Wer am meisten gibt

[Gel Mitglied 86343]

das hin und her beschwingt nicht mehr.
vom schaukeln wird mir übel.
das ewig gleiche zwiegespräch-
um längst verstrichne zeiten.
wird zäh und lähmt mich auch zugleich.

mein herz das sagt, mein leben wartet nicht.

will worte essen, deren fleisch mich sättigt.
doch jeder satz enthält nur schlechte luft.
will wissen, wo her das leben stammt.
doch dein mund ist eine gruft.
will mit den händen greifen- den inhalt deiner seele.
und als ich sie begreife- entweicht nur fades licht.
so falsch, den mensch als einen gott zu sehn.
auch wenn dein stolz es nunmal braucht.

 

[Teestunde]

Das ist für mich eher ein Gedicht als ein Liedtext. Die verwendeten Bilder sind gut. Nur das "und als ich sie begreife" passt mMn nicht richtig, weil hier die Deutung "etwas begreifen" im Sinne von "etwas verstehen" die Aussage fast ins Gegenteil verkehrt. Oder meintest du das wirklich so?
Mir persönlich ist die Gesamtaussage zu negativ. Aber das ist eine Frage des Geschmacks.

 

[Gel Mitglied 86343]

Das ist für mich eher ein Gedicht als ein Liedtext.

ja, es ist mit 'gedichtvertonung' vertaggt, den tag gab es schon.

Nur das "und als ich sie begreife" passt mMn nicht richtig, weil hier die Deutung "etwas begreifen" im Sinne von "etwas verstehen" die Aussage fast ins Gegenteil verkehrt. Oder meintest du das wirklich so?

mit 'sie' ist die seele gemeint. Mit 'begreifen' das Verstehen: Da ist kein Inhalt drin. Doch das soll keine Endfassung sein.
In der Gesamtaussage wird eine selbstbewusste Neuausrichtung auf das eigene Leben und das Ende einer Beziehung dar gestellt. Thema ist die negative Auswirkung einer unbedingten oder aufopfernden, altruistischen Liebe für den, der zuviel gibt.

 

[artname]

Mir ist zunächst kein Inhalt zu negativ! Aber ich suche immer einen positiven Ausdruck. ich lege alle anfangs negativen Aussagen auf den Prüfstand. Und form-uliere dann mit viel Freude, wonach ich mich mitten im Konflikt sehne. Das führt meist schlagartig zu anderen Texten... trotz innerlich bleibender Verbindung zum Konflikt.

@malles : Wie stark ist dein Interesse, den noch Text zu ändern?

 

[Gel Mitglied 86343]

Aber ich suche immer einen positiven Ausdruck.

Ist die Gewichtung auf das eigene Dasein im Gegensatz zur selbstzerstörenden Selbstaufgabe keine positive Botschaft? Dann muss die Aussage natürlich vetdeutlicht werden.

@malles : Wie stark ist dein Interesse, den noch Text zu ändern?

Alles klar, Leinen los! Wenn Du mit den Hufen scharrst, muss ich immer Lächeln.

 

[artname]

@ malles, heute habe ich keine Zeit für Änderungen. Ich wollte nur wissen, wie "verliebt" du momentan in den Text bist.

Ansonsten : "Ich werde aufhören zu rauchen", ist mMn KEINE positive Aussage für einen Raucher. Mir gelang die Entwöhnung über einen Trick! ich trank damals zu wenig Flüssigkeit. und so kam mir die Idee, bei jedem Nikotinanfall sofort einen Schluck Wasser zu trinken. Oops, da war er, der positive Ausdruck: Hurra, ich trinke täglich 3 Liter Wasser_!!!

Klingt vielleicht doof, aber genau DAS suche ich auch beim Texten. Wo ist die das Positive, der Eigennutz, der Spaß an der Janze! Wenn es für mich gut ist, warum nicht auch für mein Publikum? ...

 

[Gel Mitglied 86343]

Ich wollte nur wissen, wie "verliebt" du momentan in den Text bist.

Verliebt bin ich vor allem in die Energie, die aus der Schlussfolgerung entsteht. Sonst mag ich die stetig voranschreitenden Takte, die in die Umbrüche führen.

anfall sofort einen Schluck Wasser zu trinken. Oops, da war er, der positive Ausdruck: Hurra, ich trinke täglich 3 Liter Wasser_!!!

Den Reiz erkennen und mit positver Handlung belegen. So muss das LI also auch neue, positive Ausdrücke suchen und finden.

 

[artname]

Lieber malle, nicht das LI, sondern der AUTOR muß sich mit dem Text schöne Stunden machen.

Ich habe mich früher mit Änderungen rumgeschlagen, die ich hasste. Stundenlang, tagelang, wochenlang. Heute nehme ich die Gedanken meiner Partner ernst, aber meistens nicht ihre Vorschläge. ich trenne mich von dem die Anderen nicht überzeugenden Text und bereite mir mit einem völlig neuen wieder neue Freuden.

Dazu möchte ich anmerken, dass ich auch selten bereit bin, fremde Ideen zur Musik umzusetzen. Da müssen die schon zufällig mit meinen Lustvorstellungen korrespondieren. Meistens frage ich solange, bis wir uU. gemeinsame Erwartungen entdecken.

