Musikmagazine

Allen

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Hi,

mich würde mal interessieren, nach welchen Kriterien eine Musikzeitschrift den ein oder anderen Artikel über eine Band verfasst. Welchen Einfluss spielen da die Labels? Werden die Zeitschriften für Berichte über einen Act von dem jeweiligen Label bezahlt, oder wird in den internen Kreisen der Zeitschriftsredaktion diskutiert, welche Band zur Zeit interessant ist usw.

Labels müssen ja für IHRE Werbung - sprich: Anzeigen und Werbung über Neuerscheinungen, Festivals...alles selbst bezahlen und auch meist tief in die Tasche dafür greifen (so ab 500€ aufwärts gehts da los...)

Vielleicht hat ja schon der ein oder andere Erfahrungen gemacht und kann etwas zu dem Thema schreiben! Thanks!

Allen
 
Hai, Allen!

Die Zeitungen sind grundsätzlich froh, wenn sie überhaupt Interviews mit angesagten Acts machen können. Und sonst schreibt man irgend etwas aus alten (im besten Fall eigenen) Artikeln zusammen/ab.
Geschrieben wird, was Leser bringt.
Und über musikalisch interessante Leute, die keine erfolgversprechenden Platten oder Touren machen, schreibt niemand.
Den Musikzeitungen geht es - schätz ich mal - gar nicht so gut... z.B. das "Fachblatt" (hab ich 20 Jahre lang "gefressen") musste ca. 2000 zumachen; Soundcheck und GB etc. waren als Konkurrenz wohl zu groß (bis Mitte der 80er hatte das FB praktisch Monopolstellung). Und heute schauen viele Musiker wohl lieber ins Internet.

Gruß
Chris
 
Hallo

Interessante Frage, die mich auch beschäftigt (hat). Ich kann dir keine Fakten, Beweisfotos oder andere schmutzige Details nennen.

Meine persönliche Meinung dazu ist, dass die Medien sicherlich käuflich sind. Man siehts ja auch bei den qualitativ nicht so tollen Recordingequipmentmagazinen (ich will jetzt keine Namen nennen...) - die loben das Equipment immer so tolle, das das komplett unglaubwürdig wird.

Außerdem frage ich mich sehr oft, warum gewisse Bands einen 4 Seiten Bericht bekommen... das kann nicht auf ihre musikalische Inovation, Spielkönnen oder dem besten Mix seit Jahren zurückzuführen sein.

Also um es auf den Punkt zu bringen: Ich bin fest davon überzeugt, dass die meisten Magazine dazu dienen gewisse Artists auf dem Markt zu pushen oder sie überhaupt mal auf den Markt zu bringen. Gesponsort von Labels.

lg don_huberto
 
geld, sex, und lang (superlang) zeit leihgaben sind probate mittel um gute artikel, oder testberichte zu bekommen.
ansonsten wird geschrieben was gerade die leser lesen wollen, und wenn man nichts eigenes hat wird entweder abgeschrieben oder erfunden.
 
Wenn es sich um ernstzunehmende Zeitschriften handelt, lassen sie sich nicht für die Berichterstattung bezahlen - weil immer noch der Grundsatz der Trennung von Werbung und redaktioneller Berichterstattung gilt (auch wenn er vielerorts leider aufgeweicht wird). Es herrscht also eine gewisse Spannung zwischen Plattenfirmen und Musikzeitschriften: Die Redaktion der "Spex" zum Beispiel soll schon so manche Pressestelle eines Labels an den Rand des Wahnsinns gebracht haben, weil sie stets ihr eigenes Ding durchzog - das war zumindest vor ein paar Jahren so, ob es heute noch der Fall ist, nach dem Umzug der Redaktion in die Hauptstadt, weiß ich nicht.
Und es stimmt, den Zeitschriften geht es finanziell nicht besonders.
"Intro" als kostenloses Blatt soll wohl halbwegs gut dastehen, weil die Auflage nicht an die Zahl verkaufter Exemplare gebunden ist.

