Der Schuhschrank

[Teestunde]

Der Schuhschrank

Heut zog ich aus dem Schuhschrank ein Paar High Heels,
die hatt‘ ich mir mit sechzehn mal gekauft.
Und dazu noch ein Minikleid.
Ich kam darin zehn Meter weit.
Der Abend war gelaufen: Fuß verstaucht!

Heut zog ich aus dem Schuhschrank Jesuslatschen,
sie kennen wirklich jeden Badestrand.
Sie sahen uns bei Manchem zu,
was ich am Strand längst nicht mehr tu.
Ich seufzte tief, als ich sie wiederfand.

Heut zog ich aus dem Schuhschrank rote Stiefel,
in ihnen stand ich lang vor deinem Haus.
Ich wusste, du warst nicht allein,
doch traute ich mich nicht hinein.
Zum allerersten Mal war’s einfach aus.

Heut zog ich aus dem Schuhschrank Joggingschuhe,
Herrje, wo habe ich die Dinger her?
Inzwischen bin ich sehr gereift,
das T-Shirt spannt, die Hose kneift,
sogar der Bademantel passt nicht mehr.

Heut zog ich aus dem Schuhschrank Sandaletten,
mit Strass besetzt, gekauft in diesem Mai.
In ihnen will ich tanzen gehn,
will endlich wieder aufwärts sehn.
Und wenn mein Nachbar mag, ist er dabei.

 

[jet2]

die dritte strophe finde ich am spannesten.

kommt vielleicht auch dem übertragenen sinn der frage am nächsten:

"welchen schuh soll ich mir heute noch anziehen?"

(bei kleidungsstücken finde ich den übertragenen sinn übrigens grundsätzlich immer interessant)

 

[Rex]

Text find ich originell und recht witzig.
Schönes Frauenthema.

Heut zog ich aus dem Schuhschrank Sandaletten,
mit Strass besetzt, gekauft im letzten Mai.
In ihnen will ich tanzen gehn,
anstatt nur immer schwarz zu sehn.
Und wenn mein Nachbar mag, ist er dabei.

würde ich dahingehend ändern (von wegen positiver touch)

Heut zog ich aus dem Schuhschrank Sandaletten,
mit Strass besetzt, gekauft im letzten Mai.
In ihnen will ich tanzen gehn,
einfach nur vergnügt nach vorn sehn.
Und wenn mein Nachbar mag, ist er dabei

 

[artname]

Der Text gefällt mir gut! Ich hatte großen Spaß daran, für ein paar Momente in deiner Phantasie spazieren zu dürfen.

Lg

 

[Teestunde]

@Rex

einfach nur vergnügt nach vorn sehn

Ich verstehe, was du meinst, auch wenn die Zeile metrisch nicht ganz passt. Bin schon am Überlegen.

@artname
Und das aus deinem Munde! Ich freue mich!

LG T.

 

[rho]

Seufz, ist der wieder schön. Die Rhythmik gefällt mir besonders.

Ich finde die Auflösung am Ende sehr schön. Ich fände sie allerdings noch schöner, wenn sie den Anfang deutlicher aufgreifen würde. Entweder, indem man am Anfang den gesenkten Blick platziert oder anspielt, der am Ende wieder aufgegriffen wird, oder am Ende mit "weiter als zehn Meter gehen (können)" erntet, was am Anfang gesät wurde.

Hm, leichter gesagt, als getan. Aber kann man die Klammer auch so erkennen: also am Anfang stürzen und am Ende den Blick heben und (ggf. mit dem Nachbarn) weitergehen.

 

[Saurus]

...Heut zog ich aus dem Schuhschrank Joggingschuhe,
wo, bitteschön, hab ich die Dinger her?
Inzwischen bin ich sehr… gereift,
das T-Shirt spannt, die Hose kneift
und auf die Waage trau ich mich nicht mehr...

Diese Strophe finde ich am besten. Allerdings würde ich die letzte Zeile irgendwie ersetzen, weil sie die beiden Zeilen davor für mich unnötigerweise näher erklärt. Entweder man versteht das "gereift" als: Ich bin mit dem Älterwerden fülliger geworden oder man ist eben nicht schlau genug dafür. Wenn man Witze noch erklären muss,..........ja,.................dann ist das irgendwie witzlos.

 

[Teestunde]

@Saurus

dann ist das irgendwie witzlos

Ich denke drüber nach. Vielen Dank! LG T.

