Filterblase

  • Ersteller speedtom
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Mein Lippmann denn Filterblasen oder nur Filter? Filter sind ja überlebenswichtig - Menschen mit wenig Filtern sind beispielsweise Autisten, die es nicht leicht haben. "Filterblasen" ist ja negativ konnotiert, oder?
Die Frage ist, warum "Filterblase" negativ konnotiert ist. Der Begriff wurde ja erst in den letzten drei vier Jahren medial forciert. Als wäre gefilterte Weltwahrnehmung ein Phänomen explizit unserer Zeit (meist im Zusammenhang mit sozialen Netzwerken gebracht).

Ich weiß nicht, wie da der aktuelle Forschungsstand ist. Da sich der Begriff aber so, wie er eingestezt wird, eben meist nicht auf Forschungsergebnisse stützt, ist es auch denkbar, dass die negative Konnotation zum Zweck des Ausgrenzens bemüht wird: hier die "in der Filterblase" - dort die, die nicht davon betroffen sind, weil sie sich bspw. in seriösen Medien bewegen.

Also braucht man die, die man in der Filterblase diagnostiziert, auch gar nicht ernst nehmen und kann sie guten Gewissens aus dem Diskurs ausschließen.

Wie die obigen Links zeigen ist es aber ein Trugschluss zu glauben, man selbst nehme die Wirklichkeit ungefiltert wahr.
 
Ich hatte den Begriff eher als Beschreibung der technische Umstände im Internet gesehen. Sprich: Deine Google-Suche ist für Dich "optimiert". Facebook zeigt Dir nur Artikel, die Dich (zu) interessieren (haben). Du siehst nur, was Algorithmen Dich sehen lassen - außer Du weißst, wie das zu umgehen ist.
 
Ich hatte den Begriff eher als Beschreibung der technische Umstände im Internet gesehen. Sprich: Deine Google-Suche ist für Dich "optimiert". Facebook zeigt Dir nur Artikel, die Dich (zu) interessieren (haben). Du siehst nur, was Algorithmen Dich sehen lassen - außer Du weißst, wie das zu umgehen ist.
Das ist sicher die Potenz des Filterns und wird vmtl. auch noch heftiger werden. Aber es fängt eben schon viel früher an und ist universeller, als man denkt.

Ich persönlich halte gar nicht die Filterblase für das Problem, sondern die hermetisch abgeriegelten "Außenmembranen" der jeweiligen Blasen. Da ist keine Durchlässigkeit mehr, kein interessiertes, unverbindliches Hinüberstibitzen in die andere Blase, fast kein Austausch. Eine echte Gefahr. Als ob es einen Zwang gäbe, in seiner Blase bleiben zu müssen: once and forever...
Jede Seite hat irgendwo nachvollziehbare, gute Argumente. Wenn da eine Übereinkunft verhindert wird, ersetzt zunehmend der ideologische Krieg den demokratischen Selbstformungsprozess.

Aber gut, das hat jetzt mit dem Text kaum noch was zu tun.
 
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Die Frage ist, warum "Filterblase" negativ konnotiert ist.

Weil es Radikalisierungen fördert. Ich habe schon oft gehört, dass zum Beispiel religiöse Fanatiker sich "selbst durch das Internet" radikalisieren. Wenn das nötige Korrektiv der Aussenwelt fehlt, können manche Menschen in gewissen Situationen sehr empfänglich für Radikalisierungen sein. Gefährlich wird es vor allem, wenn ein Freund-Feind-Muster befeuert wird. Wenn der, der eine andere Meinung hat, nicht halt diese andere Meinung hat, sondern zum "Feind" wird, der bekämpft werden muss. Und machen wir uns nichts vor: dieses Prinzip wird durchaus von gewissen Gruppen genutzt, sei es von religiösen oder politischen Gruppen. Die digitale Filterblase wirkt als Verstärker und Beschleuniger.

Ich persönlich halte gar nicht die Filterblase für das Problem, sondern die hermetisch abgeriegelten "Außenmembranen" der jeweiligen Blasen. Da ist keine Durchlässigkeit mehr, kein interessiertes, unverbindliches Hinüberstibitzen in die andere Blase, fast kein Austausch. Eine echte Gefahr. Als ob es einen Zwang gäbe, in seiner Blase bleiben zu müssen: once and forever...
Jede Seite hat irgendwo nachvollziehbare, gute Argumente. Wenn da eine Übereinkunft verhindert wird, ersetzt zunehmend der ideologische Krieg den demokratischen Selbstformungsprozess.

Exakt darum geht es mir. Wenn man schon nicht den Blick rüber machen möchte, dann sollte einem wenigstens bewusst sein, dass man selbst in einer Filterblase ist. Leider ist das mit meinem Text nicht so recht gelungen, vielleicht sollte ich wirklich die Idee von @holgi aufgreifen, einen Text wie "Ich liebe meine Filterblase (aber deine find ich doof)" schreiben - bei Gelegenheit! :)
 
"Ich liebe meine Filterblase (aber deine find ich doof)"
Das wär mir zu prollig. Und es setzt immerhin die Erkenntnis der Isolation voraus.

