Attack & Release-Zeiten bei Kompressoren

[raketenmann]

Hi zusammen

Ich befasse mich in letzter Zeit ein wenig mehr mit Harware-Emulationen von Kompressoren und bin deswegen ein wenig verwirrt, wenn es um die verschiedenen Attack & Release-Zeiten geht. Ich bin mir aber auch fast sicher, dass da teilweise unterschiedliche Aussagen gemacht werden (ev. auch Unterschiede englischer & deutscher Sprachraum)...

Grundsätzlich kann eine Sekunde (s) in 1000 Millisekunden (ms) und 1'000'000 Mikrosekunden (
μs) umgerechnet werden. Soweit - so gut.

Wenn ich nun also mal im Manual meines UAD Farichilds nachschaue, dann finde ich da Attackzeiten von 200, 400 oder 800 Mikrosekunden (μs), was dann Attackzeiten von 0.2, 0.4 oder 0.8 ms entspricht.

Wenn ich nun also grob von Attackzeiten bspw. bei einer Snare von 5 - 50 ms ausgehe oder bei einer Kickdrum von 20 - 50 ms dann schliesse ich daraus, dass 1. der Fairchild extrem kurze Regelzeiten hat und 2. Für den Drumbus ungeeignet ist, da die Transienten nicht mehr durchkommen.

Ähnlich verhält es sich beim 1176: dieser hat Attackzeiten von 20 - 800 μs, was in Millisekunden 0.02 - 0.8 ms entspricht.

Nun tun sich mir da jedoch einige Widersprüche auf: Ich lese viel, dass bspw. 10ms ein guter Anfangspunkt für einen Snare-Attack ist, da sicherlich noch Transienten durchkommen. Gleichzeitig lese ich auch oft, dass beim 1176 die 12 Uhr Stellung (Regelwert 4) ein guter Startpunkt ist. Wenn der Attackregler beim 1776 nicht logarithmisch sondern linear verläuft (wovon ich ausgehe), liegt dort ungefähr eine Attackzeit von 0.4 ms - also nicht gerade sehr nahe bei 10 ms...

Nun - für mich scheint es fast ein wenig, dass da irgendwie nicht alle mit den gleichen Vorstellungen von μs zu ms Umrechnungen arbeiten oder die Vorstellungen, was eine schnelle bzw. langsame Attackzeit ist, stark divergieren. ODER: Ich habe da etwas noch nicht ganz verstanden...

In diesem Sinne würde es mich interessieren, was andere darüber denken oder mir ein wenig Licht ins dunkel bringen können.

Und bevor es in einer Sinn & Zweck Diskussion endet: Ich möchte hier nicht zur Dikussion stellen, dass ein Kompressor mit den Ohren eingestellt werden sollte. Aber für eine verständliche Kommunikation - insbesondere auch wenn Mensch Anfänger ist - schadet es m. E. nicht, ein wenig über Anhaltspunkte bei Regelzeiten zu sprechen.

 

[Entone]

ODER: Ich habe da etwas noch nicht ganz verstanden...

Ja. Es gibt keine Standardvorgaben à la Snare Attack: mindestens 10 ms o.ä. Es kann gut funktionieren auf der Snare einen 1176 einzusetzen, es kann aber auch gut funktionieren einen Kompressor mit längerer Attackzeit einzusetzen. Es kann auch beides eingesetzt werden. Es hängt von Folgendem ab:

- Wie klingt das Ausgangsmaterial? Transientenreich oder körperhaft?
- Wo möchte ich hin? Will ich eher eine perkussive, punchige Snare oder eine körperhafte, obertonbetonte?
- Wie fügt sich die bearbeitete Snarespur in das Gesamtprodukt aus Overheads, Raummikros, etc. ein

 

[Kassette]

ODER: Ich habe da etwas noch nicht ganz verstanden...

Mit den Zeiten, das stimmt schon so. Nur darfst du sie nicht so 1:1 sehen. Gerade bei den klassischen Comps ( bzw. deren Nachbildungen) hast du ja meist ein eher weiches Knee
Das heißt, die fahren nach der ersten Attack erstmal schön gemächlich hoch, bis die voll wirken.
Der 1176 ist da schon etwas knackiger, aber da stellte du bei transientenreichen Sachen die Attack ja auch ziemlich weit gen Linksanschlag.

