Die richtigen Hallräume und die optimale Einstellung

[Tmny]

Ich weiß es erfordert schon einiges an Übung und Erfahrung und ist hier im Forum unter der Königsdisziplin bekannt.

Mein Ziel ist erstmal den Hall überhaupt gewinnbringend einzusetzten, zurzeit zermatsch ich den Song oft oder es ist zu offensichtlich, ich komme aber mit Übung nicht wirklich voran.


Meine erste Frage: Vorraussetzung

Lässt sich auch mit Kopfhörern räumlich mischen oder wird dazu ein optimierter Raum + anständige Monitore benötigt? Ich mische meistens mit Kopfhörer.


Die momentane Aufgabe

Abgesehen von der stilistischen und mixtechnischen Aufgabe, wird Zweiteres ja in weitere Kategorien unterteilt: Da wären Verschmelzung, Größeneindruck, Tiefenstaffelung (das letzte fällt mir grad ned ein). Diese sind ja eng miteinander verknüpft, versucht ihr diese beim mischen getrennt zu steuern ?

Die richtige Hallsoftware

Verlasst ihr euch da auf eure Erfahrung und wisst welches Plug ihr für was vewerndet oder versucht ihr jedes mal mehrere durch und nehmt das best klingenste? Gibts da Faustregeln wie zB fürs gesamte Drumkit höchst realistische Plugins, für Snare Plate oder dgl.?


Die optimalen Einstellungen

Ein guter Start ist sicherlich sämltiche Presets durchzuprobieren, bis eine gute Basis vorhanden ist. Aber wie gehts weiter? Dieses Kapital besteht wahrscheinilch aus 99% Übung und Erfahrung, aber bin trotzdem über alle Tipps froh!

Quantität

Man liest hier immer wieder man soll auf keinen Fall viele verschiedene Räume verwenden. Was bedeutet das konkret? Eins fürs Schlagzeug, eins für Gittare eins für Vocals - oder zB 3 passende Räume und Drum, Git und Voc teilen sich diese, wobei jeder vom jeweiligen Element unterschiedlich stark verwendet wird?

Weiviele verschiedene werdens bei euch im Schnitt?

Delay

Verwendet ihr Delay auch als Reverbersatz oder eher als Ergänzung?

 

[BasementBluesBoy]

Ich finde heute sind viele Rock- und Bluesproduktionenn recht direkt gemischt, da tritt die Funktion des Reverbs etwas in den Hintergrund. Delay ist eine andere Sache über Delays mit Wenig Feedback und bis zu 35ms lassen sich Vocals, Gitarren etc. gut in den Mix integrieren. Bei Drums sehe ich eher Reverb, um die ggf. etwas größer wirken zu lassen.

Aber ich glaube die exerciven Reverbtage von älteren Rockscheiben sind irgendwie vorbei.

Gruß

bbb

 

[Tmny]

Na dann häng ich nochmal eine Frage dran:

Wie wichtige ist Reverb Heutzutage?

Ich persönlich empfinde sie als wichtig, wenn ich mir aktuelle Topproduktionen anhöre, erkenne ich, zwar sehr subtil, aber doch vorhandene excellente Räume.

 

[SOS]

ich denke, reverb ist absolut essentiell... erst recht bei den heute verbreiteten trockenen aufnahmetechniken mit closemiking, stark gedämpften räumen und samples aus der dose. sie müssen die oft fehlende ambiance simulieren. früher war reverb oft auch eher gewollter effekt, d.h. man wollte den reverb deutlich hören auf der snare oder der stimme... das ist sicherlich grösstenteils vorbei.

den richtigen einsatz erachte ich für mich als etwas vom schwierigsten beim mix. einerseits darf/sollte man den reverb nicht offensichtlich hören, andererseits will ich damit dimension und tiefe erzeugen. ich finde das nach wie vor einen sauschwierigen balanceakt. grad bei härteren gangarten des metal, wo ich zwar maximale transparenz brauche, aber gleichzeitig auch möglichst viel breite und dimension.

ich arbeite mehr oder weniger mit einem einzigen hall innerhalb eines mixes, habe aber in jedem submixbus eine instanz mit diesem einen preset und modifiziere dann predelay und hallzeit.

