Ohne dich / neu: Ohne Unterlass (Zusammenarbeit Teestunde und Malles)

[Teestunde]

Ohne dich

Keiner kommt von der Arbeit heim
Keiner freut sich aufs Abendbrot.
Keiner, der mir vom Tag erzählt.
Keinem färbt Wein die Wangen rot.
Das Licht der Welt scheint ohne Dich nur blass.
Dein Licht in mir scheint ohne Unterlass.

Keiner übt mit mir seinen Text.
Keiner nimmt mich zur Oper mit.
Keiner freut sich, wenn’s mir gefällt.
Keiner filmt mich auf Schritt und Tritt.
Das Licht der Welt scheint ohne Dich nur blass.
Dein Licht in mir scheint ohne Unterlass.

Keiner schwingt sich noch nachts aufs Rad
und besorgt meine Medizin.
Keiner macht mit mir eine Fahrt
ins vereinte Ost-West-Berlin.
Das Licht der Welt scheint ohne Dich nur blass.
Dein Licht in mir scheint ohne Unterlass.

Keiner eilt froh ins Krankenhaus,
wenn sie sagen: Das Kind ist da!
Keiner bastelt dem Kind ein Schiff.
Keiner streichelt ihm übers Haar.
Das Licht der Welt scheint ohne Dich nur blass.
Dein Licht in mir scheint ohne Unterlass.

Keiner ruft bei der Kasse an,
ob noch Tickets zu haben sind.
Keiner tritt an den Schalter ran.
Keine Liebesgeschichte beginnt.
Das Licht der Welt scheint ohne Dich nur blass.
Dein Licht in mir scheint ohne Unterlass.
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(neue Version siehe #10)

 

[Andaraginga]

Keiner kommt von der Arbeit heim
Keiner freut sich aufs Abendbrot.
Keinem, der mir vom Tag erzählt,
färbt der Rotwein die Wangen rot.

Klarer und von der Struktur her einheitlich wäre:

Keiner kommt von der Arbeit heim
Keiner freut sich aufs Abendbrot.
Keiner (da), der mir vom Tag erzählt,
Keinem färbt der Rotwein die Wangen rot.

 

[Teestunde]

Ja, stimmt, ich hab es geändert. Danke!

 

[Andaraginga]

Ich versteh es so:
Das LI erinnert gemeinsame Erlebnisse mit dem LD, die es ohne das LD nicht mehr gibt.

Die Schwierigkeit seh ich darin, für die Geschichte passende Erlebnisse zu finden, die im Idealfall alltäglich sind (weil dadurch erst richtig rüberkommt, wie groß der Verlust ist).

Bei deinen Beispielen gehen mir ein paar zeitliche Bezüge durcheinander, der Verweis auf Berlin ist mir zu speziell (und vom Thema ablenkend), nachts Medizin zu holen, klingt eher unangenehm oder sogar dramatisch, die Geburt des Kindes als Beispiel find ich logisch gar nicht passend, paar Sachen wirken komisch ohne Erklärung (Text durchgehen, ständig filmen), ...

 

[Teestunde]

Bei deinen Beispielen gehen mir ein paar zeitliche Bezüge durcheinander, der Verweis auf Berlin ist mir zu speziell (und vom Thema ablenkend), nachts Medizin zu holen, klingt eher unangenehm oder sogar dramatisch, die Geburt des Kindes als Beispiel find ich logisch gar nicht passend, paar Sachen wirken komisch ohne Erklärung (Text durchgehen, ständig filmen), ...

Ich gehe in der Zeit zurück bis zum Moment des Kennenlernens. Und die Einzelheiten sind eben aus meinem Leben. Das mit den Erklärungen akzeptiere ich. Da reichen die paar Informationen vielleicht wirklich nicht.
Ich hab mal überlegt, die Strophen in die "richtige" Reihenfolge zu bringen, aber dann klappt die Pointe mit der Liebesgeschichte nicht mehr.
Also gut, ich suche mal nach "allgemeingültigen" Beispielen. Mal sehn, was es bringt.

 

[Andaraginga]

Ich gehe in der Zeit zurück bis zum Moment des Kennenlernens. Und die Einzelheiten sind eben aus meinem Leben. (...)
Ich hab mal überlegt, die Strophen in die "richtige" Reihenfolge zu bringen, aber dann klappt die Pointe mit der Liebesgeschichte nicht mehr.

