Lohnenswertes Update
Sieben Jahre ist es bereits her, dass ich den Omnisphere 2 für diese Seiten testete. Mensch, wie die Zeit doch vergeht. Genauer gesagt hatte ich damals das Update auf 2.5 unter die Lupe genommen. Der Omnisphere „V“ eins Punkt Null selbst erschien bereits in 2008 und das ist nun bereits 17 Jahre her. Seither ist der Omnisphere gereift und wurde dabei ständig mit Updates versorgt. An wirklich spektakuläre Updates in den letzten Jahren kann ich mich allerdings nicht erinnern. Über die Zeit hat sich der Omnisphere zu einem überaus beliebten, weil anderen Plugin zur Sounderzeugung gemausert. Ich traue mich fast von einem, quasi, Studiostandard zu sprechen. Trotzdem war er etwas, wie sagt man so schön, in die Jahre gekommen.
Nun schickt Spectrasonics den Omnisphere 3 ins Rennen. Bisher waren alle Updates kostenlos. Wer allerdings auf V3 updaten will, muss nun zahlen: 179€ für das Update und 379€ für die Vollversion, z.B. bei Bestservice: https://www.bestservice.com/de/omnisphere_3.html
Nur gut, dass der Dollar derzeit so schwach ist. Aber auch so finde ich die Preise absolut fair.
Der Download ist etwa 62GB groß. Die Installation ist dank Download-Installer unkompliziert und schnell erledigt. Wer kein schnelles Internet hat, kann den Omnisphere auch als „boxed“ Version kaufen. Beim ersten Start muss das Plugin aktiviert werden. Es gibt entsprechende Installer für Windows und Mac. Neben VST, VST3 und AAX wird gleich auch eine Standalone-Version installiert. Für Musiker, die den Omnisphere live auf der Bühne nutzen, ist der Standalone-Einsatz natürlich sehr praktisch. Aber auch fürs Studio kann das interessant sein. Dazu später mehr.
Wer sich wundert, dass der benötigte Speicherplatz trotz Verdoppelung des Sample-Contents gleichgeblieben ist, sollte wissen, dass Spectrasonics die Samples nun verlustfrei komprimiert. In der Praxis merkt man davon, bis auf den gesparten Speicherplatz, nichts.
Installiert man den Omnisphere 3 als Update, so ersetzt er den alten Omnisphere 2. Beide Plugins sind miteinander kompatibel. Somit werden auch mit 2.x erstellte Projekte in meiner DAW geladen. Prima. Alternativ kann man auch versuchen, das entsprechende VST2/3 vor dem Update als Kopie mit anderem Namen anzulegen. Habe ich aber nicht ausprobiert. Während meiner Testphase gab es ein erstes Update auf V 3.0.1, welches erste Bugs bereinigt. Dies nur der Vollständigkeit halber.
An dieser Stelle möchte und muss ich an meinen Testartikel zum Omnisphere 2.5 verweisen: https://recording.de/threads/test-spectrasonics-omnisphere-2-5.246999/
Alle dort erwähnten Features sind alle genauso im Omnisphere 3 enthalten. Das gilt für die Library, Synth Engine, das iPad Tool und auch die Integration von Hardware-Synthesizern zur Steuerung des Omnisphere. Zum Glück gibt es zahlreiche neue Features in der V3, die genug Stoff für diesen Test hier bieten. Also ran an den Speck:
Startet man das Plugin, so werden erst mal alle relevanten Infos zum Stand der Dinge angezeigt. Von hier lassen sich auch bequem die Updates starten. Ein Klick auf „Diagnostics“ bringt weitere Infos:
Würde ich jedes der knapp 35.663 Preset nur 10 Sekunden anspielen, so würde das knapp 100 Stunden dauern. Macht keiner. Ich auch nicht.
An der GUI hat sich auf den ersten und auch zweiten Blick nicht allzu viel geändert. Bekanntes Blau mit Grau. Klare Schriften, pragmatisches Design. Alles in 9 festen Schritten skalierbar. Das reicht.
Neue Libraries
Natürlich wurde der bereits mächtige Klangvorrat auf das Doppelte aufgebohrt. Die neuen Presets verstecken sich allerdings nicht zwischen den bereits bekannten Sounds, sondern finden sich in 18 neuen Libraries wieder. Diese haben halbwegs aussagekräftige Namen:
In der oberen Liste ist von Analog Vibes bis SFX Organic alles neu; dann folgen die Sounds der V2 (Legacy Libraries) sowie weitere Installationen, wie in meinem Fall die Libraries des Keyscape und Trillian. Diese sind nicht Teil des Omnisphere 3 und wurden von mir separat erworben und installiert. Dies nur zur Info. Es gibt auch Libraries von Drittherstellern, die hier auftauchen würden. Neu ist auch der Ordner Mutations. Dazu später mehr.
