Beatles als primärer Einfluss/direktes Vorbild - total überholt oder "legitim"?

Hey, Danke für die vielen ermutigenden Antworten. Um mein "Problem" aber noch etwas genauer einzugrenzen komme ich mal auf folgenden Satz von InSomnius zurück:
und jeder, der es schafft, seine einflüsse so zu mischen, dass etwas neues entsteht, verdient respekt.
Und ich fürchte, da könnte der Hund bei mir begraben liegen. Wenn ich nämlich einen Song schreibe, dann sieht das in aller Regel so aus:

1. Schritt: Irgendeine Alltagssituation löst in meinem Kopf einen "interessanten" Satz, ein Statement, einen Gedanken aus, evtl. mit einem sinnreichen Wortspiel o.ä. verbunden. Bin ich emotional so an der Sache beteiligt, dass Worte allein nicht mehr reichen, denk ich mir: Hey, das machste ein Lied raus.

2. Schritt: Ich stelle mir eine Band vor (meistens halt Beatles), wie sie auf der Bühne stehen und diese eine Zeile... einfach singen/spielen - dann ist der Grundklang des Songs eigentlich schon fertig. Das klappt eigentlich immer irgendwie, also die Vorgehensweise à la "Was hätten Lennon/McCartney aus diesem Aufhänger gemacht?"

(3. Schritt: Auf die dann eigentlich schon fertige Musik werden dann Texte gedichtet, ein passendes Arrangement und später beim Recorden die entsprechenden Effekte gesucht...)

Was [g=250]Akkord[/g]- und Melodiefolgen angeht, bin ich SEHR selbstkritisch, was klauen angeht und habe deswegen vieles auch schon nach dem siebten Hören verworfen... Das Ergebnis ist also wohl tatsächlich eine neue Komposition. Allerdings kann ich mir vorstellen, dass es viele Leute langweilig finden, wenn es diese Stilistik (an die heranzukommen, weil ich sie so schön finde, mein erklärtes Ziel ist) schon 1:1 vor 40 Jahren gab.

Leicht anderes Thema: Nun ist es ja nicht so, dass die Beatles auf mein "Gesamtwerk" bezogen tatsächlich mein einziger Einfluss sind. Ich mache z.B. auch einiges in Richtung John Denver - und hätte auch nichts dagegen, wenn mir ein Stück im Stil von Queen gelänge. Und auch dort bin ich erstmal froh, wenn ich mit meiner EIGENEN Komposition sehr nah an die Vorbilder herankäme. Aber ich schaffe es halt nicht, solche Einflüsse zu MISCHEN...

Ist ja alles kein Drama, aber zur Sprache gebracht haben wollte ich es trotzdem mal ;)
 
...das , was du beschreibst, ist genau die art und weise, wie ich auch songs schreibe. es gibt einen satz,einen gedanken, der mich nicht loslässt, der verändert sich und man weiß vorher nicht, wie das stück sich entwickelt, es ist quasi wie´n krimi - man ist total gespannt, wie´s weitergeht...
ich konnte dir nicht so folgen, was du damit meintest, daß du es nicht schaffst, verschiedene stile zu mischen!?
ich denke, das passiert automatisch, bei mir jedenfalls...
vielleicht versuchst du mal (nur so aus spass) einen von deinen songs mit nem beat zu unterlegen, der dir vll ansonsten eher fremd ist?
versuche mal, zu abstrahieren!
um bei den beatles zu bleiben: nimm doch einfach mal irgendeinen song von denen, den du besonders magst und versuche, den charakter des stückes zu verändern. nimm zb. jazz elemente; spiele zu den songs mit ner krass verzerrten gitarre, spiele trompete, wo vorher der [g=118]bass[/g] war und, versuch nen fröhlichen song düster und getragen klingen zu lassen, und, und, und....
dann landest du automatisch bei den verknüpfungen mehrere stile!


viel spass!
 
:D ... naja, ich hatte mal ne Shaggy-(Ragga-)Version von "All You Need Is Love" geschrieben, wollte sie irgendwann mal neu aufnehmen - aber Cover-Versionen sind absolut tabu im [g=94]Feedback[/g]-Forum, oder?
 
