Entwickelt sich bei Euch auch mal ein Song in die "falsche " Richtung?

  • Ersteller Belgarion
  • Erstellt am
2002 A.D. Der schwarze elektronische Untergrund wird stärker denn je von allerlei fremden elektronischen Musiklebensformen bevölkert.Die massive zuwanderung aus den Untiefen des Pop-Ozeans,der Dance-Zone und dem technozoiden Wüstengürtel droht immer mehr das labile musikalische Gleichgewicht im schwarzen Untergrund zu gefährden...
Aber wieso eigentlich nicht?Vielfalt ist bekanntlich ein wesentlicher Faktor der Evolution.

Zitat Alexander Maciol
 
Die meisten meiner Songs haben mit der ursprünglichen Idee nichts oder nur wenig zu tun. Wenn ich nicht am Tag der "Initialzündung" das Grundgerüst im Kasten habe (kommt selten vor), dann entwickelt sich das Ganze oft in eine völlig andere Richtung. Oft war das auch schon gut so. Wie auch immer, am Ende zählt für mich nur ob der Song gut ist oder nicht. Dem Anspruch spezielle Songs in bestimmten Stilrichtungen schreiben zu können stelle ich mich nicht. Ist einfach nicht mein Ding.

Gruß Hendrik
 
Also bei uns in der Band ist es so, daß die beiden Songwriter(innen) mit der Idee und der Grundmelodie in den Proberaum kommen - und wir dann gemeinsam irgendwas daraus "zaubern".
Das kann dann auch schon mal in eine ganz andere Richtung gehen, als es in der Vorstellung des Texter(in)s war. Wenn's gut ist und zum Text paßt, gibt's auch kein Gemaule daß das eigentlich ganz anderes gedacht war.
Es ist auch schon vorgekommen, daß wir an einem Song zwei Proben lang rumgedoktert haben - um ihn dann erstmal in die Ecke zu legen, weil der Song einfach nicht "rund" wurde (wenn Ihr versteht was ich meine ;-) ).
 
"Wenn man vorher schon weiß, was dabei rauskommt - wozu soll man es dann überhaupt machen?"

wie wahr, wie wahr...!

im übrigen:
sich so konkrete ziele zu setzen sind die erste voraussetzung um zu scheitern...
 
astroboy schrieb:
"Wenn man vorher schon weiß, was dabei rauskommt - wozu soll man es dann überhaupt machen?"

wie wahr, wie wahr...!
wozu man es mchen soll? weil man das halt noch nicht hat und es haben will! wenn ich weiß, dass beim braten eines steaks ein leckeres essen bei rauskommt, dann mach ich es doch trotzdem und lass es nicht, nur weil ich weiß, was säter rauskommen wird... :-D ;-)


im übrigen:
sich so konkrete ziele zu setzen sind die erste voraussetzung um zu scheitern...
jein... so ganz ohne ziele hat man ja nichts, was man erreichen kann/will. es darf aber nicht ZU konkret sein, das ist wohl wahr - außer man hat ne auftragsarbeit :-D
 
wozu man es mchen soll? weil man das halt noch nicht hat und es haben will! wenn ich weiß, dass beim braten eines steaks ein leckeres essen bei rauskommt, dann mach ich es doch trotzdem und lass es nicht, nur weil ich weiß, was säter rauskommen wird...

Das stimmt, aber wenn ich immer nur Steaks esse, hängen die mir irgendwann zum Hals raus. Also probiere ich irgendwann mal was anderes. Jetzt gibt es Leute, die, um diesem Fall vorzubeugen immer strikt nach (neuem) Rezept kochen - ist das wirklich ein "neues" Rezept"? Für die eigenen Geschmacksnerven vielleicht, ja, aber irgendwo hat jemand schon mal das gleiche gekocht - wie langweilig... jedes Gericht muß doch eine persönliche Note haben, oder nicht? Filetspitzen bei Muttern schmecken bei Frau Suurbier von nebenan ganz anders, das ist doch das Tolle.

Anderes Extrem:
Man kauft irgendwelche Zutaten und mischt sie irgendwie zusammen, und so schmeckt es wahrscheinlich auch. Irrsinnig kreativ, aber man ißt ja eigentlich, um satt zu werden.

