Benötige Hilfe: Auswertung meiner Raummessung

[StiviDrum]

Gude,

ich bin gerade dabei mir in meinen Keller einen Recording-Raum zu bauen. Da ich neue Kabel ziehen muss (größerer Akt---> Raum Holzverkleidet), hab ich mir gedacht, kann ich auch gleich mal ein genaueres Auge auf die Raumakustik werfen. Leider ist das Thema komplexer als ich es mir erhofft habe Bin also bei mir in die Firma gerannt, hab mir ein Messmikro ausgeliehen und mal an der Abhörposition gemessen.
Ein paar Daten zum Raum:
4mx4mx2,10m
Holzverkleidete Wände
Fließenboden, großteils mit Teppich bedeckt
Schlagzeug in der Ecke

Das Mikro befindet sich auf Ohrhöhe an der Abhörposition in dem Abhördreieck oder wie das genannt wird. Als Monitore habe ich mir zwei JBL LSR305 geliehen, das Mikro ist ein iSEMcon EMX-7150 Messmikrofon.
Die Software: RoomEQWizard.
Das Programm spuckt mir einen Haufen verschiedener Diagramme aus, aber ich weiß nichts damit anzufangen. Ich hänge mal das RT60 Diagramm mit an. Für mich sieht es so aus, als ob der Raum sehr trocken ist (im Bezug auf die Nachhallzeiten), ich jedoch ein Problem ab ca. 150 Hz abwärts habe.
Ich bin ein Neuling im Thema Mixing und Mastering, dementsprechend auch beim Thema Akustik im Abhörraum.
Ich sollte vielleicht mal zu meiner Frage kommen:
Im Bezug auf die Nachhallzeiten: Ist das RT60 Diagramm im brauchbaren Bereich für einen Abhörraum, oder sollte ich die Bude abreißen und neu bauen? Wenn noch Diagramme gebraucht werden, hab genug im Angebot (SPL, Distortion, Impulse, Filtered IR, GD, Decay, Waterfall, Spectogram, Scope)

Vielen Dank schonmal!

LG Steven
http://www.bilder-upload.eu/show.php?file=de03ff-1509395306.jpg

 

[AlphaMastering]

Mit den von Dir gebrachten Infos kann ich Dir nur abraten da drin was zu machen.
Du hast fast einen Würfel, also worst-case Szenario.
Schau mal, wie groß der Raum wirklich ist hinter der Holzverkleidung.
Wenn dahinter kein Dämmmaterial ist, ist das leider komplett unbrauchbar (Cola-Dosen-Sound).

Eine RT60 Messung (für eine richtige RT60 brauchst Du einen Dodekaeder Ls) ist hier nicht brauchbar, besser wäre ein Wasserfalldiagramm.

 

[StiviDrum]

@AlphaMastering
Das hört sich ja schonmal gut an... Die Holzverkleidung macht den Raum pro Seite etwa 2, maximal 3cm, kleiner. Dämmung ist meines Wissens nach nicht dahinter, wegen Feuchtigkeit an der Aussenwand (alter Keller). Ich habe vergessen zu sagen, dass zwei Wände nur bis zur Hälfte verkleidet sind, der Rest ist entweder dünne Tapete oder ca. 2cm dicker Schaumstoff (glatt, feinpohrig). Bevor ich noch mehr schreib, mach ich einfach ein paar Bilder

Wasserfall: https://picload.org/view/drrcccci/waterfallkeller.jpg.html
Raum:
https://picload.org/view/drrcccdi/1.jpg.html
https://picload.org/view/drrcccdw/2.jpg.html
https://picload.org/view/drrcccar/4.jpg.html
https://picload.org/view/drrcccaa/5.jpg.html
https://picload.org/view/drrcccal/3.jpg.html

Ich muss dazu sagen: Das Schlagzeug ist nicht voll aufgebaut und der Raum nicht 100%ig aufgeräumt.
Die Regale würden in Zukunft in einen anderen Raum kommen.

 

[AlphaMastering]

Naja, mit dem Sofa, den (soweit ich das erkenne) Faserzementplatten an der Decke und dem Holzverbau kann ich mir schon vorstellen, dass das für Instrumente, die nicht allzusehr in den Bassbereich spielen funktionieren könnte.

Die Probleme im Bassbereich allerdings – und das siehst Du ja selbst im Wasserfall, dass das ewig nicht ausklingt – wird man nicht in den Griff bekommen können aufgrund der würfeligen Maße. Leider beinhaltet das auch das Abhören über Speaker.
Du kannst es ja mal mit Eckabsorber versuchen, das wird sicher um einiges besser, aber nicht im Bassbereich - leider.

 

[StiviDrum]

@AlphaMastering
Ich bin auch am überlegen, zwei Wände etwas anzuschrägen. Könnte man die Höhepunkte bei 37 Hz und 76 Hz als stehende Wellen bezeichnen? Falls ja, dürfte ich die ja so in den Griff bekommen. Für die Ecken hatte ich an Helmholtzresonatoren gedacht. Das wurde mir zumindest von einem Bekannten empfohlen. Sind die Werte für die höheren Frequenzen immerhin in Ordnung, oder ist das schon zu "tot"?
Danke übrigens für die Arbeit die Du dir für mich machst!

 

[AlphaMastering]

Das hier sind Deine Problemfq´s:
43,00 Hz Axial
43,00 Hz Axial
60,81 Hz Tangential
86,00 Hz Axial
81,90 Hz Axial
96,15 Hz Tangential
92,51 Hz Tangential
92,51 Hz Tangential
86,00 Hz Axial
102,01 Hz Oblique
129,00 Hz Axial


Vor allem die Axialen sind von Bedeutung (vereinfacht ausgedrückt).

Ja, es sind absolut stehende Wellen. Da diese aber nicht verteilt, sondern hier sogar übereinander liegen (durch die würfeligen Maße) sind diese extrem stark ausgeprägt und durch keine Akustik der Welt in den Griff zu kriegen.

Hatte vor vielen Jahren mal ein ähnliches Projekt. Nach 3 Wochen herumtun war es annähernd gut, aber nur mit massivem Einsatz von mehreren Helmholtzabsorbern, die natürlich ganz genau abgestimmt werden müssen (Messequipment).
Vergiss es selbst Hemholtzabsorber „auf gut Glück“ zu bauen, es funktioniert nicht, wie viele Berichte im Web bestätigen. Das geht nur mit viel Erfahrung und Zeug für Messungen vor Ort.

Selbst baue ich für die untersten Moden aber noch immer am liebsten Helmholtz, da diese - wenn richtig gebaut und am richtigen Ort platziert - noch immer den Besten Effekt haben.
Da sind gezielte Korrekturen von 7db und mehr keine Seltenheit (natürlich inklusive entsprechender Verkürzung der Nachhallzeit)