RAPPER BRAUCHEN GESANGSKABINEN! oder?

[artvark]

Liebe [g=79]Homerecordler[/g]-Kollegen ,

ich habe mir hier fast alles zum Thema Akustik durchgelesen, wäre euch aber für ein paar spezifischere Tipps sehr dankbar!

Ich bin gerade umgezogen und hatte in meiner alten Wohnung eine (AAAAAAHHHH, Achtung- Ohren zuhalten: "GESANGSKABINE" neeeeiinn, brrrr....)


warum?? wir produzieren Hip Hop (hey, bitte trotzdem weiterlesen, bitte.... nicht diesen aktuellen Scheiß... )
und als Rapper braucht man so ein Teil... das ist doch klar!

war es für mich zumindest....also Gesangskabine aus Sperrholz gebaut, gerade so groß, dass man außer für sich und Platz für das Mic noch etwas Raum für coole Bewegungen mit den Händen hat, sprich 1,5m x 1,5m, die sich nach innen noch durch massiven Schaumstoffeinsatz + eine komplette Noppenschaumstoffverkleidung auf 80% der Originalfläche reduzierten, hieß: nicht mehr ganz so viel coole Bewegungen mit den Händen--> wenn man mit ihnen am Noppenschaum entlanggstreift, macht das immer so eklige Geräusche...

ERGEBNIS: der Sound war toter als Biggie und Tupac zusammen, aber so müssen Rap-Vocals wohl klingen? flow flüssig und Aufnahme trocken wie n Wüstenhuster...

schließlich hatte ich mich über mic und preamp informiert, die waren gut, also muss der SOund ja automatisch top sein

wieso klingen Aufnahmen von Freunden mit Behringer 60€ mic dann besser als meine, trotz FEHLENDER GESANGSKABINE???

mittlerweile habe ich mich mal etwas informiert, etwas Physik aus der Schulzeit nachgeholt , habe als Medienmensch einen Audiokurs an der Uni belegt und mich hier im Forum schlau gemacht...

trotzdem wären ein paar spezifische Tipps von euch dennoch sehr hilfreich...


MEINE SITUATION: 1 Zimmer: 4,70m x 4,70m (22qm), Deckenhöhe 2,53 m, keine Nebenräume

keine Zeichnung, daher Grundriss = Quadrat, oben N= Norden, rechts W= Westen, etc...

im Norden habe ich ein großes Fenster in der Mitte des Raumes, 1, 80 breit,
im Süden die Tür, sonst sind alle Wände glatt... ich genieße den Platz ohne Kabinengruft und werde mir keine reinbauen, um schlechteren Sound zu bekommen, möchte aber schon gut aufnehmen...mein PC ist flüsterleise aufgebaut, ich kann im Raum aufnehmen.

der Schreibtisch mit Monitorboxen steht mittig im N vor dem Fenster, ja, nicht optimal, aber bin ein lichtsüchtiger Mensch und werde ihn da lassen, da ich an ihm auch sonst viel arbeite und Boxen sonst an Nachbarswand stehen..

das Problem ist jetzt: beim Hochindiehändeklatschen flattern die Echos wie ne Morgenlatte nachm Schlüpperausziehn und klingen irgendwie metallischer als n runterfallender Besteckkkasten... ungut

sonst stehen im Raum ein Bett ein Sofa, ein Kleiderschrank ein IKEA Billy und wahlweise 2 oder 3 IKEA Ivar Regale,
es ist ein Teppichboden drinne,
die Nordseite hat jetzt n Rolo überm Fenster + über die komplette Seite Vorhänge, hat schon mal was gebracht

habe Probeaufnahmen gemacht, klingen lebendiger als in meiner alten Kabine, aber sehr nach Raum und doch bei lauteren AUfnahmen doch nach diesen Echos, nicht so krass wie beim Klatschen , aber doch hörbar...

die Frage ist jetzt, nehme ich besser in der Raummitte und optimiere mir den Raum allgemein oder stelle ich mir den Kleiderschrank in eine Ecke und optimiere den mit restlichem Noppenschaum? Brauche ich hinter dem Schrank (also hinter mir, wenn ich davorstehe und reinsinge / rappe) dann vielleicht noch so etwas wie eins der Regale ( Inhalt Schallplatten udn vlt eine Bettdecke rübegehangen für die AUfnahmen, um den Raumklang einzuschränken?)

will halt nicht wieder son Muffelsound, aber ist grad echt noch zu hallig...

ich habe leider nicht so viel geld für Traps von Mr.T oder so, aber noch noch ca 3 qm Noppenschaum 5 cm dicke (ja, verflucht sei er, aber N Kumpel hat heut mal zwei einzelne Stücke a 1 qm an die West seite gehalten und das Flattern nach dem Klatschen war schon deutlich weniger, denke, damit kann ich arbeiten, aber wie optimal??

