Kinofilm-Mischung nach Dolby Standard, Volumenproblem

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Hossa!

Ich habe letzten Monat bei einem Kinofilm mitgewirkt. Meine Aufgabe war es die angelieferten Spuren (Dialog, Musik, SFX) in Surround 5.1 und Raumtechnisch (Surround-Verb) anzulegen. Natürlich habe ich mich eingelesen, da ich da absolut jungfräulich dran gegangen bin.
Also meine Anlage auf 85 dB kalibriert, ausgerichtet, Referenz gehört und dann losgelassen.

Heute waren wir in einem Kino, Produzent, Coproduzent und meine Wenigkeit für einen Soundcheck vor dem offiziellen Kinostart. Ich habe mich noch mit dem Kinoinhaber über die Saaltechnik und Eingriffsmöglichkeiten seitens Vorführer unterhalten. Das war schon recht aufschlussreich. Da existiert tatsächlich ein Volumenregler. Muss ein Dolby-Standard sein. So ist er auch angeschrieben.

Volumen mit 4.3 sei für Actionfilme gedacht. Nuja, der Film besteht zu 90% aus Dialogen und ohne ausfüllenden Soundtrack.

So haben wir es uns bequem gemacht und es ging ab.... nach 10 sekunden schauten wir uns an und ich lies die Bemerkung fallen, dass es mir zu leise vorkam. Wurde immerhin bestätigt :) So habe ich mich an den Volumenregler gemacht und vorsichtig auf den Wert von 6.3 erhöht.

Ja, da war es. So war es gedacht, so gefiel es uns. Alles klar und deutlisch, angenehm natürlich. Die Dynamikspitzen erträglich. Ausgewogen.

Der Surroundanteil (L/R und Rears) waren gegenüber dem Center (Hauptauslastung durch Dialoge) etwas zurückhaltend. Kein Problem das anzuheben und anzugleichen. ABER nun ... das Gesamtvolumen. Wie handhabe ich das?

Volumen Dolby 7 entspricht einem Referenzpegel von 85 dB. Unter diesem Gesichtspunkt hatte ich auch gemischt.
Nach einer kleinen Netz-Recherche glaubte ich zu erfahren, dass 1 Volumenpunkt 3dB entspricht. Das würde bedeuten, dass der Film im Kino ca. 7dB zu leise abgespielt wird.

Wie soll ich mich verhalten? Kann es sein, dass da dem umkämpften Loudness-War genüge getan wurde und die Zuschauer vor 'zu lauten Mischungen' präventiv verschont werden? Gibt man dem DPC File die Empfehlung von Dolby 6.5 mit oder wie kann das laufen? Ich habe Schiss, dass ich nun bei einer Pegelanpassung die doch runde Mischung über den Haufen werfe.
 
Vorausgesetzt Deine Regie hat nicht gerade Kinosaal Größe und ist auch nicht nach Dolby Standard eingesessen machst Du einfach Deine Abhöre lauter und schon stimmt es wieder. Irgendwo im Netz hatte ich mal eine Tabelle gesehen Lautheit in Abhängigkeit von der Raumgröße. Die gibt zusätzliche Hinweise.

Nicht nur Raumgrösse beeinflusst die wahrgenommene Lautheit am Abhörplatz, auch Abstand zu den Lautsprechern......
 
Meine Regie hat ca. 25 m2 und ja, wird einen grossen Einfluss auf die Verhältnisse haben, stimmt schon. Mit der heutigen Erfahrung kann ich mich auch danach ausrichten und das Konstrukt untereinander umpositionieren, nachjustieren und nachpegeln.

Nur, beantwortet dies noch nicht meine Frage zum Kino-Dolbystandard in Bezug auf Schalldruck, Volumen. Ja, ich kann meine Anlage im Studio leiser (nicht lauter!) fahren Wenn nach Anpassung jedoch ein Kino tatsächlich mit Dolby 7 auslenkt, wäre dies wiederum einiges zu laut.

Wat nu?
 
Ja, ich kann meine Anlage im Studio leiser (nicht lauter!) fahren

Natürlich. Mein Fehler.

Die Dolby Volumenpunkte sind nicht linear. Siehe Tabelle auf der Seite:

https://lintvkxan.files.wordpress.com/2014/02/cinema_loudness_aes_rome_2013.pdf

fahren Wenn nach Anpassung jedoch ein Kino tatsächlich mit Dolby 7 auslenkt, wäre dies wiederum einiges zu laut.

