Ich hab's auch gerne gehört und es ist wieder einen riesen Schritt weiter. Und um es vorweg zu nehmen: ich finde das Lied sehr gut und werde nicht mit Sternchen sparen. Aber als Voting-Akt ist "gut finden" einfach zu langweilig. Nun denn:
Soundmäßig gefällt mir, dass Stimme und Backing räumlich abgesetzt sind. In der Stimme selbst ist mir in den Strophen ein Hauch von Soul-Phrasierung jeweils in den ausklingenden Silben aufgefallen. Es klingt ein bisschen wie auf der Suche nach dem "Signature Sound" für die eigene Stimme. Einfach entspannt gesungen würde mir das besser gefallen. Aber bitte, das ist nur ein Geschmacksurteil.
Der Text hat m. E. wieder deinen typischen logischen Fehler. Oder vielleicht sollte ich hier sagen: ein "erzählerisch ungünstiges Moment". Du verschenkst sehr viel Wirkungspotenzial, wenn Du dir vorher nicht klar machst, worüber du etwas erzählen willst. In früheren Songs hast du schon Dinge behauptet oder klare Bezüge hergestellt, sie dann aber "künstlich" in Frage gestellt, obwohl sie offensichtlich waren. Du hast dann diese Infragestellung zum Songthema gemacht. Das kommt mir immer wie "knapp vorbei" vor. Und "knapp vorbei" ist auch daneben.
Und genauso machst du es hier. Dein eigentliches Thema ist, dass der Herbst auf das LI in besonderer Weise wirkt, weil es die Jahreszeit mit einem emotionalen Erlebnis verknüpft. (Das wäre die Crux der Bridge in einer konventionellen Songstruktur gewesen.) Und das wird im Song auch klar gesagt. Dann machst du es dann aber zur Frage und ich als Hörer frage mich wiederum "Hä? Was fragst du denn? Du hast es doch gerade selbst gesagt." Wie gesagt, es verdirbt nicht den Song, aber schwächt sein Potenzial.
Zu guter Letzt finde ich das Ende etwas abrupt. Beim zweiten Hören kam mir der Gedanke, dass das Ende so eigentlich passt, wenn es nur mit der Stimme enden würde. Am Besten die letzten 2-3 Silben ganz ohne Musik. Dann wäre das Ende selbst ein Akzenzt, ein Ausrufezeichen. So aber plätschern noch 3 Achtelnoten vom Keyboard nach und erwecken den Eindruck, dass da nochwas kommt. Da aber nichts mehr kommt, bleibt beim Ende auch der Eindruck, dass es nicht zu 100% gelungen ist.