Bringt es was, wenn ich in den Zimmerdeckenecken große alte Kissen anbringe und da vlt noch n gleichseitiges Dreieck Noppeschaum vorspann oder sollte ich mich lieber auf die Wandflächen konzentrieren?

WAS EMPFIEHLT IHR MIR???

sorry für den langen Text!!! bin für jede Hilfe sehr, sehr dankbar!!!

Gruß, artvark

 

[Kingcross]

Hey

Machs doch wie ich

Mach ne kleine Kabine evtl: 1,50m x 1,50m x Decke

In Kopfhöhe (+30cm / -30cm) Basotect - Platten anbringen zb. 50cmx50cmx3cm, ringsrum im Schachbrettmuster, und eine an der Decke zentriert! Und auf den Boden nen Teppich...

Lg

 

[artvark]

hmm, hab wohl zuviel geschrieben, liest sich wohl keiner durch

 

[HipHopMacher]

Ich habe keine Kabine.
Meine Computer stehen in einem Nebenraum.
Die Kabel für Bildschirme usw. sind verlängert.
Der Raum ist soweit gestaltet, dass es keine Echos gibt.
Die überwiegende Mehrheit der informierten User arbeitet heute so.

Wenn Du Umweltgeräusche fernhalten möchtest, benötigst
Du eine "Raum in Raum" Konstruktion.

Ein guter Kompromiss sind Stellwände.
Die kann man auch mal beiseite stellen und
der Raum ist nicht gleich vollgestellt.

 

[mittichec]

Ich weiss nicht mehr, von wem es war, aber neulich habe ich hier ein Zitat gelesen, das sinngemäß soviel sagte wie: Warum Gesangskabine, einfach die Kleiderschranktüren aufmachen und reinsingen...

 

[chrk]

Das war im Gesangs-Glocke Thread: http://homerecording.de/modules/newbb/viewtopic.php?post_id=1117498#forumpost1117498

 

[archibald]

artvark schrieb:

ERGEBNIS: der Sound war toter als Biggie und Tupac zusammen, aber so müssen Rap-Vocals wohl klingen? flow flüssig und Aufnahme trocken wie n Wüstenhuster...

...

das Problem ist jetzt: beim Hochindiehändeklatschen flattern die Echos wie ne Morgenlatte nachm Schlüpperausziehn und klingen irgendwie metallischer als n runterfallender Besteckkkasten... ungut

Hey artvark,

Hast du schon einmal in Betracht gezogen, Reviews für Rapveröffentlichungen zu schreiben?

Die Idee mit einer Kombination aus Kleiderschrank und Billy-Regal finde ich winderbar. Du solltest aber auf jeden Fall mal ausprobieren, wie (und ob) sich der Sound ändert, wenn du mit dem Rücken zum geöffneten Kleiderschrank stehst und in Richtung des Regals rappst. Häng evtl. auch eine Wolldecke oder schweren Stoff über die geöffneten Türen quer darüber, um Reflektionen von der Decke etwas zu minimieren. Und stelle dich auf einen (dicken) Teppich bei der Aufnahme.
Das sind mehr oder weniger Hausmittel, die du zur Verfügung hast. Das kostet daher quasi nichts.

Ich weiß der Thread ist schon 6 Tage alt. Hoffentlich liest du das hier trotzdem

Gruß,
Archi

 

[mikesilence]

Rapper brauchen keine Gesangskabinen sondern Talent und auch mal ein bisschen mehr Bildung...

 

[artvark]

hey archibald, danke für die antwort und die guten tipps! bin inzwischen schon soweit, dass ich wohl doch etwas geld investieren werde in ein paar basotect platten, nachdem ich mich ein paar tage über akustik wenigstens "etwas schlauer" gemacht habe, habe im raum eher ein mitten und tieffrequentes problem, aber es wird wohl eine kombination werden, deswegen danke für die tipps...hab's noch gelesen
achja...rapreviews... hm... die kreative energie stecke ich doch wohl erstmal in texte...aber danke!

und an mikesilence : da bin ich ganz deiner meinung, hoffe, du hast die ironie nicht überlesen

 

[MikaHanau]

Normalerweise hallte ich mich mit Tips usw hier in diesem forum zurück, aber ich finde deinen Eröffnungspost sehr gelungen und symaptisch daher ein paar Tips , die dir helfen die Schwachstellen deines Raums zu finden, und ggf recht kreative maßnahmen zu treffen.

Ein lebendiger Raum ist wie du ja schon richtig festgestelt hast, weitaus angenehmer und auch die Vocalaufnahmen lassen sich später viel besser und leichter in den Mix integrieren.