Philosopische Verbindung von These und Antithese zur Synthese:
Man hat eine Vision (Hunger). Also geht man in die Küche und schaut, was so da ist. Dann spielt man ein bißchen rum und findet dabei raus, ob es heute ein Steak-, ein Reis-, ein Pfannkuchen- ein Suppen- oder ein Sonstwas-Tag ist. Und dann hält man sich an ein grobes Resept, aber zur hohen Kochkunst kommt man nur, indem man immer mal wieder variiert.

Wenn der einzige Antrieb beim Kochen ist, schnell und gut satt zu werden, gibts halt zuhause immer das Gleiche und alle essen möglichst auswärts, außer die treuesten Familienmitglieder, ne?

Sorry wegen der langen Antwort, aber das Beispiel mit dem Steak paßt einfach zu gut.

Gruß,

Borna
 
Borna schrieb:

Sorry wegen der langen Antwort, aber das Beispiel mit dem Steak paßt einfach zu gut.
jau, beide seiten haben sicherlich ihre wahren aussagen. is nur halt etwas blöd, wenn ich ne neue genaue rezeptidee hab und genau weiß, was dabei rauskommen soll, es aber während des kochens zu fixen neuen ideen kommt und am schluss dann doch an der paprikanote mangelt und süßer schmeckt als es gewollt war - auch wenn's trotzdem gut schmeckt... :-D ;-)

die frage ist halt immer: hat man wirklich eine GANZ genaue vorstellung oder nur ne grundidee, bei der man es laufen läßt.
 
Den Vergleich mit dem Steak finde ich gar nicht schlecht. Nach einer Weile hängt einem sowas nämlich zum Hals raus, und man muss was anderes kochen. Kochen nach Rezept ist Interpretationssache, aber das "Komponieren" neuer Gerichte ist vergleichbar mit der musikalischen Eigenkomposition.
Das subjektive Resultat ist Geschmackssache, manchmal schmecken die einfachsten Sachen am besten, eine kleine Prise des richtigen Gewürzes reisst manchmal den ganzen Kahn herum. Sehr viele Analogien zum Musikmachen.
Beim Musikmachen muss man allerdings nicht alles wegwerfen, wenn´s mal versalzen ist.

In jedem freischaffenden "Homerecorder" steckt potentiell ein Produzent, ein Komponist, ein Instrumentalist, ein Texter, ein Techniker und ein Zuhörer. All diese Rollen brauchen ihre eigene Aufmerksamkeit, und sich selber unter Kompositionszwang zu setzen (ohne eine Auftragsarbeit im Nacken zu haben) ist wie Kochen ohne Appetit.

Daher drücke ich erst auf die Aufnahmetaste, wenn ich mir inhaltlich völlig sicher bin, was ich aufnehmen will. Das gilt für fundamentale Rhythmus- und Melodielinien genauso, wie für feine Details im Hintergrund. Letztendlich verbringe ich wahrscheinlich dreimal soviel Zeit mit dem entwickeln meines Instrumentalspiels, mit Musik von anderen Leuten, mit dem Finden eigener Methoden und mit dem Komponieren im Kopf, als vor der Konsole zu sitzen und aufzunehmen. Durchaus vergleichbar mit nem Koch, der nicht immer nur 5- Gänge- Menüs plant, sondern sich auch mal ein paar Tage Zeit nimmt, um hinter die Geheimnisse guter Salatsossen zu kommen.
Mut zum Wegwerfen spart manchmal auch Mengen Zeit und Nerven.

Gruß
Juggernaut
 
zum Thema...hin und wieder passiert das.
meistens lasse ich dat teil dann fallen.
MfG profhoell
 
Kochen nach Rezept ist Interpretationssache, aber das "Komponieren" neuer Gerichte ist vergleichbar mit der musikalischen Eigenkomposition.

das ist genau der punkt, warum der steakvergleich ziemlich hinkt.
es sei denn du hast einfluss auf die inhaltsstoffe deines steaks... :)
 
Musik zu produzieren heißt in diesem Zusammenhang ja nicht, Fleisch zu erschaffen. Vielmehr ist es so, daß heutzutage Fleisch für jeden verfügbar ist und dementsprechend auch von jedem gekocht, gebraten, verwurstet werden kann - je nach Können und Geschmack.

