Harte und dreckige Vocalsaufnahmen???

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Oif

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Hi Leutz,

ich mach gerade nen Song der stark in die Richtung Hardcore Metal geht. Jetzt hab ich nur das Problem, dass ich meine Stimmbänder weder mit der Schleifmaschine bearbeitet, noch auf einem Feldweg hinterm Auto hergezogen habe. Heisst:

Meine unbearbeitete Stimme passt nicht so ganz zum Song.

Wie bearbeiten Bands wie In Flames, Children Of Bodom oder Mudvayne ihre Vocals, dass die so richtig schon dreckig und gescreamt rüberkommen.

Muss ich da die Originalspur mit leisem gekrächze noch mal doppel oder muss ich da irgendeine Art TubescreamerVST drüberzimmern.

Hab wirklich keine Ahnung über so Vocalaufnahmen und würd mich über ein paar hilfreiche Tipps wirklich freuen.

thx

Oif
 
Ich kenne Mudvayne zwar nicht persönlich, aber soweit ich das als [g=79]Homerecordler[/g] beurteilen kann, kannst du keinen "Gesang zaubern", wo das Grundfundament nicht passt.
Will heissen - ich bin mir ziemlich sicher, dass der Mudvayne Sänger auch ohne extreme Nachbearbeitung bereits einen sehr rauchigen / geschrienen Gesang hat.
Ich habe kürzlich Berichte gelesen, nach denen Kurt Cobain z.B. nach wenigen Aufnahme-Takes einen Studio-Tag beenden musste, weil er nicht mehr richtig singen konnte.
Der Bubi hat ja auch immer ordentlich gegröhlt auf seinen Scheiben.
 
Jo, is glaube ich von Natur aus gegeben. Guck dir auf der homepage doch mal das Studiovideo von "Determined" von Mudvayne an.
 
@BigVic:

hab mir das Video reingezogen. der brüllt sich schon gut ein ab. aber das diese Typen schon gscheit schreien können war mir nicht neu.

Ich wollt mehr auf die Art und Weise hinaus wie man das ganze dann aufzeichnet. d.h. wieviele spuren und ob noch effekte dazu kommen.

weil live hört sich der gesang von voll vielen sängern aus diesen Screamo-bands ja auch lang nicht so geil und fett an. konnte ich mich schon des öfteren selbst von überzeugen.

gruß
 
Ich wollt mehr auf die Art und Weise hinaus wie man das ganze dann aufzeichnet. d.h. wieviele spuren und ob noch effekte dazu kommen.


Höchstens gedoppelte Vocals (macht´s aber auch nicht "dreckiger") und ab und an Reverb...aber dein Ziel kann man durch Nachbearbeitung nicht erreichen!
 
was du suchst, ist eine gesangstechnik , die sich "belting" (to belt out = schmettern, herausschmettern), "kehlgesang", "throat singing", "knarrstimme" oder auch altmodisch "untertongesang" nennt. gerne verwendet von den 'children of bodom' und ähnlichen metal-/rock-bands. (so ziemlich alles, was heutzutage professionell 'schreit')

ob die genannten begriffe alles synomyme sind, weiss ich nicht, aber...

es geht bei allen um folgendes:

der kehlkopf des menschen (larynx) beherbergt im wesentlichen die stimmbänder, aber auch den sogenannten kehldeckel (epiglottis). dieser deckel dient üblicherweise dem schutz der luftröhre beim schlucken von nahrung. er liegt oberhalb der stimmbänder und verschliesst den kehlkopf reflexartig, damit die nahrung in die speise-, nicht in die luftröhre bzw. an die stimmbänder gelangt. 8) *laber-rhabarber* - warum sollte DAS wichtig für 'in flames' sein??: 8) ...folgendes:

man kann diesen deckel (inlusive seiner verschlussbändchen) mit etwas übung auch als 'zusätzliche stimme' benutzen, denn wenn man diesen kehldeckel (epiglottis) zwar verschliesst, aber trotzdem luft durchpumpt (von unten, aus der lunge), geht er in extrem kurzen abständen auf und zu. ähnlich wie das auch die stimmbänder tun. (bernoulli prinzip) und zwar, - wenn die stimmbänder einen ton 'vorgeben', genau halb so schnell (eine oktave tiefer), als die stimmbänder! :eek: :) die stimmbänder 'rollen' aneinander und der deckel 'klappert' dazu. man bekommt also einen mischklang aus grundton (stimmbänder) und 'bretterndem' unterton (kehldeckel). durch den tieferen unterton kriegt man wiederum das doppelte an obertönen. (fragt mich nicht warum, aber so steht das überall). die stimme wird also 'breiter' im sound und 'scheppert' . - durch die starke verengung überhalb der stimmbänder wird der luftstrom wesentlich schneller , als wenn er nur durch die stimmbänder kommt, wird also auch LAUTER. :D *ah yeah* - soweit die theorie *gähn*. wenn man mit der stimme ein vorbeifahrendes rennauto oder ein kreischendes baby imitiert, macht man das alles automatisch. *iiiioooonnnn* / *bbbuuuääääää*

setzt man diese technik geschickt (und mit ziemlich viel kraft/luftdruck) ein, so kann man töne und laute erzeugen, die völlig abstrakt, krank und vor allem VERZERRT klingen, aber für den körper keinesfalls schädlich sind. - ...versucht man das gleiche ausschliesslich mit den stimmbändern (hallo kurt cobain; ;) siehe weiter unten im thread), tut es weh, man wird sehr schnell heiser und es schadet ausserdem der stimme.

