Me too - mein Gott - nich ich

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Sodatenfriedhof Prenzlau
Ein alter Mann liest halblaut
Alle Namen vor
Zwei Mädchen fang ' an zu kichern
der Wind weiß was sie flüstern
in ihre jungen Ohrn


Und das Wetter von morgen
ist das Wetter von gestern
Unsre Ahnen sind Affen
liebe Brüder und Schwestern

Cafe Ola am Altmarkt
die Sonne sitzt plötzlich halbstark
mit mir am Tisch
scheint durch Blusen und Kleider
und der Wein stimmt uns heiter
metoo - mein Gott - nicht ich!


Und das Wetter von morgen,
ist das Wetter von gestern.
Unsre Ahnen sind Affen
lieber Brüder und Schwestern.

Und das Wetter von morgen
ist das Wetter von gestern.
Unsre Ahnen sind Affen
liebe Brüder und Schwestern

-------------

Tja, Tage jibt et, die jibt et jar nich ;-)
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Zeilen dazwischen sind ja prall gefüllt! Insgsamt scheint da eine neue Stil-Blüte zu wachsen? Mir gefällts. Bin gespannt..
Edit, scherzhaft: Um die Akzeptanz zu erhöhen, sollte das mittlerweile zum Schlagwort geratene me2 evtl. umschrieben werden.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
O @malles, vielen Dank für den Opener in diesem Faden. Inhaltlich ist mir dieser Text momentan am wichtigsten. Das Haiku verlangt ja, dass man seine Absichten nicht über Meinungen, sondern über äußere Handlungen verdeutlicht. ist mir in S2 noch nicht optimal gelungen. Muß ich weiter dran arbeiten.

Aber der Stil, den ich hier momentan versuche zu entwickeln, führt absolut konsequent in das Storytelling. Da keine innere Meinung, kein Gefühl geäußert werden darf, muß ich quasi Stummfilme texten mit gelegentlichen Untertiteln.:D

Einen Refrain gibt es im Haiku sowieso nicht. Aber durch die äußerliche Handlung der Strophen wird die im Refrain geäußerte Meinung automatisch noch verstärkt.

Ich weiß, was ich sage. Aber versteht man mich auch...? :D
 
Zuletzt bearbeitet:
Hi @artname,

Einen Refrain gibt es im Haiku sowieso nicht.

welche Idee hast du für die Verbindung von Haiku und einem Song?

Für mich gehört zu einem gehörten Haiku, in sich zu gehen und die Zeilen wirken lassen.

So sieht das in deinen Beispielen nicht so recht aus. Auch wenn 3'er Zeilen Gruppen zu erkennen sind, scheint mir die Denkpause erst nach der Strophe zu sein.

Vielleicht wäre eine Reduzierung auf ein Haiku per Strophe, oder sogar per Song eine passende Dosierung? Was denkst du?

Viele Grüße, m
 
mir gefällts.
rhythmisch spannend.
der sich wiederholende part ist natürlich ne echte hookline...
 
Zuletzt bearbeitet:
mWermut schrieb:
Für mich gehört zu einem gehörten Haiku, in sich zu gehen und die Zeilen wirken lassen.
Du sprichst vermutlich den 3.Vers eines Haikus an, der meist die Nachhall-Zeile ist. Vor Jahren hätte ich dir Recht gegeben. Aber der Siegeslauf des Raps machte mich nachdenklich. Viele Rapzeilen kann man mMn nur verstehen, wenn man den Text parallel mitliest oder anschließend.
Und wenn der Aha-Effekt später einsetzt, soll's mir auch Recht sein.

Ein zweiter Gedanke ist der: In MEINEN Ohren klingt eine "darstellende" Zeile von Natur aus anders als eine "bewertende, meinende". Ich mag diese "Ich, Ich, Ich- Zeilen" einfach nicht. Meine Vorbilder sind Bob Dylan, Randy Newman oder auch Jacques Prevert. Und Dichter wie Kästner oder Nobelpreisträger Thomas Tranströmer, der auch auch begeisterter Haiku-Schreiber war. All diese Dichter sind im Grunde nachdenkliche Storyteller. Keine vordergründigen Selbstdarsteller.

