Gitarrensound für Live - Feedback & Diskussion

[raketenmann]

Hallo liebe Gitarreros und Gitarrerinnen!

Nach vielen Jahren Gitarrenspiel finde ich es noch immer eine grosse Kunst, einen richtig guten Gitarrensound für Rhythmusgitarre - und insbesondere für meinen Gitarrenstil - einzufangen. Zudem nehme ich mir immer wieder mal Zeit, was neues auszuprobieren und zu experimentieren. Aber natürlich macht es auch Spass, sich mit gleichgesinnten auszutauschen und neue Inputs zu erhalten.

Eins vorneweg: Ich weiss, dass sich hier viele Metaller tummeln - und nein: hier geht es nicht um Metal. Und ich suche auch nicht nach einem 0815-Sound, der sicherlich immer passt. Ich suche das gewisse etwas, das auch zu meinem Stil passt, und das ist 90% Rhyhtmusgitarre in Richtugn AltRock, ein bisschen Springsteen meets AgainstMe! meets Punk meets Southern.... Irgendwie in der Art. Und: es geht darum, einen guten Sound für die Bühne zu finden: 1 Mik, 1 Speaker, 1 Amp - und keine 1000 Möglichkeiten wie im Studio...

Bist du bereit?

Kette: Thinline Tele Bridge PU in einen Lehlep Julian mit nur sehr sehr wenig Boost (in den Files teilweise an oder aus, sollte hörbar sein) in einen Fender BP Bassman mit Barefaced Radical 2x12 und hinter dem Mik einen Fane A60 Alnico Speaker.

Die Fragen, die ich mir immer wieder stelle sind:
- Wie viel Bass verträgt es?
- Wie viel Höhen verträgt es?
- Wie viel Gain verträgt es?

Die ganzen Sachen sind tatsächlich gar nicht so einfach einzustellen, da der Amp einfach nur bei gewissen Einstellungen richtig klingt. Drehe ich den Bass zu weit zurück, geht die Zerre flöten...

Ich habe mal diverse Mikros ausprobiert, teilweise ziemlich Exoten, weil das vor einem Speaker einfach Spass macht. ....und mit einem super raren RCF bin ich gerade ein wenig verliebt... dieser Mittengrowl finde ich ziemlich cool - allerdings bin ich auch unsicher, ob das dann im Mix wirklich das richtige ist.

Nun wie gesagt - bin gespannt auf eure Ideen und euer Feedback!

RCF1708

Beyerdynamic M160

Senn MD421

Meazzi M12

Senn Md409

 

[dokta_ALK]

Mach dir nicht so viele Gedanken, auf der Bühne ist immer dann alles anders.
Der Sound ist immer auch von der Location abhängig. Ich hab schon auf Bühnen gespielt, wo ich die Bässe fast ganz abdrehen musste weil der Bühnenboden so resonant war...

Machst du bei den Auftritten die Technik selbst? Habt Ihr einen eigenen Tonmann mit? Seid Ihr auf auf die Haus und Hof Techniker angewiesen?

Tip no. 1, stell den Verstärker ohne Mikrofonierung so ein, wie er für dich am Besten klingt. Einstellung merken.
2. mach mit deinem Lieblingsmikro Probeaufnahmen (im Bandkontext), finde den Sweetspot für die Mikroposition, markieren, ein halber cm kann schon einen riesen Unterschied machen.
Ev. Shure SM 57 probieren, das sollte jeder Haus und Hof Techniker in seinem Köfferchen haben.

Der Rest ist Rock 'N Roll.

 

[leary]

Machs nicht so kompliziert. SM 57 und ab dafür.

 

[tylerhb]

Welcher Sound am besten passt lässt sich ohne Kontext überhaupt nicht sagen. Je dichter bzw. fetter der restliche Bandsound ist, desto mehr Höhen braucht es, um sich durch den Mix zu schneiden. Mir wäre das alles von zu vielen Variablen abhängig. Ein mm mehr nach links oder rechts mit dem Mikro und der Sound ist wieder ein ganz anderer. Setz dich in Ruhe im Studio hin und bastele dir eine IR, die in Kombination mit deinem Equipment das optimale Ergebnis erzielt. Die dann live auf nem IR Loader zwischen Amp und Speaker nutzen. Das klingt dann auch völlig nach dir selbst, also völlig individuell, aber trotzdem jedes Mal gleich und reproduzierbar. Der Amp kann dann ja weiterhin auf der Bühne seine Diente leisten und Teil der Klangkette sein.

