Ist es normal, dass man auf kalibrierten +1200 Euro Monitoren deutlich weniger Fehler hört als auf 15 Noname Kopfhörern?

[Plexiglas]

Und was ist dann eigentlich der Sinn von so teuren Monitoren (in meinem Fall KH80 Neumann) inkl. umfangreicher Raumanpassung wenn man am Ende z.b so unwichtige Sachen wie massives Clipping, Knackser, übertriebenes Enhancement oder auch schlecht arrangete Hall / Delayfahnen einfach absolut nicht raushört und ich auf meinen alten abgenutzten Aldi - Philipskopfhörern zuhause (Kostenpunkt: 15€) die oft schlecht bearbeiteten Sachen aus dem Studio nochmal grob nachbessern darf....?

Also klar linearer Freq Gang zum groben Einpegeln und EQ'ing ist auf den Monitoren leichter zu hören wie auf den Plastikkopfhörern, aber das war es dann auch.... Da ich aber mittlerweile ganz gut weiß (oder glaube zu wissen), wie sich Sachen von Lautstärke & Dynamik anhören müssen, damit es am Ende woanders zumindest nicht absolut scheisse klingt mach ich mittlerweile tatsächlich 80-90% der Arbeit *blind* zuhause und hab meistens dann auch nicht mehr viel als kleine 1-2 dB Anpassungen ganz am Ende...

Jetzt meine Frage: Mach ich irgendwas grundlegend falsch oder hole aus den Monitoren evtl. noch immer nicht raus was man rausholen könnte oder hatte ich mit meinen "Schrott"-kopfhörern evtl. einen massiven Glücksgriff, (denn auch auf meinen deutlich höherwertigen *Studiokopfhörern* höre ich interessanterweise zu 99% Matsch...)?

Hab auch den Eindruck, dass seit der Raumkalibrierung auf meinen Monitoren zwar alles irgendwie sauberer und klarer klingt, aber die Sachen eben auch besser (zu gut?) klingen als sie eigentlich woanders klingen.... Sprich: die besten Sachen klingen auch auf unkalibrierten Boxen (bisher war es bei mir nur in 2-3 von >50 Fällen so, dass Sachen im unkalibrierten Modus besser klangen als auf den kalibrierten) was wiederum die Frage aufwirft, was diese viel empfohlene Kalibrierung Netto überhaupt bringt, (da mit der Kalibrierung zwar anfangs weniger Ärger mit falschem EQ'ing und unerwünschten Raummoden existiert aber dafür z.t andere üble Mixingfehler anscheinend komplett untergehen bzw. schöngehört werden....)

Ist das beschriebene normal oder waren die Monitore schlicht rausgeschmissenes Geld oder sind meine Monitore evtl. defekt?

 

[ksoa]

Ich weiß es nicht!
Ich kann nur aus eigener Erfahrung sagen, dass ich mit diesen seltsamen Kopfhörern hier besser abgemischt hatte, als mit teuren Kopfhörern - und mich das auch enorm verwirrt hatte

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[LM18]

Normal ist, dass du mit verschiedenen Wiedergabewerkzeugen, verschiedene Hörergebnisse erleben wirst.

In meiner Welt sind Abhörlautsprecher nicht unbedingt nur dazu gedacht mich zu begeistern, sondern mir als Werkzeuge dazu dienen mein Gewerk zu erstellen.
Ein Bildhauer wechselt auch immer wieder seine Meißel, ein Maler seine Pinsel, ein Mikrobiologe seine Linsenstruktur am Mikroskop, der Arzt verstellt sein Ultraschallgerät so lange bis er dass sieht was er sehen muss.

Die Werkzeuge werden also dem jeweiligen Arbeitszustand angepasst und gewählt.

Wenn deine Haupt-Monitoranlage für dich nicht fein genug auflöst und du vom Allgemeinen ins Spezifische umsteigen musst, wechselst du halt auf andere Werkzeuge.

Die technische Anlage ist ja immer im Grunde immer gleich.

Das was sich dauernd als biologisches und emotionales Wesen ändert, bist ja letztlich Du.
Dann musst du eben wechseln, bis der Schuh wieder passt.

Die Technik haut, solange sie in Schuss gehalten wird, immer das selbe raus.

 

[ZornicvS]

Wie hoch ist denn deine Abhörlautstärke? Mir ist aufgefallen, dass normale Zimmerlautstärke, wie man sie in einer Wohnung hat um die Nachbarn nicht zu ärgern, einfach zu leise für mich ist.

 

[SilentWarrior]

Ist das beschriebene normal oder waren die Monitore schlicht rausgeschmissenes Geld oder sind meine Monitore evtl. defekt?

Zu einem rausgeschmissenes Geld.
Zum anderen hängt sehr viel von der Raumakustik ab.

Mich überzeugen alle KH80/KH 120 Mischungen die ich gehört habe einfach nicht.

Wenn der Raum aber auch noch Schwachstellen hat dann wird's wohl schlimmer.