Verstehe, in der Realität habt ihr euch kennengelernt als du im Kassenhäuschen saßt und er dort angerufen, nach Karten gefragt und die später bei dir abgeholt hat!?

Im Text klang das seltsam für mich, so als ob anrufen und an den Schalter treten Eigenschaften wären, die du besonders toll findest.

 

[Teestunde]

Im Text klang das seltsam für mich, so als ob anrufen und an den Schalter treten Eigenschaften wären, die du besonders toll findest.

Na, toll vielleicht nicht. Aber das Schicksal hat eben seine Weichen gestellt. Da ist jedes Detail bedeutsam.

 

[Andaraginga]

Im Text klang das seltsam für mich, so als ob anrufen und an den Schalter treten Eigenschaften wären, die du besonders toll findest.

Na, toll vielleicht nicht. Aber das Schicksal hat eben seine Weichen gestellt. Da ist jedes Detail bedeutsam.

Okay, dann besteht mein Verständnisproblem darin, dass du zwei Ebenen miteinander vermischt und ich die Trennung nicht erkannt hab.
Zum einen gibt es die alltäglichen Regelmässigkeiten, die das LI vermisst und zum anderen werden die wichtigsten Eckpunkte der Beziehungsgeschichte nacherzählt.
Beides steht gleichlautend nebeneinander:
"Keiner sitzt mit mir abends beim Essen zusammen" + "Keiner kommt im Krankenhaus vorbei, wenn ich ein Kind krieg".

Zweiteres klingt für mich (dadurch) komisch, so a la "jetzt, wo du weg bist, bin ich immer allein, wenn ich grad ein Kind krieg" (so als ob das dreimal die Woche passieren würde).

 

[Teestunde]

Ich verstehe. Mir wird wohl nichts übrig bleiben, als die Reihenfolge zu ändern. Es ist einfach nicht nachvollziehbar, dass ich in der Zeit rückwärts gehe. DAS ist also das Problem. Gut. Ich bastle mal weiter.

 

[Teestunde]

So. Alles umgestellt. Mal sehen.

Ohne Unterlass

Keiner ruft bei der Kasse an,
ob noch Tickets zu haben sind.
Keiner tritt an den Schalter ran.
Keine Liebesgeschichte beginnt.
Das Licht der Welt scheint ohne dich nur blass,
dein Licht in mir scheint ohne Unterlass.

Keiner eilt froh ins Krankenhaus,
als sie sagen: Das Kind ist da!
Keiner bastelt dem Kind ein Schiff.
Keiner streichelt ihm übers Haar.
Das Licht der Welt scheint ohne dich nur blass,
dein Licht in mir scheint ohne Unterlass.

Keiner wird plötzlich eingespart
in den Wirren der Wendezeit.
Keiner findet nen neuen Job.
Keiner kauft mir ein Hochzeitskleid.
Das Licht der Welt scheint ohne dich nur blass,
dein Licht in mir scheint ohne Unterlass.

Keiner filmt mich auf Schritt und Tritt.
Keiner brummt, wenn ich aufbegehr.
Keiner summt alle Opern mit.
Keiner futtert den Kühlschrank leer.
Das Licht der Welt scheint ohne dich nur blass,
dein Licht in mir scheint ohne Unterlass.

Noch kann ich deinen Umriss sehn.
Vielleicht wird bald auch das vergehn.
Es hinzunehmen fällt noch schwer.
Vielleicht schmerzt bald auch das nicht mehr.

Keiner kommt von der Arbeit heim.
Keiner freut sich aufs Abendbrot.
Keiner, der mir vom Tag erzählt.
Keinem färbt Wein die Wangen rot.
Das Licht der Welt scheint ohne dich nur blass,
dein Licht in mir scheint ohne Unterlass.

Keiner schloss mir die Seele auf.
Keiner hat mich zu mir geführt.
Keiner hat mir sein Herz geschenkt.
Keiner meines so sehr berührt.
Das Licht der Welt scheint ohne dich nur blass,
dein Licht in mir scheint ohne Unterlass.

 

[Teestunde]

Fehlt irgendwie noch ein Zwischenteil. Wenn man es schnell singt, ist es fast zu wenig Text.

Noch kann ich deinen Umriss sehn.
Vielleicht wird bald auch das vergehn.
Es hinzunehmen fällt noch schwer.
Vielleicht schmerzt bald auch das nicht mehr

Bitte nicht irritiert sein, ich hab es oben eingefügt.

