Essenz, ein Textentwurf

[holgi]

Hi,

hier einmal ein textlicher Entwurf, ich habe Gedanken fliessen lassen ohne mich um Möglichkeiten zur Vertonung zu scheren, in erster Linie wollte ich mir Luft verschaffen



Essenz

Essenz, Dekaden werden eingedickt,
in gelebtes Glück,
mit Schmerzen garniert, mit Trauer abgeschmeckt.
Essenz, gipfelt im Jetzt,
durch Schleier ein letzter Blick.


Essenz, der Bodensatz des Lebens,
ratlos, hilflos, doch nicht vergebens?
Was bleibt? Was zählt?
Wie wird bemessen?
Kloss im Hals,
in mir herrscht Krieg, nichts wird vergessen.

Essenz, ich zerfliesse,
bin haltlos, panisch beflissen,
Sinn zu erkennen, nicht aufzugeben.
Zeit will vergehen, uns verlassen,
doch auch mit sich reissen,
zugleich lähmen und bewegen.

Essenz, das grosse Sein,
das Nichts breitet seine Arme aus,
der Kosmos ist ewig,
und wir werden klein,
Hochmut blickt verschämt, wird kleinlaut.

 

[Soundkraft]

in erster Linie wollte ich mir Luft verschaffen

Das merkt man irgendwie
Klingt ja beim ersten Lesen ungeheuer bedeutungsschwanger...
aber...hmmm...

Also mir fehlt genau diese Essenz .... mir kommt sowas wie Suche nach dem Sinn des Lebens und Midlifecrisis ...oder ob man sein leben wirklich gelebt hat oder was von einem bleibt wenn es vorbei ist.

Unzufriedenheit mit sich selbst ist wohl der globale Zusammenhalt..so ganz pauschal gesagt.

Aber ziemlich ungeordnet noch.

Soll das ein Raptext werden? Irgendwie automatisch stellt sich bei mir das Gefühl ein...ist aber ja eigentlich nicht deine Baustelle, oder?

Jo..."bewerten" kann oder will ich da nix....für mich ist das halt, wie du selber schon andeutest mehr ne Gedankensammlung. Da muss erst noch ein Text draus werden.

Meine Meinung.

 

[MamaMuuht]

@holgi

Mich berührt der Text sehr. Er fließt tatsächlich .Und was ich ganz selten als unterdurchschnittlicher Musiker habe:
Ich höre da irgendwie Musik zu. Schwer zu erklären.
Beim Schlußwort " wird kleinlaut" komme ich allerdings etwas aus dem Takt, aus dem Fluss.
Gewollt von Dir? Es klingt gebrochen, abrupt.

 

[magnazeon]

Anlässlich eines heutigen familiären Verlustes finde ich direkten Zugang zum Text.

Ich finde den Text gut so wie er ist.
Gut, dass Fragen bleiben.
Gut, dass Raum bleibt.
Zum Interpretieren.

Ich glaube, das kann man so wie es ist ohne Änderungen vertonen.

 

[Dodo_I]

Danke, holgi !
Danke, Jungs !

 

[house12]

Ich hab das Gefühl der Text verschweigt mir was Wichtiges, find's aber ok. Dass noch ein "ich" kommt in der dritten Strophe, beruhigt mich irgendwie. In der Konsequenz würde ich in diesem Teil aus dem "uns" noch ein "mich" machen, also Zeit will vergehen, mich verlassen.

Für mich steht es fifty-fifty. Man könnte so wie es ist vertonen, aber auch mit sehr wenig Aufwand noch abrunden ohne abzuflachen.

 

[NinaEins]

@holgi: sehr schön. spricht mich direkt an.
Ich frage mich auch oft nach der "Essenz" und dies sogar derart zentral in meinem (bisher unvollendeten) Roman, in dem der Held bereits im ersten Kapitel als jemand auf der Suche nach der Essenz des Lebens vorgestellt wird. *s.u.

Du siehst... dein "Song" trifft bei mir voll ins Schwarze und ich finde viele Antworten in deinem Text, wenngleich natürlich das Thema wortgewaltig und riesig für einen kurzen Song ist. Nicht alles versteht man, denke ich, in der ganzen Tiefe bereits beim ersten Hören... aber dafür gibts ja repeat.