Ich habe für diesen Test in Summe über eine Stunde Soundbeispiele erstellt. Das sind pro Library zwischen 3 und 4 Minuten. Dabei habe ich die Audition-Funktion von Omnisphere genutzt. Zugegeben, das ist nicht immer spannend. Aber es ging mir darum einen groben Eindruck über den neuen Klangvorrat der einzelnen Libraries zu bieten und nicht eine Hand voll Presets ausführlich zu spielen. Ich habe mich wahllos durch die Listen geklickt. Somit werden neben „Perlen“ auch Brot und Butter-Sounds angespielt. Ich denke das ist fair.
Die neuen Libraries in Omnisphere 3
Warm Tones
Vocal Collection
SFX Organic
SFX Electronic
Scoring Organic
Scoring Electronic
Retro Vibes
Organic Vibes
Live Keyboardist
Instrument Collection
Hard Edges
Experiment Organic
Electronic Underground
Electronic Production
Club Land
Classic Digital
Analog Vibes
Ambient Dreams
Browser und Presets
Der Omnisphere ist so dermaßen mächtig, dass eine clevere Verwaltung von Presets unabdingbar geworden ist. Auch hier hat Spectrasonics einige Änderungen eingeführt, die das Auffinden von gesuchten Presets erleichtern soll. So wurde auch, laut Spectrasonics, der Legacy-Content überarbeitet. Was das im Detail bedeuten soll, kann ich nicht sagen. Die Masse an Sounds hat aber auch zur Folge, dass man sich in die Struktur der Verwaltung einarbeiten muss. Die Lernkurve ist steil, aber eben bei weiten nicht so steil wie bei einem 08/15 Plugin mit vielleicht 500 Presets. Zum einen finde es clever, die neuen Sounds in separate Libraries zu packen. Das war beim Stylus RMX genauso. Dabei stoße ich auf ein Problem: Möchte ich zum Beispiel nur ARP+BPM Sounds aus den neuen Libraries aufgelistet haben, so geht das nicht. Hier muss man jede der 18 neuen Libraries im Patch Browser einzeln anwählen, wenn man denn die bereits bekannten Presets dieser Kategorie nicht durchzappen möchte. Nutzt man den „kleinen“ Browser auf der linken Seite, so kann man leider keine Presets favorisieren. Das geht nur im „großen“ Full Patch Browser. Irgendwie schade.
Der „große“ Browser ist übersichtlich und besitzt viele durchdachte Features. Wer zu faul ist, um die ganze Zeit irgendwelche Tasten am Keyboard zu drücken, aktiviert das bereits erwähnte Audition gleich „Auto Play“. Nun wird jedes Preset bei einem Patch-Wechsel angespielt. Hier wird allerdings kein eigenes, kleines und individuell erstelltes MIDI-file (wie z.B. bei Roland oder Yamaha-Synths) abgespielt, sondern nur eine Note getriggert. Das reicht in den meisten Fällen.
Die Suche nach Keywords erschlägt einen. Die Suche nach Keyword zum einen und gleichen Schlagwörtern führen zu unterschiedlichen Ergebnissen. Mehrere Keywords gehen im „kleinen“ Browser leider nicht. Bei Suchanfragen dauert es schon mal ein paar Sekunden, bis das Ergebnis angezeigt wird. Die Suche selbst lässt sich hier mit drei Und/Oder/Nicht-Logiken verknüpfen. Auch die Kategorie (Schlüsselwort, Stimmung, Timbre, usw.) lässt sich individuell festlegen. Am wichtigsten für eine erfolgreiche Suche ist und bleibt allerdings die grundsätzliche Kategorie der Sounds. Beispiel: Ich suche ein rhythmisch-pumpendes Pad. Auf die Kategorie „Pads“ zu klicken und dann via Keywords, Mood usw. das Passende zu filtern funktioniert nicht. In diesem Fall muss man unter Pads die Unterkategorie „Pads Pumping“ auswählen und schon werden alle Ergebnisse angezeigt. Nun kann man mit den drei zusätzlichen Kategorien seine Suche verfeinern. Voila! Als Bonus würde ich mir einen Counter wünschen, der die Anzahl der gefundenen Ergebnisse anzeigt.
