt begeistert. Ich kann damit gleichwohl intuitiv, (fast) ohne Limits und schnell Ideen einspielen (was mir ja fast noch am wichtigsten ist) als auch bis ins Detail tüfteln. Auf den ersten Hör sind die Kompressoren in der Masteringsektion z.B. sehr brauchbar, und das bereits in den Voreinstellungen.

Nach 11 Jahren Cubase fehlt mir noch ein bisschen das "point-and-click", aber es hatte was feierliches die beiden 22" Röhren in den Keller zu bringen. Zur Not bleiben ein sehr gutes Netbook und ein gutes Notebook...mal sehen, was die kommenden Monate bringen werden.
 
Ich kann damit gleichwohl intuitiv, (fast) ohne Limits und schnell Ideen einspielen

Freut mich für Dich.

Ich halte es für enorm wichtig, dass man als Künstler eine technische Ausstattung findet, die das eigene Arbeitsprinzip voll unterstützt. Schliesslich wird die Technik für Menschen gemacht, und nicht umgekehrt.

Wie löst Du das Problem mit den Automatisierungen?
Alles von Hand? Klappts gut?

Clemens
 
Nach 11 Jahren Cubase fehlt mir noch ein bisschen das "point-and-click", aber es hatte was feierliches die beiden 22" Röhren in den Keller zu bringen. Zur Not bleiben ein sehr gutes Netbook und ein gutes Notebook...mal sehen, was die kommenden Monate bringen werden.

Für mch wär das nix mehr, ich habe mich jetzt so schön in Cubase eingearbeitet.

Alternativ könnte ich - equipmentmäßig ähnlich reduziert wie Du - auch jederzeit auf meinen Fantom X umsteigen, der hat ja auch 8 Spur MIDI-/Audio-Workstation an Bord, aber das ist so ein Gefummel.

Ich möchte nicht mehr zurück, aber jeder hat seine ideale Produktionsweise und muss selbst entscheiden, womit er am besten klarkommt.

Für manche ist "zurück" ja vorwärts, daher habe ich großen Respekt vor Deiner individuellen Entscheidung.
 
Natürlich lässt sich nicht pauschal sagen dass ein solcher Umstieg jedem nahezulegen sei. Ich für meinen Teil brauche aber tatsächlich fast nur das, was mir die Workstation und meine paar Outboards bieten. Hab gestern und heute mal wieder fast so wie früher gearbeitet und staune über die Resultate - vor allem die, im Kopf und auf dem Papier vor mir.

Wie ich das mit der Automation regeln werde - weiß noch nicht. Entweder über den Sub-Bus oder halt - auch wie früher - mit mehreren Händen. Mehr als Fadefahren brauche ich eh nicht, also keine Patchwechsel oder andere tiefgreifende Modifikationen innerhalb einer Spur. Dafür reichen die 24 möglichen des 2488 allemal, hab bisher in Cubase nix mit mehr als 16 Spuren gehabt (im Schnitt 10).
 

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