Weihnachten, frei nach Eichendorff

[Teestunde]

Weihnachten, frei nach Eichendorff

Sinnend durch die Gassen gehen,
mag heut Abend keiner mehr.
Die Nation will Fernsehn sehen.
Alle Straßen sind ganz leer.
Was der Dichter da beschwor,
kommt mir wie ein Märchen vor.

An den Fenstern zucken Lichter,
greller Schein statt Kerzenglanz.
Wunderstill beglückte Kinder,
ja, die fehlen dafür ganz.
Was der Dichter da beschwor,
kommt mir wie ein Märchen vor.

Ich enteile aus den Mauern
voller Weh bis vor die Stadt,
warte auf das heil‘ge Schauern,
warte, ob es Wirkung hat.
Was der Dichter da beschwor,
kommt mir wie ein Märchen vor.

Sterne hoch die Kreise schlingen;
ich bin platt: Es ist kein Wahn!
Würd‘ ich hier mehr Zeit verbringen,
hört‘ ich wohl auch Engel singen,
doch dort kommt die letzte Bahn.
Was der Dichter da beschwor,
beinahe fliehe ich davor.

 

[Teestunde]

So. Endlich eine Pointe gefunden. Für alle, die sich wundern: Der Text dient zur Abkühlung!

 

[jet2]

ha, bei recording.de ist jeden tach weihnachten!!!

aber den text find ich ok.
und das thema ist eigentlich gar nicht so weihnachtlich...

 

[Teestunde]

und das thema ist eigentlich gar nicht so weihnachtlich...

Ja. Es ist ein allgemeines Problem, man sehnt sich nach höheren Dimensionen und schrickt dann davor zurück.

 

[artname]

Ja. Es ist ein allgemeines Problem, man sehnt sich nach höheren Dimensionen und schrickt dann davor zurück.

Ist das ein allgemeines Problem? Wenn ich mir die charts anschaue, spielt in vielen Songs eine konkrete Begegnung eine Rolle, ohne sonderlich "hohe dimensionen". Mir schwebt gerade Namika vor :

 

[Teestunde]

Ich meinte damit, dass sich sowas nicht nur zu Weihnachten ereignet: Da ist Sehnsucht, die Ausschau hält nach etwas, das endlich mal über den Alltag hinausgeht, aber sobald einem das entgegentritt, was die Macht hätte, das kleine Ich aus dem Alltag heraus zu heben, schrickt man irgendwie davor zurück. (Blöd formuliert, aber vielleicht verstehst du mich trotzdem.) Danke für den Titel. Die Begegnung ist bei mir die Konfrontation mit den Sternen, die das naturentwöhnte Menschenkind überwältigen. Es war auf den Alltag und nicht auf die Charts bezogen.

 

[artname]

Ja, wir sind hier an einer wichtigen Kreuzung. Mich trägt o.g. Video angenehm aus dem manchmal schweren Alltagstrott heraus. Ich muß nicht Kontakt mit einem Gott aufnehmen, um im Leben Großartigkeit zu entdecken. Dazu reicht bereits die Tatsache, dass eine Fremde mich unvermutet anlächelt .......

 

[Teestunde]

Das ist doch schön. Und so ein Lächeln kann gewiss überwältigend sein. Ich brauche zum Ergriffensein normalerweise auch keinen Gott. Aber hin und wieder packt mich dann doch die Sehnsucht. Besonders zu Weihnachten.