Lieber Herr Jack, was haben Sie doch für einen Scheuklappenblick. Der Künstler formulierte ebenso treffend wie präzise, dass es für ihn keine Genre-Grenzen gebe. Dieses Axiom ist zu respektieren und eröffnet erst die korrekte Perspektive für die Analyse des künstlerischen Werkes und der Intention des Komponisten.
Nein, ich muss diese Arbeit nun doch selbst loben. Eine kostenminimierte Kammersymphonie electronique par excellence.
Am Anfang des ersten Satzes werben mozartistisch anmutende, gebrochene Dreiklänge um das Ohr des Hörers und versetzen ihn mit Melodieverläufen über orgelpunktähnlichem Harmoniefixum in die Pionierzeiten einer längst vergangenen Unterhaltungsstätten-Ära zurück. Wir finden jedoch nicht nur eine programmatische Erzeugung nostalgischer Eindrücke. Durch geschicktes Setzen harmoniefremder Töne erzeugt der Komponist darüber hinaus gekonnt Spannungsverläufe unter Beibehaltung eins Kontextes anarchischer Ästhetik.
Der Aufbau entspricht formengetreu dem Concerto minimo und erfreut den Hörer bereits ab 0:23 mit dem zweiten Satz: Intermezzato allegro con [g=22]portamento[/g] intensivo. Die wiegende Melodie mit feinen Glöckchenklängen erweckt gezielt früheste Kindheitsassoziationen.
Ab 0:33 folgt alsdann die Durchführung. In gekonnt fugato-ähnlicher Kompositionstechnik verwöhnen [g=118]Bass[/g]-Variationen im Diskurs mit temporal nachgeordneten Motiven in Sopranlage, deren Melodieführung eine explizite Betrachtung verdient. Diese ist nämlich in geometrischer Askese in streng einheitlichen Achteln aufgebaut. Und doch, bei 0:43 überrascht der Komponist völlig unerwartet mit zwei Sechzehnteln! Diese fast tanzähnliche Einlage fokussiert die Aufmerksamkeit des Zuhörers maximal auf diese Stimme – ein genialer Schachzug.
Die Stimmführung im generös erweiterten Harmonieschema steigert sich schließlich und gipfelt in einem durch und durch harmonischen [g=120]Dreiklang[/g]: Ein krönender Abschluss dieses Satzes in moll.
Der dritte Satz ist eine strikt infantile Komposition, die an Kompaktheit nicht zu übertreffen ist. In Reduzierung auf das Wesentliche und ohne jeden überflüssigen Ballast präsentiert er dem Zuhörer ab 0:55 einen gebrochenen Zweiklang, der den Zuhörer in schonendem andante auf das sich nahende Ende des Concerto minimo vorbereitet.