Testberichte Test: Decadence Trailer Toms

  • Ersteller tim_heinrich
  • Erstellt am

Fette Sounds mit dicken Mängeln

Trailer Musik braucht einen epischen Sound und fette Drums. Während viele Soundlibraries ganze Drumsets anbieten, konzentriert sich DECADENCE Trailer Toms von Ava Music Group ausschließlich auf ein Instrument (es sind aber mehr Instrumente als Toms).

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Der Kopf dahinter ist der Komponist Karel Psota, der mittlerweile in LA sitzt und vor allem Trailer vertont (Call of Duty, Blacklight, Hulk, Wonderwoman). Er weiß also, was er selbst braucht und sicher auch andere Komponisten. Es ist auch nicht Karels erste Library (karelpsota.com).

Beworben wird das Ganze mit ‚Deeply sampled‘. Ein Begriff, den vor allem 8dio inflationär benutzt. Hier gibt es zehn Velocity Layer und neun Round Robins. Und das finde ich in der Tat ‚Deeply sampled‘.

Zum Einsatz kommt der Native Instruments Kontakt Player. Du musst also nicht die kostenpflichtige Version besitzen.


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In drei Ordnern verstecken sich alle Patches und wir fangen mit den Single Patches an.

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Toms, War Drum, Kick ,Snare, Clap, Darbuka, Frame, Sticks, Cymbals und Boom sind eindeutig mehr als nur Toms.

Erst mal spiele ich die Toms an. Dabei fällt mir auf, dass der Tastatur-Bereich A1 bis A2 belegt ist. Das finde ich merkwürdig. Warum geht es nicht bei C1 oder C3 los? Beim Spielen wird auch klar, dass die Tasten wirklich die Tonhöhe beeinflussen. „Was denn sonst?“ fragst Du Dich evtl. Bei Drums spielt man auch gerne mal mit zwei Händen oder Fingern. Und da ist es sinnvoll, wenn man NICHT die Tonhöhe ändert. Zwei weitere Tasten in demselben Patch weiter oben oder unten hätten das Problem gelöst.
Die Tonhöhen werden durch simples Pitchshifting geändert. Das ist schade, weil sich dadurch auch die Längen und der Sounds verändern. Hier wäre die Time Machine meine erste Wahl gewesen. Leider weiß ich auch nicht, wo die Original-Tonhöhe ist. Das kann ich auch nicht rausfinden, weil ich nicht unter die Haube im Patch gucken kann, da dies gesperrt wurde. Und warum gibt es nur eine Oktave? Wenn Tonhöhe ändern, dann doch richtig und viel, oder?!

Der Sound selber klingt fett, hat viel Attack und passt zum Genre. Im Ausklang gibts ein deutlich vernehmbares Rauschen auf, das lauter wird und dann abbricht – das fällt auf. Bei so etwas wundere ich mich immer wieder, dass andere YouTuber oder Testberichte das entweder gar nicht hören oder ansprechen. Das ist immer alles geil und ‚awesome‘. Natürlich will man es sich mit keinem verscherzen. Aber wenn diese Tom allein in der Musik steht, muss ich sie mit izotope RX editieren. Das könnte ich sie mit meinem Anspruch nicht vereinen.

‚TOMS – Vintage’ klingt wesentlich dumpfer und hat auch weniger Attack. Diesen Sound kann man wunderbar für tiefe Akzente oder Booms nehmen. Beim Spielen greife ich aber ins Leere, weil die Keyrange nur bis G2 und nicht A2 geht. Warum? Solche Überraschungen erlebe ich in Libraries immer wieder. Dabei kann man doch einfach dieselbe Engine nehmen und tauscht nur die Samples aus. Dann dürfte so etwas nicht passieren. Die ‚TOMS – Magnum‘ gehen dann nur bis F2. Okay, das ist konsequent. Es wird immer weniger. ‚Magnum‘ geht eher in die ‚3WAY‘-Richtung, also das erste Patch. Klingt aber etwas indirekter, als wenn die Mikrofone etwas weiter weg sind. Das Rauschen ist hier auch nicht mehr so deutlich.