 

[raketenmann]

OK. Ich dachte, der DBX 160 sei der erste "Soft-Knee" Comp gewesen... Also meinst du bspw. der Fairchild ist auch eher Soft-Knee?

Weisst du, mir geht es einfach ein wenig darum, dass wenn Mensch sich als Anfänger mit Hobby-Ambitionen ein wenig in die Sache reinnerdet, plötzlich ein paar Sachen nicht mehr so ganz aufgehen... Also wenn Menschen schwören, der grösste Fehler sei es, bei einer Snare die Transienten zu killen und eine Zeile weiter beschwörn, ein 1176 auf einer Snare könne nie falsch sein.... dann geht das bei mir irgendwie nicht ganz auf...

 

[Kosaken-Kaffee]

Extrem kurze Attackzeiten können auch sinnvoll sein, um die Transienten komplett zu köpfen, wenn man bspw. den Raumanteil herauskitzeln möchte.

 

[raketenmann]

Extrem kurze Attackzeiten können auch sinnvoll sein, um die Transienten komplett zu köpfen, wenn man bspw. den Raumanteil herauskitzeln möchte.

Aber das wohl eher parallel, oder nicht?

 

[Kosaken-Kaffee]

Aber das wohl eher parallel, oder nicht?

Ja, in erster Linie würde ich das dann auch eher parallel nutzen und den Raumanteil zum unkomprimierten Signal dazumischen.

 

[Kassette]

Also meinst du bspw. der Fairchild ist auch eher Soft-Knee?

Ja, is doch ein vari-Mu.

Manual meines UAD Farichilds

Schau auch mal hier, da finden sich noch allgemeinere (und teilweise interessantere) Infos.
https://www.soundonsound.com/reviews/fairchild-660-670

 

[raketenmann]

Aber das wohl eher parallel, oder nicht?

Ja, in erster Linie würde ich das dann auch eher parallel nutzen und den Raumanteil zum unkomprimierten Signal dazumischen.

Gibt es da eigentlich irgend eine einfache Funktion, eigene Samples (als bspw. eine einzeln aufgenommene Snare) direkt unter die Originalspur zu legen? Ich habe Addictive Trigger, da kann man die Snare replacen, aber leider klappt das nicht mit eigenen Samples...

 

[Kosaken-Kaffee]

Es gibt diverse Drum Replacement Tools, aber da kenne ich mich nicht aus.

 

[electrisizer]

der 1176 ist kein compressor sondern ein limiter. das sollte man immer im kopf haben. er funktioniert am besten parallel auf drums. er killt die transienten, fügt aber wunderbar bauch oder room auf der snare hinzu, je nach einstellung.
um tatsächlich "punch" bei drums zu erzeugen nehm ich gerne sowas ab 7ms attack.

punch bekommt man nicht nur durch die transienten, sondern etwas "bauch" muss auch mit dazu. deswegen der 1176 gerne parallel.

 

[electrisizer]

Aber das wohl eher parallel, oder nicht?

Ja, in erster Linie würde ich das dann auch eher parallel nutzen und den Raumanteil zum unkomprimierten Signal dazumischen.

Gibt es da eigentlich irgend eine einfache Funktion, eigene Samples (als bspw. eine einzeln aufgenommene Snare) direkt unter die Originalspur zu legen? Ich habe Addictive Trigger, da kann man die Snare replacen, aber leider klappt das nicht mit eigenen Samples...

machst hitpoints zu midi und gibts dein sample in einen sampler deiner wahl.

 

[Kassette]

Also wenn Menschen schwören, der grösste Fehler sei es

Weiß nicht, ich habe mir abgewöhnt, solche Sachen zu ernst zu nehmen.
Ich versuche es lieber selber und höre hin, wenn's funktioniert, ist es gut, wenn nicht, dann was anderes probieren.
Aber 1176 geht auf einer Snare, musst den Attack nur lang genug einstellen. Attack finde ich da noch relativ easy, schwieriger wird es manchmal, den Release passend zu bekommen.

 

[TonyPizza]

Die Diskussion hatten wir schonmal, das ist nicht pauschal mit ms Zeiten zu begründen das ganze... Das knee spielt noch eine Rolle und es ist auch oft unklar ob mit den Zeiten der Beginn der Regelzeit oder das maximum der Kompression gemeint ist....

