Hendrix - Der Weg vom "einfachen Gitarristen" zum Super Hero

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Hi,
J H War in meinen Teenie Jahren mein absolutes Vorbild. Das erste Mal hoerte ich ( war damals noch ein Kind ) was von ihm, als in der Tagesschau von seinem Tod berichtet wurde. Jahrelang war der 18. September auch mein persoenlicher Trauertag...

Ich habe die Geschichte von Jimi seit Jahrzehnten studiert, kenne wirklich fast alle Aufnahmen, die jemals veroeffentlicht wurden, sowie einige nicht veroeffentlichete Sachen. Hab ueber 30 Alben und Sammlungs LPs, sowie ungefaehr dieselbe Anzahl an CDs zusammengetragen ueber die Zeit...
( ofiicial releases waren jedenfalls vieeel weniger Platten )
Man stelle sich vor: Seine Karriere dauerte etwas ueber drei Jahre, ( Mitte 1967 bis Sept 1970 als er starb ) - in der Zeit hat der Mann sechs Alben - davon zwei doppelte ( Die zweite do LP, "Cry of Love" konnte nicht mehr komplett werden ) eingepielt und an die 900 Gigs !
Alle bekannten Aufnahmen von JH hab ich mir so oft angehoert und studiert, dass ich sie auch noch nach etlichen Jahren des nicht mehr physikalischen Anhoerens direkt im Kopf vorwaerts und rueckwaerts direkt Abspielen kann - per "geistigem Tonband"

Nun meine Frage an Euch:
Die Aufnahmen von JH - die entstanden sind, als er selbst noch unbekannt war.

Kontra

Die Aufnahmen, die entstanden, als JH in derselben Reihe stand, wie die anderen Superstars dieser Zeit.

Sie unterscheiden sich krass voneinander.

Nicht nur vom Sound her. Nicht nur vom Status
( der verwendeten Technik) her.
Da muss seinerzeit irgendwas anderes mit im Spiel gewesen sein.

Zwischen einigen dieser Aufnahmen lag zeitlich kein halbes Jahr.
JH als unbekannter Studio Gitarrero -
JH als Superstar -
An der Spieltechnik kann es nicht/ kaum gelegen haben ( er war vorher gut, spaeter vielleicht etwas besser ), an der Sound und Studio Technik sowie am Etat fuer die Aufnahmen auch nicht.

Erst mit den Electric Ladyland Studios, die mit den Geldern aus den grossen Verkaufs Erfolgen der ersten Alben eingerichtet wurden, kam JH auf dieselbe Studio Technik Ebene, wie damals zeitgleich die Beatles mit den Abbey Road Studios - Trotzdem liegen Welten im Sound und auch im Spielen der Gitarre zwischen Titeln wie "Simon says/Get out of my life woman/driving south" und "Are You experienced/Hey Joe" - oder anderen Stuecken seiner erst LP ( sowie der folgenden )"...
Wie gesagt, ich moechte KEINE Vergleiche mit Beatles oder Stones, oder Byrds oder Beach Boys...
Sondern Vergleiche im Sound von JH unbekannt zu JH Superstar.

Falls jemand dieselben noch kennen sollte.

Hier haben wir es mit einem Beispiellosen Hoehenflug zu tun. Mit Einem, der vorher einfach nur gut Gitarre spielen konnte, nachher goettlich war, und dann von Kommerz- und - Profitgier anderer zu Tode gehetzt wurde.

Es ist mir ein Raetsel, wie sowas geschehen konnte. Vielleicht hat ja jemand bessere Infos, andere Quellen etc...
Bin fuer alles dankbar.

Gruss, Pete.
 
Hallo Pete,

bin mir jetzt nicht ganz sicher, ob ich Dich richtig verstanden habe, aber ich erkläre es mir so:

Als (sehr gefragter) Studio und Session-Gitarrist für Leute wie Little Richard, Wilson Pickett, Ike & Tina Turner, Isley Bros und King Curtis mußte er das spielen, was diese Künster bzw. deren Produzenten hören wollten.

Seine eigenen Soundvorstellungen konnte er nur mit einer eigenen Band umsetzen.
Seine erste Band, Jimmy James & the Blue Flames
erregte schon große Aufmerksamkeit, jedoch nur im Greenwich Village in New York.

Dort hörte ihn dann eines Tages der Bassist der Animals,Chas Chandler und bot Hendrix an, ihn nach London zu holen.
Dort wurde dann mit Noel Redding und Mitch Mitchell die "Experience" zusammengestellt.

Hendrix war hier der Boss und bestimmte, wo es musikalisch langgehen sollte und über den Umweg London wurde er dann auch in den USA zum Superstar.

Legendär ist z.B. sein Konzert in den BBC Studios.
Er spielte gerade "Hey Joe", unterbrach ganz plötzlich den Song und sagte so sinngemäß: "ich habe heute einen großartigen Song von einer sehr bekannten Band gehört, den ich jetzt spielen will" und legte los mit "Sgt. Peppers Lonely Hearts Club Band", auch zur totalen Überraschung seiner Band.

Ein weiterer legendärer Auftritt war wohl Monterrey und zeigte auch Hendrix`andere Seite.
Vor ihm hatten The Who ihren Auftritt und zerlegten ,wie zu der Zeit noch üblich bei ihnen, ihr Equipment.

Hendrix dachte sich, na mal sehen, ob ich nicht noch einen draufsetzen kann, und übergoß seine Strat mit Benzin und zündelte sie an.
Er war der Star des Abends und niemand hatte ihm die Show zu stehlen.

