Interessante Folge von Uebermorgen.tv über die Musikdistribution in den nächsten Jahren.
Ja der Beitrag ist wirklich interessant und wie so oft teilt sich die Gemeinde in zwei (oder mehr) Hälften.
Die Einen quälen sich mit den Folgen der "unendlichen - digitalen - Reproduzierbarkeit von Kunst und deren Produkten herum - es geht da übrigens nicht nur um Musik, wenn man sich ansieht mit welch ähnlichen Problemen Literaten / Zeitungsverlage bzw. die sogenannten bildenden Künstler zu tun haben.
Und dann sind da die Anderen, denen es eigentlich egal ist, was sie vermarkten / verwursten.
@Bender - allerdings bereitet mir diese Kontrollneurose von allen möglichen Politspezialisten auch sehr großes Unbehagen (siehe Razzia Kino.to) - denn eigentlich sind sie die Dritten im Bunde, die sich zwischen die beiden anderen stellen und sagen "wir machen die Spielregeln" - in der Ökonomie läuft dieser Streit schon seit Jahrhunderten zwischen Markt und Staat.
Das Unbehagen wird noch größer, wenn man bedenkt, wie machtlos staatliche Institutionen gegenüber manche Branchenriesen sind, die Jahresumsätze von mehreren Bundeshaushalten erwirtschaften.
Wen wundert's da, daß sich immer mehr namhafte Politiker in der sogenannten Wirtschaft engagieren.
Deshalb glaube ich auch nicht, daß die Major-Companies ganz verschwinden werden.
Wenn man sich frühere Entwicklungen ansieht ist eigentlich schon mal alles da gewesen. Es gab Monopole und auch atomistische, anarchische Marktstrukturen, wie sie in dem Beitrag für 2020 prognostiziert werden. Kein Markt kommt ohne ein Mindestmaß an Regulation zurecht. Und so wird sich vermutlich mal wieder eine Oligarchie von einigen wenigen, aber mächtigen Major-Companies halten.
Ich denke, daß in Zukunft der Begriff der Kreativität eine ganz neue Bedeutung bekommt. Man hat da so ein romantisches Bild von dem kreativen Künstler der schöne oder auch nicht so schöne, aber dafür interessante Dinge (er-)schafft, die andere Menschen faszinieren und deswegen geben sie auch Geld dafür aus, sich einen persönlichen Anteil am Kunstwerk zu sichern - und ich denke - das werden die Leute auch in Zukunft tun - nämlich CDs, Bilder, Videos, Merchandise-Dinge, kaufen. Früher habe ich mir meißtens ein T-Shirt oder zumindest ein Poster von guten Konzerten / Events mitgenommen.
Selbst die industrielle Massenware a lá DJ Ötzi wird ihre Existenzberechtigung behalten, schätze ich.
Die Kreativität wird sich über den künstlerischen Prozess von Komponisten, Schriftstellern, Malern, Fotografen, Designern, etc.aber ausdehnen müssen auf die sogenannten trockenen Berufe von Marketingleuten, Buchaltern, Veranstaltungsmanagern, Anwälten, usw. usw.
Letzlich (und das klingt etwas herbe) überlebt tatsächlich nur noch der, der gut ist, bzw. von einer Fangemeinde getragen wird, um seiner brotlosen Kunst nachgehen zu können.
Man kann sich auch eine reiche Witwe suchen oder einen anderen Mäzen / Sponsor.
Abschließend - so als Beispiel, für das, was ich ausdrücken wollte - sei die Aktion der "Einstürzenden Neubauten" genannt, die ihre registrierten und zahlenden Mitglieder dabei sein lassen haben, bei der gesamten Produktion eines Albums.
Ich weiß zwar nicht, was dabei rumgekommen ist, aber die Idee und die Umsetzung war 'ne echte Innovation, sowohl für die Band, als auch für die, denen man das Gefühl verkauft hat, dabei gewesen zu sein.
Das entspricht dem, was frühere Volkswirte über Geld gesagt haben, als es noch keine globalen Spekulations- bzw. Finanzkrisen oder anderweitige Internetblasen gab:
Geld ist geronnene Lebensenergie.
Es muß einen doch nachdenklich stimmen, wenn Börsenkurse teilweise nur über Netzgeschäfte, d.h. daß nur Rechner mit Rechnern weltweit handeln, interagieren.
Damit wären jedenfalls die alten Marktgesetze, daß die einen produzieren und die anderen konsumieren ad absurdum geführt.
Gerade hier im Forum der "Musikmacher" frage ich mich manchmal, ob diejenigen, die Musik machen, sich vielleicht auch mal selber fragen, für wen, wofür oder für was sie ihre Musik machen und veröffentlichen und was sie glauben, welchen Wert diese Musik für selber, aber auch für die anderen darstellt - siehe Beitrag @kickback.
Ich glaube dieser Thread wird noch ganz interessant werden - wie sagte doch Robert Jungk in seinem gleichnamigen Buch aus den 50ern
"Die Zukunft hat schon begonnen" !!!!!!!