Super!!! Und alle Daumen hoch.
Liebe Grüße
Nina



*Anhang als "Beleg unserer essentiellen Übereinstimmung":
"In den Momenten (...) fühlt er die Essenz seines Lebens so konzentriert, dass sie auf die Spitze einer Nadel passen könnte. Er spürt seine Lebendigkeit überwältigend, so wie es nur im Angesicht des Sterbens oder Tötens sein kann."

 

[holgi]

Klingt ja beim ersten Lesen ungeheuer bedeutungsschwanger...

Haha, ja, das ist wohl so.

Gewollt von Dir? Es klingt gebrochen, abrupt.

Dieser Schluss kam mir so an, ich habe wenig gedacht, eher rausgelassen

Anlässlich eines heutigen familiären Verlustes finde ich direkten Zugang zum Text.

Genau darum geht es, auch. Es freut mich, das du so empfindest, zeigt es mir doch, das ich nicht so falsch liege mit meinem Entwurf.

Danke, holgi !

Prost

Ich hab das Gefühl der Text verschweigt mir was Wichtiges, find's aber ok.

Das liegt uU daran das ich mir der Konsequenzen aller Gedanken nicht sicher bin, ich habe kein Resümee parat, ich bin ratlos und traurig, aber auch freudig im Leben, zerrissen zwischen all dem Irrsinn den wir durchleben, und weit davon entfernt aufgeben zu wollen/können. Also zwischen den Stühlen, hier ich, dort die Welt/das Leben.....

Super!!! Und alle Daumen hoch.
Liebe Grüße
Nina

Danke dir.

 

[helge1973]

Tach Schwachkopf,

tja, endlich ma wat Gehaltvolles fon Dia

Das ist tatsächlich richtig, richtig gut und erinnert mich an Texte von dem grossartigen Curse.
Ich nehme mal an, dass Dein verkalktes Hirn so was nicht kennt, aber er ist es wert gehört zu werden, allen voran das neue Album.

Ich finde die Art wie es geschrieben ist, wie die Verse "laufen" ziemlich fresh und unverbraucht.
Es lässt viel Raum zur freien Interpretation, ist nicht so aufdringlich wie Dein Mundgeruch.

Allahdings finde ich es auch etwas kurz.
Lässt sich gut Rappen, aber wie gesagt: too short dafür.

Entweder kommt noch mehr Text oder wir lassen es minimalistisch.
DANN könnte ich mir so ne Art Moby-Lied dabei 4stellen, in dem der Sprecher einfach den Text zu einer Melodie spricht.

Auf jeden Fall ziemlich geil, Jung

 

[holgi]

Allahdings finde ich es auch etwas kurz.
Lässt sich gut Rappen,

Unterstehe dich du Lappen!

Danke Doofmann.

 

[LM18]

Der Text beschreibt einen der möglichen Sterbeprozesse?

Es ist mehr eine Dichtung, ein Gedicht im Allgemeinen, als ein Liedtext.

Gute Worte!

 

[holgi]

Der Text beschreibt einen der möglichen Sterbeprozesse?

Es ist mehr eine Dichtung, ein Gedicht im Allgemeinen, als ein Liedtext.

Gute Worte!

In erster Linie ist es eine Selbstbetrachtung, und zwar beim Betrachten des Sterbens eines geliebten Menschen, quasi spiegelbildlich die eigene Person ins Visier nehmen, und sich zu fragen, wozu? was bleibt?

 

[holgi]

*Anhang als "Beleg unserer essentiellen Übereinstimmung":
"In den Momenten (...) fühlt er die Essenz seines Lebens so konzentriert, dass sie auf die Spitze einer Nadel passen könnte. Er spürt seine Lebendigkeit überwältigend, so wie es nur im Angesicht des Sterbens oder Tötens sein kann."

Du solltest mal zum Forumtreffen kommen, da können wir sicher "nett" miteinander faseln

Kurze Geschichte zum Thema Leben/Sterben und was das mit uns macht:

Als Roy Orbison starb rief Tom Petty mitten in der Nacht George Harrison an, um ihm das zu verkünden, eine der Reaktionen von George war, das er Tom fragte: "Und? Jetzt bist du sicher froh am Leben zu sein!"

 

[asli]

Der Text berührt mich, sehr. Die Zerrissenheit des Protagonisten wird erfahrbar. Ein wirklich sehr emotionaler Text.

LG

Asli