Kommt drauf an.

Nur, beantwortet dies noch nicht meine Frage zum Kino-Dolbystandard in Bezug auf Schalldruck, Volumen.

Da gibt es keine eindeutige Antwort. Ich würde mal die Kinos der Stadt aufsuchen und nachfragen, was die so eingestellt haben. Wenn man sich den verlinkten Artikel ansieht wäre wohl was zwischen 5.5 und 6.5 angemessen. Kommt auch auf das Programm Material an und wieviel Dynamik max man anlegen will.
 
Meine Aufgabe war es die angelieferten Spuren (Dialog, Musik, SFX) in Surround 5.1 und Raumtechnisch (Surround-Verb) anzulegen.
Hast du auch die Wandlung in Dolby (was ueberhaupt, AC3?) gemacht? Dial Norm?
 
Natürlich. Mein Fehler.

Die Dolby Volumenpunkte sind nicht linear. Siehe Tabelle auf der Seite:

https://lintvkxan.files.wordpress.com/2014/02/cinema_loudness_aes_rome_2013.pdf

Danke, werde mich einlesen. Ich glaube es liegt nicht nur an der X-Curve, da wie gesagt bei Dolby 7 das Ganze für meinen Geschmack sehr gut geklungen hat. Bei 4.3 war es nach wie vor gut verständlich, jedoch leise. Zu leise für ein Kino mit hunderten Zuschauern.

Hast du auch die Wandlung in Dolby (was ueberhaupt, AC3?) gemacht? Dial Norm?

Ich habe 6 Monospuren in korrekter Reihenfolge und Beschriftung als WAVE 48/24 abgeliefert, welche extern in ein DCP File gerechnet wurden, inklusiv Kinoüblichem Hardware-Rahmen. Gehe davon aus, dass an den Files nichts geändert wurde.
 
Ich habe noch ein Loudness-Tool rechnen lassen, bevor ich die Mischung abgegeben habe:

Rewind.JPG
 
Alles klar, damit faellt die Dolby Dial Norm raus und du bestimmst den Pegel.
Auf 85db kalibrieren ist das Eine, mit einem Lautheitsmeter kontrollieren das Andere.
Ich verlass mich da lieber auf eine genormte Anzeige.
 
Natürlich bin ich da blauäugig dahinter. Ich habe den Preview gesehen, den Ton gehört und mir gesagt 'Hey, das krieg ich bin, besser' :)
Ist ein Independent Film, von dem ich mir Erfahrung erwarte. In diesem Prozess stecke ich jetzt gerade und habe die Möglichkeit zu reagieren.
Ich habe den Film in meinem 'kalibrierten' Raum (setze nun bewusst die Apostrophe) nach Gusto gemischt, rausgerechnet und dann vor dem Upload durch den Lautheitsmeter Offline rechnen lassen.
Jetzt kommt natürlich der Punkt der genormten Anzeige, welche ich wohl irgendwie für weitere Projekte einfliessen lassen möchte. Für's erste ist der Produzent mit dem Resultat happy, meine Wenigkeit Stolz wie Bolle als Erstschuss etwas anständiges aus dem Material gemacht zu haben und nun möchte ich die heutige Erfahrung möglichst zielgerecht umsetzen.
Falls Du Dich mit Schärfe zurückhältst Wolfgang, bitte nicht. Ich weiss, dass ich ganz am Anfang stehe und kann mit geschätzter Kritik von Erfahrenen ganz gut umgehen :)
Ich hab da den Stiefel zu tief drinnen und es macht obendrauf zuviel Spass.
In 2 Wochen möchte ich die Mischung für die erneute Umwandlung ready haben. Das beinhaltet nun auch mal die Endabnahme und Einhaltung der Normen.
Kann ich das, wie schon gefragt, auch von den Kinos erwarten, um auf meine Frage zurückzukommen?

Was ist die 'Dolby Dial Norm' genau? Dass meine Mischung nicht Dolby gesegnet ist, steht natürlich ausser Frage. Wie ich jedoch möglicht in diese Nähe komme, möchte ich nicht unversucht lassen.

Das PDF von adrachin hat in der Aktion Licht ins Dunkel schon einiges geklärt.

So wie ich das sehe spielen sich deine Dialoge so bei -27dbLK ab.
Waere mir zu wenig.

Da habe ich mich an -30 db orientiert. Die Dialoge sind auch grundsätzlich unkomprimiert. Werde da ansetzen. Danke.
 