Natürlich haben wir keinen Einfluß auf das, was in den Läden als Fleisch verkauft wird - es ist überall um uns herum, und in unserem Vergleich ist es die Musik, die einfach überall ist - Beschallung im Laden, Werbung, MTV, Radio, inzwischen auch bei einfachen Flash-Intros im Internet usw.

D.h., Leute, die die Macht und das Geld haben, ihre Musik überall laufen zu lassen, haben einen gewissen Einfluß auf die Musikschaffenden, ob sie es wollen oder nicht. Bohlen z.B. hat die Möglichkeit, mithilfe seines Hypes sehr viele Leute zu erreichen, und wahrscheinlich wirkt sich das auch aus, nur: (Schwenk aufs Kochen)

man könnte ihn mit dem Produzenten einer überall ansässigen Suppenfirma vergleichen, die ziemlich dünne Fertig-Süppchen für ganz Deutschland herstellt, jedoch mit Geschmacksverstärkern dem Käufer vorgaukelt, eine kräftige Hühnerbrühe ohne Gehalt, also ohne Hühnerfleisch auf dem TIsch zu haben.

Die Käufer finden sich damit ab, denn man hat heute keine Zeit mehr, sich mittags oder abends groß was zu kochen, man will möglichst schnell satt werden, also ist Bohlens Fast-Food angesagt.

Ich glaube, zu früher hat sich nicht wesentlich was geändert: Bohlen "verdirbt" nicht die Hörerschaft, die Hörerschaft bestand schon immer aus 80% (nicht negativ gemeint!) Leuten, denen Musik nicht so wichtig ist, die Musik gerne plätschern lassen und die keine Überraschungen wollen. Die sich einfach schnell sattessen wollen.

Die restlichen 20% waren schon immer da und die wird es auch in Zukunft geben: Leute, die Essen nicht nur als einen "ich fülle das Loch in meinem Magen"-Vorgang sehen, sondern die davon ausgehen, daß man ist, was man ißt, die nicht jede noch so billige Zutat reinschmeißen, die Kochen auch ein wenig philosophisch sehen, kurz: die nicht nur essen, um satt zu werden.

Es geht bei der Kreativität also um Anspruch und die Absicht, den Weg zu verlassen. Denn auch klassische Musiker haben durchaus Anspruch. Aber kann man sich vorstellen, sein Leben lang nur die Noten eines anderen zu spielen? Ist für Euch ein Meisterkoch, der 1a-Gerichte perfekt auf den Tisch zaubert, ihnen aber null persönliche Note gibt?

Bei manchen Musikern weiß ich nicht, ob es besser gewesen wäre, sie wären bei den fertigen Suppen geblieben, denn ein perfekter Wildbraten ohne persönliche Note wird auch irgendwann mal langweilig...

Gruß,

Borna
 
Ich habe diesen Thread interressiert verfolgt und bin der Meinung, dass jetzt genug rumphilosophiert wurde.
Das Fleisch-Beispiel ist ja schön und gut, mittlerweile aber ein bisschen ausgelaaaatscht.
ICh finde DJ Axemann hat schon alles gesagt (schöner Beitrag, kurz und Bündig, so liebe ich das...auch wenn ich es hier nicht schaffen werde :) )
Zitat:"Du beginnst mit festen Vorsaetzen,und hinterher ist alles ganz anders.....Hey, thats evolution!
Ohne diesen Effekt wuerden wir vermutlich immer noch mit nem Stoeckchen aufs Steinchen klopfen und denken, dass wir die Groessten sind..." (herrlich)

Diese philosophischen Einstellungen sind doch daraus entstanden, dass jeder das Problemchen, um das es hier eigentlich geht kennt und hasst.

Ich habe aber noch kaum einen Tipp in diesem Thread gehört, der beschreibt, wie man etwas produziert, was einem eben nicht so liegt...
Wie schon erwähnt wurde, ist es z.B. bei Auftragsproduktionen notwendig, eigene Melodievorstellungen in den Hintergrund zu stellen.
Ich habe selber das Problem, dass ich immer schon mal ein schön progressiven House-Song produzieren wollte. Ich rutsche aber immer wieder in Melodien ab, die eher der Trance-Szene zuzuordnen sind.
Das liegt hauptsächlich daran, dass ich einfach zu wenig House, "bewusst" höre. Ich weiss einfach nicht so richtig, welche Elemente House ausmachen.