Ein paar Tips noch: Drückt man die STRG-Taste (Windows), so lassen sich mehrere Schlüsselwörter aktivieren. Das funktioniert leider nicht mit den Subkategorien. Schade. Im kleinen Browser kann man via „View All > View all Directories” nach Sounds innerhalb aller Libraries zu suchen. Diese Funktion liegt etwas versteckt. Zudem sollte man immer darauf achten, dass man in allen Libraries sucht und nicht versehentlich einen Autor festgelegt hat. Auch beim Browser des Omnisphere muss man sich wohl oder übel einarbeiten um konsequent zum gewünschten Ziel zu kommen. Das gilt aber für alle Mega-Library-Soundbrowser. Vergleiche ich Native Instruments Komplete Kontrol-Browser mit dem des Omnisphere, so kann ich keinen Sieger feststellen. Ohne ins Detail gehen zu wollen, haben beide Konzepte ihre Vor- und Nachteile.
Neue Sounds
Die 18 neuen Libraries klingen durchweg hervorragend, und auch das übergeordnete Genre wurde dabei weitestgehend getroffen (höre die 18 Soundbeispiele). Die Libraries gliedern sich zudem sehr schön in den bereits bekannten Klangvorrat ein. Sprich, der etwas markante Charakter des Omnisphere wird hier gekonnt um 100% zusätzliches Material ergänzt. Aktuelle, elektronische Klänge, Atmosphären, Episches, fremd-Organisches und eben Sounds, für die man noch keine Schublade gefunden hat.
Es gibt auch viele Brot- und Butter-Klänge, diese aber auf allerhöchstem Niveau und oft mit speziellem Twist. Dazu gibt es viel Exotisches und bisher Ungehörtes. Oft hatte ich beim Schmökern das Problem, dass ich schlicht und einfach überfordert war, all diese Klänge für meine persönlichen Belange einzuordnen. Zwischendurch stolpert man immer wieder über einzigartige Klänge, die dann aber in der Masse der Möglichkeiten irgendwie untergehen. Das gleiche Problem hatte ich damals mit V2.5 auch. In der Praxis spielt dieser Effekt keine Rolle mehr. Man zappt durch die Presets und sucht das aus, was gerade zum aktuellen Projekt passt.
Trotzdem rate ich dazu, sich die Zeit zu nehmen und die neuen Libraries grob zu erkunden. Zu oft versteckt sich irgendwo anders ein noch „besseres“ Preset, das aus einem ordentlichen Song ein Meisterwerk machen könnte. Dabei sollte man jegliche entdeckten Perlen gleich mit Sternchen bewerten.
Diese Perlen können natürlich auch irgendwann wichtige Grundlagen für neue Songideen sein.
Dabei hat der Omnisphere mit dem gleichen „Problem“ wie viele seiner Mitbewerber zu kämpfen. Da die Engine immer dieselbe ist, haben die damit generierten Sounds stets einen eigenen Charakter. Diesen Grundcharakter, der auch alle möglichen Bearbeitungen der Synthengine einschließt, muss man mögen. Nun habe ich neben dem Omnisphere auch Kontakt 7/8, die EastWest OPUS Engine und die Best Service Engine als, ich nenne sie mal „große“ Sample-Engines, installiert. Der Omnisphere bietet bei weitem und mit großem Abstand die umfangreichsten Bearbeitungsmöglichkeiten. Damit meine ich Filter, Layer, Samples, Effekte, Modulatoren usw. Jeder Sound lässt sich bis ins letzte Detail editieren. Das können die anderen nicht bzw. nicht so gut. Zudem bietet der Omnisphere von allem das Meiste; also die meisten Effekte, Filtertypen usw. Somit erschlägt das Repertoire an Möglichkeiten die Gefahr eines zu homogenen Sounds. In der Praxis ergänzen sich NI Kontakt/Komplete und Omnisphere übrigens sehr gut. Aber das ist meine Meinung.
Effekte
Neu ist neben den 35 neuen Effekten auch der Omnisphere FX. Dieses FX-Plugin wird beim Update gleich mitinstalliert. Es beinhaltet alle Effekte des Omnisphere, die sich im gewohnten Spectrasonics Rack zu maximal viert stapeln lassen. Das Interface ist sehr übersichtlich gehalten, kann aber so ziemlich alles, was man braucht. Nur so Sachen wie das serielle/parallele Anordnen der Effekte fehlt. Feedback-Schleifen auch.