Wie gesagt: Das Haiku schiebt automatisch in die Erzählerposition. Wie dieser Text auch. Obwohl ich ihn auch noch weiter bearbeiten würde würde, böte sich ein Komponist an.

EIN Haiku / Strophe würde dem Haiku natürlich besser entsprechen. Sicher wird sich mal eine Ballade anbieten, wo ich es probieren kann.

Danke für deine anregenden Fragen.

Danke auch dir @jet2 für deine Zustimmung! :)
 
@artname
Ich habe den Text jetzt zum wiederholten mal gelesen und bin ratlos. Er gefällt mir, aber ich weiss nicht worum es geht. Ich habe keinen blassen Schimmer :-D
 
Lieber @holgi , und was gefällt dir, bei allem Unverständnis, an dem Text?
 
Wow, bist du Synästhetiker? Haben deine Gefühle oder Gedanken bestimmte Farben?
 
Wow, bist du Synästhetiker? Haben deine Gefühle oder Gedanken bestimmte Farben?


Ja, bin ich seit frühester Kindheit, aber erst mit Mitte 20 wusste ich das es ist was es ist, zuvor war ich überzeugt davon das es normal ist.

Ich habe immer schon Zahlen mit Buchstaben und Farben verbunden, ich kann dir von 0 bis 10 Farben zuordnen, zB, oder Gefühle mit Farben verbinden, das ist alles natürlich in mir angelegt, auch Geschmäcker können klingen, oder Schmerzen können Buchstaben sein usw usf. Irre, ich weiss, aber wie gesagt, für mich ist das alles miteinander verbunden. :)
 
Nicht irre. Aber schön. Dann freue ich mich besonders, dass deine Farben zum Text dir angenehm erscheinen.

Ich habe in meinem Text verschiedenes verbunden. Den Schmerz des alten Mannes, der die Namen gefallener Soldaten laut (innerlich erregt?) liest. Die beiden Mädchen, die kichernd an ihm vorbeigehen. Die Sonne, die schamlos und mir zum Vergnügen Unterwäsche und Körper entblößt. Und alle sich ständig emanzipierenden Menschen, deren vieldiskutiertes Wetter von morgen Stunden später wieder nur das Wetter von gestern ist - all diese Genies stammen von den ach so primitiven Affen ab.

Und obwohl ich leider KEIN Synätsthetiker bin, fühlt sich diese spezielle Verbindung für mich farblich sehr warm an. Und läßt mich lächeln. ;-)
 
Zuletzt bearbeitet:
Drum ist ja auch der holgi Maler geworden. :)
 
"metoo - mein Gott - nicht ich!" Die Zeile verstehe ich (glaube ich) nicht. Mir fallen gerade drei Lesarten ein: 1. Das lyrische Ich ist sexuell belästigt worden; 2. dass LI meint "mein Gott" im Sinne von ist doch nicht so schlimm?; 3. Das LI wurde (zum Glück) nicht sexuell belästigt.

Insgesamt finde ich den Text gerade gut, insbesondere die wiederkehrenden Strophen. Das fließt und klingt für mich intuitiv harmonisch kritisch.

Konkret finde ich nicht so passend, dass es Cafe Ola gibt und dann auf einmal die Rede von Wein ist. Das eine erinnert mich an Nachmittag und Sonne, dass andere an Abends und Mond.

Zsfg.: Gefällt mir.
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke @neu :). Die Zeile mit metoo steht nicht umsonst genau SO da. Ich habe keine eindeutige Meinung zu dieser Welle von Ereignissen, zu diesen vielen Strömungen. Auch deshalb meine Zusammenstellung, die vielleicht mehr intuitiv als konkret inspiriert ist..;-)
 
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