An Verschwiegenheitsabkommen gewöhnst du dich am besten. Gibt nicht immer einen Vertrag aber das wird angenommen.
Dass die Instrumentenwahl vorgegeben wird ist denke ich eher selten, eben weil es die Leute oft nicht kümmert, solange genau das rüberkommt was sie haben wollen. Aber auf der anderen Seite wird so viel zu der Stimmung und der gewünschten Wirkung der Musik in der Ausschreibung vorgegeben, dass man schon eine gute Vorstellung gewinnen kann welche Instrumente man verwendet wenn man sich nur kurz fragt "Wie erreiche ich diese Stimmung möglichst effektiv".
Tut mir leid dass du den Pitch verloren hast. Warst da sicher nicht der einzige
1. Wieweit sind die Stücke, welche abgeliefert werden noch aus dem Rechner oder kann es vorkommen, dass schon Instrumente recordet wurden?
Bei einem Pitch kommt meistens alles aus der Dose, manchmal macht man sich auch die Mühe etwas aufzunehmen. Aber da ein Pitch grundsätzlich erstmal unbezahlt ist, steckt da ein gewisses wirtschaftliches Risiko hinter und wenn man das auf einer regelmäßigen Basis macht und öfters verliert, wird es vielleicht finanziell knapp
Es ist völlig dir überlassen.
2. Wird bei einem Pitch bereits das finanzielle besprochen, welches Studio wo bereit ist für wieviel Aufnahmen zu machen? Oder ist Realität, was traurig wäre, dass viel "aus der Dose" kommt?
Bei der Ausschreibung steht glaub ich oft drin, auf was für ein Honorar sich der Gewinner freuen darf. Dann kann man nämlich für sich das wirtschaftliche Risiko besser einschätzen. Wenn ich für einen 100000€ Job pitche mache ich mir garantiert tausendmal mehr mühe als wenn es um 5000€ geht. Produktionsbudget und all das werden aber noch nicht ausführlich diskutiert. Das kommt alles später, denke ich. Ich weiß nicht wie das aussieht wenn es um einen Package Deal geht (also wenn der Komponist das Musikbudget bekommt und die Produktion der Musik selbst übernimmt und daraus finanziert). Wie gesagt, ich hab sehr sehr beschränkte erfahrungen mit diesen ganzen professionellen Pitches.
Das mit dem wirtschaftlichen Risiko ist auch einer der Gründe warum nur wirklich attraktive Produktionen einen Pitch ausschreiben können. Kein kleiner Independentfilm würde auf die Idee kommen sowas zu machen. Ich mache mir nicht so einen Stress um einen Kurzfilm vertonen zu dürfen für den ich hinterher eine symbolische Summe erhalte. Da läuft es im persönlichen Gespräch mit dem Regisseur und ich schreibe keine Musik bevor ich offiziell an Bord bin.
3. Mit wieviel Budget kann ein Film spielen, der sag ich mal in kleineren Kinos läuft, wie ist das mit dem Verleiher?
Da bewegen wir uns ja weit vom Thema "Pitch" weg. Und das kann man wirklich schwer sagen, weil es filme mit 8,5 Mio. Budget gibt die in den USA in zehn Kinos gelaufen sind, Paranormal Activity mit etwa 15 000 USD Budget aber zum Beispiel weltweit ein großer Erfolg war.
Das Budget hängt nicht wirklich von dem Erfolg des Films ab, es steht ja fest bevor der Film fertig ist. Du kannst aber ungefähr abschätzen wie groß das Gesamtbudget ist, wenn du die Produktion etwas kennst und sie mit Produktionen ähnlicher Größenordnung vergleichst. Manchmal kann man einfach nach dem Gesamtbudget fragen, wobei ich mir vorstellen kann, dass das eine Information ist, die nicht immer rausgegeben wird, solange die Produktion läuft. Immer legitim für dich als Komponist ist aber die Frage nach dem Musikbudget.
Solange du das im Vertrag nicht festgelegt hast, dass du Prozente bekommst und noch nicht mal Gemamitglied bist (was du aber werden solltest, sobald du in dieser Größenordnung arbeitest!!!) kann dir die Auswertung auch finanziell erstmal egal sein. Davon siehst du nichts.
4. Ich habe gehört, dass Instrumente teilweise aus dem Pc kommen und teilweise dann nur ein Cello oder so live eingespielt ist, und dann jeweils Spur für Spur aufgenommen wird. Wird dies aus finanziellen Gründen häufig gemacht?
Das wird auf jeden Fall sehr sehr häufig gemacht. Ein Orchester aufzunehmen kostet unglaublich viel Geld, auf der anderen Seite werten echte Instrumente eine Produktion enorm auf, wenn sie richtig eingesetzt und aufgenommen sind. Hybride Produktionen sind da total üblich, ich hab selbst jetzt schon mehrmals so gearbeitet. Alles digital, Solo-Cello echt ist sogar eine Kombination die ich schonmal gemacht hab.
Das passiert aber nicht immer nur aus finanziellen Gründen, selbst wenn du das Geld für ein Orchester hast, kann es immer noch sinnig sein, mit Samples zu layern um so einen "bigger than life" Sound zu erreichen. Kommt immer drauf an.
5. Inwieweit ist es Aufgabe des Komponisten den finanziellen Aspekt zu kalkulieren?
Das kommt eben auf den Vertrag an. Grundsätzlich gibt es zwei möglichkeiten:
- Du bekommst ein Honorar, die Produktionskosten (Aufnahme, Mischung, Booking, Contracting der ganze shit) der Musik übernimmt die Produktionsfirma
- Du bekommst das Musikbudget selbst in die Hand und musst die Produktion selbst leiten. In sowas sollte man nicht unerfahren und unvorbereitet reinstolpern - das ist mehr arbeit als man so denkt. Du stellst also als Komponist Leute an, musst kalkulieren wie groß die Produktion aufgezogen werden darf und hast die Verantwortung. Das was vom Musikbudget übrig bleibt ist schlussendlich dein Honorar. Also darfst du nicht alles für die Produktion verbraten, wenn du von irgendwas leben willst.
6. Wieviel Zeit bleibt einem Komponisten für die Filmvertonung, nachdem ein erfolgreicher Pitch gestartet und der Regisseur zufrieden mit dem Pitch war?
Uff. Keine Ahnung. Ich weiß nicht wie gängig es ist, im Briefing zum Pitch tatsächlich einen ungefähren Zeitplan vorzugeben. Wie viel Zeit du für ein Projekt hast variiert von Projekt zu Projekt stark.
7. Was ist genau gemeint mit "ich schicke eine Referenz"?
Das kommt auf den Kontext an. Wenn du gerade jemanden kennengelernt hast und ihm einen Überblick über deine Fähigkeiten geben möchtest, kannst du ihm zum Beispiel ein Demoreel mit verschiedenen Ausschnitten oder ganzen Stücken schicken.
Wenn es um ein konkretes Projekt geht und du ihm zeigen willst dass du für dieses konkrete Projekt der Richtige bist, kann es sich lohnen bewusst Stücke von deinen früheren Produktionen o.Ä. rüberzuschicken, von denen du denkst dass sie in die Richtung gehen wie das Projekt vertont werden sollte.
Ich hab es in der Anfangsphase auch einmal so gemacht, dass ich einfach ein kurzes Stück produziert habe um einen Regisseur von meiner Vorstellung zu überzeugen. Da ging es aber nicht mehr darum ob ich den Film vertone, sondern welchen musikalischen Ansatz wir wählen.
