Ohrwurm

[artname]

Eine Dichterin schrieb über die Melancholie eines Liedfetzens, den sie nie vergessen kann. Sie fragte diese Woche, ob sich ihr Gedicht auch als Liedtext eignen könnte. Es hatte mMn viele erklärende Zeilen, wenig Emotionen. Ich schrieb ihr als Erwiderung diesen Liedtext. Musikalisch schwebt mir ein langsamer Walzer vor - mit sehr quirligen, exodischen Sounds. Was kommt bei Euch an?


Der Ohrwurm

Ich seh uns am Hafen stehen
die Bordkapelle spielt ein Heimatlied
du winkst noch mal im Takt von der Reeling
dieser Ohrwurm ist alles was mir blieb.

ich weiß nicht warum Worte schweigen
doch die Melodie im kopf nicht verstummt
So als wären die Gefühle nur Geigensaiten
warum, warum, warum

Ich hör die Nachtigall die erst am Morgen
wie ich in einen Traum zurückkehrt
hör den schwarze Junge auf dem Fahrrad
der singend auf dem Gehsteig fährt...

ich weiß nicht warum Worte schweigen
doch die Melodie im kopf nicht verstummt
So als wären die Gefühle nur Geigensaiten
warum warum warum

Ich hör das leise Stöhnen jener Schönen
die ich traf auf einer Bank im Park
deren Bild mir oft im Geist begegnet
und deren Namen ich vergessen hab

ich weiß nicht warum Worte schweigen
doch die Melodie im kopf nicht verstummt
So als wären die Ge fühle nur Geigensaiten
warum warum warum

Und ich seh UNS am Hafen stehen
die Bordkapelle spielt ein Heimatlied
du winkst noch mal im Takt von der Reeling
dieser Ohrwurm ist alles was mir blieb...

ich verweiß nicht warum die Worte schweigen
doch die Melodie im kopf nicht verstummt
So als wärn die Gefühle nichts als Geigensaiten
warum warum warum

 

[Gel Mitglied 86343]

Dreiviertel passt schon mal! Wie jeder habe ich auch so einen Ohrwurm, der sich beim Üben mit Gitarre und Mundharmonika eingestellt hat. Es geht mehr in Richtung Singer/Songwriter-Richtung. Beim Spielen habe ich eben nur mal den Text mitgelesen und mit der Harmonika eine Singstimme nachgeahmt Ohne Deine Zustimmung wollte ich es aber nicht hier posten.

 

[artname]

Dreiviertel passt schon mal! Es liegt wohl daran, was man mit dem Wort 'Walzer' verbindet,

Ich sah die Zeilen mit einem Kamerablick: kurze Bilder, die dann alle langsam zu kreiseln beginnen... Wenn sich die Welt vor meinen Augen dreht, tanze ich Walzer... oder bin Tanzderwisch.

Ich liebe Walzer. Er hat vielfache Gesichter. Nimm für das Thema 3/4 mal "Morning has brocken" bei 140 bpm: Deute ich den Song als 3/4 - fühl ich sehr schnelle Viertel.
Empfindet ich ihn als 6/8 - empfindet ich zugleich langsame 8tel. Betont ich nur die Einsen, bekommt einen sehr getragenen 4/4 (Tempo 47b/m) und langsame Achteltriolen.

Diese Taktumdeutungen benutze ich ständig beim Komponieren. So kann ich den selben Melodieeinfall lebhaft, getragen oder elegisch deuten. Verstehst man, was ich meine?

Aber bald denke ich dabei an sowas wie 'Lili Marlen'. Wie jeder habe ich auch so einen Ohrwurm, der sich beim Üben mit Gitarre und Mundharmonika eingestellt hat. Es geht mehr in Richtung Singer/Songwriter-Richtung.
Beim Spielen habe ich eben nur mal den Text mitgelesen und mit der Harmonika eine Singstimme nachgeahmt Ohne Deine Zustimmung wollte ich es aber nicht hier posten.

Ich mag in DIESEM Forum keine kompletten Songs. Dafür gibt es das Feedbackforum. (Gottseidank, denn die üblichen Diskussionen über unterschiedliche Bewertung der Mischung eines Tracks, oder den den Sound eines Gesangs gehören hier wirklich nicht nicht rein).

Aber gegen eine gepostete Instrumentalstimme habe ich gar nichts. Nur Simme und Metrum, das sollte doch reichen. Selbst Harmonien müssen zunächst noch nicht sein. sagt meine Erfahrung

 

[Gel Mitglied 86343]

Aber gegen eine gepostete Instrumentalstimme habe ich gar nichts.

ist aber wohl 4/4 und durch das Text-Interpretieren kann ich mit der Harmonika nicht ganz so frei aufspielen. Hoffe, es gefällt dir trotzdem.

