Akkorde: 9,11,... vs weite Lage

[ModulationMatrix]

Moin moin,

was mich bei der Akkordbestimmung gerade etwas verunsichert sind die Intervalle größer als ne Oktave. Also 9, 11, 13, etc. Weil die ja durch umsortieren in eine niedrigere Oktave in ein anderes Intervall übergehen (könnten).

Beispiel:
Wenn ich in einem Akkord c, g, und e' habe, dann sagt man dazu ja C-Dur Terzlage und nicht C10. Gut, ist bei der Terz wohl noch was anderes da sie Sonderfunktion innehat. Aber wie ist es mit c, g, und f'? Könnte ich als C11 oder auch als Csus4 in weiter Lage interpretieren. Analog c, g und d' - könnte ich einerseits als C9 interpretieren, andererseits auch als Csus2 in weiter Lage.
Oder noch dümmer gestellt, wenn ich c, g, und d'' spiele würde ich ja auch nicht von C16 reden, sondern es bleibt C9.

Ich erkenne noch nicht ganz das System dahinter.

Welches Buch kann man zu solchen Themen empfehlen? DTV Atlas scheint mir etwas kompakt, da habe ich schon reingeguckt aber nichts passendes gefunden.

 

[Dodo_I]

Hihi, davon hatte ich es auch vor kurzem auch mit einem Bekannten:

Wir hatten uns "darauf geeinigt", dass es auch von der Musikrichtung abhängt: Pop und Jazz würde jede Lage immer zu einem "normalen Akkord" bis 1,5 Oktaven zusammenfassen:
Also z.B. durchaus einen C2 oder C9, nicht aber mehr einen C16.

Zu den anderen Akkorden:

Wenn ich in einem Akkord c, g, und e' habe, dann sagt man dazu ja C-Dur Terzlage und nicht C10

Ja.

Aber wie ist es mit c, g, und f'? Könnte ich als C11 oder auch als Csus4 in weiter Lage interpretieren.

Im Prinzip ein Csus11 (ich würde das aber immer noch Csus4 nennen, das ist einfach übersichtlicher und wird auch schneller verstanden).

Analog c, g und d' - könnte ich einerseits als C9 interpretieren, andererseits auch als Csus2 in weiter Lage.

Nein, für einen C9 fehlt die Terz. Deswegen müsste er "sus" heißen. Korrekterweise Csus9 (aber auch hier würde ich Csus2 sagen).

 

[Froschkapitaen]

Sus werden anstelle der Terz gespielt.
Bei 9,11 und 13 ist die Terz mit drin.

Die Guide Tones würde ich in der Mitte lassen.

 

[ModulationMatrix]

Wir hatten uns "darauf geeinigt", dass es auch von der Musikrichtung abhängt: Pop und Jazz würde jede Lage immer zu einem "normalen Akkord" bis 1,5 Oktaven zusammenfassen

Das klingt vernünftig.

Bezüglich sus, bei den Gitarristen gibts ja auch die Bezeichnung C5 für einen C-Dur ohne Terz. C5,9 wäre gleichbedeutend mit Csus9 oder?

 

[Turquoise]

Wenn Du Dir mal ein Akkordbuch hernimmst, das auch alternative Bezeichnungen führt, dann wirst Du (ein)sehen, dass es gar nicht so sehr darauf ankommt, den eigenen Akkord für andere mit der einen einzig wahren richtige Bezeichnung zu benennen, sondern darauf, Dir einen von anderen benannten Akkord harmonisch entschlüsseln und in der Praxis nachspielen zu können.

Und das kannst Du ja.

 

[Dodo_I]

Sus werden anstelle der Terz gespielt.
Bei 9,11 und 13 ist die Terz mit drin.

Die Guide Tones würde ich in der Mitte lassen.

So einfach kann man das auch ausdrücken, was ich oben kompliziert nur angerissen habe

 

[Dodo_I]

Bezüglich sus, bei den Gitarristen gibts ja auch die Bezeichnung C5 für einen C-Dur ohne Terz. C5,9 wäre gleichbedeutend mit Csus9 oder?

Naja, bei Gitarren geht es ja häufiger um "Powerchords" (das ist ja z.B. ein C5), in der ersten (Quart-) oder zweiten (Quint)-Lage; oder um das Auffüllen des gesamten Tonbereichs.

Eigentlich sind doch zusätzliche Töne zum Dreiklang (vielleicht von den Septimen mal abgesehen) immer Über- oder Weiterleitungstöne, und daher eher fast schon als "Melodie" zu sehen.