Einfach hin hören und Feierabend

 

[andy_g]

Nun tun sich mir da jedoch einige Widersprüche auf: Ich lese viel, dass bspw. 10ms ein guter Anfangspunkt für einen Snare-Attack ist, da sicherlich noch Transienten durchkommen. Gleichzeitig lese ich auch oft, dass beim 1176 die 12 Uhr Stellung (Regelwert 4) ein guter Startpunkt ist. Wenn der Attackregler beim 1776 nicht logarithmisch sondern linear verläuft (wovon ich ausgehe), liegt dort ungefähr eine Attackzeit von 0.4 ms - also nicht gerade sehr nahe bei 10 ms...

Nun - für mich scheint es fast ein wenig, dass da irgendwie nicht alle mit den gleichen Vorstellungen von μs zu ms Umrechnungen arbeiten oder die Vorstellungen, was eine schnelle bzw. langsame Attackzeit ist, stark divergieren. ODER: Ich habe da etwas noch nicht ganz verstanden...

In diesem Sinne würde es mich interessieren, was andere darüber denken oder mir ein wenig Licht ins dunkel bringen können.

Ich meine auch einfach "hinhören". Wenn Du es nach Gehör nicht beurteilen kannst hilft Dir die Theorie auch nicht viel. Neben Attack und Release spielen noch andere Faktoren eine Rolle und deren Interaktion.

Punch auf der Snare kann man mit einem 1176 machen, Punch auf dem Drumbuss mit einem SSL Style Busskompressor. Beides mal völlig verschieden Attack und Release Zeiten, beides mal Punch...

 

[SilentWarrior]

Die Sache ist simpel:

Attack so kurz wie möglich
Release so kurz wie möglich

Dann Threshold so weit runter ziehen wie nur möglich. Evtl. Output nachregeln damit man noch etwas hört.

Nun wird bei jedem Kompressor ein "Klick" bei einer Snare durchkommen.
Öffnet man Attack, wird dieses Klicken deutlicher.
Öffnet man langsam Release, dann grenzt man das Klicken etwas vom Ausklang.

Wenn man Attack voll auf hat und dieses Klicken einem zu kurz vorkommt, dann einen anderen Kompressor wählen der
mehr durchlässt.

Man kann nicht bei jedem Kompressor ins Manual schauen und sich die Zeiten auswendig lernen.
Nebenbei

Ich glaube das nach 1ms sowieso nur 63% oder so von der Gainreduction erreicht wird. Also Attack 1ms bedeutet nicht 100% Gainreduction.

 

[Loftone]

Nun tun sich mir da jedoch einige Widersprüche auf: Ich lese viel, dass bspw. 10ms ein guter Anfangspunkt für einen Snare-Attack ist, da sicherlich noch Transienten durchkommen. Gleichzeitig lese ich auch oft, dass beim 1176 die 12 Uhr Stellung (Regelwert 4) ein guter Startpunkt ist. Wenn der Attackregler beim 1776 nicht logarithmisch sondern linear verläuft (wovon ich ausgehe), liegt dort ungefähr eine Attackzeit von 0.4 ms - also nicht gerade sehr nahe bei 10 ms...

Nun - für mich scheint es fast ein wenig, dass da irgendwie nicht alle mit den gleichen Vorstellungen von μs zu ms Umrechnungen arbeiten oder die Vorstellungen, was eine schnelle bzw. langsame Attackzeit ist, stark divergieren. ODER: Ich habe da etwas noch nicht ganz verstanden...

In diesem Sinne würde es mich interessieren, was andere darüber denken oder mir ein wenig Licht ins dunkel bringen können.

Ich meine auch einfach "hinhören". Wenn Du es nach Gehör nicht beurteilen kannst hilft Dir die Theorie auch nicht viel. Neben Attack und Release spielen noch andere Faktoren eine Rolle und deren Interaktion.

Punch auf der Snare kann man mit einem 1176 machen, Punch auf dem Drumbuss mit einem SSL Style Busskompressor. Beides mal völlig verschieden Attack und Release Zeiten, beides mal Punch...

Nun tun sich mir da jedoch einige Widersprüche auf: Ich lese viel, dass bspw. 10ms ein guter Anfangspunkt für einen Snare-Attack ist, da sicherlich noch Transienten durchkommen. Gleichzeitig lese ich auch oft, dass beim 1176 die 12 Uhr Stellung (Regelwert 4) ein guter Startpunkt ist. Wenn der Attackregler beim 1776 nicht logarithmisch sondern linear verläuft (wovon ich ausgehe), liegt dort ungefähr eine Attackzeit von 0.4 ms - also nicht gerade sehr nahe bei 10 ms...

