Autonomie der Stimme

[Ruwen]

Nachdem ich bestimmt schon 2 Jahre hier angemeldet bin und immer nur mitgelesen habe und jetzt selbst vor einem Problem stehe, dachte ich mir es kann nicht schaden einmal hier zu fragen:

Ich nehme seit Februar dieses Jahres Gesangsunterricht, das ist zwar noch nicht sehr lange, jedoch hat sich dieser jetzt schon auf jeden Fall gelohnt, da es auch merkliche Fortschritte gab.

Mein wirklich größtes Problem, welches mich ab und zu auch fast schon in den Wahnsinn treibst, ist, dass es meiner Stimme (laut meiner Gesangslehrerin) an Autonomie fehlt, ich also immer Probleme habe wenn ich alleine/mit Instrumentalbegleitung singe.
Sprich: Wenn ich ein Lied in den [g=420]CD[/g]-Player tu und mitsinge, klappts perfekt, sowohl von der [g=4]Dynamik[/g] , als auch vom Treffen der Töne her.
Doch sobald ich dieses Lied nun, sei es Acapella oder mit dem Instrumental, nachsingen soll, ist mein Stimmeinsatz wie ausgewechselt: Die [g=4]Dynamik[/g] fehlt, Töne werden nicht getroffen und was weiß ich nicht.

Den Grund des Ganzen kenn ich dadurch, dass ich Gesangsunterricht nehme und deswegen halt einen Ansprechpartner habe, zwar schon (Ein nicht ausreichend ausgebildet Gehör) und wir machen auch Übungen wie Intervalle nachsingen und so weiter und sofort, aber auf Grund der Schulferien hab ich jetzt saulange kein Gesangsunterricht. :/

Nun wollte ich hier fragen, ob mir vielleicht jemand von euch noch Tipps geben kann oder vielleicht sogar Übungen nahelegen, damit ich die Ferien lang nicht wie ein Ochse vorm Berg stehe.

 

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Und welchen Tipp gibt dir denn die Gesangslehrerin das in den Griff zu bekommen?
Was singste denn, was wilslte mal mit der Stimme später machen? Welcher Bereich? Klassisch? Oper? Rock? Pop? Metal?

Falls du es noch nicht hast, solltest du 20 € investieren und dir "Powervoice" von Andreas Balhorn kaufen. Das ist ein Klasse Buch (mit Übungs [g=420]CD[/g]) für Bereich Pop und Rock hauptsächlich.
Hätte ich mehr Zeit fürs üben, könnte ich bestimmt damit mittlerweile auch singen *gg*

Und noch n Tipp: Gugg mal, ob du Karaokelieder, also Songs ohne Gesang drauf herbekommen kannst und nimm dich beim singen selbst auf und hör dann genau hin. Auf der Powervoice sind auch zwei songs drauf, einmal mit, einmal ohne Gesang.

 

[Ruwen]

Übungen, die ich mit meiner Lehrerin gemacht habe waren zum Beispiel, dass sie 2 Töne gleichzeitig auf dem Klavier spielt und ich beide nacheinander nachsingen soll, oder sie spielt einen Ton und ich soll den Ton, der eine [g=345]Terz[/g] drüber liegt singen und so weiter.
Dann halt standardmäßig Tonleitern oder einzelne Töne zum nachsingen.
Das Ding ist nur, ich spiele weder [g=422]Gitarre[/g], noch Klavier, noch [g=118]Bass[/g], noch irgendwas. Lediglich Gesang, heißt ich kann mich hier nicht vor irgendein Klavier setzen und das gleiche machen, leider.

Ums genauer und auch genremäßig zu sagen ist im Oktober halt ein Konzert meiner Musikschule, wo ich mit einem Freund, der mich mit der Akustikgitarre begleitet, auftrete.

Um NOCH genauer zu sagen scheiter ich gerade an "Gewinner" von Clueso und "My Hero" von den Foo Fighters.

