@Lonelynezz , Du hast ja mittlerweile einen Fanklub. Den hast Du dir auch allein schon wegen deiner Beständigkeit verdient. Deine Tracks sind zwar noch nicht gut, aber das weißt du ja selbst. Und Du bist zweifellos auf dem richtigen Weg. Ich gebe 7 Sternchen zur Ermutigung. Beim letzten Song war ich geiziger. Ich will auch gar nicht mit harter Kritik herumholzen, aber ich will versuchen, meinen Eindruck nachvollziehbar zu machen. Und los geht's:
Dein Song lebt, wie eigentlich alle deine Songs, vom schmerzgetränkten Inhalt. Ich meine das völlig unironisch. Ich kann damit viel anfangen. Mich zieht es beim Texten auch eher ins Dunkle. Aber trotzdem empfinde ich einige Deiner Textstellen als platt oder sagen wir mal "unpoetisch". Der Schriftsteller Stephen King schrieb mal "Schreiben ist verfeinertes Denken". Das bezieht sich aber auf dicke Bücher. Songtexte sind nicht nur verfeinertes Denken, sondern zusätzlich komprimiert, verdichtet, weil kurz. Aber bei dir ist das Meiste "roh". Ungefähr so, als wenn ich bei Dir ein Schnitzel mit Pommes bestelle und Du legst mir das Schwein und einen Sack Kartoffeln auf den Tisch. Von der Substanz das Gleiche, aber weder verfeinert noch komprimiert.
Viele Romane von Stephen King wurden verfilmt. Und beim Film gibt es die goldene Regel "Erzähle es nicht, zeige es!". Im Film soll keiner vor der Kamera stehen und sagen, was passiert, sondern der Film soll "zeigen" was passiert, durch Menschen, die an Orten handeln. Das Publikum "liest" aus den Orten, Menschen und HANDLUNGEN dann heraus, um welches THEMA es geht.
So wie ich es verstehe, geht genau das bei deinen Texten schief. Du unterscheidest nicht genügend zwischen Thema und Handlung. Stattdessen versuchst Du, das Thema direkt zu erählen und brichst damit die goldene Regel. Z. B. solche Stellen wie "mit Depressionen aufgewachsen / von vornherein klar, dass ich nicht den Sinn find". Das ist das Thema, aber nicht die (Film-)Handlung. Übersetze das mal in Bilder: Wo spielt das? Wie sieht es da aus? Was tut das Kind, das "mit Depressionen aufwächst"?
Ein weiteres Beispiel sind die Selbstcharakterisierungen des Erzählers: "ich trockne meine Tränen ... ich raffe (opfere?) mich auf ... Gott hat es so gewollt, aus mir wird nie etwas werden". Diese Stelle versucht nicht nur wieder, das Thema direkt zu erzählen, sondern wirft auch die Frage auf, was eigentlich der Kerngedanke des Songs ist. Ist der Erzähler symbolisch zu Asche geworden und rettet sich bzw. ersteht als Phönix aus der Asche wieder auf? Oder ist der Phönix gar keiner, weil er sich eben nicht aus der Asche erhebt, sondern "von Stadt zu Stadt" zieht? Und damit komme ich zum letzten Punkt: die Bilderwelt ist nicht konsistent. Es geht drunter und drüber, der Phönix erhebt sich, nee doch nicht, er erfriert, nee, er zieht von Stadt zu Stadt ... ja was denn nun? Das sind Details, die am Ende entscheiden, ob ein Song funktioniert oder nicht. Und die meisten Leute, bei denen er nicht funktioniert, können meistens nicht sagen, warum. Ich versuche es hier nur mal.
