Blauer Reiter

[rho]

Hier etwas verspätet ein Text für eine Musik von @mWermut, die hier im Feedback-Forum steht. [Jetzt mit dem korrekten Link.]

Blauer Reiter

Kurz nach acht, blauer Schein in Zimmern
Tagesschau oder Pornos flimmern
Schließ mich ein, in dein Nachtgebet

Ich versuch, mich zu konzentrieren,
zu zerstreun, um nichts zu verlieren
Gut dass du mich so nicht erlebst

Stünde ich im Boxring als dein Held
Wär ich von Beginn an ausgezählt
In all dem Getöse und dem Lärm
könnte ich dich nicht mehr hörn

Jemand schlug den Gong Und die Menge tobt
langsam wird laut bis zehn gezählt Der Ringrichter zählt kommt kaum bis acht
und ich seh wie das Handtuch fällt da wird es um mich auch schon Nacht

Fünf vor zwölf, dickes Ende kommt noch
blaue Blume besser nur im Knopfloch
trockne aus was irre Blüten treibt

Feuchter Traum, wenn ichs besser wüsste
Sündenfall, Gärten werden Wüste
Ich leb von dem was übrig bleibt

Blauer Reiter - immer kampfbereit
Wenn er fällt dann schreit er: 'gib mir Zeit'
Bin doch längst vom hohen Ross gefalln,
aber komme trotzdem an

Anstatt abzuhaun
Wachs ich dir ans Herz und denk daran
morgen fängt der Sommer an.

Ist es wahr,
brauchst du nicht zu lügen, Ohoho...
Ist es klar,
trinks in vollen Zügen, Oh...​

Bald halbsechs, Nacht ist überwunden
hab mich vom Flaschengeist entbunden
Kaiserschnitt mitten durchs Gehirn

Werde die schlechte Zeit vertreiben
Und nie mehr an der Lampe reiben
Reiß mich hin, Kühle mir die Stirn

Immer wenn mein heißes Herz mich quält
Hat sich auch dein Geist zu mir gesellt
Und hat dann das Meer für mich geteilt
Und ich bin hindurch geeilt
und kam trocken an

Mann und Frau
wollen sich vergnügen, Ohoho...
grün und blau
oder sich betrügen, Oh..
Gold ist mit uns nicht aufzuwiegen,
Mit Gold sind wir nicht aufzuwiegen,
Ohoho...​

Glaub daran
heute fängt der Sommer an

 

[micha]

hi,

bin leicht angetrunken, aber wirklich nur leicht!
1. find den text bisher richtig gut!
2. habe dennoch einige sachen, die ICH anders machen würde. sind mir vom 1. bis zum 3. durchlesen gekommen, mit nem halben atü aufm kessel, habse dann mal in wordpad reineditiert und würde eigentlich noch weiterfummeln, bis es MIR komplett passen würde...

daher hier nun meine VORSCHLÄGE in kapitalen lettern!

gruss

micha

Blauer Reiter

Kurz nach acht, blauer Schein in Zimmern
Tagesschau UND Pornos fLimmern
Schließ mich ein (PAAAAAAUSE)
in dein Nachtgebet

versuchE mich zu konzentrieren,
zerstreuen, um nichts zu verlier'n
Gut dass du mich
NICHT SO erlebst

STEH IM Boxring als dein Held
VON BEGINN AN ausgezählt
VIEL Getöse UND Lärm
SEHE DICH, DOCH ICH KANN DICH NICHT HÖR'N

DER Gong ERTÖNT
langsam laut bis zehn gezählt
seh NICHT MEHR
wie das Tuch ZU BODEN fällt

Fünf vor zwölf, dickes Ende
blaue Blume(N) in den Händen
trockne aus,
was irre Blüten treibt

Feuchter Traum,
wenn ichs NUR besser wüsste
Sündenfall, Gärten werden Wüste
LEB' von dem was übrig bleibt

Blauer Reiter - immer KAMPFBEREITER
Wenn er fällt dann schreit er: 'gib mir Zeit'
Längst vom hohen Ross gefall'n
komme trotzdem an MEIN ZIEL

Anstatt abzuhau'n
Wachs ich dir ans Herz und denkST daran -
morgen fängt der Sommer an.

ES IST wahr,
brauchst du nicht zu lügen, Ohoho...
Ist es klar,
trinksT ES in vollen Zügen, Oh...

Bald halbsechs, die Nacht ist überwunden
vom Flaschengeist entbunden
Kaiserschnitt GEHT mitten durchs Gehirn

schlechte Zeit vertreiben
nie mehr an der Lampe reiben
Reiß mich hin, Kühl' mir die Stirn

wenn mein heißes Herz mich quält
Hat sich dein Geist zu mir gesellt
Du HAST das Meer für mich geteilt (<=ZEITSPRUNG; auch original - passt, wenn mans als "erinnerung" sieht)
bin NUR hindurch geeilt
kam trocken an

Mann, Frau
wollen sich vergnügen, Ohoho...
UND sich betrügen, Oh..
GRÜN, BLAU

Gold ist mit uns nicht aufzuwiegen,
Ohoho...