Bei jedem Instrument ist die Oberfläche gleich.

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Das große Rad in der Mitte kombiniert Compression mit Saturation, sorgt aber natürlich auch dafür, dass das Rauschen im ersten Patch lauter wird.

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Im Modwheel-Menü kannst Du wählen, ob ein Lowpass- oder Highpass-Filter angesteuert werden oder die Lautstärke. Die Lautstärke ist für mich nicht nötig, da hier ja die Velocity genutzt wird. Die Filter sind zwar eine nette Idee, haben aber eine große Resonanz – und sind somit für mich leider unbrauchbar. Man hat auch keinen Zugriff auf die Parameter, weil der Kontakt-Editor ja gesperrt wurde und dies nicht das Filter aus dem Effekt-Menü ist. Das hake ich mal unter ‚nett gemeint‘ ab.
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‚Compression‘ ist kein Audio-Effekt, sondern spielt leise Samples lauter ab. Leise Samples klingen ja anders als lauter. Daher kann es Sinn ergeben, die Samples alle nahezu gleichlaut wiederzugeben. Weiter geht es mit der Hüllkurve. Diese ist leider verteilt: Attack auf der linken Seite vom Step-Sequenzer, Release auf der rechten. Optisch nachvollziehbar, erzeugt beim Editieren aber weite Mauswege.
Der ‚Trick‘ mit Attack ist, dass Du damit das Instrument weiter nach hinten in den Raum stellen kannst. ‚Hold‘ regelt, wie lange der Vollpegel gehalten wird, bevor es in die Relase Phase geht. Damit kannst Du einen Gated Reverb Effekt einstellen.

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Auf der rechten Seite gibt es jetzt ‚Release‘ und ‚Cut‘. Letzeres ist ein Lowpass-Filter – dieses Mal ohne hässliche Resonanz. Mit dem oberen Regler ‚Filter Dynamics‘ kannst Du wählen, wie stark die Velocity die Cutoff-Frequenz des Filters beeinflusst: Je lauter du spielst, desto mehr hohe Frequenzen hast Du. Das ist ein toller Effekt, den ich ab und zu sehe, der das Instrument noch dynamischer wirken lassen kann. Mit ‚Release‘ kannst Du den Ausklang abschneiden und somit das Signal etwas trockener gestalten.
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In der Mitte findet sich der Sequenzer. Neben der Wahl der Geschwindigkeit kannst Du mit Sync aktivieren, dass die Sequenz richtig im Raster getriggert wird. Spielst Du zu früh, wartet Decadence, bis deine DAW an der richtigen Stelle ist, damit alles zum restlichen Arrangement passt.

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Die angezeigte Sequenz scheint aber auch nichts mit den mitgelieferten Sequenzen zu tun zu haben. Klicke ich unten auf ‚Groove‘, komme ich in ein weiteres Menü.

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Hier gibt es drei MIDI-Packs. Einfach auf der rechten Seite ein Pattern auswählen und mit Doppelklick abspielen oder mit dem unteren Play-Button. Dabei fällt mir auf, dass die Pegelanzeige oft in den roten Bereich geht. Leider sind viele Samplelibraries zu laut, so dass ich erst mal die Lautstärke leiser drehe.
Jedes Pattern kannst Du in doppelter oder halber Geschwindigkeit abspielen. ‚Velocity‘ finde ich etwas missverständlich. Ich ging davon aus, dass bei 0% die Velocity keine Rolle spielt und alles gleichlaut ist und bei 100% ich eine große Dynamik habe. Es ist aber umgekehrt: Bei 100% gibt es gar keine Dynamik mehr, da alles mit voller Lautstärke wiedergegeben wird. ‚Tightness‘ ist für mich kaum hörbar, da ich glaube, dass alle MIDI-Packs sowieso quantisiert sind.