Was aber, wenn ich mich mal im eigenen Leid baden möchte? Dann versuche ich das Ganze so zu übertreiben, dass ich schon wieder Spaß daran empfinde. Das verlangt aber Mut. der mir wahrscheinlich beim armen Poeten unterwegs abhanden kam. Na juut, beim nächsten Mal besser

kannst du damit was anfangen?

P.S. ich finde, den Zusammenhang zwischen Worten und Freuden hat der @FredTadge ausgezeichnet im Reim-Faden dargestellt

 

[Gel Mitglied 86343]

kannst du damit was anfangen?

Gemäß dem eignen Lustprinzip 'anderen' Gedankengängen folgen. Radikale Trennung von spezifisch individuellen Sichtweisen und Entdeckung der eigenen Struktur in fremden Gedankenwelten. Selbstmitleidige Anfälle besser karikaturistisch übertreiben. -Anfangen ja. Von Deinen professionellen Herangehensweisen bleibt auch immer etwas hängen. Die Umsetzung ähnelt dann wohl eher naiver Malerei.
Egal, allein schon der Diskurs bereichert.

 

[artname]

Wieso naive Malerei? Der eine Maler pinselt lustvoll ohne Licht und Schatten, der andere malt nur Licht und Schatten, der dritte badet im Licht, der Vierte suhlt sich im Blut, der 5... ach, ergänz es selber,

lg

 

[Gel Mitglied 86343]

. Nur das "und als ich sie begreife" passt mMn nicht richtig, weil hier die Deutung "etwas begreifen" im Sinne von "etwas verstehen" die Aussage fast ins Gegenteil verkehrt.

Wieso naive Malerei? Der eine Maler pinselt lustvoll ohne Licht und Schatten, der andere malt nur Licht und Schatten, der dritte badet im Licht, der Vierte suhlt sich im Blut, der 5... ach, ergänz es selber,
lg

Dank Euch. Hab das Bild mal ausgemalt:

Wer zu viel gibt

das hin und her beschwingt nicht mehr.
vom schaukeln wird mir übel.
das ewig gleiche zwiegespräch-
um längst verstrichne zeiten.
wird zäh und lähmt mich auch zugleich.

mein herz das sagt, mein leben wartet nicht.

will worte essen, deren fleisch mich satt macht.
doch jedem satz entweicht nur heiße luft.
will wissen, wo das leben her kommt.
doch dein mund ist eine gruft.
will mit den händen greifen- den inhalt deiner seele.
doch wenn ich sie dann sehe, entweicht nur fades licht.
so falsch, den mensch als einen gott zu sehn.
auch wenn daran die Liebe bricht.

mein herz das braucht und sucht die weite sicht.

so schreite ich auf diesem pfad,
der niemals mir als weg erschien.
vergesse 'das, was man nicht sagt'.
frag mich viel mehr was ich noch mag.
leb endlich mich und nicht mehr dich.
wer zu viel gibt, vergisst den tag.

(Ed.)

 

[Teestunde]

Besser. Obwohl der Inhalt nicht mein Ding ist, gebe ich dir auf einer Skala von 1 bis 10 sieben Punkte.

 

[Gel Mitglied 86343]

Besser. Obwohl der Inhalt nicht mein Ding ist, gebe ich dir auf einer Skala von 1 bis 10 sieben Punkte.

Darf ich Dich fragen, warum es nicht Dein Ding ist? Ist es das Beziehungsende, der Grund dafür oder die Sichtweise darauf?

 

[Teestunde]

Nun, der Inhalt ist deine Sache. Es liest sich, als hättest du dich mit einer Hexe eingelassen, deren hübsche Fassade plötzlich abblättert. Wie in einem Gruselfilm. Das kreide ich natürlich nicht an. Aber mir ist das etwas zuviel an Schlechtmache. Bitte nimm das nicht als Kritik.

 

[Gel Mitglied 86343]

Nun, der Inhalt ist deine Sache. Es liest sich, als hättest du dich mit einer Hexe eingelassen, deren hübsche Fassade plötzlich abblättert. Wie in einem Gruselfilm. Das kreide ich natürlich nicht an. Aber mir ist das etwas zuviel an Schlechtmache. Bitte nimm das nicht als Kritik.

Alles gut! Bin nur erstaunt über Deinem tiefen Blick. Es dreht sich nicht allein um eine Person sondern eher allgemein um Charaktere, die Kim Carnes in 'Bette Davis Eyes' besingt. Aber 'gruselig' ist es schon...

 

[Teestunde]

Wenn ich deinen Text richtig lese, hast du Angst davor, verschluckt zu werden. Aber deswegen müssen die Frauen, die so auf dich wirken, nicht schlecht sein. Vielleicht ist es eher deine eigene Angst. Aber das geht jetzt zu weit. Und es geht mich auch nichts an.

 

[Gel Mitglied 86343]

Es geht gar nicht so sehr um Geschlechter sondern um Menschentypen, die Macht suchen und vergöttert werden wollen. Wenn man hinter die Fassade schaut, ist da nichts besonderes. Nur ein liebebedürftiges Kind.

 

[Teestunde]

Eben. Du schreibst es selbst: ein liebebedürftiges Kind.