Glaub daran
heute fängt der Sommer an
...

 

[Teestunde]

fimmern

Knopfoch

kapfbereit

Das sind Kleinigkeiten

Gold ist mit uns nicht aufzuwiegen,

Was bedeutet der Satz?

 

[rho]

Hallo @micha, ich kann deine Vorschläge nachvollziehen. Aber die Aufgabe, die mir @mWermut gestellt hatte, war, einen vorhandenen Dummy-Text silbengenau neu zu betexten.
Vielleicht machen wir noch mal eine neue Version mit etwas glatteren Formulierungen. Dann ergäbe sich vielleicht auch eine Lösung für die im Feedback-Forum von @SoulFrontier kritisierte Textdichte an einigen Stellen.

 

[Astronautenkost]

Dir ist der feststehende Begriff des Blauen Reiters aber bekannt?

https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Blaue_Reiter

 

[rho]

Danke @Teestunde für die "Kleinigkeiten". Ich hatte den Text von einem PDF zurück in die Textverarbeitung kopiert und dabei sind einige Buchstaben verloren gegangen. Ich dachte, ich hätte alle Tippis rausgefischt.

"Gold ist mit uns nicht aufzuwiegen" müsste eigentlich lauten "Wir sind mit Gold nicht aufzuwiegen. Bedeuten soll es: "Unsere Beziehung ist mit Gold nicht aufzuwiegen". Das ist wiederum eine Anspielung auf "Love over Gold" von den Dire Straits.

*so habe ich es jetzt auch geändert, allerdings der Musik geschuldet als "Mit Gold sind wir nicht aufzuwiegen"

 

[rho]

Dir ist der feststehende Begriff des Blauen Reiters aber bekannt?

https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Blaue_Reiter

"Blaue Blume" (Romantik) und "Blauer Reiter" (Expressionismus) kommen hier nicht zufällig vor.

 

[mWermut]

Lieber @rho,

anlässlich dieses Threads hab ich den Song-Mix noch mal angepasst. Schick mir ruhig noch mal was dazu per PM.

Wie genau es zur verdrehten Gold-Zeile gekommen ist, weiß ich auch nicht genau. "Wir sind mit Gold nicht aufzuwiegen" passt jedenfalls auch.

Ansonsten vielen Dank, dass du dich auf die "Silbengenau" -Aufgabe eingelassen hast.

Btw dein Feedback-Link zeigt auf den anderen Song...

Viele Grüße, m

 

[rho]

Ups, den Feedback-Link habe ich korrigiert. Es war schon spät @mWermut.

 

[artname]

Hallo @rho und @mWermut : Herzlichen Glückwunsch zu diesem schönen Song.

Der Song gefällt mir von vorn herein durch den überlauten Individualismus von Text, Musik und Gesang. So was lade ich mir gern ein, um beim Kerzenlicht übers Leben zu philosophieren. Und deshalb habe ich zunächst gar keine Lust. ein Haar in der Suppe zu suchen.

Lieber rho, wenn du Rat suchst, frage. Wenn nicht, verstehe ich das auch. Ich lass den Song noch ein bisschen dudeln, bis ich gut gelaunt aufsteh...

P.S. Ich bin lebenslang ein großer Fan von silbengetreuer Texterei gewesen. Sie strukturiert das Texten auf schnelle und einfache Weise.
Neuerdings sehe ich aber auch die Nachteile... Silbengetreues Texten engt die Phantasie ein. Genau genommen gibt es beim Musiktext keinen Grund, statt eines 8tels nicht auch mal zwei 16tel zu texten und umgekehrt. Selbst der Ersatz EINES 4tels durch DREI achteltriolische Silben ist kein Beinbruch - weder für den Komponisten, noch für den Texter!

 

[jet2]

der text gefällt mir gut.
den song werd ich mir mal heute abend nach der arbeit anhören.

 

[rho]

Vielen Dank euch allen für das Feedback. @artname, wenn ich nur wüsste, wonach ich fragen sollte. Die Arbeit an dem Text liegt schon einige Monate zurück und ich war froh, als ich endlich eine tragfähige Idee gefunden hatte. Das war eine Qual. Danach war es ein fröhliches Pflücken von Metaphern, Bildern und Anspielungen mit einem Hauch von Sudoku und dem lästigen Herumgebastel an der Silbentreue. @mWermut und ich haben jedenfalls auch gemerkt, dass das silbengenaue Texten, das wir uns als Übung auferlegt hatten, einen auch einzwängt.
Ich unterstelle dir mal, @artname, dass du schon an den einen oder anderen Aspekt denkst, den ich aus deiner Perspektive naheliegenderweise fragen könnte.

Jemand schlug den Gong
langsam wird laut bis zehn gezählt
und ich seh wie das Handtuch fällt

Ich bin z.B. mit dieser Stelle unzufrieden. Sie bleibt zwar in dem "Boxer"-Bild, ist aber logisch ungenau und sprachlich überkonstruiert, was der Silbentreue geschuldet war. Mir ist nix besseres eingefallen und das ist ja ein denkbar schwaches Argument.