Edit: Noch zu den Kriterien für einen Beitrag. Grundsätzlich gilt, die Titelgeschichte ist diejenige, die Auflage verspricht. Deshalb gehen "Rolling Stone" und "Musikexpress" oft auf Nummer Sicher, meiner Ansicht nach: Kommt ein neues Coldplay-Album raus, kann man meistens erwarten, dass es groß nach vorn gezogen wird, weil sich die Platte prima verkaufen wird und sich so auch mehr Leute für den Artikel interessieren. Da liegt auch das Problem: Neue und interessantere Bands haben nur selten eine Chance, denn wenn sie noch keiner kennt, wird auch kaum jemand ein Blatt kaufen, das eine Titelgeschichte mit ihnen veröffentlicht.
 
Das noch zum Thema: Wenn sich jemand dafür interessiert, wie ein Zeitschriften-Beitrag über eine Band entsteht, sollte er sich mal den Film "Almost Famous" ansehen. Der spielt zwar in den 70ern, beruht jedoch auf Tatsachen und bietet einen immer noch gültigen, recht realistischen Einblick in das Geschäft - abgesehen von der Tatsache, dass die Redakteure heutzutage viel weniger Zeit für ihre Reportagen haben. Wo die Auflage sinkt, wird eben auch am Personal gespart.
 
ich glaub mal ausser die majors könnten nur wenige geld dafür aufbringen. außerdem wollen ja die meisten musikmagazine was "neues großes" entdecken und danach die ersten gewesen sein.

unsere reviews wurden alle ohne geldmittel veröffentlicht.

lg
flox
 
..kann jetzt nur zum Metal/Gothic Bereich was sagen, also
Metal Hammer, Rock Hard, Zillo, und Konsorten.

Ein kleines Review zu einer Produktion zu bekommen ohne
Label im Rücken ist schon relativ schwierig, ausser du kennst
vielleicht jemanden der dort schreibt, mit Label gehts schon
leichter.

Ansonsten ist es kein Problem einen grösseren Bericht
dort zu bekommen, vorausgesetzt Dein Produkt ist einigermassen
amtlich und Du oder Dein Label verfügt über das nötige Kleingeld.

Z.B. "Disbelief"
2006 Platte des Monats, [g=420]CD[/g]-Sampler Beitrag,
Doppeltseitiger Bericht, hat Nuclear Blast um
die 10.000 EUR gekostet und ich glaube das
war ein Freundschaftspreis...

Meist werden Veröffentlichungen und Sampler Beiträge
an Anzeigen gekoppelt, die sich ein normal Sterblicher
sowieso nicht leisten kann...
 
also, n kumpel von mir schreibt ab und zu für intro und der bekommt von der redaktion promos geschickt, die die wiederum wohl von den labels bekommt. geld fließt da aber glaub ich nicht. große labels sind natürlich gute werbekunden, die viel geld einbringen. und so ne zeitschrift wie intro finanziert sich wohl hauptsächlich aus anzeigengeldern, oder sehe ich das falsch?
 
ware schrieb:
Wenn es sich um ernstzunehmende Zeitschriften handelt, lassen sie sich nicht für die Berichterstattung bezahlen - weil immer noch der Grundsatz der Trennung von Werbung und redaktioneller Berichterstattung gilt (auch wenn er vielerorts leider aufgeweicht wird). Es herrscht also eine gewisse Spannung zwischen Plattenfirmen und Musikzeitschriften: Die Redaktion der "Spex" zum Beispiel soll schon so manche Pressestelle eines Labels an den Rand des Wahnsinns gebracht haben, weil sie stets ihr eigenes Ding durchzog - das war zumindest vor ein paar Jahren so, ob es heute noch der Fall ist, nach dem Umzug der Redaktion in die Hauptstadt, weiß ich nicht.
Und es stimmt, den Zeitschriften geht es finanziell nicht besonders.
"Intro" als kostenloses Blatt soll wohl halbwegs gut dastehen, weil die Auflage nicht an die Zahl verkaufter Exemplare gebunden ist.

Edit: Noch zu den Kriterien für einen Beitrag. Grundsätzlich gilt, die Titelgeschichte ist diejenige, die Auflage verspricht. Deshalb gehen "Rolling Stone" und "Musikexpress" oft auf Nummer Sicher, meiner Ansicht nach: Kommt ein neues Coldplay-Album raus, kann man meistens erwarten, dass es groß nach vorn gezogen wird, weil sich die Platte prima verkaufen wird und sich so auch mehr Leute für den Artikel interessieren. Da liegt auch das Problem: Neue und interessantere Bands haben nur selten eine Chance, denn wenn sie noch keiner kennt, wird auch kaum jemand ein Blatt kaufen, das eine Titelgeschichte mit ihnen veröffentlicht.