 

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Auf Powervoice sind auch einige Übungen mit dem Piano drauf. Als Ergänzung zur Gesangslehrerin ist das zu empfehlen. Aber am besten ist halt immer, wenn einer zuhören kann, oder du`s aufnehmen kannst.

 

[Ruwen]

Dann werde ich mir auf jeden Fall mal Powervoice zulegen, danke schonmal für den Tipp!

Weiß trotzdem vielleicht noch irgendjemand bspw. Übungen, die zuhause ohne viel Aufwand zu machen sind?

 

[zehnvorsechs]

Deine Lehrerin macht Gehörtraining mit Dir und das sicherlich nicht ohne Grund, das ist gut so und macht einen Teil des Problems aus. Es gibt auch Programme und [g=420]CD[/g]´s speziell für Gehörtraining. Aber ich habe auch noch keines verwendet. Es gab aber schon Threads dazu.

Bei mir ist das ähnlich. Unter´m Kopfhörer klingt´s cool und wenn ich das über Boxen anhöre, kommt mir das Grauen ... und dann kommt der Ehrgeiz.
Es ist nicht mal so, daß ich Probleme habe, Tonhöhen oder Intervalle zu erkennen, ganz im Gegenteil, ich kann unglaublich gut auch nur die gerinsten Verstimmungen wahrnehmen und habe auch ein gutes Gefühl für Intervalle, aber gerade am Anfang und oft auch immer noch ist es so, daß ich mich beim Singen anders wahrnehme als das, wie es nach draußen dringt und das ist das Problem, das man nur mit Übung erreicht, wenn Du eine professionelle Gesangslehrerin hast und so sieht es aus, dann bist Du auf einem guten Weg und kannst das mit Fleiß sicherlich in den Griff kriegen

Ich betrachte meine Fehler, versuche sie selbstkritisch zu bewerten, lade das Ganze vielleicht mal auch in Melodyne rein um genau zu sehen, wo ich wie, welchen Mist gebaut habe, und übe dann abschnittsweise und sehr, sehr intensiv daran und überprüfe mich immer wieder dabei.

Interessant auch, seit ich Melodyne habe und mich damit beschäftigt habe, kann ich auch besser meine eigenen Fehler merken, wenn sie passieren, also während der "Performance".

Mit der Zeit kommt dann ein Repertoire, wie man wann mit welchem Druck man an was ran muss, bestimmte Intervalle kann man gezielter mit der Stimme ansteuern, u.s.w., es ist auch der ganze Stimmapparat von der Atmung, der Kopfhaltung, der Zunge, dem Mund, u.s.w. was sich alles aufeinander einspielen muß. Wenn ich 2- 3 Wochen nicht singe, fange ich fast wieder von vorne an.

Also optimal ist es, wenn man ein Playback hat dazu Aufnahmen macht und dann wirklich analysiert, was man falsch macht, und in kleinen Häppchen und sehr bewußt arbeiten.

Das Buch Powervoice, das hier schon empfohlen wurde, hat mir auch bei vielem geholfen bzw. hilft immer noch ein bißchen, mir die gesamten Zusammenhänge immer wieder bewußt zu machen und nicht "in mich hinein" zu singen, sondern es "nach vorne raus" zu lassen .... Kostet wenig und kann in Kombinatin mit einem Gesangslehrer auch nichts schaden, denn wenn man daran Sachen falsch interpretiert, dann schleichen sich natürlich auch sehr schnell neue Probleme ein, die man schwer wieder weg bekommt, wenn sie mal zu sehr geübt wurden.

