Ein Schwanenpaar

[Teestunde]

Der Text ist schon reserviert.

Ein Schwanenpaar

Dir gelang, mein Welken aufzuhalten,
ich blieb wohnen in der Blütezeit,
zählte sie nicht weiter, meine Falten,
trank stattdessen deine Zärtlichkeit.

Willig ließ Begier sich von dir leiten,
wollte dich ab jetzt für immer spürn,
wollte dich die Wege gern begleiten,
die aus der Tristesse ins Helle führn.

Ein Schwanenpaar, das durch die Wellen zog septemberwärts,
ein Schwanenpaar verliebt die Hälse bog zu einem Herz.

Als der letzte Sommertag sich neigte,
wartete ich auf ein liebes Wort,
welches mir dein Einverständnis zeigte
und mir sagen sollte: Geh nicht fort!

Du erstarrtest und – fingst du an zu lachen,
aber nicht, wie man aus Freude lacht.
Tief getroffen packte ich die Sachen
und der Zug fuhr mit mir in die Nacht.

Ein Schwanenpaar, das durch die Wellen zog septemberwärts,
ein Schwanenpaar verliebt die Hälse bog zu einem Herz.

Mir galt dieses Schwanenpaar als Zeichen
tiefer Treue, die ein Leben hält.
Ich will nicht mehr durch mein Leben schleichen,
so als wäre jede Tür verstellt.

Die Enttäuschung hat mich nicht zerfressen,
nein, mein alter Kampfgeist regte sich,
nein, die Liebe hat mich nicht vergessen,
eines Tages blüht sie auch für mich.

Ein Schwanenpaar, das durch die Wellen zog septemberwärts,
ein Schwanenpaar verliebt die Hälse bog zu einem Herz.

 

[Turquoise]

Wie vielen Liebhabern hat denn Dein Lyrisches Ich nun schon die Beine breit gemacht - in der Hoffnung, dafür im Gegenzug die große unerschütterlich treue Liebe zu finden - und wurde ein ums andere Mal enttäuscht?

Wird irgendwann einmal der Moment kommen, in dem es sich nicht mehr in romantische Sentimetalitäten flüchtet sondern sich der bitteren Wahrheit stellt: so, wie ich die Sache angehe, wird das nichts?

Seit Jahren Texte mit der gleichen Dramaturgie. Es muss doch einmal eine Entwicklung statt finden. Oder nicht?

 

[neu]

Es muss doch einmal eine Entwicklung statt finden. Oder nicht?

Oder nicht.

 

[Entone]

Wie vielen Liebhabern hat denn Dein Lyrisches Ich nun schon die Beine breit gemacht - in der Hoffnung, dafür im Gegenzug die große unerschütterlich treue Liebe zu finden - und wurde ein ums andere Mal enttäuscht?

Das total abstrakte lyrische Ich, das mit nichts und niemandem etwas zu tun hat.

 

[neu]

ich meinte mein "Oder nicht." aber ernst im Sinne von "nichts muss"

Entwicklung kann ja auch scheiße sein bzw. was ist denn "Entwicklung"? Wenn die TExte zB gefallen, musst du daran ja nichts ändern.

 

[Teestunde]

@Turquoise Die Art, wir du dich darüber aufregst, ist auch seit Jahren gleich. Lass mein LI doch unerschütterlich an die große Liebe glauben. Du stellst ihm immer nur eine Mülltonne hin, in die es sein Herz werfen soll.

 

[Freddy All]

@Turquoise, das hatten wir doch schon mal! Wenn jetzt jeden zweiten Tag Weihnachtslieder kommen, würde es mich freuen, dich dabei ärgern zu sehen. ich Nun bleib ma lockerDie Musik macht den Text erst interessant, wenn er exakt darauf geschrieben ist. Ich vermute, du übertreibst ein wenig – kreative Menopause? Dann stell doch wieder was provokatives rein, es wird fleißig darüber geschwätzt, und dich auch unterhalten, oder nicht? etwas zu bunt geraten, aber nicht böse gemeint

 

[Turquoise]

Du stellst ihm immer nur eine Mülltonne hin, in die es sein Herz werfen soll.