Nun - für mich scheint es fast ein wenig, dass da irgendwie nicht alle mit den gleichen Vorstellungen von μs zu ms Umrechnungen arbeiten oder die Vorstellungen, was eine schnelle bzw. langsame Attackzeit ist, stark divergieren. ODER: Ich habe da etwas noch nicht ganz verstanden...

In diesem Sinne würde es mich interessieren, was andere darüber denken oder mir ein wenig Licht ins dunkel bringen können.

Ich meine auch einfach "hinhören". Wenn Du es nach Gehör nicht beurteilen kannst hilft Dir die Theorie auch nicht viel. Neben Attack und Release spielen noch andere Faktoren eine Rolle und deren Interaktion.

Punch auf der Snare kann man mit einem 1176 machen, Punch auf dem Drumbuss mit einem SSL Style Busskompressor. Beides mal völlig verschieden Attack und Release Zeiten, beides mal Punch...

Tolle Antwort von Andy_G würde aber anstatt...bringt die Theorie nicht viel... überhaupt nix sagen! Warum intressiert es dich, wie präzise die Emulationen von analogen Klassikern deren Werte entsprechen ? Soll daraus etwa gut oder schlecht abgeleitet werden ? Solange dir die Originale nicht daneben stehen, sagt es nichts aus, außer den Regelzeiten auf dem Papier. Ich hab etliche alte Schätzchen und kenne deren Emulationen, die zwar ein Regelverhalten nachbilden, aber nicht den Sound. Einstellungen als eine Art universal taugliches Preset anzusehen ist ein Holzweg. Kompressoren bedient man mit den Ohren und im Zusammenspiel mit den restlichen Songelementen. Vorlieben und Erfahrung macht das gewünschte Ergebnis. Auch sollte man sich von dem Gedanken verabschieden, dass nur ein Komp es bringt. Beispielsweise streiten sich die Geister ob bei Vocals ein La2a und ein 1176 rocken oder umgekehrt. Manchmal habe ich 3 verschiedene auf dem gleichen Signal. Bei Schlagzeug mit Raum danach noch beide zusammen durch einen anderen zum zusammen schweißen (glue-ing wie es so mystisch von SSL heißt). Wenn es dir nur darum geht, die Regelzeiten VST vs Hardware zu erfassen, dann tut es auch die technischen Daten von der Homepage der Hersteller abzugreifen.

 

[raketenmann]

Nun tun sich mir da jedoch einige Widersprüche auf: Ich lese viel, dass bspw. 10ms ein guter Anfangspunkt für einen Snare-Attack ist, da sicherlich noch Transienten durchkommen. Gleichzeitig lese ich auch oft, dass beim 1176 die 12 Uhr Stellung (Regelwert 4) ein guter Startpunkt ist. Wenn der Attackregler beim 1776 nicht logarithmisch sondern linear verläuft (wovon ich ausgehe), liegt dort ungefähr eine Attackzeit von 0.4 ms - also nicht gerade sehr nahe bei 10 ms...

Nun - für mich scheint es fast ein wenig, dass da irgendwie nicht alle mit den gleichen Vorstellungen von μs zu ms Umrechnungen arbeiten oder die Vorstellungen, was eine schnelle bzw. langsame Attackzeit ist, stark divergieren. ODER: Ich habe da etwas noch nicht ganz verstanden...

In diesem Sinne würde es mich interessieren, was andere darüber denken oder mir ein wenig Licht ins dunkel bringen können.

Ich meine auch einfach "hinhören". Wenn Du es nach Gehör nicht beurteilen kannst hilft Dir die Theorie auch nicht viel. Neben Attack und Release spielen noch andere Faktoren eine Rolle und deren Interaktion.

Punch auf der Snare kann man mit einem 1176 machen, Punch auf dem Drumbuss mit einem SSL Style Busskompressor. Beides mal völlig verschieden Attack und Release Zeiten, beides mal Punch...