Klar... ist ganz "natürlicher" Mechanismus. Wenn man erst einmal etabliert ist (und das heißt ja normalerweise, dass man je nach Segment fünf-, sechs- oder siebenstellige Auflagen erreicht), dann zieht das normalerweise den Aufbau einen Verwaltungs-Overheads nach sich, dass man als Entscheider ab irgend einem Punkt gezwungen ist, populäre Themen zu bringen. Irgendwie müssen die hungrigen Mäuler der Mitarbeiter gestopft werden. Und das hat, wenn sich einmal für diesen Weg entschieden hat, ebenso ein Stimmrecht wie alle anderen Aspekte auch. Dummerweise gehen dabei einige Dinge flöten, weil sie ins Hintertreffen geraten: Integrität, Intelligenz, Unangepasstheit, Individualität usw.

Ein ganz normaler Zyklus... kann man auch sehr gut bei den anderen Medien beobachten.

Greetz Thomas
 
ne zeitschrift wie intro finanziert sich wohl hauptsächlich aus anzeigengeldern, oder sehe ich das falsch?

@Schlense: Siehst Du richtig. Die Intro finanziert sich meines Wissens sogar ausschließlich aus Anzeigeneinnahmen. Zwar kannst Du sie auch im Abo beziehen, das kostet Dich eine geringfügige Summe, aber diese Einnahmen machen das Kraut für die Redaktion nicht fett.
Zumindest für Tageszeitungen gilt die Regel: 60 bis 70 Prozent des Gewinns erzielen sie aus Anzeigeneinnahmen, 30 bis 40 Prozent aus verkaufter Auflage. Allerdings weiß ich nicht, ob es bei Musikzeitschriften genau so aussieht. Das Prinzip zumindest dürfte ähnlich sein.
 
Mir ist aufgefallen dass es nirgends mehr vernünftige Kritik gibt. Alles ist toll und gut. Alles hat mindestens 8 von 10 Sternen, egal ob Musik oder (weil es mir grade in dem Bezug aufgefallen ist) Audiointerface.
Es traut sich heute keiner mehr zusagen: Das ist Schrott. Lass die Finger davon.
ich glaube nicht, dass es daran liegt, dass es keinen Schrott gibt.
Alles wird um irgendeine Ecke schön geredet/geschrieben.
 
Mir ist aufgefallen dass es nirgends mehr vernünftige Kritik gibt. Alles ist toll und gut. Alles hat mindestens 8 von 10 Sternen, egal ob Musik oder (weil es mir grade in dem Bezug aufgefallen ist) Audiointerface.

Ist ja in dieser Absolutheit auch nicht ganz richtig. Die "Spex" zum Beispiel gibt gar keine Punkte, der Leser muss sich vielmehr die ganze Rezension durchlesen, um sich seinen Reim zu machen. Und da kommt es schon oft vor, dass der Autor eine Platte - mit Vorliebe von etablierten Bands - verreißt.
 
stupor schrieb:
Mir ist aufgefallen dass es nirgends mehr vernünftige Kritik gibt. Alles ist toll und gut. Alles hat mindestens 8 von 10 Sternen, egal ob Musik oder (weil es mir grade in dem Bezug aufgefallen ist) Audiointerface.
Es traut sich heute keiner mehr zusagen: Das ist Schrott. Lass die Finger davon.
ich glaube nicht, dass es daran liegt, dass es keinen Schrott gibt.
Alles wird um irgendeine Ecke schön geredet/geschrieben.
Ja, das ist mir auch aufgefallen. Ich denke das ist so eine Einstellung der Zeitschriften...bloß keinen schlecht machen, denn das könnte ja später ein potenzieller Kunde sein. Kann eine Band oder ein Label eigentlich den Abdruck einer schlechten Rezension verweigern?
 
Allen schrieb:

Kann eine Band oder ein Label eigentlich den Abdruck einer schlechte Rezension verweigern?

