Testberichte Acon Digital Extract Dialogue 2

Stimm-Kontrolleur im Test

Kurz vor Jahresende gab es noch einige interessante Nachrichten. So stellte Acon Digital mit ‚Extract Dialogue 2‘ einen Nachfolger vor, der noch mehr Eingriffsmöglichkeiten bietet als der Vorgänger. Mit diesem Tool soll die Stimme noch besser von Geräuschen und Hall getrennt werden können.

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Bei Version 1 konnten nur die Empfindlichkeit und die Dämpfung gewählt werden. Allerdings gab es auch hier schon einen Drei-Band-EQ mit Hi- und Low-Shelf und einem Bell-Filter. Selbst das Rauschen bzw. Hintergrund-Rauschen konnte Solo abgehört werden. Was auch gut benutzt werden konnte, um dieses separat zu nutzen. Acon Digital ist aber nicht untätig geblieben und hat sich den Zeiten angepasst.

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Ein erster Blick lässt die Vermutung zu, dass man sich von ‚Clear‘ der Firma Supertone hat inspirieren lassen. Dort gibt es auch drei Regler für Stimme, Hall und Ambience. Kurz danach zog iZotope nach und gestaltete in ‚RX‘ das Modul ‚Dialog Isolate‘ genauso um. Das ist aber keine Kritik, denn diese Regler haben sich bewährt und es ist gut, dass Acon Digital nachzieht. Wofür könnte es noch für Regler geben? Schritte, Auto, Bewegung, Musik?

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Sehr praktisch ist, dass sich die Interface-Größe beliebig anpassen lässt. Und wenn es sehr schmal ist, sind nur noch die drei Schieberegler zu sehen: Voice, Reverb und Noise. Neben jedem Fader gibt es eine Pegel-Anzeige, die den Input anzeigt. Hier hätte ich mir gewünscht, die Anzeige auch auf den tatsächlichen Pegel nach Benutzung der Fader umschalten zu können.

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Die Einstellungen sind hier eher marginal. Die Sprache kann auf Englisch, Deutsch, Französisch, Spanisch, Italienisch oder Japanisch umgestellt werden. Und die Tooltipps können ein- und ausgeschaltet werden. Das war es.



Versuch macht leise

Theorie ist unwichtig, am Ende zählt das Ergebnis. Und daher habe ich drei Test-Aufnahmen damit erstellt.

1. Ich stelle mich in der Kölner Südstadt während des Weihnachtsmarkes an eine belebte Stelle mit Autos, Menschen, Fahrrädern und mehr im Hintergrund.

2. Damit auch die Hall-Ebene bedient werden kann, stelle ich mich in das Treppenhaus des Tonstudios und ließ die Tür offen. So hört man den Hall meiner Stimme und den Straßenlärm.

3. Ein schwieriger Raum ist ein Bad. Denn der kurze Hall ist gar nicht so einfach zu entfernen. Dazu kommt noch die Lüftung, die schnell angeht und sehr stark einem Rauschen gleicht – mit leicht tonalem Charakter.


Da das Signal vom Smartphone sehr höhenlastig ist und scharf klingt, habe ich danach noch drei PlugIns in der Master-Kette: sonible smart EQ4, soothe2 und dxRevive Pro. Letzterer aber nur im Algorithmus ‚EQ Restore‘, also Geräusche zu reduzieren. Diese Kette ändert also gar nichts am Hall oder den Hintergrundgeräuschen.

Meinen ersten Versuch führe ich mit der Weihnachtsmarkt-Aufnahme durch. Man hört im Hintergrund vor allem ein Motorrad und Pack-Geräusche. Bevor ich ‚Noise‘ einfach runterdrehe, gehe ich den anderen Weg. Ich ziehe die Stimme so stark es geht nach oben: + 10 dB. Anschließend ziehe ich das ganze Signal um 10 dB nach unten. Und schon sind die Geräusche leiser. Der Unterschied zur anderen Verfahrensweise kann teilweise anders klingen. Hierfür wäre es toll, wenn so ein PlugIn einen generellen Output-Regler anbietet. Das ist mir aber bei keinem PlugIn dieser Richtung bekannt.

Als nächstes lasse ich die Stimme auf 0 dB und ziehe Noise auf -10 dB. Das Ergebnis klingt ähnlich wie oben beschrieben. Aber wenn ich beide Bearbeitungen gleichzeitig laufen lasse auf zwei Spuren parallel und die Phase invertiere, gibt es keine Auslöschung. Also ist das Ergebnis nicht dasselbe.

Mit -10 dB ist die Stimme nicht komplett freigestellt, aber wesentlich besser zu verstehen. Ein denkbarer Anwendungsbereich können z. B. TV-Berichte sein, die schnell für eine Nachrichten-Sendung produziert werden müssen. Dort muss der Reporter gut verständlich sein, aber komplett fehlende Hintergrund-Geräusche auf einem Markt würden den Bericht unglaubwürdig wirken lassen. Zumal Geräusche auch oft wichtig sind, um eine Geschichte zu erzählen oder den Ort erzählen zu lassen. Bei -20 dB Noise klingt die Stimme immer noch erstaunlich gut. Wenn ich auf das Maximum -48 dB gehe, werden die Geräusche nicht komplett unterdrückt und sind manchmal stärker zu hören und manchmal weniger. Dadurch ist der Effekt eher hörbar, da er anfängt zu pumpen. Mein Tipp ist: Lieber so weit runterziehen, dass das Noise immer noch konstant ist.