 

[artname]

@ rho, nimm mal diese Stelle mit dem Handtuch:

Die ist nicht ganz sauber dargestellt. Der Gong hat erstmal jar nüscht mit einem Niederschlag zu tun. der Gong markiert nur Anfang und Ende einer Runde. Das Handtuch wiederum fällt nicht... der Trainer kann es bei hoffnungsloser Überlegenheit des Gegners in den Ring werfen. Auch ohne Niederschlag. Das hat zunächst gar nichts mit Zählen zu tun. (Im Alltag ist der Trainer vielleicht ein Arzt oder ein Partner.) - Nimmt man hingegen das Zählen, geht es nicht um das geworfene Handtuch des eigenen Trainers, sondern um den neutralen Ringrichter. Der achtet darauf, dass du bei 10 mit klaren Augen stehst.

Langer Rede jar keen Sinn: Hier passte vielleicht:

Jemand will dein KO.
Pass auf, dass du bei Sieben stehst -
oder du wirst ausgezählt!

Dass das vielleicht nicht silbengetreu ist, interessiert mir HEUTE bei einer solchen Ballade nicht. Es ist leicht und überzeugend sangbar, das ist mir wichtiger!

So KÖNNTE man das ändern - muß es aber nicht. Allet klar: Keener weeß Bescheid.

 

[rho]

Danke @artname, dass du das was ich flüchtig als "logisch ungenau" angerissen habe nochmal so fein aufgedröselt hast. Ich habe auch besagter Stelle nun folgendes gemacht:

Und die Menge tobt
Der Ringrichter zählt kaum bis acht
da wird es um mich auch schon Nacht

 

[artname]

Danke @artname, dass du das was ich flüchtig als "logisch ungenau" angerissen habe nochmal so fein aufgedröselt hast. Ich habe auch besagter Stelle nun folgendes gemacht:

Und die Menge tobt
Der Ringrichter zahlt* kaum bis acht
da wird es um mich auch schon Nacht

*kommt ( Assonanz in Relation zu "tobt" und Alliteration zu kaum )


Sehr gut! Nun haben wir vielleicht zur Klarheit formal weitere Reime dazu gewonnen.

 

[mWermut]

Hi @artname, hi @rho,

Herzlichen Glückwunsch zu diesem schönen Song.

Vielen Dank

Während des tatsächlich quälnenden Schreibens, was meinerseits durch ein erstes Pseudotext-Nuschel-Demo befeuert wurde, hab ich nicht inhaltlich diskutiert. Auch wenn ich hier und da Ideen hatte, hab ich mich mit dem Text so wie er ist arrangiert und angefreundet..

@ rho, nimm mal diese Stelle mit dem Handtuch:

Die ist nicht ganz sauber dargestellt. Der Gong ... Zählen ... Handtuch

Das ist sicher richtig. Für mich wurde jedoch im zweiten Teil der ersten Strophe ein schöner Bogen gemalt..

..Stünde ich im Boxring als dein Held
// LI malt sich aus LD als Boxer zu imponieren..
..könnte ich dich nicht mehr hören
// landet aber bei dem Gedanken, dass dort letztlich allein bestehen müsste..

// bis hier im Konjunktiv

// wechselt es nun in die Gegenwartsform und damit ins direkte Erleben des Kampfes in komprimierter Form
..Schlägt den Gong // Runde beginnt
..bis zehn gezählt // Niederlage vor Augen
..Handtuch fällt // verloren

Aber ich seh, ihr seid über den Punkt längst hinweg

Viele Grüße, m

 

[rho]

@mWermut, du hast wohl recht, dass beim Schreiben solche Gedanken eine Rolle spielten. Aber aus der Distanz von ein paar Wochen oder Monaten muss ich festellen, dass diese "Innenperspektive" nicht aus den Worten spricht, die es letztlich in den Songtext geschafft haben.

Danke @artname. Ich habe es so übernommen.

 

[artname]

Aber aus der Distanz von ein paar Wochen oder Monaten muss ich festellen, dass diese "Innenperpektive" nicht aus den Worten spricht, die es letztlich in den Songtext geschafft haben.

Ist doch schön, im Texterforum Leute zu haben, die kompetent und selbstkritisch übers Texten schreiben können. Danke für derartige Denkanstöße.

Ja, es gibt immer die Sicht mit Abstand. Ein Romanautor hat die automatisch, weil er ja erst nach Monate nach dem ersten Schlußpunkt seinem Anfang wieder begegnet.
Ein Songtexter aber braucht nur Stunden bis zum Schlußpunkt. Deshalb plädiere ich ja dafür, am Anfang der Kreativphase möglichst viel zu schreiben, damit man während der Produktionsphase nochmal mit der "Sicht danach" auf die Texte schauen kann. Und eventuell noch Zeit hat, zu überarbeiten!

lg