....oder aber die Einbildung auf der richtigen Seite/in der richtigen Blase zu stehen. Es ist mMn nicht prollig so zu denken, es ist menschlich. Wir werden mit Informationen geflutet, niemand hat mehr den Durchstieg ob der menge, da braucht es Filterblasen um nicht abzuschalten, das ist ja der Irrsinn. :-D
 
Wir werden mit Informationen geflutet, niemand hat mehr den Durchstieg ob der menge, da braucht es Filterblasen um nicht abzuschalten, das ist ja der Irrsinn.
Ja, stimmt. So gesehen, kann eine Filterblase vor Reizüberflutung bewahren.
 
Es ist mMn nicht prollig so zu denken, es ist menschlich. Wir werden mit Informationen geflutet, niemand hat mehr den Durchstieg ob der menge, da braucht es Filterblasen um nicht abzuschalten, das ist ja der Irrsinn. :-D
Seh ich auch so. Uns hat man damals Studium gesagt, dass die Informationsmenge, die ein Mensch zur Zeit des 30-jährigen Krieges in seinem ganzen Leben über "Anderswo" bekommen hat ungefähr dem Inhalt einer heutigen, überregionalen Tageszeitung entsprach.

Der klassische Tageszeitungleser dürfte sich im Verhältnis zum pausenlosen Internet-Vielleser bezüglich der Info-Menge in einer ähnlichen Situation wie der Mensch von 1618 befinden. Nicht ganz, aber die Richtung.
 
Exakt darum geht es mir. Wenn man schon nicht den Blick rüber machen möchte, dann sollte einem wenigstens bewusst sein, dass man selbst in einer Filterblase ist. Leider ist das mit meinem Text nicht so recht gelungen, vielleicht sollte ich wirklich die Idee von @holgi aufgreifen, einen Text wie "Ich liebe meine Filterblase (aber deine find ich doof)" schreiben - bei Gelegenheit! :)

Was mich am Text stört, geht in eine ähnliche Richtung.

Der Text liest sich und wird offensichtlich von einigen auch verstanden wie ein "klassischer" Protestsong, heißt, da gibt es das Objekt der Kritik, irgendeine Institution oder Haltung, die man benennen kann und gegen die Position ergriffen wird.

Der Begriff "Filterblase" so wie auch du ihn (wohl teilweise) verstehst, passt für mich aber nicht in dieses Schema.

Redet man von Filterblase im weiteren Sinne (der eigene Filter = Wahl des Freundeskreises, bevorzugte Medien, Hin- oder Weghören bei bestimmten Themen) dann ist das nicht irgendein außenstehendes Objekt oder gar Gegner, sondern ein Teil von einem selber und der eigenen Überzeugungen und Präferenzen.

Geht es um die Filterblase im engeren Sinne (der Auswahlfilter von Google oder Facebook), dann ist da schon ein Gegner mit Eigenleben. Der zugrundeliegende Akteur und Antreiber wär dann aber eher ein bestimmter Algorithmus (wenn man es technisch betrachtet) oder der Kommerz, der Kapitalismus, der Zwang Clickzahlen zu generieren oder die Firma Google/Facebook/etc. (wenn man eine moralische Komponente reinbringen will).

Das sind nur Nuancen mit vielen fließenden Übergängen. Und garantiert findet irgendjemand, dass die von mir beschriebene "Filterblase im weiteren Sinne" auch nicht nur selbstgesteuert ist, sondern ebenfalls bereits gefiltert wird durch die jeweilige "Kultur" oder die Vorauswahl dessen, was überhaupt zur Nachricht wird.

Mein Punkt ist, dass der Text diese Nuancen zu packen kriegen müsste und es bisher (noch) nicht tut.
 
Die Idee find ich gut. Auch wenn ich vermute, dass der Text aus einer eher linksgefärbten Filterblase entstanden ist, funktioniert der Text auch umgekehrt. Die Anklage funktioniert für Links und Rechts da beide an selektiver Wahrnehmung leiden und gesteuert werden. Allerdings bleibt es bei der Anklage, da hätt ich mir mehr erhofft.
 
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Mein Punkt ist, dass der Text diese Nuancen zu packen kriegen müsste und es bisher (noch) nicht tut.
Kann man so sehen, allerdings finde ich, dass gerade besagte Nuancen ZU viel wären.

Das ist so, als würde man Mäuse zu einer Katze bringen, hat so nen moralinsauren Geschmack, weil man ja ehrlich zu sich selber ist und sagt: "ich bin auch nicht viel besser, weil ich auch in so ner Blase sitze."

Hat der Text in keiner Weise nötig und sagt er auch mE schon per se aus, so, zwischen den Zeilen.

Nein, eine inhaltliche Veränderung oder weitere Zusätze würden dem ganzen einen faden Beigeschmack geben und die Wut nehmen.
 
