schwarzer Glanz

[Gel Mitglied 86343]

spontan in der letzen dreiviertel Stunde vom Leib geschrieben, hörte ich zu dem Thema ein rammstein-artigen, stampfenden Beat.

Schwarzer Glanz auf Deiner Seele.
Niemand lebt in Deiner Nähe.
Puppen reden Dir das Wort.
Bist schon tot. Bald bin ich fort.

Im Buch der großen, weisen Männer
stehen keine Menschenschänder.
Redest wie ein Wasserfall.
bis Dich Alle darin sehn.

Wut und Hass sind Deine Engel.
Krankheit frisst erst Dich dann mich.
Geh jetzt fort und brech den Wahn.
Urteil sollen andere sprechen.

Alles besser als zu sterben.
Recht hört auf die Habenden.
Leben muss man vor Dir retten.
Will kein schwarzer Priester sein.

Fahre einsam durch die Nacht.
Überall ein Teil von Dir.
Greife ängstlich nach der Macht.
Kämpfe um den Rest Verstand.

Andersrum da wär es richtig.
Menschen können Götter sein.
Geben ist das Brot der Armen.
Geist und Liebe sind der Wein.

Vielleicht ist dieses schlechte Leben
Nur die Hölle anderer Welten.
Versuche nur ein Paradies zu bauen.
Jemand wird es Dir schon klauen.

Himmel, Hölle beides gleich.
Luft und Sonne machen reich.
Wo gibt es denn nur reichlich Frieden?
-Da wo keine Menschen sind.

 

[rho]

Der Text macht Till Lindemann beinahe alle Ehre.
Die letzte Zeile kommt mir jedoch wie eine schnell geschossene Notlösung vor. Da wo keine Menschen sind, erübrigt sich die Frage nach dem Frieden. Denn Frieden als wünschenswert oder was auch immer zu thematisieren, bedeutet, sich auf etwas zu beziehen, das überhaupt kommunizierbar ist, und das geht nunmal nur unter Menschen. In anderen Worten: mir kommt die letzte Zeile wie ein logischer und poetischer "Rohrkrepierer" vor.
Und mir ist nicht ganz klar, wer das "Du" ist.

 

[artname]

Hallo @ Malles:

Vielleicht ist dieses schlechte Leben
Nur die Hölle anderer Welten.

Das finde ich ein richtig tolles Bild! Und so verstehe ich dann den gesamten Text: Malles in der Hölle. Soweit, so gut. Aber der Text will mehr sein, als er bereits ist. er will zugleich auch Himmel sein. Und so wird vielleicht aus einem Gedanken ein grenzenlos assoziatives Treiben.

Und ich... ich warte mal, bis es den malles hier wiedermal vorbei treibt.

lg

 

[Gel Mitglied 86343]

Denn Frieden als wünschenswert oder was auch immer zu thematisieren, bedeutet, sich auf etwas zu beziehen, das überhaupt kommunizierbar ist, und das geht nunmal nur unter Menschen.

das stimmt. Außer, man führt einen inneren Dialog...
Das Du ist ein an der aggressiven Form der Demenz erkrankter, alter Mann. Aus dem eigenen Unvermögen, mit dem Auswirkungen des Krankheitsbildes umzugehen, entstehen weitere Probleme.

Hallo @ Malles:

Das finde ich ein richtig tolles Bild! Und so verstehe ich dann den gesamten Text: Malles in der Hölle. Soweit, so gut. Aber der Text will mehr sein, als er bereits ist. er will zugleich auch Himmel sein. Und so wird vielleicht aus einem Gedanken ein grenzenlos assoziatives Treiben.

das Bild ist ehrlicher Weise dem Untertitel einer Folge der Serie Grimm entliehen.
Mehr will der Text schon sein. Zuerst ist er aber ein auth., emotionales Abbild einer gefährlichen Beziehung.
Der Himmel besteht in der Erkenntnis: In diesem Leben gibt es keine Lösungen. Weitermachen wird zum alleinigen Selbstzweck der Existenz.

