Erfahrungen aus sozialpsychologischen Experimenten

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rue

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Hallo,

ich frage mich, warum die Musikindustrie nicht aus den Forschungsergebnissen der Wissenschaft lernt.

Sozialpsychologische Experimente haben immer das Ergebnis, dass bei freiwilligen Zahlungen der Gesamterlös deutlich höher als beim Verlangen eines Festpreises ist.

Freiwilligkeitsprinzip: Jeder zahlt freiwillig sowiel, was ihm die Sache wert ist.

Ergebnis:
Auch arme Leute mit sehr wenig Geld leisten bei freiwilliger Zahlung in selbstgewählter Höhe wenigstens einen kleinen Beitrag im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Bei Festpreisen würden sie überhaupt nichts zahlen, weil sie sich den Artikel nicht leisten können. Entweder verzichten sie komplett darauf oder ziehen eine Kopie ohne zu zahlen, weil sie bei Festpreisen keine Teilzahlung geben können.

Die Anzahl der Leute, die für den Artikel freiwillig zahlen ist höher als bei Festpreisen. Denn durch die Freiwilligkeit der Zahlung besteht die Möglichkeit die Sache vorher anzusehen und zu testen, bevor man das Risiko eingeht die Katze im Sack zu kaufen.

Es macht keinen statistisch nachweisbaren Unterschied im freiwilligen Zahlungsverhalten aus, ob die Zahlung als Spende bezeichnet wird oder die zahlenden wissen, dass ihr Geld an ein kommerzielles Unternehmen geht.

Und meine Eigene Bilanz der Nutzung von Linux seit über 10 Jahren: Ich habe freiwillig bereits das mehrfache an Geld an verschiedene Linuxprojekte gezahlt (auch kommerzielle wie Canonical und RedHat), als ich bezahlt hätte, wenn ich in den letzten 10 Jahren jede aktuelle Windows-Version gekauft hätte. Darüber hinaus spende ich regelmäßig an die Free Software Foundation.
Dabei geht es mir so, dass ich bei Microsoftprodukten, für die ein Festpreis verlangt wird immer das Gefühl habe zu viel zahlen zu müssen und über den Tisch gezogen zu werden. Bei Linux habe ich stets freiwillig gezahlt und trotz der vielfach höheren Ausgabe trotzdem das Gefühl, dass ich einen sehr guten Gegenwert erhalte.

Warum lernt die Musikindustrie nicht aus solchen Erfahrungen? Der Gesamterlös bei freiwilligen Zahlungen ist höher. Diejenige Anteil der nichtzahlenden Nutzer ist jedoch praktisch der selbe, es entsteht also kein Verlust bei freiwilliger Zahlung. Eher ein Mehrgewinn, da der Gesamtabsatz höher wird und auch Leute mit wenig Geld noch etwas beitragen können.
Weiterhin fallen die enormen Aufwendungen für Kopierschutz- und Überwachungsmaßnahmen weg.
 
Zeig erst mal konkrete Ergebnisse konkreter Studien, bevor eine These hier zur Diskussionsgrundlage gemacht wird.
 
Warum lernt die Musikindustrie nicht aus solchen Erfahrungen? Der Gesamterlös bei freiwilligen Zahlungen ist höher. Diejenige Anteil der nichtzahlenden Nutzer ist jedoch praktisch der selbe, es entsteht also kein Verlust bei freiwilliger Zahlung. Eher ein Mehrgewinn, da der Gesamtabsatz höher wird und auch Leute mit wenig Geld noch etwas beitragen können.
Weiterhin fallen die enormen Aufwendungen für Kopierschutz- und Überwachungsmaßnahmen weg.


Ich bin volkommenl deiner meinung, aber es ist ja nicht nur die Musikindustrie, es ist die GESAMTE Industrie.

Kapitlalismus halt.

Und in Wahrheit verdient man eben doch mehr Geld mit einem Festpreis, bei ensprechender Gesetzlage. ich glaube nicht, dass die Macher von Linux sooooo viel geld verdienen.

NIEDER MIT DER INDUSTRIE!!!!!!
 
Noch jemand was Qualifiziertes zum Thema beizutragen außer Stammtischparolen?
 
Sozialpsychologische Experimente haben immer das Ergebnis, dass bei freiwilligen Zahlungen der Gesamterlös deutlich höher als beim Verlangen eines Festpreises ist.

wir könnten uns über zwei dinge unterhalten: warum ich auf ergebnisse von (sozial-)psychologischen experimenten keinen pfifferling gebe oder wann es funktionieren könnte.

ich fang aber anders an, nämlich mit "in rainbows" von radiohead... das war ja so ein sozialpsychologisches experiment in die realität übersetzt und es ist ganz gut gelaufen (konkrete zahlen von radiohead gibt es m.w. leider nicht).
aber: radiohead ist nicht irgendwer und die fans von radiohead sind nicht die durchschnittsmusikkonsumenten.
radiohead hat beides: kommerziellen erfolg und gleichzeitig ein alternatives image.