Was kann ein Text mehr erreichen, als eine Diskussion über sein Thema? Mir hat sich der Sinn nicht gleich erschlossen, gebe ich gerne zu. Wenn man dahinter gestiegen ist, fällt die eigene Filterblase eben auf. Gut gemacht!
 
Da hier nach aktuellen Untersuchungen gefragt wurde. ich stieß auf diesen interessanten Artikel. Der Autor, Michael Seemann, gilt als vielgefragter deutscher Sachverständigerj für Online-Themen und publiziert für Universitäten und überregionalen Magazine und Tageszeitungen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Frage ist, warum "Filterblase" negativ konnotiert ist.

Weil es Radikalisierungen fördert. Ich habe schon oft gehört, dass zum Beispiel religiöse Fanatiker sich "selbst durch das Internet" radikalisieren.
Moslems können sich auch in Moscheen radikalisieren.
Und radikale Sekten gibt es schon länger als das Internet.

Von "Filterblasen" ist komischerweise immer nur im Zusammenhang mit dem Netz die Rede.
 
Von "Filterblasen" ist komischerweise immer nur im Zusammenhang mit dem Netz die Rede.
Der Begriff stammt auch aus diesem Bereich. In dem von @artname verlinkten Artikel steht, dass Eli Pariser den Begriff geprägt hat,
"in dem er auf die Gefahr hinweist, dass die Menschen nicht mehr mit anderen Sichtweisen als ihrer eigenen konfrontiert werden." Quelle: Wikipedia
Man kann den Begriff halt so schön auf andere Bereiche übertragen.
 
Moslems können sich auch in Moscheen radikalisieren.
Und radikale Sekten gibt es schon länger als das Internet.

Ist natürlich richtig. Weiter vorher schrieb ich schon, dass genau dieses Prinzip, also das extrem restriktive Filtern von Informationen, eben zum Standardreportoire der Sekten wie zum Beispiel der Scientologen gehörte und immer noch gehört. Das war früher, als quasi analoge Filterblase, schon so, man hat den Mitglieder der Sekte den Umgang zu Nicht-Mitgliedern untersagt. Und genau dieses Prinzip (etwas abgemildert vielleicht) tun wir uns fröhlich und freiwillig selbst an...

Im Netz geht das alles unter Umständen rasend schnell, und der Radikalisierte muss teilweise dazu noch nicht einmal das Haus verlassen. Kennst du noch den Fall vom Attentäter von Frankfurt?

https://www.n-tv.de/politik/Todesschuetze-im-Netz-radikalisiert-article2748186.html
 
Wo ist mein Beitrag ab geblieben? Ich konnte ihn noch sehen, als ich auf "Antwort erstellen" geklickt hatte.
Technischer Fehler im Forum? Ich habe ihn zum Glück abgespeichert.

Zitat EmulatorX:
"Da ist dir ein guter Text gegen Verfechter und Mitläufer des Linksradikalismus gelungen.
Das Schöne an dem Text ist, dass er so oder so verstanden werden kann. Ein bisschen Universalität ist immer gut bei Poptexten.

Es stimmt leider, dass diese sich von den staatlichen Medien u.ä. einlullen lassen, anstatt ihren Kopf zu gebrauchen und kaum nach links/rechts schauen. Sieht man unter anderem an der Landtagswahl in Bayern, wo die verlogenen und antideutschen "Die Grünen" Zulauf bekamen. Aber zum Glück ist auch da nicht alles verloren, da die AfD aus dem Stand über 12% erhalten hat und somit eh als Gewinner hervorgeht, aber dein Text ist schon passend.
Waren es nicht nur knapp über 10%? ;-)

Wenn ich mir diese verblödete Jugend anschaue, die mit ihren Plakaten "Deutschland verrecke" für ihren eigenen Untergang demonstrieren, da sieht man, was "guter Glaube in die staatlichen Medien" bewirkt...leider.
"Die heutige Jugend" ist mMn zu großen Teilen terra incognita. Mich würde wirklich mal interessieren, wie die Mehrheit tickt . . . oder welche Gruppen und Subkulturen wie ticken.

Man kann nur jedem raten, sich so gut es geht unabhängig, abseits der Lügenpresse zu informieren und immer wieder alles zu hinterfragen."
Egal welche politische Richtung man bevorzugt - man sollte immer auch die "gegnerischen" Medien lesen. Sun Tsu hätte dazu geraten. ;-)
 
Devil äh Emulator, ich bitte dich, deinen Versuch, meinen Thread dazu zu nutzen, deine politische Meinung kunzutun, wieder einzustellen.
Leider weiß ich gerade nicht, was du damit sagen willst. Du hast doch deinen politisch motivierten Text eingestellt und zur Diskussion angeregt.

Ich weiss nicht ob du die Diskussion verfolgt hast, es geht hier um die Filterblase an sich, und nicht darum zu bewerten, ob deine Filterblase oder meine oder die eines andere die bessere ist. Ergo: bitte halte dich mit deinen politischen Meinungen, die nur eskalieren sollen, zurück.
 

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