Dank Euch für das Feedback! Lg

 

[artname]

Zuerst ist er aber ein auth., emotionales Abbild einer gefährlichen Beziehung.

Das dachte ich mir schon. Mir gefiel leider nur das oben erwähnte Zitat ausnehmend gut. Denn es ist klar!

Zugleich verstehe ich nicht, warum du Alzheimer kryptisch schilderst. Wenn du als Kopartner schreibst, kannst du über Dich schreiben. Dann reicht dem Zuhörer, grob gesagt, die Krankheitsbezeichnung oder irgendeine eine kurze Umschreibung wie "ewig gefangen in der Vergangenheit." Dann steht ja wohl der Kopartner des aggressiven Kranken im Mittelpunkt.

Oder Du schreibst als Erkrankter. Als ehemaliger Musiktherapeut sag ich mal, das geht auch. Aber möglichst so, dass die Zuhörer, die vermutlichen Nichtalzheimer, aus IHRER Sicht etwas Nützliches entnehmen können. Hier liegt ja die Crux: Der Erkrankte sucht anfangs Verständnis, bevor er verstummt....

Keiner kann für Krankheiten. Was soll man tun? Außer Hilfsbereitschaft oder Verständnis zu zeigen?

Willst du Näheres zum Hintergrund schreiben?

 

[Gel Mitglied 86343]

Die kryptische Schilderung entstand nicht mit Absicht. Es ist eine naive Sprache, die dem Unterbewusstsein entspringt. Auch das erwähnte Zitat kam plötzlich wieder zu Vorschein.
Die Krankheit zerstört den sozialen Zusammenhalt. Verständnis kann man haben, wenn man sich abgrenzen kann. So eine komplette Veränderung eines nahestehenden Menschen zu akzeptieren, fällt schwer. Vergessen oder verdrängen ist da wohl gesünder.

 

[artname]

Die Krankheit zerstört den sozialen Zusammenhalt. Verständnis kann man haben, wenn man sich abgrenzen kann. So eine komplette Veränderung eines nahestehenden Menschen zu akzeptieren, fällt schwer. Vergessen oder verdrängen ist da wohl gesünder.

Ja?!?

Ist der Faden somit beendet?

 

[Gel Mitglied 86343]

Solche Themen haben ja keinen Unterhaltungswert. Wer wil sich schon das Leben mit unlösbaren Problemen erschweren. Der Mensch will lieber vergessen. 'Die Worte schweigen, doch die Melodie im Kopf verstummt nicht'...

 

[artname]

Hm... jetzt versteh ich gar nichts mehr... Was erzählst du denn da über "die Menschen"?

Einspruch - es gibt wunderbare Songs über an Demenz Erkrankte. unvergeßlich für mich ein Song von den rascal flatts, wo eine alte Frau sich seit Jahrzehnten Tag für Tag auf der Veranda von ihrem Geliebten verabschiedet, der in den Krieg muß.... dieser tägliche Abschied ist so erschütternd schön, dass mir immer wieder die Tränen kommen bei der Vorstellung dieses dementen Vorgangs... Ich kenne kaum ein berührenderen Liebessong ....!

Kann auch sein, er kommt aus dem Krieg zurück ... oder er stellt ihr DEN Hochzeitsantrag. Ich hab den Song Jahre nicht mehr gehört. Aber sie verbringt den ganzen Tag mit ihm und dieser ewigen Geschichte...

lg

 

[Gel Mitglied 86343]

Die Geschichte hat was romantisches. Aber leider lebt sie nur noch in der Vergangenheit und eine Gegenwart oder Zukunft gibt es gar nicht mehr. In meinem beschriebenen Fall wird dazu sogar noch jede Perspektive, die über den Tellerrand hinaus blickt, aggressiv abgewehrt.

