3 Fragen zum Thema Stereoverbreiterung

[JakobRosemann]

Hi.
Ich stelle mir gerade drei Fragen zum Thema STEROVERBREITERUNG.
Vielleicht könnt und wollt ihr mir da euer Wissen und eure Meinungen preis geben:

1) Wann sollte man für eine Verbreiterung des Stereobildes den FLANGER, wann den CHORUS, wann einen STERO IMAGER etc. nehmen?

2) Funktioniert eine Stereoverbreiterung durch einen M/S Kompressor anders (und wenn ja wie), wenn man die Seite stärker komprimiert und mit dem Make-Up Gain wieder hochregelt?

3) Ist ein derart starker Eingriff in Sterosignale (durch Phasenschweinereien mit den oben genannten Plugins) der zu Monokompatibiltätsproblemen laut Korrelationsmesser führt NIEMALS erlaubt? Oder schon auf Einzelsignalen, wenn der Gesamtmix weiterhin funktioniert?

Ich würde mich sehr über eure Infos freuen!
Danke und Grüße
Jakob

 

[stoman]

Nach meinem Dafürhalten muss einfach das Ohr entscheiden. Mono-Check nicht vergessen! Und Stereoverbeiterung ist immer mit Bedacht und nur sehr dezent einzusetzen.

Ansonsten ist ja in der Musik, wie auch sonst in der Kunst, alles erlaubt, was gefällt.

Einen Flanger setze ich ganz gern auf E-Pianos ein. Aber es hängt vom Klang und von der Rolle des Instruments im Stück ab. Chorus verwende ich hauptsächlich auf Pads, bzw. eigentlich generell eher auf elektronischen Klängen. Unter Umständen auch schon mal auf E-Gitarren.

Stereoverbreiterung der Summe mache ich hin und wieder, dann aber tatsächlich eher mit M/S-Technik.

Aber ich bin ja auch nur ein ambitionierter Hobbyfrickler.

Tschö,
Steffen

 

[Ari]

Zu 1.
a) Ein Flanger hat nichts mit Stereo zu tun. Der kann auch genauso gut ein Monoeffekt sein.
b) Ein Chorus ist gut dafür geeignet, aus einer Monoquelle ein Stereosignal zu machen. Es gibt nicht wirklich viele gute Chorusse (Choren?! - Chori ) am VST Markt, aber es gibt sie!
c) Stereo Imager bringt erst dann was, wenn überhaupt schon ein Stereosignal vorliegt. Ist das nicht der Fall, kannst du lediglich hin-und-her panen.

2.
Ja.
Weil du machst in dem Fall keine Modulationseffekte zusätzlich drauf, sondern ziehst lediglich das hoch, was eh schon da ist. Also bei einem guten räumlichen Stereomix KANN das gut klingen. Nur verlierst du dadurch räumliche Tiefe nach hinten.

3.
"niemals erlaubt" is immer sone Sache.
Ich würd für mich sagen, ein Flanger, Chorus etc hat NIEMALS was auf der Stereosumme zu suchen. Wer das machen will, kanns ja gern tun - die Freiheit hat jeder. Aber Gemacht wirds trotzdem nicht.


Mal was Grundlegendes:

Das was Jahr für Jahr hier immer gern vergessen wird, ist folgende Tatsache:
Je mehr der Song sauber mono ist, desto breiter und 3Diger klingen sämtliche Stereosignale in ihm. Selbst subtil eingesetzte Maßnahmen werden eine Tiefe erfahren, wie man sich das nie erträumt hätte.

Leider wird bei Anfängern gegenteilig gearbeitet. Es wird alles auf Stereo geprügelt, sodass keine Tiefe zustande kommen kann. UND je permanenter dieser Stereoeffekt kommt, desto belangloser ist der Effekt. Weil das Ohr keine Mittenreferenz hat. Also wenn immer alles ganz doll stereo ist, wo soll das Ohr bzw das Gehirn dann noch überrascht werden?

----------------------------------------------------------------

Also mein Tip:

Um einen schönen Stereoeffekt zu erziehlen, mischt eure Songs so gut es geht in Mono ab!
Und dann ganz ganz bewusst und subtil eingesetzte Panings, Räume, und Mod-FX.

Gruß
Ari

 

[JakobRosemann]

vielen dank an euch beide.
@ ari: die ausführungen zu 1 machen sinn. besonders b und c habe ich verstanden.
zum flanger: ist ein flanger nicht auch ein zeitlich anders arbeitender chorus (nur mit...ähhh...wie wars....kürzerer (?) zeitlicher verzögerung des zugemischten origialsignals)?

meine frage resultierte übrigens aus folgendem erlebnis:
ich war vor kurzem in einem hamburger studio und durfte mir einen vortrag von kaspar tropf (mixing engineer von u.a. jan delay) anhören.

er legt sehr gerne diesen einen uad-chorus auf die vocals um diese fetter und breiter zu machen. danach stellte ich mir dann eben die frage, ob man dasselbe auch mit nem flanger oder ner stereoverbreiterung erzielen kann.

ich selber bin mittlerweile auch bei dem punkt angekommen, dass ich aus stereo-signalen, die alles zudecken den zweiten kanal lösche und mir selber ein stereosignal erzeuge, dass eben nur so breit klingt, wie ich es benötige (das checke ich dann gerne auch nochmal mit nem korrelationsmesser/goniometer).

ich habe mal gelesen, dass sounds in der tiefe nur 25% der stereobreite einnehmen können. macht sinn und so versuche ich es auch zu halten.