Per Drag&Drop können die MIDI-Files einfach in Deine DAW geschoben werden, übernehmen aber nicht die Geschwindigkeit, sind also immer im normalen Tempo und nicht 2x oder 1/2.


Mehr Sound

Bevor ich weiter in die Bedienung abtauche, spiele ich WAR DRUM an. Der erste Eindruck ist wieder FETT. ABER ‚WAR DRUM Defeat‘ klingt, als ob die rechte Seite mit einem Delay kommt. Das scheint der Raum zu sein, empfinde ich aber als störend. Vor allem auch bei schnellen Rhythmen. ‚WAR DRUM – Aversion‘ schockiert mich wieder. Hier gibt es nicht nur ein lautes Rauschen, das auch noch plötzlich abbricht, sondern in einem der hohen Samples auch noch ein hohes Geräusch, das klingt wie ein Silvester-Heuler. Das reduziert den Einsatz der Library oder ich muss viel editieren. Und ich muss sagen, mich ärgert so ein schlampiges Sample-Editing. Ich sitze selbst an zwei Sample-Libraries und reiße mir bei jedem Sample den Hintern auf.
‚KICK – Discrupt‘ klingt fett, punchy und hat oben einen schönen Click. Dennoch sorgt hier der Raum auch für ein Delay, manchmal klingt es wie zwei flangende Schläge und ab und zu höre ich leises Rauschen. In einigen Patches ist in den Effekten noch ein weiterer Reverb an, den ich erst mal ausschalte. ‚Kick Monsoon‘ klingt sehr schön. Wenn ich den Raum mit ‚Release‘ wegschneiden will, ist aber leider auch der Boom bzw. der ausklingende Bass weg. Schade!

Es gibt nur eine Snare und der Hall ist so laut, dass mit etwas der Punch fehlt. Das ist auch kein Effekt, sondern im Sample schon drin. Dasselbe bei den Claps. Mehrere Mikrofone wären hier schon toll gewesen. Bei der DARBUKA kommt noch dazu, dass nach dem Schlag ab und zu ein Los-Lass-Geräusch zu hören ist. Bei FRAME spiele ich zwar nur eine Taste, aber der Raum scheint in anderen Tonhöhen zu klingen. Hier weiß ich nicht, ob mit Fake-Round-Robins gearbeitet wurde.

Die ‚STICKS – Hirata‘ verwirren mich etwas. C2 und C#2 sind tiefe Sticks. D2 scheint aber ein ganz anderes Instrument zu sein. Sticks, aber kleiner und höher. Je kräftiger ich spiele, umso höher wird das Instrument. Ich weiß nicht, ob das das natürliche Verhalten ist.

Die ‚CYMBALS’ bieten viel mehr. Hier gibt es HiHats, Cymbals, Rides und einen Metall-Sound, den ich nicht definieren kann, der aber ab und zu mittig liegt und dann wieder weiter links. Ein Panning-Effekt, den ich nicht haben oder selbst kontrollieren möchte. Komisch ist auch, dass das Keymapping wieder ein anderes ist als bei den Toms. Jedes Instrument liegt auf zwei Tasten und wird hier aber auch wieder gepitcht. Leider fehlt hier der Solo-Modus, damit die Close-HiHat die Open-HiHat stoppt. Wenn ich jetzt die Stimmenanzahl auf 1 reduziere, klappt das zwar, aber es wird auch jedes Mal der Ausklang der vorher gespielten Close-HiHats weggeschnitten. Und das klingt unnatürlich. Sobald HiHats angeboten werden, erwarte ich einfach einen HiHat-Modus.

Bei den beiden Boom-Patches habe ich endlich mal nichts zu meckern.


Effekte



Das Salz in der Suppe sind oft Effekte. Diese sind in zwei Kategorien unterteilt.