@Steelyard: Das mit Sgt. Pepper stimmt galube ich, nicht ganz. Krank geworden wäre Wilson durch überhöhten Drogenkonsum und der Veranlagung zur Psychose auch ohne die Beatles. Außerdem war "Smile" zu der Zeit schon in Arbeit. WENN es damals veröffentlicht worden wäre, dann hätte es Sgt. Pepper in Sachen Innovation ganz sicher übertroffen. Wenn Brian Wilson jemanden musikalisch wirklich gefürchtet hat, dann war es Phil Spector. Hinterher war er sogar davon überzeugt, Spector wolle ihn als Konkurenten ausschalten. Sehr empfehlenswert in diesem Zusammenhang ist die Autobiographie von Brian Wilson ("Mein kalifornischer Alptraum"). Ein Wunder, das der überhaupt noch lebt.
 
meanie schrieb:
Wenn Brian Wilson jemanden musikalisch wirklich gefürchtet hat, dann war es Phil Spector. Hinterher war er sogar davon überzeugt, Spector wolle ihn als Konkurenten ausschalten. Sehr empfehlenswert in diesem Zusammenhang ist die Autobiographie von Brian Wilson ("Mein kalifornischer Alptraum"). Ein Wunder, das der überhaupt noch lebt.

Nicht nur musikalisch. Hat Spector nicht gerne mit eine Schrotflinte rumgespielt und einige Mordprozesse am Hals ? Bei "Let It Be" hat der Gute ordentlich zugeschlagen. Obwohl - manche Sachen auf dem Album sind doch nicht schlecht. Ich find die kitschige Orchesterversion von Long And Winding Road besser als die Naked Version.

Smile ist schon genial, ist aber ganz anders als Pepper. Auf Pepper sinds einzelne Lieder, die das Album ausmachen, Smile ist mehr als ganzes zu sehen, wie ein Bild.

@Lucky:
Auch meine "Inspiration", wenn ich so sagen darf, sind die Fab Four und ich werde ganz sicher von den Jungs beeinflußt. Mal sinds Melodien, die länger im Kopf herumspuken und darauf warten eine "Form" zu bekommen. Manchmal sinds auch Themen, zu denen ein Song erdacht werden muss: Das erstere sind meist die "genialeren Sachen", die zweiten füllen das Album (soll nur ein Vergleich sein, es gibt noch keine Alben von mir :D). So weit wie du in deinem Punkt 2 beschrieben hast gehts bei mir nicht.

now it`s time to say goodnight....
 
Mir ist gerade eben noch was eingefallen, was meine "Bedenken" verdeutlicht: Man nehme z.B. die aktuellen Songs "No No Never" von Texas Lightning und "Love You More" von Racoon. Bei letzterem meinte ich beim ersten Hören nur: "Schöööööön!", aber kaum war das Lied vorüber, wollte ich es mir eigentlich kein zweites Mal anhören. Ist irgendwie 100% Paul McCartney, schon 1000 mal gehört, und wenn ich McCartney hören will, leg ich McCartney auf, Punkt. Text/Melodie/Akkorde mögen neu sein, also kein Plagiatsverdacht, aber der Stil ist m.E. exakt derselbe -> langweilig!

"No No Never" geht zwar nicht in Richtung Beatles, aber dort hatte ich irgendwie dasselbe Gefühl: Zwar hat er sich gegen die beiden anderen (noch?) schwächeren Songs durchgesetzt bei diesem etwas seltsamen GrandPrix-Vorausscheid, aber hat der Song heute wirklich noch jemanden vom Hocker gehauen. Ich finde, der hätte gut als Einlage in einen modernen Western gepasst, weil er ja eigentlich nichts als die konsquente Umsetzung eines alten (musikalischen) Klischees ist.

Darf man als Amateur-Komponist und -Produzent (wie die meisten hier sich ja nennen dürften) zufrieden sein, wenn es einem gelingt, Klischees so gut zu bedienen, dass man einem Original aus den 60ern schließlich sehr ähnlich wird?
 

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