Doppel-Reduktion

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Im nächsten Beispiel hört man Straßengeräusche und den Hall des Treppenhauses. Aber der Hall ist mir zu leise. Man sieht das Treppenhaus, hört es aber zu leise. Also reduziere ich die Geräusche auf -10 dB und hebe den Hall um 10 dB an. Das klappt wunderbar.

Als nächstes ziehe ich den Hall auf das Minimum runter und lasse die Geräusche im Original. Die Stimme ist wesentlich trockener und dadurch schon besser zu verstehen. Wenn ich die Geräusche noch etwas reduziere, ist die Doku gerettet: Die Stimme ist besser zu verstehen und das Bild wird immer noch unterstützt.

Um einen Regler zurückzusetzen, hilft ein kurzer Doppelklick auf den Regler. Prima, das bin ich so z. B. auch schon von iZotope gewohnt und gefällt mir besser, als beim Klicken noch auf der Computer-Tastatur eine Taste drücken zu müssen.

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Verschiedene Settings können mit der A→B Funktion verglichen werden. Weiterhin können eigene Einstellungen auch exportiert und importiert werden als eigene Presets.

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Im Beispiel drei befinde ich mich im Bad inklusive Lüfter. Ich möchte nur noch die Lüftung höre und schalte den Kanal ‚Noise‘ auf Solo, denn es kann sein, dass ich versuchen muss, eine einzelne Atmo oder einen Roomtone nachzubauen. Das Ergebnis überzeugt nicht komplett, denn ich höre immer noch die Stimme und das Geräusch pumpt sehr stark. Wenn ich den Lüfter aber mute, ist das Ergebnis wieder super. Anscheinend ist es nicht so einfach, Stimme rauszurechnen.
Jetzt höre ich meine Stimme inklusive Hall. Wenn ich jetzt noch den Hall reduziere, ist die Stimme wirklich sehr gut freigestellt.





Genauer ist schlauer

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Bei jeder der drei Kategorien lässt sich die Empfindlichkeitskurve einstellen. Das ist vor allem dann hilfreich, wenn man gar nicht das ganze Frequenzspektrum bearbeiten möchte, denn damit könnte man evtl. zu viel kaputtmachen oder wegfiltern. Wenn es also nur ein tiefes Brummen ist, das ich entfernen möchte, aber nicht die Vögel, sollte ich auch eingreifen können. Bei meinen Testaufnahmen konnte ich zwar einen Unterschied feststellen, wenn ich die gerade Linie hoch und runterschiebe, aber mit dem drei Bändern Lowshelf, Bell und Highshelf konnte ich keinen Unterschied hören. Das lag aber vielleicht auch daran, dass mein Signal mit einem Smartphone aufgenommen wurde und nicht mit einem guten Mikrofon.

Mit dem Kopfhörer Symbol kann man das Signal hören, das rausgefiltert wird. Wenn alle Regler auf 0 dB sind – also nichts reduziert wird – höre ich mit dem Kopfhörer trotzdem etwas. Das finde ich etwas verwirrend. Ich hätte es auch schön gefunden, wenn ich beim Einstellen der Empfindlichkeits-Stufe, das bearbeitete Band einzeln abhören könnte – so wie es beim Fabfilter Pro Q4 möglich ist. Denn so ist es momentan schwierig, die Empfindlichkeitsstufe richtig einzustellen.

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Zum Schluss gibt es noch einen Equalizer pro Kategorie. Das ist echt prima. So kann ich der Stimme schnell ein paar Höhen geben und den Bass etwas reduzieren ohne den Rest zu beeinflussen. Bisher ist mir so etwas nur aus iZotope Ozone bekannt. Mit drei Bändern, die auch noch eine feste Funktion haben (wieder Lowshelf, Bell, Highshelf), hätte ich mir mehr Bänder und etwas mehr Flexibilität gewünscht.

Acon Digital Extract Dialogue 2 im Video-Test

View: https://youtu.be/_0MKxugWEg4


Fazit

Acon Digital hat mit ‚Dialogue Extract 2‘ einen Nachfolger veröffentlicht, der sich an aktuelle KI Entwicklungen anpasst. Die Aufteilung in Stimme, Hall und Noise ist mittlerweile anscheinend Standard. Damit braucht man vielleicht das PlugIn ‚DeVerberate3‘ von Acon Digital nicht mehr. Das bietet zwar mehr Einstellungen als in ‚Dialogue Extract 2‘, aber manchmal muss es eben schnell und günstig gehen.
Mit diesem Tool lässt sich auf jeden Fall die Stimme gut freistellen. Oft sollen die Hintergrundgeräusche oder der Hall auch nicht komplett entfernt, sondern nur reduziert werden. Für schnelle Ergebnisse bei Dokus oder Reportagen ist das eine große Hilfe. Geräusche oder Hall freistellen dagegen klappt nicht so wirklich. Das habe ich aber noch von keinem PlugIn gehört.
Ich empfehle, die Demo-Version runterzuladen, die ab und zu das Signal stummschaltet. Mit ‚Dialogue Extract 2‘ erhält man zu einem günstigen Kurs ein praktisches Helferlein, um den Ton noch verständlicher zu gestalten.



Hersteller: Acon Digital

Format: VST2, VST3, AAX, AU

Preis: 99 € (Angebot 79 €)
 

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