Box für Amp-Sim bzw. Kemper gesucht

[BenHalen]

Ich bin ja fast son bisschen am überlegen, ob ich meinen Kemper irgendwann demnächst verkaufen werde

 

[Sascha Franck]

Maximal Proberaum-laut. Keine Bühne. Auch Hausgebrauch. Stil: Metal.

Ok.

Gibt 'ne Menge Dinge, die einem in die Suppe spucken können.

Ich fang mal mit dem an, was allerorten heiß diskutiert wird, woran sich auch mehr oder minder die Geister scheiden: dem vielzitieren "Amp in a Room" Sound. Den gibt's mit Fullrange-Verstärkung nicht (wobei... aber dazu gleich mehr), jedenfalls nicht mit dem Standard-Setup Modeler -> Fullrange Monitor.
Der (offensichtliche) Hintergrund ist, dass Modeler üblicherweise die komplette Signalkette repräsentieren, also nicht nur Amp und Box sondern auch noch das dahinterhängende Mikrofon. Und wenn man schonmal seinen Amp selber aufgenommen hat, dann weiß man, WIE groß die Unterschiede zwischen dem Sound, wie man ihn vor der Box empfindet und dem, was dann aus den Studiomonitoren kommt, sind. Das ist auch bei sehr hochwertigen Mics an sich immer der Fall. Manchmal ist es auch schöner, oft aber erstmal nicht so geil.
Unterm Strich bleibt aber, so oder so, stehen, dass man beim Spielen mit dem Sound einer abgenommenen Box klarkommen muss.
Mir persönlich fiel der Umstieg sehr leicht, um ehrlich zu sein war die Nummer genau das, worauf ich immer gewartet hatte, in meinem Betätigungsfeld sind nämlich typische Gitarrenboxen sehr, sehr häufig ein unfassbares Ärgernis, so geil die auch unter optimalen Bedingungen klingen können (und ich hatte ein paar wirklich geile, zwei davon verstauben sogar noch im Keller). Ich habe allerdings sehr lange Musicalkram gespielt, da ist schon fast überall seit vielen Jahren Amp-Verbot, somit musste ich mich auch einfach dran gewöhnen.
Um die ganze Geschichte ranken sich dann eben endlose Diskussionen und die Hersteller versuchen nachzuziehen, um der "ich will aber den amp-in-the-room Sound" Fraktion genüge zu tun. So gibt es von Kemper das Kabinet (könnte für dich tatsächlich interessant sein), von Line 6 die Powercabs und von Celestion einen Speaker, der sich an sich wie Gitarrenspeaker benehmen soll aber trotzdem fullrange ist. Etc.
Auf Software-Seite gibt's ein paar "neumodische" IRs, sog. "far field reflection free" Teile, die mit Messmikros und unter Ausschluss jeglicher Reflektionen und Nahbesprechungseffekte geschossen wurden. Ich persönlich fand die, die ich getestet habe, alle scheiße.

Das führt übrigens zum nächsten Dilemma: IRs sind ein fucking Fass ohne Boden. Da hat man dann ganz schnell eine fünfstellige Anzahl auf dem Rechner. Und es gibt echt bessere Dinge zu tun, als stundenlang IRs auszuchecken.
Kemper-Nutzer haben das Problem nur so halb, weil viele Profiles ja den Speakersound eingebacken haben (auch wenn man's ja irgendwie trotzdem trennen kann). Aber da surft man dann eben ewig lange durch Profile anstatt durch IRs - ist auch nicht sooo viel geiler.

Fazit: Man muss wirklich wissen, ob man mit einem abgenommenen Gitarrensound beim Spielen klarkommt.

Ich tippe später noch mehr, zu den eigentlichen Monitoren und meinen Erfahrungen damit. Muss erstmal die Kinder bändigen.

 

[sts]

Ich bin ja fast son bisschen am überlegen, ob ich meinen Kemper irgendwann demnächst verkaufen werde

Das ist so eine Aussage, die hier im Forum Widerspruch provozieren dürfte. Aber entscheiden musst Du das am Ende selbst, nach Geschmack und ganz subjektiven Kriterien, die man auch kaum ausdiskutieren kann.

(Ich hab keinen Kemper und muss auch nichts verteidigen.)

 

[BenHalen]

Das ist so eine Aussage, die hier im Forum Widerspruch provozieren dürfte. Aber entscheiden musst Du das am Ende selbst, nach Geschmack und ganz subjektiven Kriterien, die man auch kaum ausdiskutieren kann.

(Ich hab keinen Kemper und muss auch nichts verteidigen.)

Warum?
Ich nutze den Kemper eh nur für recording Kram und da gibt's mittlerweile Vsts, die gefährlich nah dran sind

 

[sts]

Warum?