Nun tun sich mir da jedoch einige Widersprüche auf: Ich lese viel, dass bspw. 10ms ein guter Anfangspunkt für einen Snare-Attack ist, da sicherlich noch Transienten durchkommen. Gleichzeitig lese ich auch oft, dass beim 1176 die 12 Uhr Stellung (Regelwert 4) ein guter Startpunkt ist. Wenn der Attackregler beim 1776 nicht logarithmisch sondern linear verläuft (wovon ich ausgehe), liegt dort ungefähr eine Attackzeit von 0.4 ms - also nicht gerade sehr nahe bei 10 ms...

Nun - für mich scheint es fast ein wenig, dass da irgendwie nicht alle mit den gleichen Vorstellungen von μs zu ms Umrechnungen arbeiten oder die Vorstellungen, was eine schnelle bzw. langsame Attackzeit ist, stark divergieren. ODER: Ich habe da etwas noch nicht ganz verstanden...

In diesem Sinne würde es mich interessieren, was andere darüber denken oder mir ein wenig Licht ins dunkel bringen können.

Ich meine auch einfach "hinhören". Wenn Du es nach Gehör nicht beurteilen kannst hilft Dir die Theorie auch nicht viel. Neben Attack und Release spielen noch andere Faktoren eine Rolle und deren Interaktion.

Punch auf der Snare kann man mit einem 1176 machen, Punch auf dem Drumbuss mit einem SSL Style Busskompressor. Beides mal völlig verschieden Attack und Release Zeiten, beides mal Punch...

Tolle Antwort von Andy_G würde aber anstatt...bringt die Theorie nicht viel... überhaupt nix sagen! Warum intressiert es dich, wie präzise die Emulationen von analogen Klassikern deren Werte entsprechen ? Soll daraus etwa gut oder schlecht abgeleitet werden ? Solange dir die Originale nicht daneben stehen, sagt es nichts aus, außer den Regelzeiten auf dem Papier. Ich hab etliche alte Schätzchen und kenne deren Emulationen, die zwar ein Regelverhalten nachbilden, aber nicht den Sound. Einstellungen als eine Art universal taugliches Preset anzusehen ist ein Holzweg. Kompressoren bedient man mit den Ohren und im Zusammenspiel mit den restlichen Songelementen. Vorlieben und Erfahrung macht das gewünschte Ergebnis. Auch sollte man sich von dem Gedanken verabschieden, dass nur ein Komp es bringt. Beispielsweise streiten sich die Geister ob bei Vocals ein La2a und ein 1176 rocken oder umgekehrt. Manchmal habe ich 3 verschiedene auf dem gleichen Signal. Bei Schlagzeug mit Raum danach noch beide zusammen durch einen anderen zum zusammen schweißen (glue-ing wie es so mystisch von SSL heißt). Wenn es dir nur darum geht, die Regelzeiten VST vs Hardware zu erfassen, dann tut es auch die technischen Daten von der Homepage der Hersteller abzugreifen.

also zunächst ist es halt relativ komplex, sich verschiedene Kompressoren bzw. Emulationen kennenzulernen, ihre Funktionsweise zu verstehen und ihren Anwendungsbereich zu erfassen. Ich denke, soweit können wohl die Meisten beipflichten, oder?

Zudem gibt es auch jede Menge professionelle Tontechniker die offen und ehrlich sagen, dass es für sie Jahre gedauert hat, Kompression wirklich zu hören bzw. die Nuancen, die je nach Regelwerten und Modell möglich sind.

Für mich wäre ein erster Ansatz halt die Regelzeiten besser zu verstehen, um verschiedene Typen miteinander zu vergleichen. Das wäre so ein wenig der Sinn und Zweck dahinter. Und eben: um vielleicht auch Dinge umzusetzen, die ich in Tutorials und Lektüre aufschnappe. Ich finde es jetzt ein wenig dürftig, jeglicher Anspruch auf technisches Verständnis mit „du musst halt zuhören“ abzutun - schliesslich müsste ansonsten jeder Mensch mit zwei Ohren ein professioneller Engineer sein...

Aber ich habe ja bereits im Ausgangspost geschrieben, dass es mir um das technische Verständnis geht und ich jetzt die Ohren einfach mal ausklammere... war vielleicht nicht ganz deutlich.

aber danke euch allen für die Tipps und Ideen! Insbesondere das mit dem Knee fand ich sehr aufschlussreich und spannend!

und ich habe heute mal mit ein paar verschiedenen Comps experimentiert und werde glaubs den 1176 zu Gunsten des DBX 160 auf meinem Standard Snare Patch ersetzen!