Vielleicht:

Sogar mein Bademantel passt nicht mehr.

 

[BengelvomMars]

Hammer!!! Den Text find ich nur hammer-gut Ein Leben erzählt durch die Momente, wo sie ein paar Schuhe aus dem Schrank holt. Hab grad Gänsehaut! Chapeau

 

[Teestunde]

Freut mich. Jetzt "brauche" ich nur noch Musik dazu. LG T.

 

[Turquoise]

Sehr schöne Texte, alle...

 

[synthpark]

Schreib doch mal ein Liedertext-Buch! Da kannst Du alle bisherigen Texte zusammenfügen. Vielleicht gibt es Interessenten/Verlage, die sowas veröffentlichen würden.

 

[Teestunde]

Das ist lieb. Aber ich müsste erst mal Geld investieren, Geld, das ich nicht habe. LG T.

 

[synthpark]

Das ist lieb. Aber ich müsste erst mal Geld investieren, Geld, das ich nicht habe. LG T.

Wieso Geld? Vielleicht für einen Drucker und 100 Blatt Papier, also das Manuskript.

 

[Teestunde]

Und was ist mir Papier, Druckfarbe, Porto?

 

[synthpark]

Und was ist mir Papier, Druckfarbe, Porto?

Also ... ähem ... um einem bzw mehreren Verlagen ein Manuskript anzubieten, sollte vielleicht sogar ein pdf Dokument reichen, spart Papier/Porto. Ein Rechner scheint ja verfügbar zu sein.

Auf jeden Fall auf Dauer sinnvoller, als in einem Forum versickern zu lassen. Man hat nichts zu verlieren. Naja, man muss ein wenig aufpassen zum Schutz eigener Urheberrechte. Aber hier liest ja auch jeder mit.

 

[Lobotomeandyou]

Jo, sehe das ähnlich wie synthpark....


Brauchst gar nicht viel zu investieren. Kannste im Rechner erstellen und per E-Mail versenden.
Drucken tun's andere.


Finde den Text auch wieder gut. Hat auch wieder viel Spielraum für Analogien und Interpretationen.

 

[Teestunde]

Okay, ich könnte wirklich mehr tun, meine Sachen an den Mann zu bringen. Asche aufs Haupt.

 

[SoulFrontier]

Okay, ich könnte wirklich mehr tun, meine Sachen an den Mann zu bringen. Asche aufs Haupt.

Nicht: ich könnte...ich würde ja, wenn...

Tue es! Sonst bereust Du todsicher irgendwann. Denn Du weißt selber dass es Zeit ist.

Das lohnt sich ganz sicher!

 

[artname]

Liebe Teestunde,

nana, die Kosten müßten sich ja durchaus in Grenzen halten, wenn du die Kontakte zunächst per Email knüpfen würdest... Und das wäre ja erst mal ein Anfang.

Allerdings warne ich vor zu großen Optimismus. Die Musikverlage leben (!) heute fast nur noch von Texten und Noten bekannter Interpreten bzw. Autoren. Es kann daher leicht passieren, dass Du darauf verwiesen wirst, die Texte im Eigenverlag selber zu veröffentlichen. So wie sich viele Autoren selber über Amazon vermarkten. Ging nicht auch unsere Nina diesen Weg?!

Ich traf mal zufällig einen bekannten Buchverleger (kein Musikverlag) und fragte ihn nach seinem Interesse an Musiktexten. Der zeigte Interesse, erklärte sich aber geichzeitig offenherzig zu einer aussterbenden Gattung und meinte, letztlich wüßten junge Autoren heutzutage viel besser, in welchem speziellen Markt-Segment sie ihre Zielgruppe bewerben müßten.

Ein Verlag kann ja auch zu einem Klotz am Bein werden. Zum Beispiel, wenn künftige Komponisten nix von ihren Tantiemen für die Verlage abgeben wollen. Also man muß da schon abwägen und Verträge genau lesen...

Jetzt würde mich natürlich auch mal Helges Meinung interessieren. - Menno, wenn man den Kerl mal wirklich braucht ...

Aber du bist wirklich fleissig und fabrizierst schöne Sachen! Und vermutlich wäre langsam etwas mehr Energie für die "organisierte Selbstvermarktung" zielführender als der hundertste Text, auch wenn DER besonders gut erscheint...Aber weiß man `s

LG