 

[electronative]

Mich überzeugen alle KH80/KH 120 Mischungen die ich gehört habe einfach nicht.

100%ig. Deswegen hab ich sie wieder verkauft.

 

[der_wahre_Noplan]

Bei Kopfhörern kann man einfach weniger falsch machen. Man setzt sie richtig auf die Lauscher und hat den Klang der Kopfhörer wie er bestimmt wurde. Bei Monitoren sind es einfach sehr viele Faktoren, die den eigentlichen Klang beeinflussen können.

Für Heimproduzenten ohne High-End-Raum empfiehlt es sich daher beides ergänzend zu nutzen.

 

[Joost]

Meiner Meinung nach ergänzen sich Kopfhörer und Nahfeld Monitorboxen perfekt.
Über Kopfhörer kann ich die Mischung besser beurteillen und über die Nahfeldmonitore kann ich die vorher persönlich eingeschätzte und ausgemessene Ausgewogenheit des Mixes, wie auch das Stereobild viel besser beurteilen. Ich nutze meine KH-120 zum Abschluss der Aufnahme gerne.

Folgendes spielt auch eine Rolle:
Letztlich müssen fertig gemischte Aufnahmen auch auf Standard Wiedergabegeräten, wie Stereoanlage, Boombox, In-Ear Kopfhörern eines Mobiltelefons oder Autoradio gut klingen und eine Meinung von anderen Leuten ist auch wichtig

Ein Bekannter hatte mal für seinen ausgemessenen 64 qm Abmischraum in seinem Tonstudio "optimale", für den Raum gebaute Abhörboxen für ein Schweinegeld bauen lassen und musste feststellen, daß das er damit Geld aus dem Fenster geschmissen hatte, weil diese vollkommen ungeeignet waren. So kann es auch kommen...

 

[electronative]

Tatsächlich ist der KH120(vermutlich auch der KH80 nur mit weniger Tiefgang?), auch ohne Korrektur schon sehr gefällig und mE kein "Abnahmemonitor".
Stimmen bildet der mMn super ab und man kann auf diesen Dingern die tonale "Richtigkeit" einer Stimme herstellen, aber ganze Tracks von der Pike auf habe ich nie hinbekommen. Das habe ich aber erst mit einem Sundara bzw. mit meinen diy-Kisten festgestellt.

was diese viel empfohlene Kalibrierung Netto überhaupt bringt, (da mit der Kalibrierung zwar anfangs weniger Ärger mit falschem EQ'ing und unerwünschten Raummoden existiert aber dafür z.t andere üble Mixingfehler anscheinend komplett untergehen bzw. schöngehört werden....)

Ich muss gestehen, dass ich mir das irgendwie nicht vorstellen kann, weil der FIR sowohl ne Zeit- als auch eine Phasenkorrektur macht und daher eigentlich Knackser o.ä. besser als vorher hörbar sein sollten. Außer, dass evtl. die Korrektur, aufgrund der räumlichen Gegebenheiten, zu stark in das Signal eingreifen muss und/oder, wie schon geschrieben, der Abhörpegel zu gering ist.

 

[muffy]

Stimmen bildet der mMn super ab und man kann auf diesen Dingern die tonale "Richtigkeit" einer Stimme herstellen, aber ganze Tracks von der Pike auf habe ich nie hinbekommen. Das habe ich aber erst mit einem Sundara bzw.

Das liegt daran, dass diese Monitore de facto auch traditionell aus dem Bereich Broadcast, ÜWagen, TV kommen. Bis auf einmal alle anfingen, darauf zu Mixen.

 

[electronative]

Das liegt daran, dass diese Monitore de facto auch traditionell aus dem Bereich Broadcast, ÜWagen, TV kommen. Bis auf einmal alle anfingen, darauf zu Mixe

+1
Das habe ich aber erst im direkten Vergleich in meinem Raum gehört.
Ich muss rückblickend gestehen, dass ich sie aufgrund der "Gefälligkeit" gekauft habe und der FG ja gerade ist...

 

[SilentWarrior]

Das liegt daran, dass diese Monitore de facto auch traditionell aus dem Bereich Broadcast, ÜWagen, TV kommen. Bis auf einmal alle anfingen, darauf zu Mixen.

Das mischen ist nicht schlimm, daß sie es aber verteidigen schon.
Ich würde niemals Focal Alphas verteidigen.
Darauf kann man nicht mischen.

 

[muffy]

Und was ist dann eigentlich der Sinn von so teuren Monitoren (in meinem Fall KH80 Neumann) inkl. umfangreicher Raumanpassung wenn man am Ende z.b so unwichtige Sachen wie massives Clipping, Knackser, übertriebenes Enhancement oder auch schlecht arrangete Hall / Delayfahnen einfach absolut nicht raushört und ich auf meinen alten abgenutzten Aldi - Philipskopfhörern zuhause (Kostenpunkt: 15€) die oft schlecht bearbeiteten Sachen aus dem Studio nochmal grob nachbessern darf....?