Es gab mal einen Blondinenwitz: Warum schauen Blondinen Pornos immer bis zum Abspann? Weil sie glauben, am Schluss wird geheiratet.

Daran erinnert mich Dein LI. Das hat nichts mit Herz in die Mülltonne zu tun. Selbst in Jane Austens Romanen kommen die Protagonisten nach vielen Irrungen und Wirrungen irgendwann dahinter, dass die Dinge anders sind, als sie zunächst dachten. Sie passen Ihr Verhalten an und dann wird doch noch irgendwie alles gut. Aber nicht bei Dir. Und das ist - über die Jahre gesehen - deprimierend.

Stell Dir mal vor, es gäbe ein Album mit Deinen Texte. Man fährt Auto, hört dieses Album - und auf 9 von 12 Stücken sucht ein hoffnungslos romantisch verpeiltes LI die große Liebe in einer Ansammlung enttäuschender One Night Stands. Da kann man sich auch Andrea Berg antun. Die besingt solches (ich muss es einmal sagen) für erwachsene Menschen asoziales Verhalten wenigstens in "angemessen" asozialer Schlagersprache.

Artname vertrat die Ansicht, die Form mache die Kunst. Ich sage: auch die Wahl des Themas macht die Kunst. Indem Du Dein Thema als Dutzendware heraus haust, inflationierst Du es. Und damit Dich selbst als Künstlerin. Klingt vielleicht hart. Aber man könnte ja mal darüber nachdenken. (Oder auch nicht.)

 

[LM18]

@Turquoise
Kannst du den Anteil an "Hefesatzsprache" in deinen Beiträgen grundsätzlich wieder rausnehmen?

 

[Entone]

Da kann man sich auch Andrea Berg antun.

Vielleicht ist Teestunde ja Andrea Berg?

 

[holgi]

stellen wir uns doch kurz einmal vor, wie es wäre, würden hier im Forum nicht 99% Männer miteinander kommunizieren, sondern deutlich mehr Frauen, wir alle wissen, das Männer und Frauen unterschiedlich sind, wir alle kennen romantische Erzählungen/Lieder/Texte/Filme für Frauen gemacht, nicht selten von Frauen gemacht, und da Frauen als auch Männer nur Menschen sind, sind sie nicht perfekt, weder noch, und dann auch noch verschiedene Geschmäcker, ohje

daraus folgt; Romantik ist manchmal auch Kitsch, so wie männliches Gehabe oft sehr sehr peinlich wirkt, so auch weibliches, so auch Romantik

der Text hier oben ist bittersüss romantisch, mag ich das? ne, ist es wichtig das ich es mag? ne, ist es handwerklich gut gemacht? ja

bevor ich also der TE hier mit Neandertaler-Charme komme, um ihr klar zu machen das ich ihre Idee für von Grund auf falsch erachte, könnte ich ja mit meiner grob gezimmerten Keule zurück in die Männer-Grotte stampfen und mir meinen Teil denken

Andrea Berg oder nicht, wen juckts?

 

[Joost]

Vom Versmaß erinnert mich das etwas an Goethes "Der Fischer". Die Romantik in dem Text verstehen die Leute hier im Forum wahrscheinlich nicht so richtig. Ich finde den Text gut.

 

[Turquoise]

Ich versuche es mal mit anderen Worten.

Teestundes LI ist nicht primär auf der Suche nach Sex. Sonst würden Teestundes Texte tatsächlich klingen, wie Schlagertexte, in denen es permanent um "Feuer" und um "eine heiße Nacht" gehen. Doch in Teestundes Texten ist sehr viel von Sehnsucht und nicht zustande kommenden Bindungen die Rede.

Teestundes LI ist also auf der Suche nach Liebe. Seit Jahren setzt es dafür - wenn auch mit codierenden Worten beschrieben - Sex als Lockmittel ein. Was für eine Frau, anders als für einen Mann (und ich gehe davon aus, dass Teestundes LI weiblich ist), das Maximum ist, was es zu geben hat: den eigenen Körper bis in das wörtliche Innerste, Verborgenste.

