Angebot von Verlag zur Übernahme meines Songs

[Psylok]

Früher war eine gute Rechtschreibung - auch in privaten Briefen - selbstverständlich. Heute gibt sich kaum einer mehr Mühe, und sie geht den Bach runter. Das Nicht-Mühe-Geben betrifft aber nicht nur die Rechtschreibung...

Oh, ich gebe dir auf jeden Fall Recht, was das betrifft.
Ich hätte es in #18 anders schreiben müssen, sorry.
Ich meinte es folgendermaßen:
Es könnte durchaus sein, dass ein Mensch in einer Sache gut ist, aber vielleicht schlecht in der Schule war. Warum, dass weiß nur der Geier. Da gibt es ja teilweise die unglaublichsten Sachen. Von den Eltern immer geschlagen worden, als Waise aufgewachsen, oder einfach zu faul zum lernen war, weil er in jungen Jahren nicht erkannt hat, wieviel Potenzial das Lernen hat..
Deswegen kann man keinen Menschen wegen seiner Rechtschreibung verurteilen.
Schön, ist das natürlich nicht.

Aber, wenn ich weiß, dass ich etwas wie einen Verlag führen will, und weiß, das ich in der Rechtschreibung nicht gut bin, lasse ich das einfach ausbessern.
Was glaubst du wieviele Geschäftsführer es in manchen Branchen gibt, wo der Chef von Tuten und Blasen keine Ahnung hat. Nur von seinem Geschäft,.... davon versteht er was.
Und für das schriftliche haben die ihre Leute.
So ist das nach aussen hin immer seriös, und diese Leute machen auch erfolgreiche Geschäfte.
Aber diesem guten Mann, der den obigen Vertrag verschickt hat, ist sein Leumund nichts wert.
Und von so einem Menschen, kann man auch nix gutes erwarten.

Die Rechtschreibung hat sehr gelitten.
Da hast du völlig Recht.
Man sehe sich nur mal im web um.
Wenn man sich manche Postings im Internet anschaut, und sieht, das manche alles klein schreiben, und nicht ein einziges Satzzeichen dabei benutzen, bekommt man das Grauen.

...wir essen jetzt opa...

 

[Christian_30]

Dein Argument

Es bringt nichts, immer nur seine Titel in der Schublade liegen zu haben, kein Freiberufler und Unternehmer da draußen kommt ohne eine gewisse Risikobereitschaft irgendwo hin.

halte ich ebenfalls im Prinzip für richtig, würde es aber nicht als hinreichenden Grund sehen, jeden Unsinn mitzumachen, sondern nur solche Dinge, die erfolgversprechend sind. Sonst kommt man nämlich als Freiberufler oder Unternehmer ebenfalls nicht sehr weit. Was die Risikobereitschaft angeht, ist mir Deine Sicht allerdings auch nicht 100% klar, denn Du schreibst ja andererseits:

...denn das Risiko, am Ende viel Arbeit ohne Gegenleistung getan zu haben, trägt hier eindeutig der Vermittler, nicht der Urheber.

Demnach gäbe es also gar kein Risiko für den Urheber (Musiker, Unternehmer, Freiberufler...).

Das Risiko für den Urheber besteht darin, sich auf das Wagnis einzulassen, von dem er nicht weiß, was am Ende passiert, weil er den Vermittler nicht genau kennt und ohne dass von vornherein der (mögliche) spätere Verlagsvertrag in allen Details bekannt ist und die Defintion "branchenüblich" etwas Interpretationsspielraum lässt. Das kann man als "Risiko" bezeichnen und gleichzeitig sind die möglichen Folgen für den Urheber sehr überschaubar: wenns nicht klappt, klappts eben nicht.

Das Risiko für den Vermittler besteht darin, sich Arbeit zu machen und für den Urheber-Track Klinken zu putzen und am Ende den ganzen Promo-Aufwand (Leute im Musikbiz kontaktieren, dabei vielleicht bei manchen Firmen den guten Ruf riskieren, weil das angebotene Material evtl. nicht deren Ansprüchen genügt etc..) umsonst gemacht zu haben.

Jetzt kann ja jeder selbst entscheiden, wer hier mehr Risiko trägt. Aus meiner Sicht der Vermittler.

