How To Ohrwurm...

[RoMusic]

Hallo zusammen,
ich weiß die Frage klingt ein bisschen dumm, weil man das die genau sagen kann und so..
Allerdings gibt es sicher ein paar Tipps bzw. ein Rezept für einen Ohrwurm (am besten im Pop Bereich).

Was habt ihr da so für Erfahrungen/Tipps etc.
Würde mich mal interessieren

LG....

 

[Carcinome]

Tipp:

Die "Ohrwürmer" anhören, musikalisch analysieren und die Fans der Songs fragen, was sie daran toll finden...

Ein Rezept wird sich nicht ohne weiteres finden lassen (zum Glück!). Aber eines ist klar: Meistens sind es die simpelsten (erscheinenden) Songs mit passenden Harmonien, die derartige Qualitäten haben.

 

[Ferris]

Aber eines ist klar: Meistens sind es die simpelsten (erscheinenden) Songs mit passenden Harmonien, die derartige Qualitäten haben.

 

[Soundkraft]

Ich denke auch: je einfacher die Melodie desto besser - soll ja im Kopf bleiben. Auch der Rhythmus sollte nicht zu "verkopft" sein.
Gibt aber ja auch genug Gegenbeispiele...da macht es vllt nur ein bestimmter Sound.
Wenns aber nur so einfach wäre...wären wir alle schon Plattenmillionäre.

 

[Carcinome]

Die optische Darstellung der Songs spielt vielleicht auch eine Rolle:

Je öfter sekundäre Geschlechtsmerkmale gezeigt werden umso mehr regt sich dann auch der Wurm...

 

[m4d3raIn]

Charakteristisch sind oft Melodien bestehend aus Akkorden, z.B. Call me Maybe von Carly Rae Jepsen...
Dieses Lied ist eigentlich perfekt um zu verstehen was einen "Ohrwurm" ausmacht.

Strophe Melodie auf mehr oder weniger einem Ton (Terz der Tonika), Sprung zur Quinte der Tonika, und dann der Grundton nach oben Oktaviert, also 1. Umkehrung.
Damit ist schon bis zum Refrain eine Steigerung vorhanden, es erinnert eigentlich immer an ein "Kinderlied", also einfache Tonrepetitionen, kaum rhythmische Schwankungen, sehr einprägsam.

Das erste "Motiv" des Refrains ist wieder der Akkord der 1. Umkehrung, gebrochen wiedergegeben.
Also oktavierter Grundton, Terz, Quinte, [oktavierter Grundton, Quinte : ], (Wiederholung des vorherigen, ein "Luftholen" für den "großen" nächsten Sprung), Sprung zur nach oben oktavierten Terz der Tonika.
Dann folgt diese charakteristische kurze Umspielung der Terz, woraufhin dieses Motiv sequenziert und melodisch verkürzt wiederholt wird (CHARAKTERISTISCH!).
Klingt wie ein bluesiger Schlenker, macht den Refrain aber sehr charakteristisch.

Ich denke ich habe jetzt zur genüge dargelegt wie einfach ein guter Ohrwurm ist

Die gesamte Gesangsmelodie in Strophe, Pre-Refrain und Refrain lassen sich bis auf wenige Schlenker auf die Tonika zurückführen.


Edit:
Also zusammengefasst:
Aufbau der Melodie anhand weniger Akkorde, Tonrepetition, Umspielen eines Tones, UND: Melodische und Rhythmische Motive (!!!)

 

[m4d3raIn]

Je öfter sekundäre Geschlechtsmerkmale gezeigt werden umso mehr regt sich dann auch der Wurm...

Interessanterweise zeigt die Forschung (vorallem im Bereich der Werbung), dass das sekundäre Geschlechtsmerkmal dann zwar Wahrgenommen wird, das eigentliche "Produkt", worum es sich bei Musik auch letztlich handelt, gerät beim Konsumenten dabei aber in Vergessenheit.

Überspitzt ausgedrückt:
Wenn bei einem Porno Musik zugespielt wird, würde der Konsument nur den Porno wahrnehmen

Bzw. auf die Cola neben dem Bett achtet dann auch niemand
...oder "ohhhh das Bett ist von IKEA"...

 

[Marc1610]

Je öfter sekundäre Geschlechtsmerkmale gezeigt werden umso mehr regt sich dann auch der Wurm...

Interessanterweise zeigt die Forschung (vorallem im Bereich der Werbung), dass das sekundäre Geschlechtsmerkmal dann zwar Wahrgenommen wird, das eigentliche "Produkt", worum es sich bei Musik auch letztlich handelt, gerät beim Konsumenten dabei aber in Vergessenheit.

Überspitzt ausgedrückt:
Wenn bei einem Porno Musik zugespielt wird, würde der Konsument nur den Porno wahrnehmen

Bzw. auf die Cola neben dem Bett achtet dann auch niemand
...oder "ohhhh das Bett ist von IKEA"...