"Warum?" kann ich Dir nicht beantworten, weil ich nicht weiß, worauf sich die Frage bezieht.

 

[tylerhb]

Warum?
Ich nutze den Kemper eh nur für recording Kram und da gibt's mittlerweile Vsts, die gefährlich nah dran sind

Vom Sound her ja, aber nicht vom Spielgefühl und der Dynamik. Ich habe in einem Monat 10 Jahre mit dem Kemper rum, so lange habe ich keinen anderen Amp dauerhaft und jeden Tag genutzt. Das war bislang mit Abstand das beste Stück Equipment, dass ich in fast 35 Jahren angeschafft habe...

Aber man muss schon fair bleiben. Die Neural DSP Sachen haben wirklich geile IRs und die ML Sound Lab Sachen spielen sich schon wirklich gut. Der Abstand wird kleiner, ist für mich aber immer recht groß. Für mich bleibt einfach das Einfangen des eigenen Sounds einfach das Feature vom Kemper, was mich nach wie vor bei der Stange hält. Das Quad Cortex soll es ja auch gut machen. Wenn die mal eine Rack Version machen würde ich vielleicht nochmal schwach werden.

 

[Entone]

Ich glaube, das war ein rhetorisches "warum?".

 

[BenHalen]

"Warum?" kann ich Dir nicht beantworten, weil ich nicht weiß, worauf sich die Frage bezieht.

Auf deine Aussage natürlich War aber auch mit nem leichten Augenzwinkern

@tylerhb das Cortex soll tatsächlich auch sehr gut sein, einige sagen sogar, es wäre besser
Wie kann das nur sein, ich habe vor Jahren schonmal hier im Forum heftig mit jemandem diskutiert, der meinte, es wäre keine Steigerung vom Kemper möglich, da er der absolute "real deal" sei. Das ist er natürlich nicht, sobald etwas digital ist, ist es ja schon nicht mehr das Gleiche.
Naja, ich mag den Kemper aber natürlich auch. Für modernen Metal Kram klingen diese Stl Tonehub Sachen aber mittlerweile echt gut. Wenn ich Gitarre spielen will, dann schalte ich tatsächlich eh lieber meinen echten Amp an und mache Pedale an und aus

Mal gucken... TonyPizza will ja ein neues Projekt für uns mischen und ich bin mal gespannt, ob wir am Ende vielleicht sogar was von tonehub benutzen, oder obs wieder der Kemper wird

 

[sts]

Ich glaube, das war ein rhetorisches "warum?".

Kenn ich nicht - zu doof dazu. Aber aus "rhetorisch" kann man "Horst-Erich" machen, das ist doch auch was, vor allem, wenn es ein verbal überzeugender Horst-Erich ist. Ach, ich rede wirres Zeug - einfach weitermachen und nicht drum kümmern.

 

[Sascha Franck]

Paar Worte zu meinen Monitorerfahrungen. Ich habe anlässlich meines Umstiegs auf Modeling etliche Teile ausprobiert, konnte sogar einige direkte A/B-Vergleiche machen. Da ich preislich nicht aus dem Vollen schöpfen konnte, waren die Kandidaten alle irgendwo zwischen 300 und 700 (oder so) angesiedelt. Die für mich unterm Strich dann interessantesten waren letztendlich die Yamaha DBR/DXR Modelle (die sich für Modeling-Zwecke an sich nichts geben, da kann man mMn ruhigen Gewissens die günstigere DBR Variante nehmen), jeweils in der 10"er Ausführung. Ich fand die QSCs, die ich auch da hatte, zwar etwas besser, aber nicht um etliche hundert Euros besser. Am geilsten war eigentlich ein 12er von RFC, leider gibt's den in der Form nicht mehr (hatte den von 'nem Kumpel geborgt und sogar 4-5 Gigs damit gespielt) und die neueren sind etweder nicht so gut oder sackteuer. Abgesehen davon war das Teil säuisch schwer. Die anderen von mir seinerzeit getesten Kandidaten waren alle schlechter, obwohl streckenweise teurer.

Nun, als ich mich schon für den Yamaha DBR entschieden hatte, konnte ich per Zufall eine Alto TS310 ausprobieren. Nochmals günstiger und ich fand das Ding tatsächlich besser, was dann auch ein Gig, bei dem ich beide zur Verfügung hatte, bestätigte. Als "normale" Monitore sind die Yamahas übrigens geiler, weil die eine gut funktionierende "Monitoring" Einstellung haben, in der wummerige Bässe und schrille Höhen abgesenkt werden (kann ich aber vorher am Helix regeln, wenn's mal sein muss, was erfreulich selten der Fall ist). So isses dann die Alto geworden.
Aber: Ich würde die, obwohl ich klanglich mehr oder minder sehr zufrieden bin (also in Anbetracht des Preises) nicht nochmal kaufen, denn das Poti des einen Eingangs kratzt bereits und die Potis fühlen sich eh nicht so super an. Man muss die auch beim Transport ziemlich pfleglich behandeln, denn die Potis sind nicht sonderlich gut geschützt, ich packe, seit ich das Kratzen bemerkt habe, immer einen Plastikschutz über die Potis (unter die Schutzhülle).