 

[DerGipfel]

Ich würde versuchen, mir erstmal ein Bild von dem Menschen zu machen und von dem, was er bisher auf die Beine gestellt hat. Welche Acts hat der im Portfolio, mit welchen Labels arbeitet er, gibt es eine Promotionagentur, einen Vertrieb, die er regelmäßig einsetzt oder mit denen er in irgendeiner Weise verbunden ist. Wie sehen Kontakte zu Verlagen, Labels und Vertrieben im Ausland aus. Ein Verlag ersetzt dir im besten Fall das Netzwerk, das du nicht hast und sorgt für eine möglichst breite Vermarktung. Hat er selbst kein Netzwerk, wird dir das keine große Hilfe sein.

Mir klingt das nach einem blutigen Anfänger mit wenig bis keiner Business-Erfahrung. Dafür spricht neben der Rechtschreibung die ganze Logik des Vertrags. Ich habe noch keinen Verlagsvertrag gesehen, der nicht die Werke, für deren Verbreitung er sorgen soll, als zentralen Gegenstand enthält. Dazu sind einige Klauseln einfach Unsinn.

Mit viel Glück kann trotzdem was draus werden, aber ich würde die Erwartungen sehr niedrig ansetzen. Im schlimmsten und leider nicht unwahrscheinlichsten Fall findet er auf magische Art sehr rasch ein Label, das dich dann mit Vorauszahlungen schröpft.

 

[Christian_30]

Ich habe noch keinen Verlagsvertrag gesehen, der nicht die Werke, für deren Verbreitung er sorgen soll, als zentralen Gegenstand enthält. Dazu sind einige Klauseln einfach Unsinn.

Das ist ja auch noch kein Verlagsvertrag, denn der soll ja nach Punkt 4 dieses Vertrages erst nach erfolgreicher Vermittlung entstehen.

 

[DerGipfel]

"Der/Die Urheber räumt/räumen dem Verlag exklusiv ein Erstoptionsrecht für die Nutzungsrechte an
seinen/Ihren nachfolgend einzeln aufgeführten Werk/Werken für alle Nutzungsarten ein."

Okay, die Werke werden einzeln nachfolgend aufgeführt. Das ist dann nachfolgend:

"Der Urheber überlässt dem Verlag während dieses Zeitraumes exklusiv die Aufgabe, die von Ihm
erschaffenen oben genannten Werke/Titel zwecks Verwertung bei diversen Tonträgerunternehmen
zu präsentieren."

Merkst du was? Endlosschleife oder wie?

Ichsachmaso: die "Vereinbarung" enthält Detaillierungen und Festlegungen, die erst in einen Verlagsvertrag gehören, Wozu?

Was ist ein Vermittlungsvertrag, den ein Verleger anbietet? Mir erschließt sich die Logik einfach nicht. Ich hatte bisher allerdings auch nicht mit Einzelkämpfern, sondern mit "traditionellen", etablierten Verlagsfirmen zu tun. Die würden nicht auf die Idee kommen, eine "Aussicht auf einen Verlagsvertrag" vereinbaren zu wollen, der zustande kommt, nachdem der Verlag wie auch immer geartete Promo für Werke macht, die die Vereinbarung überhaupt nicht explizit aufführt (obwohl ja "nachfolgend aufgeführt" und gleichzeitig "oben genannt" ... ).

Muss alles nicht heißen, dass jemand Böses versucht, aber einen kommerziellen Durchbruch würde ich von sowas wirklich nicht erwarten.

 

[chiefstobs]

Vielen Dank für eure Meinungen.

Das Ganze wirkt auf mich recht unseriös wegen Rechtschreibfehlern, unklaren Formulierungen und auch "Drängen" via E-Mail, ob ich denn schon den Vertrag erhalten habe und was nun ist.

Ich werde mich nicht darauf einlassen denke ich. Meine Tracks kann ich auch erstmal selbst per E-Mail versenden, auf Facebook posten usw... da mache ich schon mal nichts kaputt.

Wer weiß was da vertraglich noch auf mich zukommen würde, sollte ich mich auf das Angebot einlassen!

 

[Ferris]

Immerhin hat der Vertragstext an einer Stelle (fast) den Nagel auf den Kopf getroffen - nur versehentlich ist da ein Buchstabe zu viel reingerutscht (was aber bei den ganzen Rechtschreibfehlern nicht weiter verwunderlich ist): "Der Verlag wird den Urheber hierbei ausführlich braten."

Ach, und nicht vergessen: Vor dem Braten kommt noch das Rupfen und Ausnehmen!

 

[landmesser]

Moin,

was ich seltsam finde, ist das ein Verlag keinen Verlagsvertrag anbietet ...

Viele Grüße
landmesser