Texte kunstvoll & lyrisch doch wer redet so im echtem Leben?

[R-Kelly]

Mir ist beim Lesen einiger Songtexte hier aufgefallen, dass viele sehr poetisch, lyrisch dichterisch ihre Texte schreiben.

Und das ist sicherlich auch ne große Kunst vor der ich absoluten Respekt habe!!! Ich mag Texte bei denen gewisse Bilder im Kopf enstehen

Aber irgendwo denke ich mir bei manchen poetischen, lyrischen Texten dann auch wiederum kein normaler Mensch würde ernsthaft so auch im echten Leben reden..

und ob unsere großteils verblendete Jugend heut zu tage, sowas noch checkt ist auch fragwürdig..

Daher ziehe ich es vor, so zu schreiben wie ich auch selber rede in einer klaren verständlichen Sprache und versuche trotzdem bildlich zu schreiben.. oder kleine Wortspielerein mit einzubauen.

Aber mir ist es halt wichtig in meinen Texten meine eigene Persönlichkeit wiederzuspielgeln und gerade in dem Genre in dem ich mich bewege (urban R&B, Soul, Hip Hop) ist es absolut wichtig Real zu sein. Man muss einem Künstler den Inhalt ja auch abkaufen.

Sind solche Texte aber jetzt dewsegen weniger ernst zu nehmen oder weniger gut als solche poetische? Oder ist die Form in der man schreibt vielleicht sogar genreabhängig ??

 

[Signalschwarz]

Man kann nicht auf der einen Seite Frauen verprügeln und auf der anderen Seite hoch lyrische Ergüsse produzieren. Passt nicht.

 

[Christian_30]

"und ob unsere großteils verblendete Jugend heut zu tage, sowas noch checkt ist auch fragwürdig.."

Also andere so abzuwerten und gleichzeitig so viele Fehler in Sachen Rechtschreibung, Kommasetzung und Grammatik zu machen, das passt nicht zusammen.

 

[artname]

Hallo,
Was verstehst du unter "poetisch"? Wieso schließen sich Alltagssprache und Poesie aus?
Wieso sollten sich Authentizität und Poesie gegenseitig behindern?

 

[mosaik97]

Meiner Meinung nach ist Musik Kunst/sollte es sein -D)
Es kann aber natürlich leicht passieren, dass man nicht für voll genommen wird, wenn man geschwollen und gekünstelt versucht, seinen Text auf poetischen Anspruch zu trimmen. Dann leidet natürlich auch die Indentifikation mit dem ganzen und damit auch das Lied darunter.
Das andere Extrem ist dann natürlich, wenn jemand spricht, als wäre er nie erzogen worden - wenn dann natürlich jedes zweite Wort ein "alter" ist, da man "ja so spricht im wahren Leben", kann das ganze peinlich werden.

Der Text ist meines Erachtens ein beträchtliches Element des eigenen Stils, und wenn man Dich dort wieder erkennt, und du zwischen beiden Extremen bleibst, denke ich, ist das genau richtig.

 

[MamaMuuht]

Tja, also es ist schon auch genreabhängig wie man schreibt. Bzw. für welche Zielgruppe. Aber ich unterscheide bei meiner Bewertung, ob ich einen Text gut gelungen finde,grundsätzlich nicht zwischen lyrischen und nicht lyrischen Texten.Da gibt es viele anderen Kriterien. Das wichtigste für mich: Erreicht mich der Text?
Aber auch: Ist Sprachfreude, Kreativität zu entdecken? Das gilt bei einem Schlagertext genau so wie bei einem Raptext. Oder werden nur Klischees bedient?

Handwerkskunst spielt dann auch noch eine gewisse Rolle bei meiner Beurteilung. Aber eher eine untergeordnete.
Bei mir spielt dann auch noch eine Rolle, wie der Text dann gesungen wird. Denn der gesungene Text unterscheidet sich dann auch noch mal von dem geschriebenen Text, zum Teil ganz erheblich.
Ich schreibe fast alles. Weil mich jede Form interessiert. Weil ich gerne mit Sprache spiele.
Aber vor allem: Weil ich diese angeblichen Grenzen zwischen E und U Musik, Literatur und Kneipenlyrik, Kunst und Kitsch nicht akzeptieren möchte. Sprache ist einer der wenigen Orte, in denen ich mich nicht entfremdet fühle, wo ich ganz ich selbst sein kann. Ich weiß, das das nicht alle mögen. Während zum Beispiel das folgende kleine Gedicht bei vielen Zuhörern und Lesern sehr gut ankommt,
gab es auch neulich eine Rückmeldung dazu, das die Idee ganz nett sei, der Text aber nicht " fein" genug ausgearbeitet sei.Und so eben nur Kneipenhumor...Witzig daran fand ich, das dieser Text ja Kneipenlyrik ist! Also: jeder Jeck iss anners.....

