Meine erste Songproduktion

[Rennie]

Hallo zusammen,

ich stehe gerade vor folgendem Problem:

meinen ersten selbst getexteten und komponierten Song habe ich vor einigen Wochen in einem Tonstudio vorgespielt. Die waren auch überzeugt davon, dass dieser Song eine gute Chance hätte.
Das Tonstudio hat mir angeboten, den Song für mich zu produzieren.
Nach einigen Fragen zu GVL/LC-Code und [g=119]Gema[/g] hieß es, "dass sei alles kein Problem. Nimm unser Label und unseren Verlag, dann läuft das alles."
Die produzierte CD würde ich zum Teil dann auch im Eigenvertrieb übernehmen.
Für mich stellen sich jetzt folgende Fragen (damit ich nicht über den Tisch gezogen werde :

1.) Was muss ich bei der Produktion bzw. bei Verträgen diesbezüglich mit dem Studio beachten?

2) Wie sieht es mit dem LC-Code aus? Was spricht dafür, den des Tonstudios zu nehmen?

3) Wenn ich den LC-Code des Studios benutze (was sicher sehr praktisch ist), bekomme ich dann im Falle von Radiosendungen keine Einnahmen? Denn der LC-Code sagt ja nichts über die Rechte an meinem Titel aus. Ich befürchte halt, dass nur das Studio dabei gewinnt.

4) Wo sind generell die Haken in meiner Situation?

5) Was ist für eine professionelle Studioproduktion generell an Gebühren üblich?

6) Ist es üblich, dass der Produzent an den Einnahmen beteiligt ist? Wie bekommt er seine Beteiligung? Über die [g=119]Gema[/g]?

7) Muss man vorsichtig sein, wenn der Prodzuent sagt, er will als Komponist mit erscheinen, obwohl man den Song eigentlich komlett selbst entworfen hat?

Ich weiss, es sind viele Fragen. Es würde mir aber sicher weiterhelfen und ich freue mich auf eure aussagekräftigen Antworten.


Gruß

Rennie

 

[EarlGrey]

Hi Rennie,

1) Es gibt zu viele Möglichkeiten und Aspekte, um das abschließend zu beantworten. Am besten ist es , Du lässt den Vertragsentwurf mal prüfen, wenn er vorliegt. Kann ich Dir nur wärmstens empfehlen.

2)Dafür spricht, dass Du wahrscheinlich keinen eigenen Labelcode hast. Wenn Du einen bekommen willst, musst Du schon eine eigene Produktion gemacht haben, bevor die GVL Dir einen zuteilt. Wenn Du ein Label aufmachen willst, geht das auch in die Richtung Gewerbe und Anmeldung beim Finanzamt.

Die GVL zahlt an ihre Mitglieder aus. EInmal an die Labels (dafür ist die Abrechnung nach Labelcode ja da, es geht nur nach diesem, nicht nach den konkreten Stücken, die unter einem bestimmten Label veröffentlicht sind). D.h., diese Einnahmen gehen an das Tonstudio.

Du selbst kannst aber auch als Musiker Mitglied der GVL werden. Ob und wieviel Du als Künstler (NICHT als Komponist oder Texter) von der GVL erhältst, richtet sich grob gesagt danach, wieviele Aufnahmen Du gemacht hast und wieviel Du dafür als Entgelt erhalten hast. Die GVL-Einnahmen als Künstler - nicht als Label - solltest Du selbst beanspruchen. Die Mitgleidschaft bei der GVL ist kostenlos, wegen Feinheiten da mal nachfragen.

3) Der LC sagt nichts über Deine Urheberrechte aus, das ist richtig. Die Zahlungen der GVL haben damit auch nichts zu tun. Wie gesagt, GVL zahlt für die Zweitverwertung künstlerischer Leistungen. Wenn Du also die Stücke selbst mit einspielst, singst etc., dann gibts evtl. etwas von der GVL. Ich glaube, da musst Du schon darauf achten, dass das Tonstudio nicht für Dich auch eventuelle Künstlereinnahmen von der GVL anfordert.Vielleicht kennt sich da jemand genauer aus?

4) und 5) Praktiker vor, bitte!

6) Der Produzent bekommt nichts von der [g=119]GEMA[/g], da diese nur die Urheberrechte verwaltet. Also die Rechte der Komponisten und Texter.

Ist bei Dir Produzent und Tonstudio identisch? Der Produzent wird schon im Vertrag festlegen, dass er an den Einnahmen aus Verkäufen, Verwertungen etc. anständig beteiligt wird. Die Frage ist doch, wie Dein Anteil aussieht.