folgende links sind ziemlich aufschlussreich:
http://www.informatik.uni-frankfurt.de/~ifb/exphon/ss95/stmbld.html
http://www.stimmhorn.ch/deutsch/zehnder_2.html
http://oberton.org/oberton/unterton.html

ein gutes gesangsbuch (meiner meinung nach), was unter anderem dieses thema behandelt:
http://sadolin.net/uk/sangteknik/gennemgang/sangteknik_10.html
http://www.sadolin.net/uk/index.html

weitere stichworte, nach denen man in diesem zusammenhang mal googlen kann:
bernoulli prinzip , phonetik , falsche stimmbänder , taschenbänder , obertongesang
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damit hier keine klagen kommen: falsch angewendetes belting (wenn es nicht richtig gelingt) kann der stimme schaden zufügen! man braucht dazu beim singen eine sehr gute stütze und nach möglichkeit einen gesangslehrer der sich mit rock-/metal-/ oder sonstigem 'kehlgesang' auskennt. - die kraft beim singen kommt natürlich weiterhin aus dem bauch ! (zwerchfell etc. - wer davon keine ahnung hat, sollte lieber nicht dauerhaft 'belten'!) die 'kehle' ist hier nur der namensgeber für die quelle des sounds.

theoretisch kann man 'belting' auch alleine lernen. forscher vermuten dahinter eine natürliche schutzfunktion der stimme, die beim lauten schreien automatisch einsetzt. es kann also, - theoretisch, - nichts schiefgehen, solange man nur laut genug schreit. ( campino hat es wahrscheinlich auch ohne unterricht gelernt. und hat schonmal jemand ein baby gehört, das vom kreischen heiser wird? na bitte.), aber dadurch, dass wir alle mehr oder minder zivilisiert sind, 'schreit' es sich garnicht mal so leicht und unbefangen, wie man denken könnte. - besonders in kombination mit musik / töne treffen / hörbare ergebnisse produzieren wollen... - es muss jeder selbst wissen, aber ich empfehle: unterricht. - ...und wenn es erstmal nur drei/vier stunden sind, die dem reinen stimm-schutz dienen.
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...der ganze quatsch von wegen "rockstimme muss angeboren sein" oder "viel whiskey trinken, dann geht das" ist kompletter blödsinn. (selbst, wenn der ansonsten großartige LEMMY das sagt, ist es quatsch :) ) peinlich, dass sich dieser gedanke immernoch hält. diese gesangstechniken werden in asien seit jahrhunderten verwendet. - aber so langsam kommen auch westliche forscher auf den trichter - ...vielleicht ja auch bald (mehr) europäische sänger :)
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einige sänger, die diese technik häufig benutzen (ob sie es wissen oder nicht, sei mal dahingestellt): sebastian bach (skid row), chris cornell (ex-soundgarden), bob dylan , steven tyler (aerosmith), campino (d.t.h.), jon bon jovi , chester bennington (linkin park), alexi laiho (children of bodom)
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wer noch mehr wissen will (ich hab ein paar pdf's zum thema kehlkopfaufbau), und/oder mich mal wieder als verfickten besserwisser beschimpfen will: nils.sternel@gmx.de
 
vielleicht einfach gar nicht mal schreien, sondern leiser "grunzen"...? evtl. hört es sich eher so an, wie du es gern hättest, wenn du in zimmerlaustärke "singst", aber dann halt böser...? :?
 
noch 'n zusatz zum belting (siehe unten): effekte können dabei natürlich noch etwas nachhelfen, aber eine elektronisch (oder durch röhren) verzerrte stimme klingt völlig anders, als ein 'klappernder' kehldeckel. das sind zwei paar schuhe. und so verschieden klingt es auch. wenn man 'den' sound haben will, hilft nur eines: diese gesangstechnik lernen. 8) ...sonst könnte ja auch jeder technisch versierte produzent eine 'in flames', oder 'children of bodom'-platte hinschrauben... :( wäre doch schade...
 
noch zum thema harte/laute bands live vs. studio :

es kann hunderte von möglichkeiten geben, warum eine (metal-)band in live nicht so geil klingt, wie auf platte.