Da macht einer Mukke für Pornos,
das erste mal, das die Latte stört um an die Maus zu kommen

 

[Instrumentenfreak]

Dat gibt so ne Sache, die nennt man Kadenz. Davon gibt es ein paar Standarts. Die hat zwar schon jeder gemacht und wurde schon in jedem Rhythmus gespielt, aber so funktionieren "Hits". Kannst ja mal nach dem Wort googeln

 

[Ilka]

Für den Radio-Smash-Hit, die Turn-Around- Formel mit allen Abänderungen, und Varianten.

Die POP Formel schlechthin, mit der ganz viele Hits geschrieben wurden und werden.
C, Am, F, G
Variante
C, Am, Dm, G oder Ableitung C Am C Am C Am F G.

Diese Akkordfolgen bewegen sich einmal im Kreis durch die Kadenz und landen immer wieder bei der Tonika. Das nennt man Turn-Around.
Wie Du jetzt den Kreis gestaltest, mit welcher Reihenfolge oder sogar ausbrechen aus dem Kreis, ist Deine Phantasie.
Fakt ist, dass es selten einen Hit mit Ohrwurmcharakter gibt, der viele komplizieret Harmoniegebilde hat.

Das ist nicht auf meinem Mist gewachsen, sondern nachzulesen in dem Buch von Volkmar Kramarz "DIE POPFORMELN"

LG Ilka

 

[Mike3000]

Hmmm, wie war den "I will survive" ... ?

Am, Dm, G, C, F, B(m oder 7?), E, E7

... ganz ähnlich läuft dann auch "Supreme" von Robbie Williams.

 

[Carcinome]

Bzw. auf die Cola neben dem Bett achtet dann auch niemand

... das hängt aber vom persönlichen Fetisch ab ...

 

[stonyroad]

Bezogen auf den Beitrag von Ilka:
Die POP Formel schlechthin, mit der ganz viele Hits geschrieben wurden und werden.
C, Am, F, G

Hier wird gezeigt wieviel Popsongs auf dieser Akkordfolge basieren:

 

[kenfjohnnydee]

Jo, gibbet 'ne Formel, die 100%ig Erfolg garantiert? Nee, wohl eher nicht.

Was man beachten sollte:

- sollte in Sachen Spielzeit radiokompatibel sein. (nicht länger als 4 Minuten)

- einfache Harmonien, graben sich beim Hörer im Hirn schneller ein

- Schnörkel vermeiden

- da allmählich immer stärker auf den gleichen Chords rumgeritten wird, Wert legen auf Sounddesign und Effekte. Standardklangfarben werden wohl zukünftig eher weniger ziehen.

 

[Ilka]

@ Stony Schreibt

Hier wird gezeigt wieviel Popsongs auf dieser Akkordfolge basieren:

Jupp geiles Video dazu.

Ist aber so, da kannst Du bei heutigen Hits und Schlagern weitermachen. Das pflanzt sich da fort, in anderen Tonarten vielleicht, aber die Harmonien entsprechend der PoP Formeln.

In G-Dur dann also G Em C D USW

POP Ballade ZB Pachelbel-Formel

C G Am Em F C F G
Variante
C G Am Em F C Dm G

Irgendwie gleich und doch anders, vor allem klingt gut

LG Ilka

 

[Mike3000]

Oder nehmen wir dies hier (Akkordgolge von oben)...

alles Händel:

-UIA

 

[m4d3raIn]

Oder nehmen wir dies hier (Akkordgolge von oben)...

alles Händel:

...nennt sich Quintfall...

 

[octay]

Am, Dm, G, C, F, B(m oder 7?), E, E7

oder die einfachere Form Am G F E
kommt immer gut an

@m4d3raIn stimmt Mann

http://de.wikipedia.org/wiki/Quintfallsequenz

 

[rho]

Ich empfehle das Buch "Die Popformeln" von Volkmar Kramarz. Ein toller Streifzug durch die Momente der abendländischen Musikgeschichte, die in der Popmusik der letzten gut 50 Jahre immer wieder erfolgreich aufgegriffen wurden. Nebenbei erklärt der Autor, was die "abendländische Funktionsharmonik" grundsätzlich ausmacht. Solche Wortungetüme haben mich immer abgeschreckt, weswegen ich mit Harmonielehre immer auf Kriegsfuß stand. Bis ich dieses Buch gelesen hatte. Sehr bodenständig und praxisorientiert und sehr leicht verständlich, da eigentlich für Kinder und Jugendliche geschrieben, die selber Songs schreiben möchten. Schließlich macht den Hit nie die eigentliche Musik allein, sondern immer auch das Drumherum zu einer bestimmten Zeit.
Obendrein mit einer CD mit Hörbeispielen, keine Hochglanzproduktionen, aber zur Verdeutlchung reicht es allemal.

 

[Ilka]

@ rho schreibt

Ich empfehle das Buch "Die Popformeln" von Volkmar Kramarz. Ein toller Streifzug durch die Momente der abendländischen Musikgeschichte, die in der Popmusik der letzten gut 50 Jahre immer wieder

Sorry Leute lest doch erst mal bevor Ihr drauflos schreibt.

Dieser Tipp mit dem Buch steht oben schon mit Zitaten daraus

LG Ilka