Mein Lieblingsalbum von Hndrix ist übrigens "Band of Gypsies", weil er da sehr funky spielte, abseits von jeglichen Gimmicks und Mätzchen, was garantiert auch `ne Menge mit seinen Mitstreitern Billy Cox und Buddy Miles zu tun hatte.

Jedenfallls hat Hendrix Generationen von Gitarristen beeinflußt und es wäre wirklich interessant gewesen ,welche Richtungen er noch eingeschlagen hätte.

Richtig ist, was Du erwähnst: Hendrix vertraute den falschen Leuten, kümmerte sich kaum um das Geld, daß ihm eigentlich zustand, war aber auch maß- und zügellos im Umgang mit Drogen und Alkohol und die Frauen liebte er auch (aber wer denn nicht ? -) )

Gruß Frank
 
Hi Pete,
also, ich bae auch noch ´ne kleine Info au s seiner zeit als er noch Studiogitarrist war, unter anderem in den Motown-Studios. Und in diesen Studios, da ist aber der Name "Studio" eher als Ehre zu werten, denn die Räumlichkeiten waren sehr klein, war es so, dass auf Grund des Platzmangels die Bassiten und Gitarristen in einem kleinem Kabuff standen und ihre Instrumente direkt auf die Bandmaschine einspielten. Diese Einrichtung von D.I. und Multicore war zu der Zeit eine Eigenkonstruktion des Studios. Ein [g=182]Amp[/g] wurde weder für Gitarre noch für [g=118]Bass[/g] genutzt. Das könnte der Grund für den Sound zu Jimi´s Anfangszeiten sein. Direkt und Clean!

Gruß
Tom
 
Hi,

Jimmy Hendrix bediente sich sehr vieler Stilrichtungen: Blues, Rock, Funk, Soul, Jazz etc. Im Grunde seines Herzens wollte er wohl auch immer andere Musik machen, als die, die die Plattenindustrie von ihm wollte, wie er in Interviews sagte.

Wäre interessant zu wissen, wie er sich weiterentwickelt hätte.

Sowas gab's ja auch unter den Jazz-Musikern. Einige waren sehr innovativ, warfen alles Alte über den Haufen und änderten ihre Spielweise und Sound. Andere waren eher konservativ und machten das weiter, womit sie Erfolg hatten.

Beantwortet vielleicht nicht die spezielle Frage im Detail. Aber ich denke, daß es damit zusammenhängt, daß Jimmy einer von der ersten Kategorie war. Außerdem kamen unter Drogen wahrscheinlich auch ganz andere Sessions zustande als im nüchternem Zustand, wo er sich selbst hinterher wunderte, was in ihm steckt.

Sound ist im kommerziellen Sektor imo häufig auch eine Frage des Produzenten und den zugehörigen Studios. Z.B. klingen ZZ Top auf ihrer ersten Scheibe oder auf Tres Hombres anders als auf Eliminator, nicht zuletzt wegen der Drummachines :-D. Viele Rock-Bands wurden erst mit dem "richtigen" Produzenten erfolgreich. Das gab's auch früher schon ;-).

Auf jeden Fall klangen einige der frühen Jimmy Hendrix-Sessions, die ich gehört habe ziemlich abgefahren. Vielleicht etwas weit hergeholt, aber vielleicht hätte Miles Davis ohne die nie seine Bitches Brew gemacht :-?.

Gruß mj
 
Noch ein kurzer Nachtrag:

Woran Hendrix auch verzweifelte war die kritiklose Einstellung seiner Fans.

Er hat das eine oder andere Konzert mit Absicht richtig schlecht gespielt, aber die Fans jubelten ihm trotzdem zu.
Besonders hart muß es gewesen sein ,wenn ständig irgendwelche Hohlköpfe nur darauf warteten, daß er mal endlich wieder seine Gitarre verbrennt.

Auch derartige Heldenverehrung kann einen Musiker in eine Sinnkrise stürzen.
 
mmh ich bin jetzt nicht der absolute Hendrix Fan (genauer gesagt nenn ich "nur" eine Best Of CD mein eigen und hab mal das Woodstock Video aufgenommen), finde aber auch, dass Hendrix eine riesige Bandbreite hatte:

Wie gesagt, ich kenne bei weitem nicht alles, freue mich zum einen immer wieder über seine Experimentierfreude, zum anderen Frage ich mich, aber doch, woher diese oft riesigen Unterschiede in seiner Spielweise herkommen mögen. Auf mich wirkt es manchmal wirklich, als würde da ein Gitarrenanfänger spielen. Plötzlich kommt wieder ein Solo bei dem ich mir denke: Perfekt! Das ist Virtuosität und Kontrolle pur.

So wirkt das zumindest auf mich und ich verstehe für meinen Teil auch nicht, woher diese "Kluft" in der Spielweise kommen könnte. Keine Ahnung, vielleicht liegt's auch einfach an mir und ich hab für gewisse Riffs oder Licks ein anderes Gehör als andere und vielleicht ist Vieles einfach Geschmackssache. Vielleicht berurteile ich aus meiner heutigen (musikalischen) Sichtweise einiges anders, als die Menschen damals (zumal ich zur 68er-Bewegung noch nicht auf der Welt war). Vielleicht liegt's an den Drogen (nicht meine, Jimi's ;-)). Wer weiß. Aber um hier wirklich qualifiziert mitreden zu können, fehlt mir bzgl. Jimi Hendrix das Hintergrundwissen. Deswegen ist dies nur meine äußerst bescheidene Meinung zu diesem Thema.

Aber trotzdem sind wir uns wohl alle einig, dass Jimi den Grundstock für die Entwicklung der Rockgitarre in den späteren Jahrzehnten geebnet hat.:)

Gruß
 

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