 

[davechecker]

Ich habe auch das Powervoice, konnte damit allerdings nicht so viel anfangen. Für gute Gesangstechniken ist es allerdings bestimmt von Vorteil.
Mein Tipp ist vielmehr vielleicht doch mit dem ein oder anderen Instrument anzufangen. Wenn dein Freund wie du schon sagst [g=422]Gitarre[/g] spielt kann er dir sicherlich ein paar Akkrode beibringen und du wirst sehn wie schnell die Gesangssicherheit kommt wenn du für dich allein ein wenig rumklimperst und deine Melodie dazu singst. Und übe mit deinem Freund so viel es geht, auch einfach mal ohne "Sinn und Zweck" mit willkürlichem Gejamme, denn meistens ist es das Selbstbewusstsein, das gestärkt werden muss, wenn du plötzlich gegen reale Instrumente ansingen musst.

Ist aber auch nur eine Anregung von mir, ich wünsch dir schonmal viel Erfolg!

 

[Ruwen]

Vielen Dank für die zahlreichen Vorschläge, ich denke die Ferien lang werde ich mir dann mal Powervoice zulegen und so oft es geht einfach mit meinem Gitarristenfreund üben, weil ich, jetzt wo du's sagst Dave, auch denke, dass es zu nem Großteil einfach nur ne Kopfsache ist.

 

[bensummerfield]

Powervoice halte ich für eher ungeeignet, da steht auch nix anderes drin als dir deine Gesangslehrerin erzählt. Würde ich sparen das Geld.
Weiß zwar nicht genau, was du mit dem Wort "Autonomie" meinst, aber ich denke du meinst einfach das typische Problem, das Sänger die ersten Jahre haben...dass sie "ihre Stimme" noch nicht gefunden haben.
Einerseits gehts da um die Tonhöhe, andererseits um die Art der Lieder und dann auch wieder um das "aus sich heraus können", womit die meisten Sänger lange Zeit Probleme haben.
Bei mir wars auch lange Zeit so, dass im Gesangsunterricht vieles deutlich besser klappte als live auf der Bühne.
Das ist meiner Erfahrung nach aber nichts, das dir ein Gesangslehrer beibringen kann, dazu musst du einfach Erfahrungen sammeln, und zwar am Besten live. Z.B. mit ner Band.

Hinzu kommt: Nicht jeder kann alles singen. Grade am Anfang will man oft Liedlein singen, die nicht unbedingt in der eigenen Range liegen oder auch vom Anspruch her zu hoch sind.

Clueso nachsingen halt ich davon abgesehen für nicht grade anfängerfreundlich.
EDIT: Aber wenn du damit klar kommst, is ja gut

 

[Ruwen]

Ich hab den Begriff in diesem Zusammenhang zwar auch erst bei meiner Lehrerin gehört, vielleicht sollte ich ihn noch etwas besser erläutern:

Mit Autonomie der Stimme meinte sie die Fähigkeit ein Lied zu tragen, mitsingen ist ja einfach.
Und das ist halt ne riesen Kopfsache, gerade wenn man zu singen anfängt muss man sich laut ihr halt daran gewöhnen seine Stimme als Instrument einzusetzen. Ich hoffe ich konnte es irgendwie besser erklären. ^^

Also mit dem Clueso-Lied hab ich eigentlich alles andere als Probleme, das klappt noch am besten von allem.

 

[-HP-]

wenn du dir die musikalische Begleitung aus dem Gedächnis heraus genau vorstellst, also "hörst", sollte es mit dem Singen auch klappen. Hör dir die Begleitung 100 mal an, bis du sie auswendig kennst. Beim Solosingen sich die Begleitung dazu im inneren Ohr vorstellen. Dynamische Verläufe, aufgebaute Spannungen und Akzente in der vorgestellten Begleitung sollten dann dazu führen, daß du das auch gesanglich besser umsetzen kannst.

 

[Ruwen]

Gerade bei dynamischer Begleitung wie zb durchgängiges Begleiten mit Akkorden merke ich auch, dass es mir leichter fällt auch dynamischer zu singen.
Mir die Begleitung vorzustellen bzw. so oft gehört zu haben hilft mir gerade bei Gewinner schon sehr, nur jetzt wo du es sagst, fällt's mir erst auf.
Danke!