Extrem interessant finde ich die Möglichkeit, seine eigenen Racks zu speichern und schnell unterschiedliche FX-Preset-Ketten auszuprobieren. Das gilt für den Omnisphere selbst, wie für das FX-Plugin. Auch die Presets pro FX lassen sich bequem durchzappen, stumm-schalten und verschieben. Die Effekte selbst, alte wie die 35 Neuen, klingen hervorragend und wären einen eigenen Testartikel wert.
Die Anzahl der Parameter pro Effekt ist meist praxistauglich. Man wird nicht überfordert, vermisst aber auch selten etwas. Den Rack-Look mag ich persönlich nicht so sehr. Über die Jahre habe ich damit aber Freundschaft geschlossen. Spectrasonics nutzt leider keine einheitliche Farbgebung für die Effekttypen. So kann z.B. ein Delay mal rot, grün oder blau sein.
Es ist alles vorhanden, was man braucht. Siehe Liste im Bild oben.
Zum Beispiel findet man in den Modulationen neben unterschiedlichen Chorus-Varianten auch Phaser, Flanger und Tremolo. Aber auch ein Imager, neue Kompressoren, ein paar „Vintage-Warmer“, mehrere neue EQs, neue Filter und kreative Effekte sind neu an Bord. Toll.
Eine schöne Auflistung aller Effekte findest Du hier: https://support.spectrasonics.net/manual/Omnisphere3/30/en/topic/fx-page-page00a
Insbesondere die neuen Reverbs waren überfällig und klingen endlich aktuell und ausreichend episch. Auch ein Shimmer ist nun dabei. Und der klingt richtig gut. Ich persönlich finde es zudem sehr praktisch, die FXe des Omnisphere nun auch für meine anderen Plugins oder Hardware nutzen zu können. Und: Ich mag Multieffekte sehr. Und insbesondere dann, wenn die Qualität und Auswahl so hervorragend sind. Es ist mir noch wichtig zu betonen, dass die neuen Effekte den Omnisphere insgesamt wesentlich frischer und aktuell klingen lassen.
Hier ein paar Beispiele:
Flip Backward
Innerspace
Super Verb
Velvet und Solar Shimmer
Mutate
Neu ist auch der Mutate. Via Klick lassen sich zufällige Variationen eines Presets erstellen. Die Ergebnisse schwanken, wie immer, zwischen absolut unbrauchbar und genial. Praktischer Weise werden alle Ergebnisse gleich in ein eigenes Verzeichnis abgespeichert. Zudem hat man die Wahl zwischen moderater und extremer Mutation. Hier ein paar Beispiele. Zu Beginn immer das ursprüngliche Preset:
Mutator 1
Mutator 2
Mutator 3
Im bin immer dankbar für solche Gimmicks. In der Praxis sind sie oft interessante Helfer.
Quadzone
In der neuen s.g. Quadzone lassen sich nun bequem Keysplits und Fades der 4 Layer eines jeden der 8 Parts erstellen. Auch können beliebig viele Zonen über die komplette Range gesetzt werden. Das Ganze lässt sich entweder statisch, via Velocity oder einem Fader steuern. Die Steuerung des Faders wiederum kann durch eine beliebige Modulationsquelle wie EG oder LFO aber auch durch einen Hardwarecontroller erfolgen.
Mit etwas Phantasie lässt sich in etwa erahnen, welche neuen Möglichkeiten das bietet. Addiert man noch Fußpedale, MPE usw. hinzu, so ergibt sich eine maximale Kontrolle über einen Sound. Das Handling der Funktionen klappt extrem intuitiv und somit in Windeseile. Ich bin begeistert. Hier werde ich noch viel zu entdecken haben.
MPE
Omnisphere 3 unterstützt nun MPE. Die Parameter für MPE X/Y/Z finden sich in den Modulationslisten. Soweit ich das beurteilen kann, machen die Presets nur selten Gebrauch davon. Hier ist also Handarbeit angesagt.
Was noch?