Das läuft in der Regel subtiler. Meistens gilt die Regel: Hauptsache, über Band X oder Y wird geschrieben. Auch Verrisse können den Verkauf ankurbeln, weil die Leute erst auf eine Band aufmerksam werden. Sollte die Berichterstattung einer Plattenfirma jedoch völlig gegen den Strich gehen, dann hat sie die Möglichkeit zu drohen: "Wir ziehen unseren künftigen Werbeetat ab und investieren ihn in eure Konkurrenz." Diese Strategie, mehr oder weniger unverblümt gefahren, dürfte öfter an der Tagesordnung sein.
 
stupor schrieb:
Mir ist aufgefallen dass es nirgends mehr vernünftige Kritik gibt. Alles ist toll und gut. Alles hat mindestens 8 von 10 Sternen, egal ob Musik oder (weil es mir grade in dem Bezug aufgefallen ist) Audiointerface.
Es traut sich heute keiner mehr zusagen: Das ist Schrott. Lass die Finger davon.
ich glaube nicht, dass es daran liegt, dass es keinen Schrott gibt.
Alles wird um irgendeine Ecke schön geredet/geschrieben.

Eine Fachzeitschrift ist auch nicht Stiftung Warentest!
Wenn es eine gute Zeitschrift ist, dann beurteilt sie fair nach Preis-/Leistungsverhältnis. Will heissen, wenn das teil gerade mal 100 Euro kostet anstatt 500 eines namhaften herstellers, dann ist der Schrott gut. Für 500 Euro wäre es Oberschrott. ;-)
Je nach Art und Weise des Berichts kann man auch erkennen, ob der Tester weiss von was er spricht.

Zweitens sollte man in jedemArtkel versuchen zu lesen, was da NICHT beschrieben wird. dann wird man schon klüger! :)

Ansonsten: Papier und harmonycentral.com ist geduldig. Wer alles glaubt was geschrieben steht, ist selber schuld. ;-)
Lieber mal wieder öfters in den Laden gehen und selbst austesten.

Gruß
Tom
 
Mir ist aufgefallen dass es nirgends mehr vernünftige Kritik gibt. Alles ist toll und gut. Alles hat mindestens 8 von 10 Sternen, egal ob Musik oder (weil es mir grade in dem Bezug aufgefallen ist) Audiointerface.
Es traut sich heute keiner mehr zusagen: Das ist Schrott. Lass die Finger davon.
ich glaube nicht, dass es daran liegt, dass es keinen Schrott gibt.
Alles wird um irgendeine Ecke schön geredet/geschrieben.

sehe ich auch so!

besonders die ausführlichen testberichte vermisse ich, es wird überwiegend nur oberflächlich getestet und überflogen.
ich erinnere mich nur zu gerne an die ausführlichen testberichte in keyboards/keys der 80er und 90er jahre.
es hat wirklich freude gemacht, die ausführlichen testberichte wie z.b. yamaha SY99, RX5, korg M-1, casio CZ/FZ/VZ, roland D-50/20, akai, ensoniq uva.
die tests gingen in der regel über 3 - 5 s#iten, heute darf man sich mit höchstens 2 begnügen.

sicher sind die redaktionen heute bemüht, so viel wie nur möglich an werbung hineinzupressen, da bleibt eben kein platz mehr für ausführliche testbericht geschreibsel.... .

und trotzdem, noch nie gab es so viele printmedien wie heute und das trotz internet.
aber jetzt mal ehrlich, wer sitzt nicht gerne vor einem schönen, gebundenen magazin?
 
Ich lese gerne Magazine und glaube nicht, daß es gleich so schlimm abläuft wie von einigen dargestellt. Insgesamt hat man schon den Eindruck, als ob es heutzutage etwas zahmer und beschönigender zur Sache geht, aber der Kapitalismus sitzt einem ja nicht nur beim lesen eines Magazines im Nacken.
 
sicher sind die redaktionen heute bemüht, so viel wie nur möglich an werbung hineinzupressen, da bleibt eben kein platz mehr für ausführliche testbericht geschreibsel.... .

Platz für ausführliches Geschreibsel ist immer. Im Ernstfall könnte der Seitenumfang eben erhöht werden. Es mangelt aber an Personal in den Redaktionen. Immer weniger Leute müssen immer mehr Arbeit erledigen, weil die Gewinnspanne für die Verlage sinkt. Das liegt unter anderem daran, dass sich Leute inzwischen eher im Internet informieren - zum Beispiel in Foren wie diesem hier.
Es ist zwar einfach, den Zeitschriften den schwarzen Peter zuzuschieben, aber es haut nicht ganz hin: Wir, die Zielgruppe, haben einen enormen Anteil daran, dass die Medienlandschaft heute so und nicht anders aussieht.
 

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