Ich habe mich allerdings einmal mit meinem Bruder zusammengesetzt, der lange Zeit House im Betty Ford CLub aufgelegt hat. Ich habe dann nur Elemente eingebaut, die er abgesegnet hat. Also sobald er die Stirn gerunzelt hat.....weg mit der Stimme...
....und siehe da, es ist etwas Housiges entstanden (leider nie zuende gemacht, warum auch immer).

Ich denke jeder hat seine eigene Musikalische "erziehung" genossen. Egal wie sich ein gewisser Musikgeschmach entwickelt hat. Ob nun durch Bibi-Blocksberk, John Sinclair oder Albano und Romina Power ;-)....das kann man nicht einfach abschütteln....soll man aber auch nicht, das wurde ja schon zur genüge hier dargestellt.

Wenn man aber mal einen Darken Song machen will, aber mit Bibi-Blocksberg aufgewachsen ist, statt mit John Sinclair, dann hat man ein Problem.

Man sollte sich also entweder einen danebensetzen der JA GEIL oder OH GOTT sagt oder man besorgt sich eben das Genre, das man angehen will, auf CD und schreibt sich auf, welche Elemente wohl den Charakter des Songs ausmachen.
Man muss also sehr systematisch vorgehen, was auch sehr depremierend ist. Das Resultat dürfte aber alles andere als depremierend sein. Und wenn das Gerüst fertig ist, kann man ja immernoch seine persönliche (Bibi-)Note draufsetzen.....
 
Ich habe mich allerdings einmal mit meinem Bruder zusammengesetzt, der lange Zeit House im Betty Ford CLub aufgelegt hat. Ich habe dann nur Elemente eingebaut, die er abgesegnet hat. Also sobald er die Stirn gerunzelt hat.....weg mit der Stimme...
....und siehe da, es ist etwas Housiges entstanden (leider nie zuende gemacht, warum auch immer

Ich kann Dir sagen warum: weil es eben nichts im Wortsinn Kreatives (= erschaffen) ist, was ihr da gemacht habt - das Ganze ist eben doch mehr als die Summe seiner Teile.

Das ganze Genre-Zeug ist dramatisch überbewertet und ein Riesen-Missverständnis. Ich habe schon häufiger in Interviews von einigen weltberühmten Musikern gelesen, dass die so gut wie überhaupt keine "Fremd-Musik" hören. Als Einflüsse werden sehr oft Musiker genannt, die schon sehr lange tot und/oder vergessen sind.

Wenn man etwas erschaffen will, dann sollte das eben nicht klingen wie der hunderste Aufguß irgendeiner Schlag-mich-tot-ich-bin-so-cool-du-fucka-Lala sondern neu...

Wo ich Dir teilweise recht geben möchte: Man muss auch Sachen draufhaben, die man nicht unbedingt favorisiert. Aber in so einem Fall (Auftragsarbeit) wird wohl ein anderer künstlerisch den "Lead" haben - keiner kann alles. Man sollte dann handwerklich sauber umsetzen. Das ist schwer genug.

Grüße
Noise
 
NoiseAreUs schrieb:

Ich kann Dir sagen warum: weil es eben nichts im Wortsinn Kreatives (= erschaffen) ist, was ihr da gemacht habt - das Ganze ist eben doch mehr als die Summe seiner Teile.

Das ganze Genre-Zeug ist dramatisch überbewertet und ein Riesen-Missverständnis.

Noise

Ich finde das hört sich ein bischen zu negativ an. Ich hatte den Eindruck, dass sich im Grunde hier alle einig sind, dass das "konzeptlose" angehen an einen Song, ohne vorher festzulegen, in welche Richtung es diesmal geht, die kreativste und individuellste Art ist, Musik zu machen. Der Meinung bin ich auch.

Ich sehe es aber auch als kreativen Entwicklungsprozess, wenn man versucht, seine Fühler auch in andere Richtungen auszustrecken, obgleich man keinerlei (Praxis-)Erfahrungen in diesem GENRE :p hat. Das kann doch auch sehr förderlich sein und man bekommt neue, kreative Ideen.
Ist das keine Evolution ?