Aktuell würde ich mir aber ohnehin was anderes kaufen, und zwar vermutlich einen Monitor mit koaxial angeordneten Speakern. Ich hatte kürzlich einmal die Gelegenheit, einen EV PXM-12MP zu spielen, das war durchaus ein ziemlicher Unterschied in punkto Direktheit. Kostet dann aber auch gleich 850. Bei handelsüblichen Monitoren hat man eben anscheinend manchmal/oft mit kleinen Phasenproblemen im Bereich der Trennfrequenz der Speaker zu kämpfen. Ist auch klar, die sitzen halt nebeneinander (bzw. übereinander).

Gibt auch eigens für Gitarre konzipierte Coaxial-Cabs, so etwa von Blueamps, das aktive 2x12 Modell kommt da aber auch gleich auf stolze 1250. So einen habe ich mal ganz kurz anspielen können (beim Soundcheck eines Kollegen, der übrigens auch Kemper spielt), das war sehr geil und tatsächlich nah am "normalen" Amp Gefühl, ohne die Nachteile einer Gitarrenbox (in allererster Linie Speaker Beam).
Ein Line 6 Powercab hatte ich mal für 'nen Nachmittag in einem Ü-Raum, hat mich nicht gekickt.

Auweia, bevor das hier ein kompletter Roman wird: Ein weiterer Grund, weshalb es - gerade für Metal - schwierig werden könnte, ist der gefühlte Druck solcher Gerätschaften. Die dezidierten Gitarren-Monitore sind da besser aufgestellt, aber diese ganzen typischen Alrounder sind da vermutlich kein echter Segen. Dafür gibt's mMn zwei entscheidende Gründe, nämlich Speakerfläche und Gewicht. Ein 1x10 oder 1x12 Monitor ist halt kein Metal-Halfstack (oder gar Fullstack), da helfen auch die geilsten IRs nicht weiter. Und dann wiegen diese Kisten meistens irgendwas zwischen 10-15kg. Damit liefern die einfach nicht genug "Gegendruck" um bei tieferen Frequenzen die einer typischen Gitarrenbox entsprechende Stabilität zu liefern. Das hat auch nix mit dem Frequenzgang zu tun, ab einer gewissen Lautstärke vibriert so ein leichtes Teil einfach und nimmt damit Schalldruck und womöglich eben Stabilität raus. Das dürfte in nicht wenigen Fällen bei tiefergelegten Chuggachugga-Riffs eher nicht so geil sein. Kann's selber nicht wirklich beurteilen, da das nicht meine Stilistik ist, aber merken tue ich's auch. Ist für mich kein Drama, zumal ansonsten die Ausgewogenheit und Transportabilität jegliche handelsübliche Box blass werden lässt, aber würde ich dem Metal frönen, sähe das vielleicht anders aus. Da würde ich dann womöglich auf so'n Blueamps Teil sparen. Oder auf 2.

Ok, muss mal Schluss machen. Was ich unbedingt empfehlen würde, ist, sich einfach mal eine Yamaha DBR/DXR auszuleihen (oder zu kaufen und notfalls zurückzuschicken). Die haben alle Händler, sollte stressfrei sein. Und damit gewinnt man einen guten Eindruck, ob das überhaupt für einen in Frage kommt. Denn auch wenn teurere Teile womöglich einen besseren Job machen, *sooo* viel anders wird's nicht werden, vielleicht eben etwas stabiler/schiebender, aber der Grundsound bleibt. Und damit muss man klarkommen.

 

[Sascha Franck]

Achja, eine Vergleichstestreihe von Bonedo:

Vergleichstest Fullrange-Boxen für Amp-Modeler

Aktive Fullrange-Boxen (FRFR) für den Kemper Profiler oder andere Amp-Modeler sorgen für die nötige Verstärkung. Wir haben für euch getestet.

www.bonedo.de

Einige Fazite teile ich selber nicht, trotzdem ist die Reihe aufschlussreich.

 

[Tuberizer]

Paar Worte ... bleibt. Und damit muss man klarkommen.

Sascha!
Sensationell. Super hilfreich, ganz vielen Dank, dass du Dir die Mühe gemacht hast, mir so viel zu schreiben!