bei downloads kann sich so ein modell also bei (imo nur bestimmten artists) lohnen, bei physischen tonträgern natürlich nicht, weil freeriding kosten verursachen würde.

der reality-check für sozialpsychologen, die in ihrem kämmerlein an ihren eigenen studenten (größtenteils) was probieren und so lange variablen um-operationalisieren und signifikanzniveaus anpassen, bis die ausgangsthese als bestätigt gelten kann
smil62.gif

ja, die sollten sich doch mal an die kasse vom saturn setzen und wenn ein kunde eine cd kaufen will sagen: da steht zwar jetzt 15,99, aber sie können mir geben, was sie wollen.

der umsatz wird gleich bleiben oder steigen war die these, oder? ich setze mein gesamtes vermögen dagegen :D
 
Freiwilligkeitsprinzip: Jeder zahlt freiwillig sowiel, was ihm die Sache wert ist.

Stellt sich nicht genau der Preis, den die Nachfrager bereit sind zu zahlen, am Markt automatisch ein???

Außerdem: Wieviele Independent-Artists stellen ihr Zeug kostenlos oder mit Wunsch-Preis ins Internet. Denkst du , dass wenn dieses Geschäftsmodell so dermaßen rentabel wär, es die Großen nicht nachmachen würden?
Trent Reznor hat mal auf seiner Webseite geschrieben, dass er jedem Independet-Artist rät, der vorhat seine Werke zum Wunsch-Preis zu verscherbeln, gleich kostenlos rein zu stellen, weil sowieso niemand was zahlt.
Ist keine Studie, aber leider kann ich das mit der Musik meiner Band bestätigen.

Die Großen verdienen doch noch gut genug, wenn nicht mit CDs/MP3s, dann eben nocht mit saftigen Gagen.
Und von den kleinen gibts einfach zu viel. Da lässt sich glaub ich mit dem besten Geschäftsmodell nicht mehr rausholen.
 
"Sozialpsychologische Experimente haben immer das Ergebnis, dass bei freiwilligen Zahlungen der Gesamterlös deutlich höher als beim Verlangen eines Festpreises ist. "

das halte ich für vollkommenen Schwachsinn
 
das halte ich für vollkommenen Schwachsinn


ui höchst interresantes argument.
von der seite hatte ich das nie btrachtet.
vor allem das konkrete beispiel untermauert es unmissverständlich :D

sorry ich find's nur immer schade wenn jemand in forum drischt und dann kein argument abgibt.
sich auf eine seite zu stelln is ja kinderleicht aber zu begründen warum is die hohe kunst.


also ich denke auch es kommt darauf an welchen markt man bedient.
bei musik wird das nichts. das ist einfach zu schnell und zu einfach zu konsumieren. das hält nich lange.
heutige musik ist in wenigen wochen "verdaut"
daher wird der mensch wie er is auch niemals den wert bezahlen den sich der schöpfer wünscht.


zum konzept ansich:
ich denke ich werd in ferner zukunft als greis noch ne andere gesellschaftsform kennlern.
die marktwirtschaft wie sie heute existiert kann nicht mehr lange so weitermachen. die welt wird immer enger die resourcen knapp die reichen immer reicher und die armen immer ärmer.
da passiert irgendwann was.

ich wünsch mir sone star trek philosophie.
geld an sich existiert nicht. jeder arbeitet nur noch um der gesellschaft seinen beitrag zu leisten.
dafür muss es natürlich genug nahrung und raum für jeden menschen geben das is mir klar.
na mal sehen wie sich die nächsten 50jahre so entwickeln.

marktwirtschaft is jedenfalls nen außlaufmodell


und ich bin dafür das ein unphisikalische tonträger kostenlos zu verfügung stehen kann und die gute cd in wave quali dann als high-end produkt zum anfassen weiter im laden liegen darf.
allerding mit nem anderen preis. kann ja wohl nich angehn dass der künstler grad mal nen runden euro bekommt bei nem VK von 15€ in einer zeit wo man den titel auch für umme im netz gesaugt bekommt.

alles geldgeier
 
Stellt sich nicht genau der Preis, den die Nachfrager bereit sind zu zahlen, am Markt automatisch ein???

Kommt immer darauf an, wie frei der Wettbewerb ist. Wenn es Preisabsprachen, Oligopole, Monopole etc. gibt, hat der Nachfrager kaum bis keinen Einfluß mehr auf die Preisgestaltung. Wie erleben doch in vielen Bereichen des Marktes, dass der Verbraucher Null Einfluss hat. Bspl. Benzinpreise, u.v.a., Energiepreise usw.

Auch das Thema Preisabsprachen sollte man nicht unterschätzen. Letztens flogen z.B. mal wieder die größten deutschen Kaffeeanbieter auf. 3 von denen haben über Jahre die Preise für den Kaffee künstlich hoch gehalten, obwohl die Weltmarktpreise sanken.
 
radiohead hat beides: kommerziellen erfolg und gleichzeitig ein alternatives image.

und noch ein drittes Merkmal: eine über Jahre gewachsene, globale Fanbase. Für die etablierten Bands ist das dann auch kein Problem, massenhaft von ihren Produkten abzusetzen.