In Sachen Genre muss ich sagen, bin ich ein bisschen ungebildet (Gott steh mir bei)...
Deshalb bin ich auch der letzte, der das "Genre Zeug" überbewertet. Ich höre doch eben auch keine "Fremd-musik" (lustiges Wort). Für mich gibt es soetwas nicht.

NoiseAreUs schrieb:

Wenn man etwas erschaffen will, dann sollte das eben nicht klingen wie der hunderste Aufguß irgendeiner Schlag-mich-tot-ich-bin-so-cool-du-fucka-Lala sondern neu...
Noise

..."Wenn man etwas -neues- erschaffen will", dann stimmt der Satz.
So klingt es so, als müsste man immer nur neue Sachen komponieren. Ich weiss nicht so genau, ob das überhaupt wünschenswert ist. Kopieren gehört auch dazu, damit das Rad nicht jedesmal neu erfunden werden muss. :idea:
Das Altbewährte ist manchmal genau das Richtige. Manchmal...

Und jetzt bitte einen Tipp....Freiwillige vor!

Ich will (sagen wir mal für ein Computerspiel, besseres Beispiel) einen "darken", "plätschernden" Sound haben. Der Song entwickelt sich aber in die falsche Richtung, weil ich immer wieder beginne, Chillige Launch-Beats einzubauen.....

Was Tun ??? (Bruder neben sich setzen?;-) )
 
Psimon schrieb:
Ich sehe es aber auch als kreativen Entwicklungsprozess, wenn man versucht, seine Fühler auch in andere Richtungen auszustrecken, obgleich man keinerlei (Praxis-)Erfahrungen in diesem GENRE :p hat. Das kann doch auch sehr förderlich sein und man bekommt neue, kreative Ideen.
Ist das keine Evolution ?

Wie soll ich sagen? Die Mission ist, ein immer besserer Musiker zu werden und sich ständig weiter zu entwickeln. Das bedeutet immer Evolution. Als Revolution kann es im Einzelfall durch den Rezipienten wahrgenommen werden, U know? ;-)

Über Musik zu sprechen, ist in etwa so wie über Sex zu sprechen - irgendwie schwierig. So hat man Bezeichnungen für alles gefunden, um das in Worte zu kleiden, was sich eigentlich nur fühlen und erleben lässt. So hat man die musikalischen Genres erdacht, um erklären zu können, über welche Sorte von Musik man sich gerade unterhält.

Waren die Einteilungen früher noch recht grob und reichte es, eine Einteilung zu machen, in Jazz, Beat ("Schlager"), Klassik, so wurde bald weiter unterteilt. "BeBop", "Blues", ...

Das ging so lange in Ordnung, wie es dazu diente, das "Unausprechliche" zu beschreiben, also einem Gegenüber zu vermitteln, über welche Form von Musik gesprochen wurde.

Heute ist das grundsätzlich anders. Die Stilistik wird nicht mehr länger deklaratorisch gebraucht, um einen Sachverhalt genau zu bestimmen, sondern er wird von der Jugendkultur benutzt, um sich von anderen Teilen eben dieser Jugendkultur abzugrenzen. Dabei wird beliebig fein verästelt, um sich in seiner Nische zu verstecken. So ist es vielen Jungens hier wichtig, "Schranz" zu machen - niemals würden sie sagen techno zu machen, weil das geht ja spätenstens seit Scooter gar nicht mehr... ;-)

Hier geht es vielmehr um Szenenzugehörigkeit als um die Musik an sich. Musik sind in erster Linie Ton und Rhythmus. Was in diesem Selbstverständnis aber als "Musik" bezeichnet wird ist vielmehr ein bestimmter "Sound", der die Szenenzugehörigkeit zweifelsfrei belegt. Eine Art "akkustische Eintrittskarte". Auf diese Art schaffen aber nur die Vorreiter neues - der Mainstream, zu dem sich hier alle ja ausdrücklich nicht zählen wollen, trottelt hinterher.

Ich weiss heute, dass ich Rock, Pop, Filmmusik, Dance, Industrial, Hip-Hop, Crossover mache, eben weil ich solche Songs mache.

Um das Eingangposting zu beantworten: Für mich kann sich ein Song nicht in die falsche Richtung entwickeln, weil es nur richtige Richtungen gibt.