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Los geht es mit COLOR. Die Effekte sind fix. Du kannst statt dem Exciter also nicht Distortion wählen. Zur Wahl stehen:
- Sub
- Cabinet
- Exciter
- Chorus
- Flanger
- Phaser

Per Drag&Drop kannst Du die Reihenfolge ändern.

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In den MIX-Effekten gibt es:
- Filter
- Compressor
- Reverb
- EQ
- Stereo
- Delay

Ich persönlich nutze fast nie die Kontakt-internen Effekte, sondern nutze PlugIns. Das ist aber reine Geschmacks-Sache. Viele Patches nutzen hier zusätzlich noch den Reverb, den ich lieber immer deaktiviere.

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Mehr Ton



Die Master-Patches bieten alle Instrumente in einem Patch. Schön, dass so etwas vorhanden ist. Aber die Belegung lässt meinen Kopf wieder nachts nicht schlafen. Es fängt bei F0 und auf keinem C an. F0 bis G0 ist Boom 1, G#0 ist Boom 2, A0 und A#0 ist wieder jeweils etwas anderes, während H0 und C1 dasselbe Instrument sind. Und so geht es munter weiter. Man hat wohl versucht, sich etwas an der General-MIDI-Drum-Map zu orientieren.
Es sieht nach drei verschiedenen Patches aus, in der Tat ist es aber nur eines mit verschiedenen Settings, die man auch selbst vornehmen kann (Attack, Compression, Release…). Ein Patch reicht mir hier also.

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Zum Schluss gibt es noch den Extra-Ordner. Die ‚TOMS – Racer‘ sind in einem kleineren Raum aufgenommen worden, der trotzdem zu hören ist. In einem Sample ist im Ausklang aber ganz deutlich eine Männer-Stimme zu hören. Ganz ehrlich: In so einer Percussion-Library hat man pro Instrument 90 Samples. Insgesamt 1.440 Samples. Das sollte doch machbar sein. Das heißt, ich muss dieses Instrument aus Audio-Files bouncen (in Cubase mit Render-In-Place), um sicherzugehen, damit beim späteren Export nicht auf einmal ein Mann am Ende zu hören ist, weil andere Round-Robin-Samples zu hören sind.
‚TOM – Korea‘ hätten für meinen Geschmack weniger Hall vertragen können, und ich glaube da ein paar Kammfilter-Effekte zu hören. Es klingt also nicht sauber und punchy.

‚WAR DRUM – Detective‘ hat untenrum richtig Wumms. Der Ausklang ist aber plötzlich abgeschnitten mit einem kleinen Fade. Das fällt auf und muss im Mix evtl. mit einem zusätzlichen Reverb kaschiert werden. Und wieder frage ich mich „Warum?“.

Videotest


View: https://youtu.be/8i9WmO1Hu_M

Fazit

Das Marketing der AVA Music Group ist sehr gut. Und alle YouTuber, die ich mir dazu angesehen habe, finden es „Insane“ or „LOVE IT“. Und das finde ich gefährlich und unehrlich. Denn für meinen Geschmack gibt es viele Makel:
- Das Pitchshifting nutzt nicht Time Machine Pro und ändert damit die Länge
- Es gibt Rauschen in den Samples
- Es gibt Störgeräusche in den Samples
- Ich kann nicht mit zwei Tasten dieselbe Tonhöhe spielen
- Für meinen Geschmack gibt es oft zu viel Raum
- Samples wandern im Panorama
- Das Keymapping ist inkonsequent

Sicher werde ich die Sounds ab und zu benutzen. Aber aus den genannten Gründen werden das nur wenige Instrumente sein bzw. ab und zu werde ich nacheditieren. Die Oberfläche sieht erst mal toll aus, finde ich aber nicht komplett zu Ende gedacht.


Hersteller: AVA Music Group

Host: Kontakt Player

Preis: 138,84 €

Website: https://avamusicgroup.com/products/decadence-trailer-toms
 

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