Falls Du Dich mit Schärfe zurückhältst Wolfgang, bitte nicht.

So sei es! :D

Ein Kernsatz von adrachin´s PDF ist:
Since the director wants to have control of the loudness that his audience experiences, cinemas are calibrated in level. The SMPTE standard says that with the Dolby box volume set at 7, the special ‘Dolby noise’ signal should give 85 dBC per speaker. The bandwidth limited signal is designed in such a way that it also gives 85 dBC and even 85 dBM. It is 0 VU on the meter and its loudness is - 21 LUFS.

This level is intended for a forte passage, it is quite loud. The average level of a movie should normally be app. 6 dB below that.

Jetzt sagst du aber selbst, das dein Film einen ueberwiegenden Dialoganteil hat.
Wenn du jetzt den "I" Wert nimmst (integrated) dann fallen die lauteren Teile nicht mehr so in´s Gewicht und der Gesamtlevel deiner Dialoge faellt uebermaessig ab, da du versuchst den target level -27 bis -30dbLU(LK) "I" einzuhalten.
Macht keinen Sinn.
Macht aber auch keinen Sinn dir zu Raten auf was fuer einen Level du gehen sollst weil das gibt die Dramaturgie auch vor die ich natuerlich nicht kenne.
Zieh dir einen aehnlichen Film rein und schau was da an dbLU "S" bei den entsprechenden Sprachpassagen anliegt und orientiere dich daran.
 
Nur eine Notiz am Rande:
>>It is 0 VU on the meter and its loudness is - 21 LUFS.<<
Schon interessant, das in heutigen Zeiten immer noch das veraltete 0dbVU seine Verwendung findet. ;)
 
Macht aber auch keinen Sinn dir zu Raten auf was fuer einen Level du gehen sollst weil das gibt die Dramaturgie auch vor die ich natuerlich nicht kenne.
Zieh dir einen aehnlichen Film rein und schau was da an dbLU "S" bei den entsprechenden Sprachpassagen anliegt und orientiere dich daran.

Ich weiss nicht ob DVD eine richtige Referenz darstellt. Die fällt gegenüber Kino normalerweise etwas flacher und lauter aus oder? Ich schaue nach Orientierung.
Da ich wie gesagt mit dem Dialogvolumen bei Dolby 6.5 zufrieden war, sehe ich es als einfachste Option die Präsenz zu erhöhen und gleichzeitig mit einem 5.1 Kompressor auf der Summe 2-3 dB anzuheben ( sämtliche Kanäle), sprich allfällige entstehende Spitzen dann abzufangen. Das wäre mal mein erster Plan ... so nach Gefühl ^^
Ich möchte den Kinos wieder zur Normalität zurück helfen hehe. Neue Generation und so ;)

Nur eine Notiz am Rande:
>>It is 0 VU on the meter and its loudness is - 21 LUFS.<<
Schon interessant, das in heutigen Zeiten immer noch das veraltete 0dbVU seine Verwendung findet. ;)

Darum ziehe ich immer meinem RMS Metering nochmals 3 dB ab. Fürs Ego ;)
 
VIelleicht darf ich noch abschliessend ....

Gestern feierte der Film (nach bereits 2 Festivals-Vorführungen national/international) Premiere für Crew und das öffentliche Publikum.
Meine Korrekturen und Annäherungen an den Kino-Loudnesswar, hatten es in sich und ich konnte den Film innerhalb einer üblichen Lautheits-Range abliefern UND sogar geniessen! Mein Wert lag auf Dynamik und Natürlichkeit, was bis auf eine kleine Ausnahme auch tatsächlich mit diesem ersten Wurf gelang.
War eine tolle Erfahrung und ich hoffe damit nun einen Fuss in der Szene zu haben.
Ich möchte damit jeden ermutigen mit überschaubaren Bedenken, selbstbewusst ins kalte Wasser zu springen. Zeitlich- und qualitativer Druck ist was wunderbares und animiert zu Höchstleistungen :)

Falls ich mich die nächsten Monate nicht mehr melde, ersaufe ich gerade in Anfragen und Arbeit was Postproduktion betrifft.

Diggen!
 
Respekt und Glückwunsch!
 
Danke Speedy und weitere, stille Bewunderer :D ;)

Hier noch ein Schuss von gestern, mit dem Herr Reschisör.
Ich bin der andere, der mit den grossen Ohren.
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