Psimaon, hier meine Tipps: Besorg Dir Absynth und spiel mit den Werksonds rum, lass Dich inspirieren, lasse den Beat weg und nehme nur Athmosphären auf. Experimentiere mit Streichern und Orchestern - Kesselpauken haben einen unglaublichen Effekt. Versuche Stunde um Stunde zu füllen, analysiere, was Altmeister tun, um Stimmung aufzubauen, arbeite mit Kontrasten - Schockeffekte nachdem Du den Hörer vorher 10 Minuten lang eingelullt hast. Und - das wichtigste - denke über die Rolle dieser Musik nach. Derartige Musik ist kein Selbstzweck sondern wirkt nur im Kontext. Versuche, Dich beim Komponieren auch in diese Stimmung zu versetzen. Der Rest ist harte Arbeit. Also: Browserfenster schließen, Bruder heimschicken und ran. :)

Grüße
Noise
 
Ich glaube ich habe einfach nicht deutlich genug ausgedrückt, dass mich die Jungens, die gerne Schranz statt Techno sagen, weil sie pubertär sind mich genauso wenig interressieren wie das ganze Mainstreamgeschwafel. ;-)
Hast du nicht selber gesagt, dass das Mainstream Thema viel zu überbewertet ist ?? Leider sprichst du davon viel zu oft, wie ich finde.
Wie du sehr richtig festgestellt hast, sind die ganzen Genres ja entstanden, um Musik(Stimmungen) in Worte zu fassen und genau so sehe ich das, als hilfreiche Definitionen, wie man auch zwischen Rundstücken und Kornkrüstchen. Das eine ohne viel Schnickschnack, das andere mit vielen Körnern. Das ist alles.
Das Gamesound-Beispiel war übrigens nur ein imaginäres Beispiel. Naja, nicht so ganz, weil ich schon einen hervorragend "darken" Sound produziert habe...trotzdem danke für die Tipps

Also wenn ich in eine bestimmte Richtung kreativ sein will - ich glaube soetwas gibt es - und es läuft eindeutig in die falsche Richtung, dann nützt es mir sehr viel, wenn ich mich von anderer- (oder wahlweise auch von eigener Musik zum Thema)
inspirieren lasse. Hauptsache man bekommt den Kopf frei und macht Platz für andere Ideen.
Wenn ich drüber nachdenke wäre es vielleicht gar nicht so schlecht, sich einen Film anzugucken, natürlich passend zum Thema :), das könnte einen Stimmungsmässig in die richtige Richtung leiten. Wie wäre es z.B mit einem Horror Film, bevor man eine darke Stimmung erzeugen will...
Musik ist sowieso äusserst Stimmungsabhängig, gott sei Dank, sonst wären auch keine Stimmungen drin.
Also das mit dem Film muss ich mal ausprobieren...danke für den Tipp Simon :-? :-D
 
Vermutlich sind wir so weit ja auch gar nicht voneinander weg. Du schreibst ja was von "Kreativität in eine bestimmte Richtung". Das kenne ich auch. Ich habe ja auch zu Deinem imaginären Beispiel geschrieben "analysiere, wie die Altmeister Spannung aufbauen". Ich glaube, es gibt bei jedem Song Stilelemente, die "Pflicht" sind. Man selbst wünscht sich die an dieser Stelle zu hören und nichts anderes.

Ich finde den Ursprungsgedanken dieses Treads grundfalsch, "Hilfe: Ich will klingen wie xyz, klinge aber immer nur wie zxy".

Ciao
Noise
 
Ich glaube wir beide fahren exakt auf der gleichen Linie...nur Ich gucke nach links und du nach rechts...
Und beide haben Stöpsel in den Ohren, aus denen Björk erschallt... ;-) (kleiner Insider)
Also du guckst nach rechts und sagst: Es gibt Stilelemente, die sozusagen "Pflicht" sind...

Da gucke ich nach links und sage: Dann gibt es im Kehrschluss auch Stilmittel, die "auf keinen Fall" reindürfen.

Deswegen finde ich den Ursprungsgedanken auch gar nicht so falsch.

Ps.: Ich würde gerne mal was langsames von dir hören... (aber verschone mich mit Dido :-( )
 

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