An den TE: Das Linuxbeispiel hinkt. Linux ist doch komplett anders strukturiert als z.B. Sony oder EMI. Schon allein in Sachen Werbeabteilung, PR, Vertrieb usw. läuft doch alles komplett anders ab. Da werden täglich hunderte von verschiedenen Produkten auf den Markt geschmissen, die auch dementsprechend vermarktet werden müssen.

Trotz allem: Versaut hat es sich die Musikindustrie, Tonträgerhandel nicht zuletzt wegen der Preisgestaltung. Wären die CD's nicht so teuer, dann sähe es da vielleicht auch noch besser aus.


Ach so, und noch was: Wer nix hat, kann auch nichts kaufen. So einfach ist das. Zumindest in Europa und den USA bricht der Mittelstand allmählich zusammen. Mittlerweile ist es allein in Deutschland, wenn ich die Zahl jetzt richtig im Kopp habe, ein Anteil von offiziell!!! 14% der Bevölkerung, der am Existenzminimum oder darunter sein Dasein fristet.
Diese These könnte bestenfalls nur dann greifen, wenn Wohlstand weiter gestreut wäre. Vielen Leuten fehlen einfach generell die finanziellen Mittel, um Kulturbedürfnisse zu befriedigen. Niemand hat in einem kapitalistichem System etwas davon, wenn ein Großteil der Kunden gar nichts zahlt/zahlen kann. Da kann der Anbieter vermutlich nicht einmal kostendeckend arbeiten.

[Geändert von Cloudbuster am 17.05.2010 13:56 Uhr]

[Geändert von Cloudbuster am 17.05.2010 14:01 Uhr]

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ich hab nochmal etwas nach "in rainbows" geschaut... zahlen bzgl. des gezahlten durchschnittspreises o.ä. sind offiziell (von radiohead) nicht zu finden.

es werden unterschiedliche angaben dazu gemacht, wieviel prozent überhaupt was gezahlt haben -

there's definitely an upside to the "freeloader" numbers — but noted that the band was one in a few that could benefit from such an arrangement.
http://www.mtv.com/news/articles/1573637/20071106/radiohead.jhtml

in dem artikel steht, es hätten 38% _etwas_ gezahlt,

eine webumfrage kommt zu anderen zahlen
nämlich 2/3 hätten gezahlt
"Briefly, we received over 5,000 submissions and the average price chosen was £3.88."
http://www.whatpricedidyouchoose.com/survey_results
dank selbstselektion der befragten und antworten nach sozialer erwünschtheit kann man davon ausgehen, daß diese zahlen unbrauchbar sind (deutlich zu hoch).

das wie gesagt bei einer band, die nach meiner einschätzung so ein ding durchziehen kann, die sind headliner auf großen festivals usw.
und meiner meinung nach gab es da auch einige zahlungswillige, die so ein geschäftsmodell supporten wollten, ein zeichen setzen quasi.
wenn der vertriebsweg aber die regel wird, nimmt mans mit, klar je nach finanzieller lage und laune drückt man dann auch mal den donatebutton und fügt eine zahl bis 10 ein, ich glaube aber weder daran, daß es sich rechnet, noch möchte ich für ein album was in den hut werfen. ein musiker, der ein gutes album gemacht hat, muß nicht bei seinen fans betteln gehen, sondern kann dafür einen entsprechenden preis verlangen, find ich absolut in ordnung.
 
Mal 'ne Frage zu Radioheads "In Rainbows". Dieser MTV Artikel ist von 2007. Den ganzen Sermon wollte ich mir da jetzt nicht antun... ist dieses Album denn immer noch als "Freeload Experiment" erhältlich, oder ist das "Experiment" so vom Tisch?
Ich frage, weil ja auch noch nach November 2007 das Dingen auf dem Markt sein könnte.
Wenn dem so wäre, dann kann man wirklich noch nicht mit irgendwelchen abschließenden Zahlen um die Ecke kommen.

Bei diesen "Survey results" fehlt mir auch ein Datum. Inwiefern ist das noch aktuell?
 
@#12
die downloads liefen wenige monate.
es wurde auch eine discbox mit cd und vinyl für 40 pfund angeboten, auch direkt über die seite bestellbar, auch diese haben anscheinend eingang in die zahlen von "what price did you choose" gefunden.

später ab 2008 gab es auch eine normale, im handel erhältliche cd.

insgesamt schwer zu sagen, welche lehre man aus der aktion ziehen kann - warum radiohead keine zahlen rausgegeben hat, wissen nur sie selbst.
man muß noch erwähnen, daß die mps in relativ schlechter auflösung 160kbs und ohne artwork kamen - vielleicht auch ein grund, weshalb käufer das mehr als teaser verstanden und deshalb weniger bezahlt haben.
 
Yep! Thx!
 

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