 

[Loftone]

Die Aufgabe eines Kompressors besteht darin, laute Dinge leiser zu machen und leise Dinge lauter, die als Dynamikschwankungen bezeichnet werden. Während das bei Orchesteraufnahmen ein No-Go ist, so bedienen sich die Stilrichtungen unterschiedliche Dynamikreduzierungen aller Elemente im Track bis zu Null-Dynamik wie bei HipHop-Vocals im US-Style (Die Wellenform gleicht einem Zuckerwürfel, da die Atemgeräusche dann brutal laut sind, werden diese mit Wavelab manuell reduziert). Ein Kompressor ist wie eine Pegel-Schranke (Threshold), die dafür sorgt, welcher Maximalpegel innerhalb der Dynamikschwankung verbleiben soll. Beim Limiting passiert ähnliches, aber die Verdichtung ist eine andere. Limiting zielt mehr auf Pegelspitzen ab, die manch ein Kompressor trotzdem durchlässt. Attack bestimmt wie schnell die Schranke zu geht. Release wie schnell wieder rauf. Ratio bestimmt den Grad der Verdichtung innerhalb dieser Grenze. Je nach Kompressortyp bedeutet das nach hinten quetschen oder nach vorne holen. Recht hast du , dass es sehr lange braucht, um zu wissen welcher Kompressor für welche Signalart sich eigenet, aber auch bezüglich der Einstellungen, länger noch die Kombination aus mehreren hintereinander auf dem gleichen Signal. Selbst dabei begleiten einen Vorlieben und Geschmäcker samt der vorhanden Möglichkeiten. Den Impact kann man nicht nur hören, sodern auch nach rendern/aufnahme visualisieren. Früher als ich gewerblich ein Studio betrieben habe, wurde ich oft gefragt, welcher Kompressor als Universalgerät taugt, wenn man sich keine Flotte leisten kann. Darauf habe ich zwar eine Antwort, aber im Zeitalter von Plugins ergeben sich deutlich günstigere Lösungen mit eine Vielfalt, die ein einzelnes Gerät nicht kann. Bezüglich deiner Snare kannst du einen 1176 nutzen + deinen DBX und danach kannst du ein Gate benutzen, um einen Feinschliff auf dieser Drumgattung zu erzeugen. Ich finde den 1176 nicht sonderlich toll als Limiter, dessen stärken sehe ich eher in der Klangformung. Wann immer ich einen 1176 nutzte (ein geiles Teil) nutze ich einen weiteren danach, indem Fall auch meist einen DBX. Um diese Findungsphase abzukürzen, kannst du nachlesen, für welche Signaltypen welcher Kompressor berühmt ist. 1176 für Vocals, Schlagzeug, akustische Gitarren(Meiner Meinung alles außer Kick, es sei denn dein 1176-Tool hat einen Highpassfilter wie der Slate Audio Dragon), weil Kompressoren auf tiefe Frequenzen am heftigsten reagieren. La2a für Bass. La3a Vocals Guitarre. Einfach mal diverse Tools auf irgendwas werfen und schauen wie es klingt. Beispielsweise schwärmen viele von einem Avalon 747 als Drumbuskompressor. Ich sehe das anders auf Grund seiner Trägheit. Ich mag den auf Pizzicatos aber viel mehr zum komprimieren von explosiven kurzen Sounds wie Donner und zudem für Hallfahnen und erkläre mir die häufige Auffindung dieses Geräts auf dem Gebrauchtmarkt damit, dass keiner weiter als Drums denken konnte. Da sind wir dann wieder bei den Geschmäckern/Vorstellungsvermögen anbelangt. Try & Error. Der Tag wird kommen, an dem du ein Tool in die Finger kriegst und sofort weißt, was wann und warum, aber auch dann findet sich wer, der das anders sieht.

 

[Domination-Records]

Auch ist es meines Wissen so, dass die Angabe der Attackzeit nicht viel aussagt, bzw unterschiedliches aussagt.
Beim einen Kompressor/Hersteller bedeutet dies, dass, bei gleicher Einstellung der übrigen Parameter, in zB. 10ms eine Pegelreduktion von 10db beim andern von 6db erreicht wird. Die Frage ist ja was passiert in dieser Attackzeit und das ist nicht vereinheitlicht.

Korrigiert mich wenn ich falsch liege.