 

[metropolis]

Wie wichtige ist Reverb Heutzutage?

Unabhängig von "heutzutage":

Ich denke, dass ein Raum immer wichtig ist. Ein Signal ohne jedweden Raum klingt vollkommen unnatürlich. Unser Hörorgan ist es gewöhnt, verschiedene Räumlichkeiten wahrzunehmen und diese auch (als Information) zu verwerten. Man nehme mal ein trockenes Sample...das klebt vorne an der LS-Membran.

Ich bin nur Laie, aber für mich ist eine Räumlichkeit unabdingbar.... gleichwohl ich es nicht gebacken bekomme, technisch und musikalisch korrekt damit umzugehen

Ergo auf meine Baustelle: Geeignete Presets durchprobieren und davon ausgehend Anpassungen vornehmen....

 

[Tmny]

Sauschwierig trifft den Nagel auf den Kopf...

 

[litoni]

kurze Delays können auch sehr schöne Hallräume produzieren, mache ich gerne für E-Gitarren oder Vox.

 

[ignomus]

Ich setze den Reverb mehr ein als den Delay.
Wie schon erwähnt, gerade trockene Drum-Sampels kann man damit schön auffrischen.

Ich bin kein Profi aber was die Aufteilung vom Raum angeht, ich achte immer darauf wo und wie tief im Mix das jeweilige Instrument steht. Ich kann einer Vocal die vorne liegt nicht genau den gleichen Raum geben, wie einem String der irgendwo im Hintergrund nur Ambiente schaffen soll. Oder sehe ich das falsch?

 

[DaVogi]

hall ist leider eine baustelle wo einem gutes gear wirklich viel arbeit ersparen kann.

gute plugins wie exponential audio phoenix/r2, tsar... sind ihr geld wert!

 

[SOS]

@ignomus: das problem löse ich eben über eine kopie des einen reverbs mit unterschiedlichen parametern, weil ich grundsätzlich den selben reverbsound möchte, sodass quasi alles in einem raum stattfindet. aber ich will z.b. auf den leadvocals 0.7 sekunden hall mit 30ms predelay, auf den cleangitarren 2 sekunden ohne predelay etc...

 

[ignomus]

Gut stimmt, so mach is es Teilweise auch und verteile es dann noch zusätzlich mit einem Stereo Enhancer oder wenn es richtig genau sein mus mit nem Shaper. Aber teilweise muss man dann den Raum von dem einem etwas kleiner machen, damit sich die Töne nicht zu sehr überlagern. Oder Farbe raus nehmen. Ach ist halt viel rumgespiele, das stimmt schon. Jedenfalls kommt bei mir der Delay meistens ergänzend zum Reverb. Ich find so ein Delay ohne Reverb immer sehr trocken.

Wenn man auf einem Berg oder in ner Kirche laut schreit, hat man nicht nur Delay sondern immer auch Reverb im Echo.

 

[AndyGallas]

Ich benutze zwischen 2 und 5 Reverbs und auch Delays.
Pro Instrument kann das von trocken bis 3 Reverbs– und Delay via Aux Sends gehen.


Grüße,
Andy

 

[Soundkraft]

Ich kann einer Vocal die vorne liegt nicht genau den gleichen Raum geben, wie einem String der irgendwo im Hintergrund nur Ambiente schaffen soll. Oder sehe ich das falsch?

Also in "Natura" wenn eine Band in einem Raum spielt hat alles logischerweise erstmal denselben Raum. ...zugegebenermassen kann das ganz schön "langweilig" klingen

Was sich ändert ist der zeitliche Abstand mit dem der Nachhall beim Hörer eintrifft und was dann die TIefeninformation beinhaltet. Zusätzlich klingt alles was weiter hinten ist auch dumpfer. Wenns um Tiefenstaffelung geht dann sollte man sich also ums Predelay kümmern und auch noch einen EQ mit ins Spiel bringen.

Hall auf sehr tiefen Frequenzen (Bass, Bassdrum) lass ich persönlich eigentlich immer völlig (oder fast völlig) weg, weil ich finde, dass es den Mix vermumpft und auch nicht wirklich was bringt.