 

[artname]

Aber gegen eine gepostete Instrumentalstimme habe ich gar nichts.

ist aber wohl 4/4 und durch das Text-Interpretieren kann ich mit der Harmonika nicht ganz so frei aufspielen. Hoffe, es gefällt dir trotzdem.

ich höre hier leider keine hinreichende metrische Kongruenz zwischen Melodie und Text

 

[artname]

Oops, das war ein Doppelposting. Gut, nutze ich für einen zusätzlich Kommentar. Von mir aus müssen kompositorisch nicht ALLE Strophenmelodien metrisch deckungsgleich zum Textmaß sein. Aber wenigstens EINE. Möglichst gleich die erste. Dann hat man ein Gewohnheitssmaß. Dann weiß man in den folgenden, wo die Melodie verdichtet, bzw ausgedünnt werden muß. - Malle, deine Melodie passt leider auf keine Strophe. Vermutlich bist du noch in eine Vorstufe: Dem Eingrooven zum Text

Oder der Komponist bittet, den Strophentext metrisch gleichmäßiger zu schreiben. Dann allerdings muß mich die Musik überzeugen. Letztlich müssen Komponist und Texter sich immer gegenseitig überzeugen können... was nicht immer ganz einfach ist.

Danke

 

[Gel Mitglied 86343]

Malle, deine Melodie passt leider auf keine Strophe. Vermutlich bist du noch in eine Vorstufe: Dem Eingrooven zum Text

Die Strophe kann doch vorzeitig enden, wenn es nicht abgehackt wirkt. Auch die Stelle, die Du rausgesucht hast, funktioniert im Zusammenhang mit der Musik sehr gut. Es verlangt einem Sänger jedoch sehr viel ab, weil es wenig gleichmäßigen Silben-Rhythmus gibt. Naja, vielleicht hat ja noch jemand anderes einen Ohrwurm parat...

 

[artname]

Die Strophe kann doch vorzeitig enden, wenn es nicht abgehackt wirkt. Auch die Stelle, die Du rausgesucht hast, funktioniert im Zusammenhang mit der Musik sehr gut. Es verlangt einem Sänger jedoch sehr viel ab, weil es wenig gleichmäßigen Silben-Rhythmus gibt. Naja, vielleicht hat ja noch jemand anderes einen Ohrwurm parat...

Stimmt, Du hast Recht. ich war schon beim 3/4, der mMn noch flexiblere Lösungen ermöglicht. Vor allem bemerke ich gerade, dass S3Z2 unbetont endet, im Gegensatz zu den anderen zweiten Zeilen in den Strophen. Das hab ich jetzt geändert. Danke!

 

[mWermut]

Hi @artname,

Ich mag in DIESEM Forum keine kompletten Songs. Dafür gibt es das Feedbackforum. (Gottseidank, denn die üblichen Diskussionen über unterschiedliche Bewertung der Mischung eines Tracks, oder den den Sound eines Gesangs gehören hier wirklich nicht nicht rein).

..hm, das Feedback-Forum erscheint mir eher wie die Spielwiese der Sounbastler. Wird da auch über Vertonungen in ihren Varianten oder Umsetzung von Sprachrhythmus in Melodie-Rhythmus diskutiert? Mir fehlen solche Themen. aber klar, hier gehören maximal Song Skizzen rein - und so wird es ja auch gehandhabt.

Aber gegen eine gepostete Instrumentalstimme habe ich gar nichts. Nur Simme und Metrum, das sollte doch reichen.

..da würde ich mich ziemlich nackt fühlen. Ich finde einen Roh-Song schon hilfreich, um die angestrebte Stimmung zu übermitteln. Ich denk für manchen Hörer st es eine ziemlich Hürde, sich nur auf Basis einer Meldodie einen Song auszumalen..

Viele Grüße, m

 

[mWermut]

Hi @malles,

Aber gegen eine gepostete Instrumentalstimme habe ich gar nichts.

ist aber wohl 4/4 und durch das Text-Interpretieren kann ich mit der Harmonika nicht ganz so frei aufspielen. Hoffe, es gefällt dir trotzdem.

für mich passt die Stimmung deiner Skizze gut zum Text. Wort-genau dazu singen schaff ich auch nicht. Immerhin meine ich das dreifache "Warum" zu entdecken, allerdings z.T. eine Zeile zu spät.

Ich finde eine Aufnahme, die über einmal Strophe/Chorus die Harp durch Gesang ersetzt, wär nicht schlecht für's Verständnis..

Viele Grüße, m

 

[artname]

Hi @malles,

Aber gegen eine gepostete Instrumentalstimme habe ich gar nichts.

ist aber wohl 4/4 und durch das Text-Interpretieren kann ich mit der Harmonika nicht ganz so frei aufspielen. Hoffe, es gefällt dir trotzdem.

für mich passt die Stimmung deiner Skizze gut zum Text. Wort-genau dazu singen schaff ich auch nicht. Immerhin meine ich das dreifache "Warum" zu entdecken, allerdings z.T. eine Zeile zu spät.

Ich finde eine Aufnahme, die über einmal Strophe/Chorus die Harp durch Gesang ersetzt, wär nicht schlecht für's Verständnis..

Viele Grüße, m

 

[artname]

Ich finde eine Aufnahme, die über einmal Strophe/Chorus die Harp durch Gesang ersetzt, wär nicht schlecht für's Verständnis..

mWemut, da geb ich dir ja im Prinzip recht. Wenn da nur nicht diese nervenden Sounddiskussionen wären. Die goldnen Zwanziger existieren nur noch als knisternde Schellackplatten. Was nichts an der Großartigkeit vieler Songs ändert. Gut, versucht es mal.