angefangen bei schlechter tagesform, unpassender technik, anderer situation als im studio ("oups, plötzlich hatte ich auch noch diese gitarre in meinen händen..."), körperlicher unfitness, zu lauten instrumenten (sänger hat keine chance mehr), wind (ja WIND, bei open-airs. verzerrt den sound ungemein) usw. usw. - es kann natürlich auch sein, dass der sänger einfach scheisse ist, aber das muss nicht sein. 8)

im studio arbeitet man als 'sound-orientiere' band (und das sind die meisten metal-bands) so lange, bis man das maximum an leistung herausgeholt hat. man wiederholt aufnahmen, konzentriert sich auf 'teilstrecken', man schneidet verschiedene takes zusammen und wenn man erstmal die aufnahmen perfekt hat, mixt man daran tage-, wochen-, oder monate lang herum, bis alles perfekt sitzt und gnadenlos knallt. - ...das ist in live extrem schwer nachzumachen. (je nach musik). - ...wenn du live-konzerte sehen willst, die geiler klingen als die dazu passenden platten, guck dir song-orientierte bands an.

p.s.: WIE man das genau 'geil' abmixt, wird dir keiner in drei sätzen erklären können. (wenn doch, bitte in kopie an mich! nils.sternel_at_gmx.de :D ) man benutzt eigentlich 'nur' [g=108]hall[/g], kompressor, ggfls. [g=52]chorus[/g], delay, [g=23]distortion[/g] und noch ein paar effekte und tricks wie dopplungen und gut gemachte backings. (hast du ja schon erwähnt.) wie man die geräte in etwa zu bedienen hat und ein gewisses theoretisches wissen, kann man in büchern etc. finden. aber wie aus alledem ein 'richtig geiler' mix wird, muss man selber rausfinden oder am besten von jemand anderem lernen, der schon viele mixes gemacht hat.
 
also, so gut wie alle metal bands die ich kenne, und das dürten einige sein, nehmen ihre vocals einmal auf, einige wenige ausnahmen doppeln.
ende.

wenn du nicht so schreien kannst, wie es ein metal sänger können muss, dann besorg dir
-jemanden, der deine songs einsingt oder
-lerne es selber oder
-lass es...

es klingt halt einfach nicht "echt" wenn du z.b. leise einsigst und dass dann solange mit effekten bearbeitest, bis es verzerrt genug ist um nach metal zu klingen.
ich persönlich würde dir raten, einfach zu üben.

mitti
 
es klingt halt einfach nicht "echt" wenn du z.b. leise einsigst und dass dann solange mit effekten bearbeitest, bis es verzerrt genug ist um nach metal zu klingen. ich persönlich würde dir raten, einfach zu üben.

WORD! That´s it!
 
Grüße.


Danke an nils dafür, dass ich endlich weiß, was ich da eigentlich seit jahren so treibe mit meinem dünnen stimmchen... ;)

was ich mir nicht so ganz vorstellen kann: linkin park-viech und children of bodom-viech nutzen eine gleiche gesangstechnik? mal ganz abgesehen von der stimme klingt das doch kein stück gleich... ich meine: bei linkin park hört überwiegend die klare stimme, leicht angekratzt... children of bodom HABEN gar keine klare stimme. (oder haben die sich auch diesem grausigen trend von wegen "geschrei in der strophe, gesang im refrain" angeschlossen?)


Der Gruß

InSomnius
 
Stichwort Korn Saenger:

doppeln doppeln und nochmal doppeln, alles schon uebereinander und dann evtl nochmal ne extraspur mit harmonizer ;)

Die sache mit dem belting nicht vergessen!


CU,

ProToolz
 
stichwort guter (metal-) sänger:

einmal singen, nicht mehr doppeln.

interressant ist die technik von deicide:
einmal grunzen (alle songs komplett)
und dann das selbe, 100%tig im timing, nochmal kreischen und das gekreischte ganz ganz ganz (kaum heraushörbar) unter das gegrunzte legen.
ist ein interessanter effekt.

mitti
 
Hell-O!

Ein gängiges Stilmittel is folgendes:

Original-Vocals am Direct-Out vom Pult abgreifen und durch n Ämp vom Gitarrero jagen, dort die Verzerrung nach Wunsch einstellen. Dieses Kreisch-Signal (weniger ist auch hier mehr!) auf ne gesonderte Spur aufnehmen und ganz nach Geschmack zur Original-Spur mischen. Im Exremfall haste dann eher den Megaphon-Sound, bei weniger Zumischung des "Drecks-Signals" ist es einfach etwas "angerotzt". Trotzdem is ne anständige Grundaufnahme unerlässlich.

Viel Spass beim Basteln!

Gruss M-B
 
So machst du's, wenn Du den sound so richtig schön unter kontrolle brauchst.

Ist ne gute methode, man muss nur aufpassen, dass es eben NICHT nach Guitarreneffekt klingt.


Thx,

ProToolz
 

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