In der Synthese-Abteilung ist nun der duale Frequency Shifter dazu gekommen. Alle Parameter lassen sich selbstverständlich und wie überall im Omnisphere jeglichen Modulationsquellen zuordnen. Der Frequency Shifter ist ein interessantes Tool für wieder neue Klänge. Er ist zudem polyphon spielbar und wird via Keyboard getrackt. Hier ein Beispiel mit weiteren Effekten:
Frequency Shifter
Der Vorrat an Wavetables wurde in V3 weiter ergänzt. Ich weiß nicht mehr genau, wie viele Wavetables in V2 an Bord waren, aber es sind jetzt mehr geworden. Hier ein paar Beispiele:
Wavetables
Es gibt 35 neue Filter: Beefy, Classic, French, Jupiter, OB, Sauce, Subtl, Allpass, Notch und fast alle in den unterschiedlichen Varianten (LP, HP, BP). Diese entsprechen laut Spectrasonics klassischen, analogen Vorbildern. Hätte ich mir auch denken können. Weiterhin gibt es virtuelle Sättigungs-Modelle, einen neuen analog OSC-Drift sowie den neuen Vintage Glide-Mode. Im Bild oben sieht man den Saturation-Fader inklusive Pre- und Post-Gain.
Die Filtersättigung klingt für meine Ohren ganz gut, kann aber mit echten, analogen Filtern nicht mithalten. Auch mein digitaler Hydrasynth kann das besser. Zudem stellt sich im Omnisphere bei höheren Werten ein seltsames, unangenehmes Klicken in den Transienten ein. Diesen Effekt könnt ihr im letzten Audiobeispiel zu den Filtern ab 3:19 auch hören. Bei korrekter Dosis kann die neue Filter-Sättigung des Omnisphere einen Sound eine Spur kantiger und frecher machen. Und das ist doch schön.
Zudem verfügt jeder Oszillator nun über die neuen Regler Analog, Phase und Drift. Den Sample-Oszillatoren fehlt die Phase. Damit lassen sich subtile bis drastische Ungenauigkeiten der Frequenz und Phase der Oszillatoren, so wie bei den alten Analogsynths auch, nachbilden. Das funktioniert richtig gut und man kann von nun an auf LFOs inklusive Pitchmodulation verzichten.
Hier ein Beispiel zu den neuen Filtern plus Saturation:
Filter
Und ein Beispiel zum OSC-Drift:
VCO Drift
Hardware-Integration
Spectrasonics Omnisphere bietet nun 300 neue Profile zur Hardware-Integration. Neben Synthesizern werden nun auch endlich eine Menge Controller-Keyboards unterstützt (siehe Liste oben). Klasse. Mein aktuelles Masterkeyboard, der ASM Hydrasynth Deluxe befindet sich leider nicht in der Liste. Dafür aber der ASM Hydrasynth, dessen Protokoll die identischen Controller nutzt. Die Hardware-Integration funktioniert in diesem Fall aber leider nur sehr rudimentär. Hier hätte ich mehr erwartet. Der Waldorf Iridium fehlt leider system-bedingt. Dafür funktioniert es mit meinem Modal Argon8/Cobalt8 und auch Novation Summit ausgezeichnet. Envelopes, Oszillatoren, Filter und auch Effekte, Mixer usw. werden 1 zu 1 übernommen. So soll das sein. Es gibt allerdings keine neuen, äquivalenten Presets zu den neu dazu gekommenen Hardware-Synthesizern, so wie es damals im V2.5-Update gewesen war. Das finde ich etwas schade, aber manchmal muss man alte Zöpfe einfach mal abschneiden.
Flow Capture
Ein ziemlich cooles, wenn auch nicht neues Feature ist der Flow Capture. Man sitzt gemütlich am Omnisphere, am besten gleich im Standalone-Modus. Nichts stört und man erforscht genüsslich seine unendlichen Klangwelten. Nun findet man irgendeine grandiose Idee. Ein Klick auf Flowcapture, und schon startet beim ersten Tastenanschlag die Aufnahme. Beendet man die Aufnahme, so werden Audioaufzeichnung, MIDI-Daten und alle Einstellungen des Omnisphere in separate Files gespeichert. Diese können dann bei Bedarf wieder in der DAW geladen werden. Klasse.
Persönliche Gedanken
Bevor ich zum Fazit komme noch ein paar persönliche Gedanken zum neuen Omnisphere: Spectrasonics gibt mir das gute Gefühl, dass eine Software nicht entwickelt und dann ein paar Jahre später vergessen wird. Es wird kontinuierlich am Omnisphere gearbeitet, Features ergänzt, Fehler behoben und Details verbessert. Dabei habe ich auch das Gefühl, dass die Entwickler das Feedback der Nutzer wahrnehmen und dieses dann auch umsetzen. Die Preispolitik finde ich vorbildlich. Ich besitze keine Software, die selbst nach so vielen Jahren noch regelmäßige Updates erhält. Ob von nun an die letzte V2.x weiter gepflegt wird, kann ich allerdings nicht sagen. However.