EDIT: Hab mir nochmal Gedanken drüber gemacht. Also, Du übernimmst selber den Vertrieb der CD? Das Tonstudio macht wahrscheinlich keine Promotionen??? Wer bezahlt denn die Produktion? Was das Tonstudio = der Produzent bekommt, hängt doch in erster Linie davon ab, wieviel Kapital er in Deine Produktion steckt und welche Leistungen er erbringt. Welche Leistungen erhältst Du denn? Wenn das Tonstudio nicht viel mehr macht als deine Stücke aufzunehmen, abzumischen, zu mastern und pressen zu lassen, dann ist das ne normale Dienstleistung, für die eigentlich ein fester Preis anfällt und keine Beteiligung an zukünftigen Einnahmen.
EDIT Ende

7) JA!!!!! Denn dann schielt er auf die [g=119]GEMA[/g]-Einnahmen. Das geht nicht. Wenn Du Komponist bist, dann darfst auch nur Du alleine als Komponist erscheinen. Bist Du denn [g=119]GEMA[/g]-Mitglied? Wenn nicht, warte mal ab, ob Du mit Deinen Stücken erfolgreich wirst, und wenn ja, kannst Du glaube ich innerhalb eines Jahres noch Mitglied werden und die Stücke nachmelden. Bitte genaueres bei der [g=119]GEMA[/g] erfragen.

So, der nächste bitte

Gruß Rainer

 

[Rennie]

Hallo Rainer,

vielen Dank erstmal für deine umfangreichen Informationen und deine Mühe.

Habe noch ein paar offene Fragen:

Wieso bekommt eigentlich der LC-Code Inhaber, also das Tonstudio oder der Tonträgerhersteller das Geld von der GVL und nicht der Künstler?

Ich verstehe die Zusammenhänge da nicht. Wie kann ich denn dann erreichen, dass ich bei Einspielungen im Radio Geld mit meinem Song verdiene?
Wenn alles an den LC-Inhaber abgeführt wird, wie verdienen denn dann die grossen Stars Geld mit Radioaufführungen? Die haben doch auch keinen eigenen LC oder?

Ich kann mir durchaus vorstellen, auch ein eigenes Label zu gründen, wenn das alles so komliziert ist. Nur stellt sich dann für mich die Frage, ob die Sender das Ding dann überhaupt spielen...

Irgendwie ist das ganze Thema um GVL/LC-CODE/[g=119]GEMA[/g] derart bescheuert und intransparent.


Gruß

Rennie

 

[EarlGrey]

Hi Rennie,

die GVL zahlt sowohl an Tonträgerhersteller als auch an Künstler, das beißt sich nicht, sondern das sind sozusagen zwei Seiten der GVL.
Denn beide haben keinen Einfluss auf die Zweitverwertung - z.B. Radiosendung - und sollen dafür etwas erhalten.

FÜr Radiosendung kriegst du Geld auf zwei Weisen: Einmal als Urheber, wenn du Texter oder Komponist bist. Oder als Musiker / Sänger.

Als Urheber: Du wirst [g=119]GEMA[/g]-Mitgleid, d.h. du trittst sämtliche Urheberrechte an Deinen Stücken an die [g=119]GEMA[/g] ab und musst alle Stücke, die Du komponierst / textest, bei der [g=119]GEMA[/g] anmelden. Die [g=119]GEMA[/g] verwaltet Deine Urheberrechte für Dich und zieht von allen [g=119]GEMA[/g]-Gebühren nur die Verwaltungskosten ab, der Rest wird an die [g=119]GEMA[/g]-Mitgleider ausgeschüttet. Eigentlich ne schöne Sache, denn wenn Dein Song oft im Radio oder auf Konzerten gespielt wird und auf Playlists auftaucht, sollte sich ja eigentlich auch für Dich die Sache rentieren. Die Sache ist nur die, dass auf den Mitgliederversammlungen eine Art Schlüssel beschlossen wird, nach welchem die Ausschüttungen zu erfolgen haben. Und da siehts so aus, dass die Großen auch groß bekommen und die kleinen weniger als klein. Und randomrecords hatte schon schlechte Erfahrungen mit der Bürokratie der [g=119]GEMA[/g] gemacht, weil die ohne einen bestimmten Antrag auf wasweißich von allen gezahlten [g=119]GEMA[/g]-Gebühren doch ziemlich viel einbehalten haben. Denn wenn du [g=119]GEMA[/g]-Mitglied bist, musst Du für alle eigene Sachen auch erst [g=119]GEMA[/g]-Gebühren berappen, sei es Auftritte oder Musikproduktionen, egal was. Erst wenn die Sachen von Dir dann oft gespielt werden, kriegst Du was von der [g=119]GEMA[/g]. Und Du musst wirklich alles anmelden.

