popsta schrieb:
RandomRecords schrieb:
Ich will aber auch nicht zu viel schreiben, weil ich keine Vorgaben machen möchte. Mich würde einfach mal interessieren, wie könnte ein faires Geschäftsmodell aussehen?
... ein
faires Gesachäftsmodell... oh mein Gott, wo lebst du?
Ja, Du hast Recht. Eigentlich interessiert mich eher ein funktionierendes Geschäftsmodell, daher habe ich den Threadtitel mal geändert.
popsta schrieb:
Welche Rolle spiel dabei der Musiker bzw. die Band?
... wie soll ich das verstehen, ohne Musiker bzw. Band würde es keine Musik geben.
Welche Rolle spielt der Produzent, braucht man noch Manager und Marketing oder kann man das in Zukunft selber machen?
... ja sicher braucht man die wenn man davon leben will! Zumal Musiker i.d.R. nicht in der Lage sind bzw. sein können, solche Jobs einfach mal so zu erledigen!
Klar, kann man damit Taschengeld verdienen, aber wenn man wirklich davon leben will sollte zumindest einer in der Band BWL studiert haben, einer sollte Eventmanager sein, und einer sollte Werbefachmann sein. Ist das Möglich?
Du hast es eigentilch genau richtig verstanden. Ich finde Deine Umschreibung auch ganz gut. Gerade verrücktere Bands wie System of a Down oder so, bestehen sicherlich aus Charakteren die keine guten Geschäftsleute abgeben.
Allerdings gibt es ja auch Leute wie Westbam. Für solchte Leute müßte das Internet doch ein Geschenk sein. Er kann seine Musik direkt über's Netz vertreiben, er kann sich über's Netz vermarkten und er kann womöglich sogar seine Jobs (Auftritte) größtenteils darüber aquirieren.
popsta schrieb:
Aber nochmal zurück zum Geschäftsmodell, mal ganz nüchtern betrachtet. Bevor der Kunde nicht einsieht, das Musik eine Leistung ist, die er bezahlen muss, wird es kein Geschäftsmodell geben.
Solange es möglich ist, das jeder Depp seine Mucke anbieten kann, wird der Kunde sich niemals die Mühe machen, auch wirklich hartnäckig nach "guter" Musik zu suchen.
Ganz böse Behauptung, aber solange es für den Musikhörer möglich ist, Musik kostenlos zu bekommen, wird er keine Musik kaufen.
Musik müsste erstmal "rar" gemacht werden, und dementsprechend ein Medium geschaffen werden, in dem der Kunde sich individuell beraten kann. Voraussetzung für eine Beratung ist aber, das ein Anbieter informiert ist, und empfehlungen aussprechen kann. Bedeutet also, das es jemanden geben muss, der eine Vorauswahl trifft.
Das oben beschriebene ist in groben Zügen das, was es vor der einführung des digitalen Mediums bis ca. 1990 mal war. Da bin ich in nen Plattenladen gegangen, zum Verkäufer hin, und hab ihm gefragt, was imo gut ist. Er hat mir ein paar Platten gegeben die ich dann auf den Player gelegt habe und mir selber einen Eindruck verschaffen konnte. Eine zweite Informationsquelle war das Radio.
[...]
Eine zweite Alternative wäre ein relativ intelligentes System wie z.B. LastFM.de das auch schon viele nutzen um sich zu informieren. Aber das existiert schon. Für mich ist das die Zukunft!
Ich glaube aber, daß genau diese Strukturen wieder auftauchen werden. Ich hab am kostenlosen Runterladen von Musik oder Filmen nicht sonderlich viel Spaß. Wenn man sich die Sachen runterlädt, dann steht man ganz alleine einem unüberschaubaren Angebot gegenüber. Für Leute, die nicht sonderlich wählerisch sind, mag das toll sein. Mich nervt's. Ich hätte lieber wieder einen Meinungsmacher, der für mich vorselektiert und ich denke, da liegt die Zukunft, wie Du das ja auch schreibst, mit dem Hinweis auf Last.fm.
Ich möchte da noch ein anderes Beispiel bringen. Es gab da eine Seite, die ist leider mittlerweile offline. Die nannte sich Horror Flix. Da gab es alle Horrofilme. Also wirklich alle. Angefangen von den ganz frühen Schwarz/Weiß-Stummfilmen, über die Klassiker wie das Ding aus dem Sumpf aus den 50ern, die geilen Erklärhorror/SciFi-Filme aus den 60ern mit dem schlauen Professor, Exploitation, der geile Trash aus den 80ern, die 90er bis zu aktuellsten Veröffentlichungen. Die Seite ist hauptsächlich von einem harten Kern von 10-12 Uploadern mit Inhalten gefüllt worden. Da frage ich mich, wenn ein paar Hobbyisten ein derart gutes Angebot nebenbei zusammentragen können, warum kann die Verwertungsindustrie das nicht? Wenn man die älteren Filme auf der Seite zum sofrot verfügbaren kostenlosen Download zur Verfügung stellt, meinetwegen ältere Titel für 5,- €, aktuelle Titel für 10,- €, dann hätte man mich sofort auf der Seite. Und ich glaube, das wäre auch ein Modell, was sich für die an der Produktion beteiligten Personen (vom Schauspieler bis zum Regisseur) rechnen könnte.
Grundsätzlich denke ich, die Verwertungsindustrie hat lange in einer sehr bequemen Position gesessen. Sie konnte ihre Erzeugnisse einfach so auf den Markt schütten, nach dem Motto: Friß oder stirb.
Durch das Internet hat der Kunde mittlerweile die Möglichkeit, alles zu kritisieren, was ihm nicht paßt. Und wenn genug Leute davon erfahren, was im Internet schnell der Fall ist, dann können die Leute aus den Chefetagen das auch nicht mehr einfach so ignorieren. Die Verwertungsindustrie ist es aber gewohnt, einen Kunden zu haben, den sie steuern kann, dem sie vorschreiben kann, was er wann wo und wie zu konsumieren hat. Kann sich einer von Euch noch an die Tage erinnern, wo man auf einem Konzert Fotos machen durfte? Für einige Menschen war das einfach eine angenehme Art sich eine persönliche Erinnerung von einem Ereignis zu verschaffen, was sie möglicherweise berührt oder ihnen wichtig war oder das ihnen einfach nur Spaß gemacht hat und sie wollen es mit Freunden teilen.
Diese Tage sind vorbei. Die Industrie reagiert im Moment noch. Und zwar so, wie sie es gewohnt ist. Ich denke aber, sie werden sehr bald einsehen müssen, daß das verkrampfte Festhalten an anachronistischen Geschäftsmodellen in eine Sackgasse führt.
Jetzt hab ich schon einen ganzen Batzen geschrieben, ich mach erst mal Pause.