Die männlichen Gegenparts in Teestundes Texten lassen sich diese Gabe regelmäßig für eine kleine Einmaligkeit gefallen, fühlen sich ansonsten aber zu nichts verpflichtet. Wieso sollten sie auch, bekommen sie "es" doch quasi auf dem Silbertablett dargeboten, von einem weiblichen LI, das manchmal sogar darum zu betteln scheint (Hast Du Heiligabend schon was vor?), sich "vernaschen" zu lassen. Da erklärt "man" sich natürlich gerne hilfsbereit. Für den Moment...

Nun ist das bis hierhin noch nichts wirklich Überraschendes. Seit Menschengedenken haben Frauen Sex eingesetzt, um Liebe zu bekommen - und Männer Liebe, um Sex zu bekommen. Besonders wird es aber dadurch, dass Teestundes LI seit vielen Jahren daran scheitert, Liebe für Sex zu bekommen. Es gibt dieses angebliche Einstein-Zitat, in dem er Wahnsinn definiert als die Erwartung, ein anderes Ergebnis zu bekommen, obwohl man immer wieder das Gleiche tut. Ich würde es nicht Wahnsinn nennen, aber es ist definitiv kein besonders kluges oder lernfähiges LI.

Teestunde schrieb, ich würde ihrem LI immer wieder die Mülltonne hinstellen, in die es sein Herz werfen soll. Nein: nicht ich tue das, sondern Teestunde selbst stellt seinem LI die Mülltonne hin. Was will das LI noch zusetzen, wenn es bereits mit dem Maximum - Sex - in die Verhandlung einsteigt? Da ist nichts mehr. So handeln Menschen ohne Selbstachtung (ich spreche vom LI!). Sie nehmen an, dass weniger als alles nicht genügen könnte. Dass sie es nicht wert sind, beachtet und geliebt zu werden, wenn sie nicht sofort mit allem einsteigen.

Sicher könnte man sagen: aber Sex ist ja auch schön und das LI hat ja auch etwas davon. Mag sein. Doch dass es dem LI nie darum geht, zeigen seine anschließenden Lamenti.

Eine Prostituierte lässt sich für Sex "wenigstens" bezahlen. Allein, dass sie Sex nciht ohnen diesen materiellen Nutzen hergibt zeigt, dass sie noch mehr Selbstachtung und Würde hat, als Teestundes LI, das nichts von alledem als Gegenleistung bekommt. Doch irgendetwas muss Teestundes LI trotzdem bekommen, sonst würde es nicht über Jahre, vielleicht Jahrzehnte, weiter so machen.

Was also ist es?

Ich glaube, die Gegenleistung für Sex, aus der Teestundes LI etwas für sich selbst zieht, ist der bittersüße Schmerz des Selbstmitleides, welches es hinterher überkommt - und der anschließende Beschluss: "und dennoch, eines Tages...!" Das hat etwas von seelischer Selbstverletzung, um wenigstens überhaupt etwas zu fühlen - und dadurch zu sehen, dass man existiert:

I hurt myself today
To see if I still feel
I focus on the pain
The only thing that's real

Der Unterschied ist, dass Johnny Cash' LI sich bewusst ist, dass es sich verletzt. Teestundes LI aber nicht. Und das liegt denke ich daran, dass auch Teestunde selbst sich dieses Zusammenhangs nicht bewusst ist. Deshalb schrieb ich "deprimierend" - weil ein Autor, der über menschen schreibt, Menschen kennen sollte, wie ein Tischler Holz.
Und deshalb schrieb ich auch "asozial", weil Teestundes LI genau das macht, was in einem sozialen Gefüge seit Jahrtausenden nachweislich (die gesamte Literatur ist voll davon) nicht funktioniert. In der Jugend hat man das ausprobiert, klar. Aber wenn es zu einem Lebensstil wird, bleibt man einsam. Hat also kein näheres, wirklich intimes, vertrautes soziales Umfeld. Man weiß das. Alle wissen das. Jedenfalls irgendwann.