Ob [g=119]GEMA[/g]-Mitgliedschaft was für Dich ist, kann ich nicht sagen.

Als Künstler, also Studiomusiker oder Sänger, meldest Du Dich kostenlos bei der GVL als Mitglied an. DIe müssen glaub ich wissen, an welchen Produktionen Du als Künstler beteiligt warst und wieviel Geld Du dafür gekriegt hast. Dann kriegst DU, wenn z.B. CDs von Labeln gespielt werden, für die Du selbst was eingespielt / eingesungen hast, eventuell auch ne Ausschüttung.

Wie ich oben schon sagte, es gibt von der GVL Ausschüttungen an die Labels und Ausschüttungen an die Künstler. Ja, das Thema ist wirklich nicht einfach.

Gruß Rainer

 

[DJAxeman]

Hi,
Hat Dir das Studio denn bisher noch keinen konkreten Preisrahmen genannt, den Du ( evtl anteilig ) fuer die Produktion abdruecken sollst?
Das waere fuer mich erstmal der naechste Schritt.
Ein Produzent und/oder Arrangeur wird idR mit nem Fixen Betrag bezahlt.
Ne Ausnahme wuerd ich ( als Komponist und Interpret ) nur dann machen, wenn er erstens die Produktionskosten uebernimmt UND wirklich die Chance besteht, dass der Typ ( durch bestehende Verbindungen - Referenzen zeigen lassen, wen derjenige schon tatsaechlich am Markt etabliert hat ! ) was anleiert, damit ein Vertrieb mit entsprechender Werbemaschinerie anlaeuft. Da wuerd ich mich auf ein paar aushandelbare Prozentchen am Gewinn einlassen, niemals aber Tantiemenrechte abtreten bzw jemanden als Co Autor eintragen lassen.

Und dann entscheiden, was machbar ist und was nicht. Stand auch mal vor ner aehnlichen Geschichte, und mir wurde zunaechst versichert, das sich die Leute nach der Produktion auch um eine evtl Vermarktung kuemmern wuerden... Nur konkret zur Sache nachgefragt wurde da nicht erwaehnt, WO und bei WEM ueberall das Endprodukt landen wuerde.
Nachdem ein Preisrahmen fuer die reine Produktion feststand - hab ich mich dann dagegen entschieden, war mir als "Eigenanteil" einfach zuviel.

In Deinem Fall nach der Schilderung im ersten Post draengt sich mir rein intuitiv der dunkle Verdacht auf, dass die nur deswegen eine Produktion mit Dir fahren wollen, damit Du ihnen einige Stunden Studiozeit bezahlst... Ist aber wirklich nur rein intuitiv/spekulativ jetzt.
Vorschlag: Schick das Teil ( nachdem Du nachweisen kannst, es IST von Dir ) doch einfach mal "as is" an diverse Labels, als reines Demo. Wenn der Song wirklich Potential hat, dann kommt da vielleicht auch ne Rueckmeldung rein.
Noch was: Hast Dir auch ueberlegt, was Du machst, wenn wirklich mal ein Stueck von Dir ne groessere Welle schlaegt? Hast was da zum Nachlegen? Auch darueber wuerd ich mir so meine Gedanken machen, nach dem Motto: Fuer den ersten Hit hast Du Dein ganzes Leben lang Zeit, fuer den zweiten nur 2 Wochen...

Gruss, Pete.

 

[Rennie]

Hi Pete,

auch an dich vielen Dank für deine Infos.
ich habe noch kein schriftliches Angebot erhalten (kommt in den nächsten Tagen).
Als Anhaltswert wurden vorab ca. 3000 € für die Produktion genannt sowie eine Beteiligung des Produzenten am Verkaufserfolg.

Angeboten wurde weiterhin, dass ich das Label und deren Verlag nutzen kann. Das heisst natürlich konkret noch nichts.

Ich habe halt Bedenken, dass man mit Studios schlecht verhandeln kann, weil sie sich dann evtl. keine grosse Mühe mehr geben, was deiner Vermutung von bezahlter Studiozeit in etwa entspricht.

Dann war noch die Rede davon, dass man den Song für etwa den doppelten Betrag auch rechtefrei produzieren lassen kann.
Ich warte jetzt erstmal das konkrete Angebot ab und erkundige mich dann parallel noch bei weiteren Studios.
Ein Studio sprach von 5 % Lizenzbeteiligung HAP. Was heisst denn das?

Songs zum Nachlegen sind nicht das Problem. Das habe ich was im Ärmel.

Gruss

Claus