Tarzans Metamorphose ( Aus meinem Urwaldzyklus)

Herr Tarzan schwingt sich durch den Wald,
vom Zugwind sind die Eier kalt.
Zwar ist der Mann nicht gerad aus Watte,
doch sorgt er sich um seine Latte.
Denn kalte Eier schrumpfen mächtig,
und sein Gemächt erscheint nicht prächtig.
Was wohl die Affendamen denken?
Kann er sich dann sein Werben schenken?
Er will sie doch heut Nacht beglücken
wenn sie sich geil am Baume bücken.
So grübelt er an der Liane,
da plötzlich sieht er ne Banane.
Ein Geistesblitz und die Idee:
Die sehen was, was sie nicht seh'n!
Wie wäre es, wenn ich mich tarne,
statt schlapper Latte ne' Banane!
Er steckt sie sich vorn in die Hose,
das nennt man dann Metamorphose.

Es ist nicht alles was es scheint.
Hauptsache ist, das es vereint.

Gröj Kceblhad

 

[Rex]

Oder ist die Form in der man schreibt vielleicht sogar genreabhängig ??

Klaro.

Ein Text für einen Gangster rappa und seine tätowierte bitch unterscheidet sich mit Sicherheit in seiner Sprach(-ästhetik) von einem Text für Helene und Florian.

 

[Mike3000]

checkt

Das Tolle an einem richtig lyrischen, poetischen, kunstvollen usw. Text ist oftmals, dass man nie 100% "checkt" um was es eigentlich geht.

Das ist in Schlager, Plastikpop und Testosteron-Hiphop oft nicht erwünscht, in eher psychedelischen oder düsteren Musikrichtungen eher die Regel.

Das so niemand im normalen LEben redet ist klar - dann wäre das gesungene Wort aber auch nichts besonderes mehr!

 

[Teestunde]

Selbst das aus dem "echten Leben" Gegriffene wird künstlerisch verarbeitet. Wer behauptet, dass nur das gilt, was zu 100% aus dem Leben abgeschrieben ist, der hat von Kunst keine Ahnung. Nur ein Beispiel "Wenn ick mal tot bin", vorgetragen von Blandine Ebinger.

 

[R-Kelly]

"und ob unsere großteils verblendete Jugend heut zu tage, sowas noch checkt ist auch fragwürdig.."

Also andere so abzuwerten und gleichzeitig so viele Fehler in Sachen Rechtschreibung, Kommasetzung und Grammatik zu machen, das passt nicht zusammen.

ich werte hier niemanden ab Kollege aber es ist nun mal eine Tatsache, dass ein Großteil der heutigen Jugend die auf Farid Bang, Kay One, Kollega, Bushido und wie sie alle heißen abgehen bestimmt nicht mehr viel mit tiefgehender Lyrik anfangen können die aus dem 18.Jahrhundert stammt..

Außerdem schreibe ich hier keinen Aufsatz, keinen Roman und auch keinen Geschäftsbrief oder nen Zeitungsartikel, sondern in einem Forum, da kann dir meine Rechtschreibung, meine Punkts und Kommas und hassenichgesehen eigl relativ Schnuppe sein oder ??!

Hauptsache du verstehen was ich schreiben lan!

 

[Teestunde]

Ich hab mal ein Buch über Schreibschrift gelesen, wo es unter anderem darum ging, wie viele Kinder sich aus Entmutigung überhaupt nicht mehr trauen, ihre Gedanken schriftlich darzulegen. Ich kann damit leben, dass jemand sich mit "Punkts und Kommas" nicht so auskennt. Seine Ideen können trotzdem inspirierend sein und es wär schade, wenn er sie für sich behielte. Also weiter! LG T.

 

[R-Kelly]

Ich hab mal ein Buch über Schreibschrift gelesen, wo es unter anderem darum ging, wie viele Kinder sich aus Entmutigung überhaupt nicht mehr trauen, ihre Gedanken schriftlich darzulegen. Ich kann damit leben, dass jemand sich mit "Punkts und Kommas" nicht so auskennt. Seine Ideen können trotzdem inspirierend sein und es wär schade, wenn er sie für sich behielte. Also weiter! LG T.

ich kenn mich sehr wohl damit aus. Ich bin vielleicht kein Profi aber ich kann wenn ich will! Nur ich glaube nicht das ich jetzt in einem Forum peinlichst genau darauf achten muss nur damit nicht irgendein Kl.. daher kommt und sagt HAAA! HA! Du hast da ein Punkt oder Kommachen vergessen

 

[clearwater]

Selbst das aus dem "echten Leben" Gegriffene wird künstlerisch verarbeitet. Wer behauptet, dass nur das gilt, was zu 100% aus dem Leben abgeschrieben ist, der hat von Kunst keine Ahnung. Nur ein Beispiel "Wenn ick mal tot bin", vorgetragen von Blandine Ebinger.