Kunst war schon immer auch dazu da, um aufzuzeigen, wie Leben gelingen kann oder woran es liegt, wenn es nicht gelingt. Hier wünsche ich Teestunde wirklich von Herzen, dass sie einmal an den Punkt kommt, von dieser Sex-Liebelei-Tragödie-Oberfläche in die tieferen Tiefen des Menschlichen hinabzusteigen und die fragen anzureißen, an denen ihr LI bisher permanent scheitert.

 

[holgi]

ja mei, wir sind hier doch nicht vor Gericht....

wenns Teestunde zu Herzen geht und anderen auch ist doch alles gut, ich hab den Text nicht als Dissertation verstanden

 

[Turquoise]

ja mei, wir sind hier doch nicht vor Gericht....

Aber wir können Texte, LIs, Kontexte usw. besprechen, analysieren und kritisieren. Was vielleicht sogar der Sinn dieses UFs ist.

Versteh' mich nicht falsch: ich muss diese Beiträge nicht schreiben. Ich tue es, weil ich ein bisschen Erfahrung im Texten und ein Auge für besonders Gutes, für Schwachstellen und offene Fragen habe. Also auch dafür, was man besser machen könnte.

 

[moon-dog]

Das hat etwas von seelischer Selbstverletzung, um wenigstens überhaupt etwas zu fühlen - und dadurch zu sehen, dass man existiert:

I hurt myself today
To see if I still feel
I focus on the pain
The only thing that's real

Der Unterschied ist, dass Johnny Cash' LI sich bewusst ist, dass es sich verletzt.

Das ist eine Coverversion, das Lied ist nicht von Johnny Cash und darin geht es um Depressionen und (schwere) Drogensucht.

 

[Turquoise]

Das ist eine Coverversion, das Lied ist nicht von Johnny Cash und darin geht es um Depressionen und (schwere) Drogensucht.

Okay, und?

 

[muffy]

Depressionen und (schwere) Drogensucht

von Mister Trent Reznor (NIN).

 

[Freddy All]

@Turquoise

Du kritisierst den Textschöpfer dafür, dass sich sein literarisches Ich angeblich nicht weiterentwickelt, dabei ignorierst du, dass er eine spezifische Aufgabe erfüllt, die vom Komponisten der Melodie vorgegeben wurde. Die Melodie stammt von mir, und dieser Text wurde in vollständigem Einklang mit der Atmosphäre der Musik geschrieben. Der Text ist Geschlechtsneutral und ich werde ihn interpretieren.

Deine persönliche, zweifellos geschätzte Meinung ist in diesem Forum in diesem Fall allerdings ein Offtopic und eine Provokation, die ich für absolut unangebracht halte. Beobachte bitte die Entwicklung des potenziellen Songs, den es zu diskutieren gilt, statt dich über Themen auszulassen, die du vertraulich mit ihr besprechen könntest.

Wie viele andere hier gehörst auch du sicherlich zu dem kleinen Prozentsatz, der sich in Kunst auskennt. Sie ist zweifellos eine Meisterin ihres Fachs, da sie es geschafft hat, innerhalb von weniger als 24 Stunden einen komplett neuen Text zu schreiben – und das ist bereits die zweite Version für diese Melodie. Wenn sie es möchte könnte sie auch die vorherrige Vesrion zu Diskussion stellen und erklären warum es diese Version gibt.

Betrachte diesen Text bitte als das, was er ist: ein einmaliges Werk im spezifischen Kontext. Nimm ihn an, ohne die Person dahinter zu verurteilen.

 

[Turquoise]

@Freddy All

Wenn ich auf alles eingehen würde, was an Deinem Beitrag unzutreffend ist, wenig oder keinen Sinn ergibt, würde meine Antwort wahrscheinlich ähnlich lang werden, wie in #13.


Was den Eingangstext angeht, den habe ich noch gar nicht wirklich kritisiert. Könnte aber jederzeit einige Gedanken dazu nachreichen.

Bsp.?

Bereits vom ersten, seltsamen Lachen ist das LI so "tief getroffen", dass es umgehend seine Koffer packt und in die Nacht davon fährt. Dennoch träumt es beim Anblick von Schwanenhälsen von lebenslanger Treue.

Das ist . . . schon arg schräg. Aber wer's mag... (Du ja anscheinend)