High Noon

[artname]

Wenn ich eine neue Idee habe, häufig betrifft diese formale Aspekte, benutze ich meistens die letzte Musik, die ich betextete, um eine neue Form zu testen. Und so ähneln sich manchmal meine Textstrukturen.., ein, zwei Wochen lang.

Aber hoffentlich nicht die Inhalte. Dieser hier begann mit der Betrachtung des Reimschemas eines Kästner-Textes. Dann kamen andere Dichter ins Spiel. Aber es ging immer nur um die Form. Schließlich schrieb ich diesen Text in wenigen Minuten. Da alles mit Kästner begann, ist er diesmal wohl nicht sonderlich kryptisch. Oder?

High Noon

High Noon , sie warten auf den Zug
Und der Bahnhof is‘n No Go
High Noon, sie warten lang genug
Dieser Show Down wird kein Solo

Und die Kirchengemeinde erwartet die Feinde gemeinsam
Falltet die Hände , das Ende hat Gott in der Hand
Und sie beten und reden, und reden und beten -
ein schweigendes Meer!
Und draußen am Himmel, da thront:

Rot die Sonne, bleich der Mond
Alles dreht sich wie gewohnt
Rot die Sonne, bleich der Mond
Alles lohnt sich wie gewohnt

High Noon, die Zeit vergeht im Flug
Der Sheriff ist am Ende - einsam
High nun, Träume sind Betrug
Verliebte und Kinder tun’s gemeinsam

Die einen verlassen sich - auf die Herzen!
Die Andern verlassen sich lieber auf ihr Gewehr
So versagen die Klagen und klagen die Sagen
Im tosenden Meer
Und oben an Himmel da thront:

Rot die Sonne, bleich der Mond
Alles dreht sich wie gewohnt
Rot die Sonne, bleich der Mond
Alles lohnt sich wie gewohnt

(Romantisches Solo)

Die einen verlassen sich auf ihre Herzen
Die Andern verlassen sich lieber auf ihr Gewehr
So versagen die Klagen und klagen die Sagen
Im tosenden Meer
Und oben an Himmel da thront:

Rot die Sonne, bleich der Mond
Alles dreht sich wie gewohnt
Rot die Sonne, bleich der Mond
Alles lohnt sich wie gewohnt

 

[SoulFrontier]

Jo, ich denke an Rostock! Hansa vor dem Aufstieg!

 

[Gel Mitglied 86343]

wie die Strophe in den Refrain übergeht finde ich sehr gelungen (aber meintest du nicht 'thronen' oder doch die 'Drohnen'?).

So versagen die Klagen und klagen die Sagen

meine absolute Lieblings-Zeile! -Nicht nur Wortspiel sondern dazu von Sinnhaftigkeit geprägt.

Letztens finde ich mich ich oft auf diesen Zwiespalt zurück geworfen: Absolute Hammertexte, die ein persönliches Selbstbild oder eine Beziehung mit aller Härte und Schwere in absolut eingänglicher Form darstellen, die aber leider keiner hören mag, weil sie einfach zu wahr sind und im Gegensatz dazu einfache Oberflächlichkeiten als Poesie verkleidet, die bei Hörern reißenden Absatz finden. Deshalb halte ich dieses Beispiel für einen goldenen Mittelweg.

 

[artname]

Jo, ich denke an Rostock! Hansa vor dem Aufstieg!

„ Der Nächste bitte!“

 

[artname]

Deshalb halte ich dieses Beispiel für einen goldenen Mittelweg.

Herzlichen Dank für dieses riesengroße Kompliment!

(so versagen die Kllagen und klagen die Sagen) meine absolute Lieblings-Zeile! -Nicht nur Wortspiel sondern dazu von Sinnhaftigkeit geprägt.

Hlerzlichen Dank @malles! Das trifft für viele Texter zu - dem Einen fällt es nicht ein, der Andere traut sich nicht. Allen gemeinsam ist wohl, dass viele Texter mehr Lyrics statt Lyrik lesen. Und dann auch noch sich gegenseitig abkupfern!

 

[Gel Mitglied 86343]

Nuhja abkupfern in kleinen Mengen schadet der Gesundheit wenig.

Für mich ist der Text natürlich ein Abbild unserer momentanen Situation zwischen Lethargie und verzweifelter Hoffnung am Beginn des Endes einer Natur-Katastrophe, deren Ausgang für uns Menschlein in keiner Weise zu überschauen ist. Kryptisch wirkt der Text deshalb gar nicht, andere Zeitgenossen beißen sich aber bestimmt durch die Masse an übertragenen Bildern.
Im Schluss überzeugt mich die Weisheit, dass danach Alles so weiter geht wie bisher, obwohl noch gar nichts überstanden ist und trotz aller schmerzhaften Hinweise auf die fehlerhafte Konstitution unserer modernen, aufgeklärten Gesellschaft. In diesem Sinne: Hut ab!

 

[artname]

Ja lieber @malles, so oder jedenfalls sehr ähnlich sind meine Intentionen!

Jeder Text beinhaltet natürlich auch Details, die sehr individuell sind. Zum Beispiel kann und will ich nicht sonderlich lange in der Sommersonne sitzen. Für mich ist Sonne ein sehr zwiespältiges Wort. Ich habe bis heute gebraucht, um lyrisch mit “ rote“ Sonne formal quasi einen schönen Friedenskompromiss mit der Sonne, der heißesten Mutter unserer Milchstraße, zu schließen.

 

[Gel Mitglied 86343]

Im Zuge einer Medikament-Allergie habe ich die Sonne zuletzt ebenso aus der Ferne schätzen gelernt. So kann ich die rote Sonne am Morgen oder Abend auch als sicheres Zeichen für Veränderung mit unbestimmter Zukunft sehen.

Gerade hier bietet die gewohnte Einkehr im Hafen einer Glaubensgemeinde den einzig sinnvollen Schutz zwischen quatschdenkenden Umstürzlern, naiven Naturschützern und liberalen Querschlägern, die schon am Ende des letzten Jahrtausends im Nirwana der schwarzer Berge verschwunden schienen. Bleibt noch die sprechende Rauhfasertapete, die Ihren bigotten Charme mit respektvollen Farben neu anstreicht. Wo bleibt da endlich mal die Aussicht auf eine sichere Zukunft?

In sofern mache ich mich mal Schluss mit dem Kabarett und mich auf die Suche auf die von Dir erwähnte Melodie, nach der auch dieser Text entstanden sein soll.