1200 EUR ist für ein Paar Monitore gar nicht mal soo teuer, streng genommen. Für das gleiche Geld hättest Du zB mit den Genelec 8030 welche bekommen, die mM besser für kritisches Hören geeignet sind. Die KH120 / 80 verziehen halt relativ viel, was dann auf anderen Abhören unschön hervorsticht. Die Mixe, die ich auf KH120 gemacht habe, klingen genau wie die Boxen, flach, wenig Excitement, Hall wirkt unbeholfen.

Was bei denen hilft, sind relativ hohe Lautstärken, also solche die man in einem Mehrparteienhaus nicht dauerhaft / regelmässig bringen kann.

Ich würde frech behaupten, dass man mit z.B. Yamaha Hs5 bessere Ergebnisse hinbekommt.

 

[Schlumpfpeter]

Du musst das Verständnis dafür entwickeln, das sich zeitliche Auswirkungen des Raumes nicht per EQ und/oder andere Kallibrierung aufheben lassen. Genau diese zeitlichen Auswirkungen sind allerdings die Auswirkungen die das Mischen auf Boxen unmöglich machen, sofern nicht vernünftig behandelt.

Grob vereinfacht dargestellt nützt dir der beste Monitor nichts, wenn dir der 200hz lastige Tom Schlag in den Bass mit rein schlägt beim Abhören, weil der Raum das Sustain des selbigen verlängert. Wenn du das Ende eines Kicks nicht hören kannst, dann kannst ihn auch nicht vernünftig zum Bass ins Verhältnis setzen, welcher natürlich ebenfalls falsch dargestellt wird. Das alles hat rein gar nichts mit dem Frequenzgang zu tun, der Frequenzgang kann super vom Gehirn korrigiert werden, wenn man sich eingehört hat. Das hier sind dynamische und zeitliche Komponenten, die nicht im Gehirn kompensiert werden können. Kein Einhören möglich, keine Korrektur via EQ möglich. Und auch (noch?) keine funktionierende Korrektur via. Phasenkorrektur oder ähnlichem möglich. Hierdurch könntest zwar eine Box in sich korrigieren, nicht aber die Effekte die der Raum dann am Ende auf den Klang hat. Und der Effekt ist ungleich größer.

Diese Komponenten fallen bei KH weg. Das Problem bei KH ist Systembedingt, da werden Transienten und Sustains anderweitig verzogen und der Sound verzerrt. Manche KH machen das mehr, manche weniger, meistens unterschiedlich über den Frequenzbereich verteilt. D.h. im Bass problematischer als in den Mitten, in den Höhen dann oft wieder völlig zerschossen.

Die einzigen KH die hier für mich funktionierten waren planare, die güsntigsten Verum 1. Aber am Ende haben tatsächlich z.B. schon die ATH R70x wesentlich besser funktioniert als ein guter Monitor im solala Raum bei mir.

 

[livingsounds]

Ich würde auf digitale Bearbeitung in der Abhörkette verzichten. Die, die ich gehört habe machen noch mehr zeitlichen Matsch. Eher simple, auf Impulswiedergabe optimierte Lautsprecher sind m.E. diesem Firlefanz vorzuziehen. Saubere zeitliche Darstellung ist viel wichtiger als ein linearer Frequenzgang, um Details wahrzunehmen und Signale zu beurteilen.

 

[Schlumpfpeter]

Haben wir parallel geschrieben wa? War nicht abgesprochen, schwöre!

 

[electronative]

Ich würde auf digitale Bearbeitung in der Abhörkette verzichten. Die, die ich gehört habe machen noch mehr zeitlichen Matsch. Eher simple, auf Impulswiedergabe optimierte Lautsprecher sind m.E. diesem Firlefanz vorzuziehen. Saubere zeitliche Darstellung ist viel wichtiger als ein linearer Frequenzgang, um Details wahrzunehmen und Signale zu beurteilen.

Würd ich pauschal nicht bestätigen, aber ich hab schon Korrekturen von ca. +/- 10db und mehr im Bassbereich gesehen, das ist natürlich murks.

 

[SilentWarrior]

Wichtig sind das Monitore Transienten gut können.

Da gibt es ja nur eine Handvoll wie mir scheint.

 

[electronative]

Da gibt es ja nur eine Handvoll wie mir scheint.

Die A77H machen das schon ganz find ich, glaube aber, dass sie gefälliger als die alten X-ART und AMTs sind.
Bei den A7X zB. haben mich die Transienten eher genervt, so das ich sie fälschlicherweise rausgedreht hab.

 

[pwrusr]

Hab auch den Eindruck, dass seit der Raumkalibrierung auf meinen Monitoren zwar alles irgendwie sauberer und klarer klingt,

Mach was am Raum, an der Abhörposition, aber Finger weg von Maßnahmen an Raumkalibrierung.

Leichte Anpassung an Vorlieben mit EQ ist in Ordnung, Rest ist Marketinbullshit.

Mit Kopfhörern hört man prinzipbedingt mehr,
das ist normal... Aber das sind auch Lupen und welcher Maler mal schon mit Lupe?!