Raeumlichkeit abmischen ... die Sache mit den Nearfields

[teebaum]

ich kann den thread nicht ganz nachvollziehen.
hallanteile, räumlichkeiten etc. sind stilabhängig und waren zudem schon immer auch eine modeerscheinung.
in den 80/90er-jahren schamm meistens alles in einer suppe, im moment ist man eher wieder etwas auf der sehr direkten seite, das wird sich immer mal wieder ändern.
wer es nicht hinbekommt, räumlich UND direkt gleichzeitig zu mischen, hat sein handwerk nicht im griff.
wenn ich schaue, was alles daher kommt von meinen kunden, ist "zuviel" genauso vertreten wie "zuwenig", wenn ich meine eigenen mixes abliefere, bekomme ich da auch feedbacks von "mehr räumlichkeit" bis " das muss direkter sein" - ich bin da auch nicht immer selber meinung wie der kunde, es gibt aber immer einen "geschmacksbereich", in dem es mE ok ist und den man akzeptieren muss.
viele mischer können nicht mit predelays umgehen oder wissen nicht, wie sie ihre leadsignale direkt UND spacy hinbekommen, da sehe ich eher handlungsbedarf.
viel problematischer als nearfields sind mE kopfhörermischungen, bei denen stereoverteilung & raumanteil manchmal komplett aus dem lot ist. beim mischen auf monitoren solllte der techniker selber herausfinden, wie er sie positionieren muss und wie seinen raum behandeln, dass seine mischungen "draussen funktionieren". macht er das nicht, nimmt er seinen beruf nicht ernst.

 

[ProTonAudio]

Jetzt weiß ich auch endlich was ein Flachmixer ist *hust* (sorry konnte es nicht lassen, bezieht sich natürlich auch auf keine konkrete Person)

Aber davon abgesehen, ich muss karumba zustimmen, es hat auf jeden Fall seinen Reiz, dass verschiedene Dekaden ihre Merkmale und ihren Wiedererkennungseffekt durch solche Übertreibungen haben. Das gilt ja nicht nur in der Musik. Ich habe mir gerade mal per Zufallsprinzip auf youtube die nächstbeste 80s Schnulze angehört, irgendwie gar nicht vorstellbar ohne den Hall , es war Foreigner - Iwant to know what love is, wie der Chor am Ende im Hall aufgeht, als würde ein ganzes Stadion mitsingen

 

[karumba]

viel problematischer als nearfields sind mE kopfhörermischungen, bei denen stereoverteilung & raumanteil manchmal komplett aus dem lot ist. beim mischen auf monitoren solllte der techniker selber herausfinden, wie er sie positionieren muss und wie seinen rau,m behandeln, dass seine mischungen "draussen funktionieren". macht er das nicht, nimmt er seinen beruf nicht ernst.

beim kopfhörermischen falle ich etwas aus dem rahmen, denn ich erreiche damit gute 95%. die verbleibenden 5% die nicht passen (& die ich dann auf der abhöre im studio richte) sind:
- räume -> meist so 1-2dB zu viel
- levels -> im bereich 1dB nicht optimal
- gesamtfrequenzgang -> im bereich 1-2dB

ansonsten würde ich aber auch einen nicht unerheblichen teil der typischen mixingfehler ebenfalls einer unkalibrierten abhörsituation zuschreiben. ich bekomme gelegentlich mixe die so extrem aus der balance sind, dass man sich fragt wie sowas passieren kann. wenn es dann nur bei einem offset-fehler bleibt wärs ja ok, aber oftmals stimmen die levels dann auch nicht. das betrifft sowohl laut/leise als auch vorn/hinten (tiefenstaffelung).

Ich habe mir gerade mal per Zufallsprinzip auf youtube die nächstbeste 80s Schnulze angehört, irgendwie gar nicht vorstellbar ohne den Hall , es war Foreigner - Iwant to know what love is, wie der Chor am Ende im Hall aufgeht, als würde ein ganzes Stadion mitsingen

exakt! ich habe neulich auch wieder etwas 80er gehört & mir das gleiche gedacht: ohne hallwanne hätte so mancher song nicht funktioniert.