 

[mWermut]

Hi @malles,

Gut, versucht es mal.

ähem, das geht an dich, denk ich. Würdest du noch ne Kurz-Version mit Gesang posten?

Viele Grüße, m

 

[Gel Mitglied 86343]

mWemut, da geb ich dir ja im Prinzip recht. Wenn da nur nicht diese nervenden Sounddiskussionen wären. Die goldnen Zwanziger existieren nur noch als knisternde Schellackplatten. Was nichts an der Großartigkeit vieler Songs ändert. Gut, versucht es mal.

Hi @malles,
ähem, das geht an dich, denk ich. Würdest du noch ne Kurz-Version mit Gesang posten?
Viele Grüße, m

Danke Euch, aus der Demo war der Anfang weggeschnitten. Deshalb fiel der Einstieg vielleicht etwas schwer.

-Letzten Sonntag hatte ich das gleiche schon mal im 3/4-Takt probiert. Das klang natürlich total rund, muss aber noch geübt werden.

Momentan steht das Brötchenverdienen leider zeitlich im Vordergrund. Heute Morgen habe ich mich aber dabei erwischt, wie ich den Refrain vor mich hingesungen habe. 'Die Worte schweigen, aber die Melodie verstummt nicht' -ist eine treffende Metapher für mein Lebensgefühl. -Also ma schauen, wie bald ich es draufschaffen kann. Eventuell kannst Du @mWermut es auch? lg

 

[Gel Mitglied 86343]

anbei ein Ausschnitt, eben aufgenommen.

ed. anderen Ausschnitt genommen

 

[artname]

Ja, im 3/4 funktioniert der Song gut, nicht? Jetzt würde ich als nächstes eine schneller wirkende Ebene darunter arrangieren. Vielleicht ein ausgedünntes Shufflepiano. Mit einer crazy Rhthmusgruppe. -

Oder eben eine ganz ausgefallenere Lösung. DENN... die Idee ist ja die: Viele Erinnerungsbilder sind banal wie Urlaubsbilder, aber unter manchen liegt eine eben doch eine besondere Musik. Nehmen wir mal den singenden Jungen. Das bin original Ich in meiner provinziellen Heimat. Immer am Singen... häufig kopfschüttelnde Nachtbarn hinter mir. Jetzt, im Berlin 2018 treffe ich fast täglich solche selbstvergessenen "Strassensänger". - Nur ein Beispiel!

Falls sich die entsprechende Musik fände, würde ich weitere Strophen schreiben.

 

[Gel Mitglied 86343]

Viele Erinnerungsbilder sind banal wie Urlaubsbilder, aber unter manchen liegt eine eben doch eine besondere Musik. Nehmen wir mal den singenden Jungen. Das bin original Ich in meiner provinziellen Heimat. Immer am Singen... häufig kopfschüttelnde Nachtbarn hinter mir. Jetzt, im Berlin 2018 treffe ich fast täglich solche selbstvergessenen "Strassensänger". - Nur ein Beispiel!

Falls sich die entsprechende Musik fände, würde ich weitere Strophen schreiben.

Auf dem Weg zum Briefkasten habe ich vorhin den Refrain auf dem Rad gesungen. Zum Glück waren die Straßen leer, so dass niemand verstört gucken konnte.
Für mich sind es unbeschwerte Bilder aus der Vergangenheit, die in der Gegenwart schon fremd wirken, obwohl man sich nach ihnen sehnt. Indem man sie zurück ruft, kommt auch etwas von der Leichtigkeit wieder.
Genauso stellt die stöhnende Schöne so ein Bild dar: Wann hat man zum letzten Mal ohne Bedenken geliebt und einfach nur die Lust genossen? Fein geschrieben!

 

[artname]

jo, lieber @malles : dieser Interpretation habe ich wirklich fast NICHTS mehr hinzu zu fügen. Allerdings gibt es eben auch melancholische Ohrwürmer... Behaupte ich jetzt mal

 

[Gel Mitglied 86343]

Allerdings gibt es eben auch melancholische Ohrwürmer... Behaupte ich jetzt mal

Der Blues kommt wie immer vom Gegensatz. Hier ist es die Erfahrung, die nicht mehr unbeschwert Leben lässt. Was daran hindert, wieder naiv und weltvergessen zu sein, ist der Blick in den Spiegel und die Unvereinbarkeit einer jugendlichen Seele mit einem gealterten Gesicht. Die Emotionen aus dem Song altern jedoch nie. Die Frage ist: Sind diese Gefühle wirklich nur Geigensaiten? -Der Text geht gut auf...

 

[mWermut]

Vielen Dank @malles,

mir gefällt's als 4/4 Variante sogar besser. Gur man muss etwas mehr Aufwand in die Text-Verteilung stecken, aber für mich stellt sich eher ein "durch die Straßen schlendern"-Effekt ein.

Viele Grüße, m