 

[ModulationMatrix]

Wenn Du Dir mal ein Akkordbuch hernimmst, das auch alternative Bezeichnungen führt, dann wirst Du (ein)sehen, dass es gar nicht so sehr darauf ankommt, den eigenen Akkord für andere mit der einen einzig wahren richtige Bezeichnung zu benennen, sondern darauf, Dir einen von anderen benannten Akkord harmonisch entschlüsseln und in der Praxis nachspielen zu können.

Und das kannst Du ja.

Auch eigentlich ein guter Punkt

 

[jinglemartin]

Das gängige System ist nicht komplett schlüssig, sondern beinhaltet Sonderfälle, die Je nach Musikstil durchaus unterschiedlich sein können. FAST immer gilt:

Wird die Terz ersetzt, also substituiert, spricht man naheliegenderweise von sus2 bzw 4-Akkorden. Bleibt die Terz, nutzt man die Erweiterungen in der Oktave drüber, also 9 statt 2 und 11 statt 4. Im JAZZ wird dabei die 7 immer mit ergänzt, bei ner 9 also 7/9, bei ner 11 7/9/11 usw. Im POP und ROCK jedoch nicht: Hier ist ein C9 einfach CEGD, also OHNE die Sept. Also eigentlich ein add9 bzw add2.

Ein C5 mein in Pop/Rock normalerweise einen Powerchord, bedeutet also, dass die 3 weggelassen wird, was sich aus der Bezeichnung ja auch nicht unmittelbar erschließt

 

[ModulationMatrix]

Danke allen für die Antworten. Ist jetzt klarer geworden

 

[Can]

Das ist jetzt nicht aus nem Fachbuch etc., sondern meine persönliche Sichtweise:

Im Grunde ist es für die Schreibweise egal, in welcher Oktave ein Ton gespielt wird. Ein Cadd9-Akkord (der Pop-Akkord schlechthin ) würde ja so aussehen, wenn man die 9 wörtlich nimmt:

Dennoch würde man ihn (wenn nicht arrangement-mäßig irgendwas dagegen spricht) vermutlich eher so spielen:

Klingt so einfach kompakter und griffiger. Und dennoch ist es Cadd9. Cadd2 liest man zwar auch manchmal und ist zwar überhaupt nicht falsch, aber weniger gängig.

Mit Optionstönen 9, 11, 13 (ggf. noch mit Alterationen, also z.B. #9, #11, b13 etc.) sagt man einfach aus, dass der Akkord (z.B. D-moll) für sich schon mal vollständig ist und durch die weiteren Töne oberhalb der Oktave noch um bisschen harmonisches Pfeffer erweitert wird. Wo die Töne letztendlich gespielt werden, ist dann für das Akkordsymbol egal. Da entscheidet man sich dann natürlich dafür, was am besten klingt.

Vorallem im Jazz gilt dann (wurd ja oben schon so ähnlich gesagt): In der Reihe 7, 9, 13 beinhaltet die höchste Option alle niedrigeren. D.h. ein C13 wäre vollständig ausgeschrieben C7/9/13, ein C9 ist eigentlich C7/9. Die 11 fällt da raus, da gelten wieder leicht andere Regeln. Ausnahmen gibt's halt immer

Und das erklärt auch, warum C13 eben was anderes als C6 ist, obwohl 6 = 13 = A: C6 ist eben der Dreiklang + 6. Stufe, C13 ist Dreiklang + 7 + 9 + 13.

 

[Turquoise]

Wird die Terz ersetzt, also substituiert, spricht man naheliegenderweise von sus2 bzw 4-Akkorden.

Vielleicht noch eine allerletzte kleine Ergänzung hierzu.

Das "sus" in den sus2/4-Akkorden kommt nicht von substituieren (ersetzen), sondern von suspendieren (außer Funktion setzen).
Die Funktion der Terz wird also außer Kraft gesetzt - und damit das Tongeschlecht (Dur & Moll). Sus-Akkorde sind also harmonisch ein Zwischending.

Deshalb macht es durchaus Sinn von "sus" nur in der unmittelbaren Umgebung der Terz zu sprechen, d.h. sus2 / sus4, eine Oktave höher dann aber von add(9/11), weil diese Töne eher hinzuaddiert werden. Auch wenn man die Terz weglässt, entsteht eine Oktave höher viel weniger der Eindruck, None und Undezime würden an Stelle der Terz kommen.

Deshalb:

sus2/4

und

add9/11

(meine Meinung. )