 

[ProTonAudio]

Neben der Tiefenstaffelung finde ich auch interessant, wie die verwendeten Reverbs Bilder hervorrufen können. Also einen Eindruck von Enge oder Weite, das wirkt emotional sehr unterschiedlich.

 

[John_Lennon]

das letzte brian adams album hat er ziemlich cool gemischt.

ich finde dieses "übers ziel preschen" bei neuen technologien aber garnicht so schlimm. die früheren jahre bzw. die mixe davon haben trotzdem was - vielleicht genau aus diesem grund.

BC mischt so ziemlich alles cool Er wurde in dem Interview aber explizit nach Sachen gefragt, die er heute anders machen würde. Und da hat er den Hall bei den ganz alten Bryan Adams Sachen erwähnt. Also so "cuts like a knife" und "summer of 69" und sowas. Das mag er heute selbst nicht mehr.

Die 80er hatten auch eine ganz grundsätzliche Problematik, die sie lösen mussten (allerdings nicht gerade bei Bryan Adams): Die meisten Sounds einer Produktion hatten nicht mal einen entfernten natürlichen Ursprung. Wenn alle Signale aus einer Klinkenbuchse kommen, dann hat man ja keinen Orientierungspunkt für eine räumliche Staffelung. Die musste man sich letztlich aus den Rippen schneiden. Und dann läuft es letztlich auf Geschmack, Zeitgeist und Hörgewohnheiten hinaus. Also auf Mode

 

[John_Lennon]

Erstmal herzlich willkommen, Rainer!

Bruce Swedien nahm/nimmt sehr viele Spuren in Stereo auf, weit mehr als das sonst so üblich ist. Er hat ja auch sehr viel Erfahrung mit Klassik- und Jazzaufnahmen. Gerne mit zwei U47.

Aber bei den ganzen Synthies und Drumcomputern, die auf Thriller tickern, kann Bruce das ja schlecht mit zwei U47 aufgenommen haben

Ich weiß aber, was Du meinst. Ohne es tatsächlich zu wissen glaube ich, dass er die Gitarrenspuren von Steve Lukather sicher so aufgenommen hat wie Du schreibst. Die klingen so gar nicht nach dem typischen LA-Sound von damals sondern stehen viel natürlicher im Raum. Auch die Drums - da wo sie echt sind - klingen nach echtem Raum. Und die Nummer mit dem abnehmen und wieder aufnehmen von Synthesizerspuren dient ja auch dem besagten Zweck.

 

[teebaum]

Aber bei den ganzen Synthies und Drumcomputern, die auf Thriller tickern, kann Bruce das ja schlecht mit zwei U47 aufgenommen haben

von bruce swedien ist bekannt, dass er vielmals synths über monitire abspielte und mit miks wieder aufnahm, damit "der sound mal durch die luft ging"

 

[Frank6502]

abgesehn vom genreÄ

frueher in den 80ern wars schoen hallig weil alle die
kuenstlichen analogen halleffektsounds mochten..

heute
die digitalen klingen leblo analytischs, nicht so musikalisch gut ,
also tendiert man zu weniger hallanteil momentan.
das wuerde sich drastisch aendern wenn es einen super
halleffect fuer jedermann gibt der geil klingt.

dann gibts wieder ne trendwende.

lg

 

[karumba]

BC mischt so ziemlich alles cool

was ich bei seinen mixen immer sehr mag ist, dass sie überhaupt nicht plakativ sind. es sind einfach angenehme mixe mit schönem glue. seine räume klingen auch immer supernatürlich & der HF-bereich ist sehr fein gezeichnet, die bässe rund & aufdringlich. einfach eine schöne gesamtbalance.