 

[kickback]

ich selber bin mittlerweile auch bei dem punkt angekommen, dass ich aus stereo-signalen, die alles zudecken den zweiten kanal lösche und mir selber ein stereosignal erzeuge,

Je nach Instrument/Aufnahme vielversprechend (zB eigentlich-mono-Synths, die auch nur mit Tricks selbst ein Stereosignal generieren) oder fatal (weil du dir Informationen wegschneidest). Wenn dir ein Instrument zu breit ist, warum schränkst du die Breite nicht einfach ein?

 

[JakobRosemann]

ja oder so...das geht in cubase mit dem einen plugin ja sehr gut, hast du recht - in logic habe ich es früher anders gemacht, da konnte man das stereobild nur verbreitern

 

[kickback]

das geht in cubase mit dem einen plugin ja sehr gut

Das geht in Cubase auch ohne Plugins ganz gut, wenn man einfach den Panner auf Dual-Panner umschaltet

 

[JakobRosemann]

wie geht das und was bezweckt das?
entstehen aus dem stereokanal dann zwei monokanäle, die ich dann nicht ganz auf die außenseite das panoramas lege?
bin leider noch neuling bei cubase

 

[Ari]

Es geht doch nur darum, dass 1 Stereokanal im Feld verengt wird.
Das wäre als würde man 2 Monokanäle, die vorher hart links-rechts gepant waren, jetzt mehr in richtung Mitte pannen. Vielleicht auf 25% oder so.

Wo das geht?
Rechtsklick auf den Panorama-regler in Cubase. Dann aussuchen. Combipaner oder das andere da.

 

[JakobRosemann]

merci

 

[Ari]

Bong Shure.

 

[Black_Bender]

Um einen schönen Stereoeffekt zu erziehlen, mischt eure Songs so gut es geht in Mono ab!
Und dann ganz ganz bewusst und subtil eingesetzte Panings, Räume, und Mod-FX.

ah da steckt echt was hinter.

es gab ne zeit da entdeckte ich die stereoverbreiterung.
ich habs für die "wunderwaffe" schlechthin gehalten und fand den fx so geil dass ich mal einfach in fast jede spur das teil gepackt hab.
und zum schluss nochmal auf den masterbus.
ach wie klang das breit
war dann interessant was dann so im club aus dem boxen kam.
also meist war das nur noch die kick
und dann habe ich den monoschalter entdeckt ^^

und bin vom stuhl gefallen

seit dem benutz ich das stereoverbreiterungstool hauptsächlich für das gegenteil und zwar zum verengen

ich mach meine sounds heut abgesehen vom pan-pot mit stereodelays "breiter" ... in den seltensten fällen hau ich so ein stereodingens noch in den positiven bereich.

was ich auch für mich gelernt habe ist dass punktuelle bewegung im panorama viel mehr spaß macht als die ganze zeit die mucke out of monitore zu hören.

das war mein senf

 

[Loftone]

Ich halte grundsätzlich nichts von Stereo-Image-Tools. Wer das nutzt hat beim mixen schon was versäumt.

Wann welcher Effekt musst du stets individuell entscheiden im Zweifel setzt du verschiedene Effekte (erst mal nicht zeitgleich )ein und vergleichst am Ende was passt. Das machst du ein paar mal dann hast du die Selbstsicherheit/Routine um den Pfad des experimentierens verlassen zu können.

Viel Erfolg

 

[Cos]

Ich hab mich immer gefragt, wozu ein Mix überhaupt so übermäßig breit klingen sollte(?)
Für meinen Geschmack sind diese Stereotools überflüssig, hab noch nie eines eingesetzt.

Grüße
Cos

 

[Ari]

Überflüssig ist in allen Fällen nur falscher Einsatz von Werkzeugen. Deshalb sind die Werkzeuge ansich nicht überflüssig. Und was Lofti so altklug schrieb, dass man dann was im Mix versäumt hätte, ist natürlich auch Unfug. Man könnte dann genauso sagen, dass Exciter falsch sind. Das erzähl mal millionen von Studios, Rundfunkanstalten und TV-Stationen seit mehreren Jahrzehnten.

Und gerade im Gaming- oder Filmsektor wird noch ein wenig experimenteller mit Audio umgegangen. Da wird so ein Stereo auf 200% gefahren. Und wenn das keine Auslöschungen gibt, dann wirds gleich nochmal gemacht.

Also Dinge zu verbannen, nur weil man sie falsch einsetzen kann ist etwas engstirnig.

 

[Curtis_Beats]

-Offtopic-

Och manno ich wollte da auch hin, also zu diesen Vortrag

 

[Cos]

Also Dinge zu verbannen, nur weil man sie falsch einsetzen kann ist etwas engstirnig.

Der Einsatz von Tools ist abhängig vom Ergebnis, das ich damit erzielen will, in diesem Fall i.d.R. einer Stereoverbreiterung. Da ich keine Notwendigkeit sehe, meine Mixe breiter zu machen, ist so ein Tool für mich überflüssig.
Aber wer damit rumspielen will, der soll´s tun...

Grüße
Cos

 

[RefinedRough]

Ich verwende das auf fast jedem Master in irgend einer Form, finde nur selten wird es dadurch zu aggressiv oder schlechter. Oft fahr ich in den Bässen das Bild zusammen und in den Hochmitten etwas auseinander. Ozone hat son Ding als Multiband..feine Sache find' ich.