Hallo Freude,
ich kann einen Microwave I BJ 90 für n Appel und n Ei bekommen-
also schon sehr günstig (keine 200 Kracher).
Würde der Kasten wie mein, vor 2 Jahren angeschaffter, DX7 an der Wand als Bildersatz hängen, oder ist der NICHT problemlos mit heutiger Software zu ersetzen.
Nutzt das Ding noch jemand von Euch?
Ach ja, ich will damit kein Eurodance & Techno, sondern 80s-Synthpop machen
Kaufen und mit gehörigem Aufschlag weiterverticken kommt leider nicht in Frage.
Grüße
Das Ding war als PPG-in-a-box konzipiert, u.a. noch vom PPG-Gründer Wolfgang Palm selbst entwickelt. Die Anregung dazu soll Michael Boddicker gegeben haben, dem es zu beschwerlich wurde, seinen PPG ständig durch die Gegen zu wuchten. Dementsprechend war Boddicker aber auch einer der prominenten User und die Kiste dürfte auf vielen Tracks von Ende der 80er bis Mitte der 90er zu hören sein. Das könnte also für Dich durchaus etwas sein.
Er klingt aber - wie eigentlich jeder Synthesizer aus der großen PPG/(Micro-)Wave-Familie - deutlich anders wie seine Brüder. Die Hauptunterschiede sind da interessanterweise nicht mal die Filter (analog vs. digital), sondern es unterscheidet sich gerade der Digitalteil überdeutlich. Die Wiedergabe der Wavetables (die ja eigentlich identisch sein sollten), ist sehr verschieden in den einzelnen Geräten. Besonders gut zu hören ist das z.B. bei der berühmten WT #13 (Clipper). Die klingt in jedem Gerät komplett anders.
Der Microwave ist längst nicht so brutal wie der PPG-Wave, aber immer noch viel rauher als ein Microwave II. Der klingt bei identischer Wavetable und identischen Oszillatoreinstellungen so völlig anders, dass man nicht glauben kann, dass man das gleiche Wavetable abspielt. Das gilt auch für Blofeld und Largo. Das sind gute Synthesizer, aber genau das brutale und originelle, was den PPG/Waldorf-Sound eigentlich mal ausgemacht hat, können sie nicht besonders gut.
Wenn Du also PPG-Glöckchenpianos magst, die Bläser lieber brutal als Oberheim-soft haben willst und gerne mit brachialen Stabs arbeitest, die immer so am Rande der Tonalität vorbeischrammen, dann wirst Du außer dem Microwave nicht mehr viel finden. Alle späteren Waldorf-Synths haben das nicht mehr.
Eine Ausnahme gibt es allerdings:
Das VSTi PPG Wave 2.V hat sehr viel von dem rauhen Charme der älteren Geräte. Die neuere Wave 3.V ist wieder etwas braver geworden und bei einem kurzen Test, den ich selbst mal gemacht habe, konnte ich nicht alle meiner PPG-Wave 2.V-Sounds zufriedenstellend nachbauen (obwohl es sogar eine Import-Funktion gibt). Dafür gilt der 3.V als die originalgetreuere PPG-Kopie.
Du könntest Dir mal eine Demo ziehen und evtl. reicht Dir das für Deine Zwecke auch aus.
...wobei so eine Microwave schon 'was feines ist und für den Preis kann man das mal machen. Kannst ja dann mal mit dem PPG 3.V vergleichen und im Fall der Fälle kriegst Du den Microwave für's gleiche Geld auch wieder los.
Kleine Anekdote am Rand:
Ein gewisser Christoph Kemper hat seine ersten Schritt im MI-Business mit der Entwicklung eines Hardware-Controllers für den Microwave I gemacht. Daher kam auch der Name der Firma: Access