Dazu habe gerade gestern im Fernsehen ein Interwiew mit einem Sänger der heutigen Zeit gesehen und gehört.
Unter anderem auch die Frage, wo er denn den ganzen Stoff für seine Texte hernimmt.
Sinngemäß vieles aus dem heutigen Leben, wobei man in der Lage sein muß seine eigene Persönlichkeit da rauszuhalten. Gerade darin besteht die Kunst, und das bekräftigt auch nochmal obiges.

cw

Edit: zur Schrift,
Meinen Doctor seine Schrift kann kein Aas lesen, und trotzdem ist er Arzt, und macht mich immer wieder gesund.

cw

 

[R-Kelly]

Selbst das aus dem "echten Leben" Gegriffene wird künstlerisch verarbeitet. Wer behauptet, dass nur das gilt, was zu 100% aus dem Leben abgeschrieben ist, der hat von Kunst keine Ahnung. Nur ein Beispiel "Wenn ick mal tot bin", vorgetragen von Blandine Ebinger.

Hab ich das so behauptet ? Es geht nicht um die Inhalte ob die aus dem echten Leben stammen oder nicht, ist eigl relativ egal. Eine Story kann echt sein, kann frei erfunden sein, kann nur teilweise stimmen, kann aus dem Bekanntenkreis, aus nem Film oder nem Buch stammen oder sonst woher stammen.

Es geht um die Form wie ich einen Text schreibe.
Schreibe ich ihn in einer kunstvollen, lyrischen Form wie ein Gedicht
oder bevorzuge ich es den Text so zu schreiben wie ich auch selber spreche? Symbole, Metaphern, Wortspielereien oder Klischees kann man ja trotzdem mit einbauen..

 

[Lobotomeandyou]

Ich hab mal ein Buch über Schreibschrift gelesen, wo es unter anderem darum ging, wie viele Kinder sich aus Entmutigung überhaupt nicht mehr trauen, ihre Gedanken schriftlich darzulegen. Ich kann damit leben, dass jemand sich mit "Punkts und Kommas" nicht so auskennt. Seine Ideen können trotzdem inspirierend sein und es wär schade, wenn er sie für sich behielte. Also weiter! LG T.

Yep! So isses.


Sind solche Texte aber jetzt deswegen weniger ernst zu nehmen oder weniger gut als solche poetische?

Diese Frage verstehe ich allerdings nicht. Die Realität beweist uns ja schon seit Ewigkeiten, dass alles geht.


und nebenbei... dieses Forum spiegelt nur im geringen Maße das wider, was popkulturell so abgeht.

 

[der_wahre_Noplan]

Aber irgendwo denke ich mir bei manchen poetischen, lyrischen Texten dann auch wiederum kein normaler Mensch würde ernsthaft so auch im echten Leben reden..

Deshalb nennt sich das ganze Kunst. Man kann machen wat man will, weil man es sonst nicht kann.

Aber im echten Leben würde ich auch nicht im Baumarkt auf der Flöte spielen, sondern unauffällig eine Packung Nägel kaufen und abzischen.

 

[Teestunde]

@R-Kelly

Es geht um die Form wie ich einen Text schreibe.
Schreibe ich ihn in einer kunstvollen, lyrischen Form wie ein Gedicht
oder bevorzuge ich es den Text so zu schreiben wie ich auch selber spreche? Symbole, Metaphern, Wortspielereien oder Klischees kann man ja trotzdem mit einbauen..

Dann ist doch eigentlich alles okay. Wer wie schreibt, bleibt ihm überlassen. Wichtig ist, dass es rüberkommt. Ich habe mir hier auch schon Beulen geholt, weil ich vielen zu hausbacken schreibe. Aber ich kann nun mal nicht anders. Ich will mir nichts abringen, was dann nachher nicht mehr "zu mir gehört". LG T.

 

[holgi]

Niemand schreibt Texte wie er im Alltag spricht, ein Text ist immer auch "konstruiert". Selbst HipHoper reden nicht unter der Woche ausnahmslos in Reimen

Sprache ist immer auch Farbe und Klang, ein poetischer Text muss nicht lieblich und schön sein, Poesie kann auch finster und böse klingen.

 

[Teestunde]

Niemand schreibt Texte wie er im Alltag spricht, ein Text ist immer auch "konstruiert".

Das ist so. Deswegen das Beispiel mit der Ebinger. Alles bis ins kleinste Detail sorgsam gebaut und dann so vorgetragen, wie eben ausgedacht.
Wenn R-Kelly schreibt, er textet so, wie er spricht, höre ich heraus,dass er eben viel von seiner "Spreche" in den Text einfließen lässt. Dass auch er nicht 100%ig aus dem Alltag abschreibt, versteht sich von selbst. Oder doch nicht? LG T.

 

[sixstringwarrior]

Die Antwort steht doch schon im Threadtitel. Lyrik ist eine kunstvolle Verwendung der Sprache und deshalb natürlich nicht alltäglich.