 

[Gel Mitglieder 86341]

Du hast einen Verlust erlitten dem du nach trauerst, das schein mir das Thema zu sein und nicht wie eine Liebesgeschichte begonnen hat, darum ist dieser letzte Teil vollkommen überflüssig, das kannst du in einen neuen Text einbauen wo du in Erinnerungen schwelgst die dir was bedeuten und nicht in Vergessenheit geraten sollen.

Keiner ruft bei der Kasse an,
ob noch Tickets zu haben sind.
Keiner tritt an den Schalter ran.
Keine Liebesgeschichte beginnt.
Das Licht der Welt scheint ohne Dich nur blass.
Dein Licht in mir scheint ohne Unterlass.

Ansonsten darfst du den oberen Text so anfangen wie du es magst, die Reihenfolge finde ich nicht zwingend nötig.
Gedanken sind frei und da gibt es keine Reihenfolge, man denkt an den Menschen es kommt einem was in den Sinn, das wars.

 

[Teestunde]

darum ist dieser letzte Teil vollkommen überflüssig,

Auf welchen Teil beziehst du dich jetzt?

 

[Turquoise]

Womit ich mich ein bisschen schwertue ist das "keiner", durch das das "Du" aufgeweitet wird zu einem "Du bist / ersetzt für mich alle Menschen der Welt". Die Verabsolutierung des Du ist in der unmittelbaren Verliebtheit und im noch frischen Verlust schon nachvollziehbar. Aber hier finde ich das etwas zu stark. Warum genau, kann ich auch nicht sagen. Als hätte noch überhaupt kein Verarbeitungsprozess stattgefunden.

Ein anderer Punkt ist die Vermengung der Zeitformen. "Keiner wird plötzlich eingespart" z.B.
"wird eingespart" etwa ist Futur I, allerdings in einer Aussage, die sich auf Gegenwärtiges (wird eingespart -> jetzt) bezieht, das chronologisch jedoch über 25 Jahre in der Vergangenheit liegt.

 

[Gel Mitglieder 86341]

darum ist dieser letzte Teil vollkommen überflüssig,

Auf welchen Teil beziehst du dich jetzt?

Da ist doch ein Zitat bei, was ist los mit Dir diktierst du deine Texte weil du nicht lesen und schreiben kannst?

 

[Andaraginga]

Ein anderer Punkt ist die Vermengung der Zeitformen. "Keiner wird plötzlich eingespart" z.B.
"wird eingespart" etwa ist Futur I, allerdings in einer Aussage, die sich auf Gegenwärtiges (wird eingespart -> jetzt) bezieht, das chronologisch jedoch über 25 Jahre in der Vergangenheit liegt.

Bin verwirrt. "wird eingespart" ist doch Präsens Passiv. Futur wäre "wird eingespart werden".

 

[Andaraginga]

Du hast einen Verlust erlitten dem du nach trauerst, das schein mir das Thema zu sein und nicht wie eine Liebesgeschichte begonnen hat, ...

Teestunde kombiniert beides.
Das LI hat einen Verlust erlitten und trauert. Die Trauer zeigt sich aber darin, dass das LI die Station der Liebesgeschichte noch mal erinnert.
So ein bisschen verdreht wird es nur dadurch, dass Erinnerungen und Verlust zusammengepackt werden in diese eine Formulierung "Keiner macht/tut/sagt..."

 

[Teestunde]

Da ist doch ein Zitat bei, was ist los mit Dir diktierst du deine Texte weil du nicht lesen und schreiben kannst?

Nicht gleich ausrasten. Ich hab das Zitat auch gesehen, dachte aber, es gehört zum 2. Teil deiner Kritik. Danke für die Richtigstellung.

 

[Turquoise]

Bin verwirrt. "wird eingespart" ist doch Präsens Passiv. Futur wäre "wird eingespart werden".

Ääh.. ja. Sorry.

 

[Teestunde]

Ich fand vor allem die Vorstellung interessant, wo man mit seinen Gedanken hinkommt, wenn man sich vorstellt, dass alles nicht stattgefunden hätte. Daher das "keiner". Ein Gedankenspiel, das den Verlust stärker ausdrückt als wenn ich nur die Fakten aneinanderreihe. In der ersten Zeit nach dem Tod meines Mannes konnte ich tatsächlich noch "den Umriss sehen".