Was ich mit dem Vergessen ausdrücken will ist meine Wahrnehmung von einer Art kollektiver Demenz: Unsere Zeit, unsere Gegenwart alleine überfordert uns schon. Lieber beschäftigen wir uns damit, das eigene Leben möglichst angenehm zu gestalten und unseren Vorteil zu suchen. Die Ursache der Unzufriedenheit abzustellen, erscheint aussichtslos. Oberflächliche Zufriedenheit wird mit Konsum hergestellt.

Hab schon ein paar Videos von Rascal Flatt angehört. Seine Musik hat eine besänftigende Wirkung auf mich. lg

 

[artname]

lieber @malles , wieso haben demente Menschen keine Gegenwart oder Zukunft? Was wissen wir von deren Gefühlen? Ich habe viele demente Menschen erlebt, die völlig abwesend zu mir rein geschoben wurden und nach einer Musiktherapie plötzlich lächeln konnten und summend von dannen zogen. Ich habe es gelernt, wie ein Schnulzensänger vor ihnen zu knien, nur um ein Lächeln zu wecken, welches dann noch Stunden in ihnen fortlebte.

Und wo beginnt oder endet der "Tellerrand" Dementer? Was bedeutet uns, dass andere Lebensformen unser Tellerrand nicht interessiert? Was wissen unsere Babys von unserem Tellerrand. Wenn sie Hunger haben oder die Hosen voll, brüllen sie uns an. Aber weil wir uns noch etwas von ihnen versprechen, lassen wir sie brüllen. - Oder ist es echtes Mitgefühl? Warum versagt das plötzlich bei den Alten?

Ich weiß, wie schlimm es werden kann, wenn ein Dementer nur noch aggressiv ist. Ich verstehe auch dich...

lg

 

[Gel Mitglied 86343]

Deine Einwände und Hinweise sind ganz sicher berechtigt und sinnvoll.

Wenn eine Musikdarbietung als störend und bedrohlich aufgefasst, wenn Zuwendung als Angriff gedeutet wird, wenn andere Angehörige die Demenz nutzen, um den Konflikt zu verschärfen und ihren Erbteil zu vergrößern, dann ist es eben zu spät. Dazu noch Behörden, die Auseinandersetzungen mit ihrer Unwissenheit und ihrem Desinteresse weiter eskalieren.
In der Psychatrie gibt es ausgebildete Kräfte für gerontolgische Pflege. Ein Bewusstsein ist aber noch vorhanden. Über das Amtsgericht soll deshalb eine Demenz-Pflege angeregt werden.
Letzendlich werden Angehörige mit ihrer Hilflosigkeit allein gelassen, wenn sie sich nicht selber helfen.

 

[artname]

Ja, lieber @ malles, Ich stand oft vor der Frage, dass mich ein Problem innerlich verdunkelte... aber die Show weitergehen mußte. MEIN Weg war dann immer:

1. Mein privates Problem so lange zu betrachten, bis sich mir die hinterm Frust versteckten HOFFNUNGEN zeigten.
2. Dann habe ich viel über alle Grenzbereiche jeder einzelnen Hoffnung nachgedacht.
3. Und schließlich hab ich auf dieser Basis vielleicht ein Liebeslied geschrieben, obwohl bzw. weil in mir Enttäuschung oder gar Haß rumorte. Ein Liebeslied, welches gar nichts mit dem realen Frustauslöser zu tun hat. Etwa in dem Sinne: Wenn mich dievganze Welt verläßt - DU stehst mir bei.

Es gibt kein Problem ohne Hoffnung ... und der Erfolg eines schönen Textes ist für mich ein extremer Trost.

 

[rho]

Ich habe viele demente Menschen erlebt, die völlig abwesend zu mir rein geschoben wurden und nach einer Musiktherapie plötzlich lächeln konnten und summend von dannen zogen. I

Gibst du auch Musiktherapie? Ggf. PM.