Was immer nen Extraraum bekommt ist die Snare (zumindest bei mir)...da wirkt der Hall auch mit klangformend.

Bei den Vocals kommts immer drauf an was man möchte. Ein kleiner Raum fürs "intime" oder lieber was "Mächtiges..grosser Raum mit viel Hallfahne.

Ich finde aber ganz allgemein, dass man eher nicht mit "Faustformeln" weiterkommt...das ist doch immer je nach Song und Stil sehr unterschiedlich und was man mit dem Hall eigentlich erreichen will.

 

[TonyPizza]

Also einiges Wissen und Erfahrungen die ich gesammelt habe sind: Viele Engineers verwenden eigentlich immer die gleichen Presets, und das schon seit vielen Jahren. Bekanntestes Gerät Lexicon L480. Auch andere Effektgeräte wie Komp. Delay usw. werden einmal eingestellt und dann nie wieder angefasst sondern nur immer wieder in ein und der selben Einstellung verwendet. Ich verwende auch schon seit langem eig. nur noch 3-4 Hallpresets, es sei denn ich möchte einen ungewöhnlichen Effekt erzielen. 5 Reverbs in einem Song halte ich für übertrieben, ich verwende max. 3 Stück, wo bei diese auch nicht immer gleichzeitig zu hören sind. Bedarf es noch mehr Räumlichkeit kommt Delay zum Einsatz. Was auch gut funtzt ist nur Early-Reflections auf manchen Signalen einzusetzen, matscht def. weniger und erzeugt trotzdem Räumlichkeit.

Neben Phoenix und R2 ist Relab sehr gut!

 

[ignomus]

Was immer nen Extraraum bekommt ist die Snare (zumindest bei mir)...da wirkt der Hall auch mit klangformend.

Dito... Wirklich immer...

Ich finde aber ganz allgemein, dass man eher nicht mit "Faustformeln" weiterkommt...das ist doch immer je nach Song und Stil sehr unterschiedlich und was man mit dem Hall eigentlich erreichen.

Kann ich auch nur zustimmen. Man muss halt darauf achten, dass man es nicht übertreibt. Ich hab manchmal den Eindruck, dass man es ziemlich schnell übertreiben kann, ohne das man es selber in dem Augenblick so war nimmt.

 

[Soundkraft]

Ich hab manchmal den Eindruck, dass man es ziemlich schnell übertreiben kann, ohne das man es selber in dem Augenblick so war nimmt.

Ist auch normal irgendwie. Wenn man ein Instrument alleine hört, dann braucht man schon einiges AN Hall damit es "schön" klingt. Wenn man das aber auf 20 Spuren tut und jeder Hall auch noch total anders ist, haste am Ende ne Hallsuppe.
Ist son typischer Fall von "weniger ist manchmal mehr"
Also weniger verschiedene Räume und weniger Hallfahne sollte den Mix schon etwas zusammenschweissen ohne ihn zuzukleistern.

 

[ignomus]

Am zweiten Tag hört man es meistens.

Bzw. hab mir angewöhnt so was mit InEar Kopfhörer abzuhören, da merkt man schnell ob es zu sehr dröhnt...

 

[goldendawn]

was mir sehr weitergeholfen hat:

Immer (oder fast immer) nen Low-Cut vor den Hall in den Hall-Return-Kanal setzen!

 

[Tmny]

Ich fasse mal zusammen:

- Ein wirklich gutes Plugin sollte für alle Mixe zu gebrauchen sein können, man kommt damit einfach und schneller zu einem Ergebnis
- Am besten nur einen Raum verwenden, dessen Parameter man für Tiefenstaffelung verändern kann.
- Ausnahme ist die Snare, die bekommt einen eigenen Raum, Abhängig vom Stil.
- Delay ist eine platzsparende Variante für den Raumeindruck und wird gerne als Ergänzung zum Reverb verwendet
- Wenn die Räume am einzelnen Instrument optimal eingestellt sind, könnte dass in Summe für alle Instrumente zu viel sein
- Lowcut am Raum, da es untenrum eher trockener sein sollte.

 

[AndyGallas]

[ref=[media=youtube]6DSj5p[/media]-Muws