 

[TheTick]

Von den Sounds her klingt "solo" das MD421 am Besten. Das SM57 fand ich immer schrecklich nölig... Naja, Geschmackssache. Ja, der Kontext ist natürlich brutal entscheidend.

 

[sts]

....und mit einem super raren RCF bin ich gerade ein wenig verliebt... dieser Mittengrowl finde ich ziemlich cool

Mir wäre das zu schrill. Eigentlich bei allen Mikros, aber hier stört es mich besonders. Mein Favorit wäre wahrscheinlich das Sennheiser MD 409, wobei ich den Grundsound wohl auch hier etwas entschärfen würde (und/oder das Mikro aus der Mitte rausnehmen würde).

Welcher Sound am besten passt lässt sich ohne Kontext überhaupt nicht sagen.

Das ist allerdings ebenfalls wahr.

 

[Sascha Franck]

Mir wäre das zu schrill. Eigentlich bei allen Mikros, aber hier stört es mich besonders.

Da pflichte ich bei. Ich finde das bei wohnungskompatibler Abhörlautstärke schon so, dank Fletcher Munson wird das bei höheren Lautstärken mit ziemlicher Sicherheit deutlicher.

Ich würd's übrigens auch so machen, wie von @tylerhb vorgeschlagen. Diese IR-DI-Boxen kosten nur noch sehr wenig (Combo aus normaler DI Box und günstigem IR Pedal tut's ja übrigens auch) und man hat einfach immer einen konstanten Sound und keinen Müll auf dem Mikrosignal. Amp und Box mal eben umzupositionieren ist auch deutlich einfacher und niemand stolpert über den Mikro-Ständer oder haut den um.

 

[raketenmann]

Hey
Danke schonmal für eure Inputs, hier meine Gedanken dazu:

Machs nicht so kompliziert. SM 57 und ab dafür.

Komm schon, soll ja Spass machen etwas zu tüfteln ich bin einer der wenigen, die den SM57 Sound nicht so sehr mögen, da für mich der Präsenz Peak etwas zu heftig ist….

Welcher Sound am besten passt lässt sich ohne Kontext überhaupt nicht sagen

Das stimmt natürlich. Ich dachte mich da ein wenig auf eure Hörererfahrungen zu verlassen und eben auch darauf, dass der Sound im Mix gut durchkommen muss. Der Sound ist so eingestellt, dass er für mich im Raum super klingt, mit dem Mikro bin ich eben noch nicht so schlüssig… aber ich muss die Übung ev. mal noch mit einem Kontext wiederholen!

Ein mm mehr nach links oder rechts mit dem Mikro und der Sound ist wieder ein ganz anderer. Setz dich in Ruhe im Studio hin und bastele dir eine IR, die in Kombination mit deinem Equipment das optimale Ergebnis erzielt

Das habe ich tatsächlich auch vor, aber an dem Punkt bin ich noch nicht ganz, da ich nicht für alle Miks eine IR machen wollte bzw. die Zeit am Wochenende etwas knapp war.

Von den Sounds her klingt "solo" das MD421 am Besten.

Spannend. Ich fand das 421er am wenigsten überzeugend…

Mir wäre das zu schrill. Eigentlich bei allen Mikros, aber hier stört es mich besonders

….auch spannend. Was ist für dich schrill? Ich würde Schrill klar in den Höhen verorten, und da finde ich andere Miks schriller, insbesondere das 421er - und mit dem 57er würde es wohl ähnlich sein… Das RCF hat von allen Miks am wenigsten Höhen und ist in den Mitten kräftiger, auch im Bass etwas schwächer, aber das müsste ich wirklich in den Kontext einordnen.

Würded ihr denn die Höhen etwas beschneiden am Amp? Dann ist halt schnell der Biss weg und das suche ich schon. Im Cab ist auch ein Jensen Tornado drin, der im Raum alles noch etwas runder macht, aber der Fane macht das ganze schon viel rockiger, daher würde ich mich live auf diesen Speaker begrenzen. Bei einer IR könnte ich natürlich die Speaker auch mischen…

 

[der_wahre_Noplan]

Ich würde sagen, dass diese kleinen Nuancen der Mikros bei einer Live-Anwendung völlig zu vernachlässigen sind. Das ist vielleicht was für das Studio.

ich bin einer der wenigen, die den SM57 Sound nicht so sehr mögen, da für mich der Präsenz Peak etwas zu heftig ist….