Nur bei den Themen Presets und Preset-Verwaltung tue ich mich etwas schwer. Finde ich immer das, was ich suche? Nein. Perlen und B&B liegen direkt und wahllos nebeneinander. Bei über 30.000 Presets ist es eigentlich unmöglich, eben jene Perlen zu finden, die mit überproportional viel Aufwand programmiert wurde und mit Split-Punkten und MPE etwas ganz Besonderes auf das Keybed zaubern. Damit meine ich jene Presets, die etwas mehr können als schnöder Sound plus Filter via Modwheel. Hier würde ich mich über einen separaten Tag freuen, der etwas über die Komplexität eines Presets aussagt. Dieses Problem hatte ich z.B. bei der Einführung von Yamahas Montage-Serie auch. Hier wurden damals aufwendige Performances und 08/15 Presets gemeinsam in einen Topf geschmissen.
Bei den 2.000 Presets hatte ich das an ein paar Abenden neu getaggt. Bei den über 30.000 Presets des Omnisphere tue ich mir das nicht an. Somit läuft man Gefahr, dass einiges Kreativpotential unentdeckt bleibt. Auch die Multis und die Sequenzen des Omnisphere wurde beim Update leider sehr stiefmütterlich behandelt. Hier soll und muss der Musiker wohl selbst tätig werden. Ich finde dem Update hätten ein paar Multis und insbesondere eine ausgewachsene Sequenzer-Bibliothek gut getan.
Fazit
Die neue Version 3 bietet 35 neue Effekte, 35 neue Filtermodelle, 300 neue unterstützte Hardwarecontroller, Verdoppelung der Presets auf nun ~ 35.000, Verdoppelung des Samplevorrats mit zahlreichen neuen Instrumenten, neue Wavetables, neuer VCO-Drift/Filtersättigung, neuer Mutator, neuer Frequency Shifter, neue Quadzone, MPE Support. Nicht zu vergessen das Omnisphere FX-Plugin. Plus die vielen kleinen Details, die den Omnisphere in Summe wieder „up to date“ machen. Und das ist den Entwicklern mit Bravour gelungen. Die 179€ für das Update sind somit sehr gut investiert. Die 379€ für die Vollversion sowieso. Diese Frischzellenkur war i.m.h.o. überfällig.
Dafür wurde im Hause Spectrasonics nicht gekleckert, sondern geklotzt. Das für mich überaus Interessante am Omnisphere ist, dass er die Welten der elektronischen und natürlichen Klänge so einzigartig kreativ miteinander verbindet. Das schafft keiner der mir bekannten Klangerzeuger, bis vielleicht der Waldorf Iridium. Naja, und da ist dieser epische, bombastische, glasklare und charismatische Grundsound des Omnisphere, der immer irgendwie nach Hollywood klingt.
Die GUI des Omnisphere ist frisch und schafft es die überaus mächtige und komplexe Klang-Engine zugänglich zu machen. Hier ist nicht alles Gold was glänzt. Denn auch ich verliere mich nach Jahren noch das ein oder andere Mal in den Subpages. Man hat stehts die Wahl, ein Preset kurz und knackig an eigene Bedürfnisse anzupassen oder in den letzten Winkel des Kaninchenbaus einzutauchen und etwas ganz Neues zu erschaffen. Bedenkt man dies, so ist der Omnisphere maximal gut strukturiert. Dabei kann man immer und überall aus dem Vollen schöpfen, ohne dabei die CPU zu überlasten.
Beim Omnisphere wird man als Einsteiger zunächst von den unendlichen Möglichkeiten erschlagen. Nach kurzer Zeit will man aber keines der Features mehr vermissen. Der Omnisphere ist beileibe kein reiner Sampleplayer. Das sollte sich so langsam rumgesprochen haben. Im Gegenteil. Er ist ein reinrassiger Synthesizer. Mit den neuen Features wie VCO-Drift und Filtersättigung wird aus ihm ein noch besserer VA-Synthesizer, der seine Konkurrenz nicht zu fürchten braucht. Auch bei den Wavetables kann er mich überzeugen. Wenn´s um Samples geht, so hat man eine überaus mächtige und liebevoll erstellte Mega-Library unter dem Mauszeiger, die erkundet aber auch verstanden werden will.
Website des Herstellers: https://www.spectrasonics.net/
Preis Vollversion: 379€
Preis Update: 179€
Produktvideo:
View: https://youtu.be/Gu44gDmhAzg?si=pMS0KURBqO9vH22g