In deinem Raum hast du jetzt ein paar akustische Probleme:

1. Dein Raum ist quadratisch, dass bedeutet die Raummodenverteilung wird sehr ungünsgtig ausfallen.
Da kann man 2 Dinge tun.
Entweder man versucht durch massives Basstrapping die modalen Effekte zu minimieren, oder man sucht sich einen Ort zum Aufnehmen im Raum, an dem diese Effekte am geringsten ausfallen.
Zur Findung dieser Orte lässt sich mit Hilfe eines Raumeigenmodenrechners wie zb der hier wunderbar simulieren wo im Raum welche Druckverteilung der Bassfrequenzen herrscht. Natürlich wird das ganze durch Möbel usw wieder etwas geändert, aber man hat schonmal einen anfangspunkt zum schauen was wo am besten stehen könnte.

2.Die Flatterechos.
Diese entstehen immer zwischen 2 großen, paralelen, schallharten Flächen.
Abhilfe kann zb schrägstellen einer Wand schaffen (mind12°) oder absorbierdende Materialeinen anzubringen.
Die problematischste Fläche ist in 80% aller Fälle die Decke, da diese meist völlig leer und schallhart ist, und dazu meist auch noch paralel zum Boden.
Die Idee einfach einen Teppich auf den Boden zu legen um eine der beiden Flächen absobierend zu gestallten funktioniert leider nicht, da Teppich einfach viel zu dünn ist.
Um Flatterechos im Hochtonberich zu unterbinden, bedarf es mindestnes mal einer 5 cm dicken Absorberschicht.
Aber hier sollte man spaarsam in der flächenmäßigen Quantität sein, sonst wird es wieder zu dumpf.
Besser ist es den [g=107]Schall[/g] zu diffusieren, sprich ihn durch scattern (verteilen) oder durch Laufzeitänderungen (QRD oder skylinediffusor) zu beeinflussen.
So lassen sich Echos nicht dirket als solche wahrnehmen, und der Raum klingt luftig.

Ich hoffe das hilft dir über Maßnahmen für deinen Raum nachzudenken.
cheers
mika

 

[artvark]

wow, danke für die tolle Antwort, Mika!
sehr nett von dir, habe den Rechner mal eben getestet, wird mir sehr helfen bei der Auswahl und Platzierung meiner Akustikelemente. Durch Bett, Sofa, Sessel und Regale habe ich dem Raum sicher schon viel Übel genommen, habe die Regale an den parallelen Wänden auch immer so gestellt, dass die Wände gegenüber immer mindestens ein Regal haben und den [g=107]Schall[/g] diffusieren, mein Problem ist noch der Deckenbereich und die Aufnahemsituation:

(hatte ich eben in nem neuen Thread beschrieben, jetzt hierhin verschoben


ich habe mich entschlossen, eine Basotect Bassfalle + Basotectplatten von 70 oder 100mm Stärke daneben in der Ecke meines Aufnahmeraumes anzubringen, um tiefere und mittige Frequenzen nicht mehr so stark von der Wand reflektieren zu lassen.
In der Mitte meines Raumes ist zuviel Raum auf den Probeaufnahmen (ist der Weg in die Ecke falsch? werde selber mit dem Rechner von Mika nochmal den Ort rechnerisch überprüfen, ist jetzt nur ein Gefühl der Probeaufnahmen). Ich möchte die Ecke nicht tot, aber schon relativ trocken bekommen zum aufnehmen, den Rest des Raumes mit Breitbandabsorbern und Bassfallen gestalten. Die Ecke sollte aber schon recht trocken und nach wenig Raum klingen, um lieber [g=108]Hall[/g]-Plugins zu benutzen, deswegen habe ich überlegt, die Basotectplatten mit 5 cm Abstand schwingend an der Wand zu befestigen und dadrüber noch eine Schicht "Noppenschaum" anzubringen. Jetzte werden sicher viele schimpfen, Noppenschaum, aber ist der Gedanke falsch, wenn ich auch die Refelektionen der hohen Frequenzen wegbekommen möchte? Ich stehe ja noch ein Stück von der Ecke weg, habe keine Kabine, sondern einen 5x5m Raum, so wird die Aufnahme doch nicht dumpf und muffig klingen? Oder reicht Basotect alleine und reflektiert auch die hohen Frequenzen nicht?

Jetzt ist meine Frage, da Basotect als offenporiger Schaumstoff angepriesen wird, ob ich seine Wirkung verhindere, wenn ich mit nichtoffenporigem vorne zuhänge, oder ist es egal, da es ja eh nur auf die mittigen und tiefen Frequenzen ankommt und die da durchgehen?

Oder ist die Idee allgemein völliger Schwachsinn???
Habe mich bemüht, hier viel zu lesen und es einigermaßen zu verstehen, wenn ich falsch liege, verbessert mich bitte! VIELEN DANK!!!