Das muss ja auch nicht dir gefallen. Ich würde an deiner immer den Klassiker auspacken und dann dem Mischer mitteilen, dass du auch andere Mics dabei hast, falls er sie braucht. Er kann das dann vor Ort entscheiden, ob ein anderes Mic sinnvoll ist. Kann schon mal vorkommen, ist aber selten.

Deinen "Signature"-Sound von der Platte wird dir niemand live reproduzieren können.

 

[TheTick]

Deinen "Signature"-Sound von der Platte wird dir niemand live reproduzieren können.

Außer: Kemper und fertig ist der Sound. Immer und überall. Ende des Grübelns.

 

[Sascha Franck]

Außer: Kemper und fertig ist der Sound. Immer und überall. Ende des Grübelns.

Naja, auch nicht so pauschal. Eröffnet wieder ganz andere (Groß-)Baustellen.

 

[der_wahre_Noplan]

Außer: Kemper und fertig ist der Sound. Immer und überall. Ende des Grübelns.

Ja, ist einfacher, aber auch da hat man live niemals den gleichen Sound, je nachdem wo man spielt. Beim Gitarrensound sollte man imho einen Kompromiss finden aus dem Sound, den man in etwa haben will und gleichzeitig einen der in den meisten Live-Situationen gut funktioniert. Ich versuche für mich immer einen offeneren Sound zu wählen, bei dem der Mischer mehr Möglichkeiten hat den zu bändigen und zu formen. D.h. oben rum und auch untenrum etwas Knetmasse lassen und tendenziell etwas mehr Biss, so meine Philosophie. Eine weitere Baustelle ist es das Gewicht des eigenen Sounds zum Gitarrenkollegen anzupassen, damit die Klampfen bei gleicher Lautstärke auch gleichermaßen laut wahrgenommen werden, sonst kann es schnell zum Ungleichgewicht kommen, wenn der Mischer nur auf den Ausschlag der Kanäle guckt. Dann lieber von vornerein Sounds basteln, die weniger fehleranfällig sind, auch von der Mischerseite.

 

[mWermut]

..von den Mics gefallen mir das Beyer, das MD409 und das Meazzi am besten, wobei die ersten beiden noch eine Bass-Absenkung brauchen könnten..das find ich aber seltsam, weil das Meazzi ja als Kopie des AKG D12 beschrieben wird..und das ist eigentlich kaum bassschwach!? Vielleicht macht es die Positionierung der einzelnen Mics hier schwer?

 

[TheTick]

Also, wenn ich daran denke, wie oft mein Marshall-Cab mit (genau) einem SM57 scheiße abgenommen wurde (ich würde sagen zu 95%), sodass vorne alles, aber mit Sicherheit nicht "mein" Sound ankam, dann weiß ich, dass ich da mit meinem Kemper mal mindestens in diesen 95% der Fälle nach vorne und auch auf meine Monitore ein Signal liefere, das fast perfekt ist. Und wenn dann noch ein paar Mitten raus- oder reingedreht werden müssen am Pult, kann das der Mischer ja machen. Aber alles Grundsätzliche ist immer abrufbar dar. Also, ich weiß nicht, was hier wieder so negativ geredet wird. Natürlich muss das ein "Live"-Sound sein, sprich, nicht einfach das Preset, das ich zum Aufnehmen der Platte genommen hab. Aber grundsätzlich erspart die Kiste schon ne ganze Menge Kopfschmerzen. Aber jeder wie er/sie möchte.

 

[Sascha Franck]

Also, wenn ich daran denke, wie oft mein Marshall-Cab mit (genau) einem SM57 scheiße abgenommen wurde (ich würde sagen zu 95%), sodass vorne alles, aber mit Sicherheit nicht "mein" Sound ankam, dann weiß ich, dass ich da mit meinem Kemper mal mindestens in diesen 95% der Fälle nach vorne und auch auf meine Monitore ein Signal liefere, das fast perfekt ist.

Die Nummer mit der Abnahme ist ja auch komplett super. Aber dann kommt eben die nächste Frage: Wie höre ich mich auf der Bühne?